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Kreuzung einer weiblichen dänischen Dogge mit einem pyrenäischen Mastiff hervorgegangen
sei. Zu bemerken ist, dass die
ihrem natürlichen Milieu entrückten Hunde dieser
Rasse oft zu Grunde gehen oder aber zum mindesten nach und nach die auszeichnenden
Eigenschaften ihrer Art verlieren. Von jeher bestand
die Aufgabe dieser nützlichen Helfer auf dem Grossen
St. Bernhard
darin, dass im Winter jeden Tag je ein Paar (und zwar ein älterer
Hund mit einem jüngeren zusammen) in Begleitung
eines
Mönches oder eines Knechtes sowohl gegen die italienische
Seite des Passes als auch in der Richtung der
Cantine de Proz
ausgesandt
wurde, um nach verirrten oder erschöpften Reisenden zu suchen.
Heute machen sie sich nur dann
auf den Weg, wenn telephonisch angezeigt worden ist, dass Reisende die italienische oder die
schweizerische
Cantine passiert haben und von da auf dem Weg über
den
Pass sind. Die Tiere finden auch bei tiefem
Schnee stets
die richtige Spur und leiten
Mönche, Knechte und Reisende auf den einzig möglichen Weg. Die jungen Hunde
machen ihre Lehre in Begleitung der Knechte und kommen ziemlich rasch dazu, ihre Aufgabe zu verstehen und sie befriedigend
zu lösen. Obwohl die telephonische Verbindung des Hospizes mit den Schutzhäusern an
beiden Abdachungen des Passes heute
die Anzahl
der Unfälle ziemlich vermindert hat, sind doch die Hunde im Winter immer noch unentbehrlich. Nähere Auskunft
erteilt das vom St. Bernhard
sklub in München 1894 herausgegebene Bernhard
iner-Stammbuch.
Ueber die innere Organ
isation des
Klosters und die Berufstätigkeit seiner Ordensleute gibt uns
F. O. Wolf (nach Mitteilungen
des Domherrn Bourgeois, Prior auf dem Grossen St. Bernhard
) folgende Auskunft: Das Hospizium auf dem
Grossen St. Bernhard
, wie auch die Schwesteran
stalt auf dem
Simplon werden von den Chorherren (heute etwa 50), welche die
Regel des h. Augustinus befolgen, verwaltet; sie stehen unter einem Propst, welcher das Recht hat, Stab und Inful
zu tragen und der gewöhnlich in
Martinach residiert.
Die unmittelbare Leitung des Innern aber ist einem Prior an
vertraut, welcher
im Kloster selbst wohnt. Die übrigen Würdenträger
der Kongregation sind der «Infirmier», dem die Krankenpflege obliegt, und
der «Clavendier» und «Éléemosinaire»,
welch' beide die Reisenden zu empfangen und zu verpflegen haben. Der Novizenmeister (père-maître) und
die Professoren widmen sich der Bildung und Erziehung der neu eintretenden
Brüder. Nur kräftige Jünglinge, welche jedoch
die niedern Gymnasialstudien vollendet haben müssen, werden als Novizen aufgenommen; die philosophischen und theologischen
Studien werden
im Kloster gemacht.
Nach 10-15, höchst selten nach 20 Jahren Aufenthalt auf dem rauhen, unwirtlichen
Berge werden die noch
rüstigen Klostergeistlichen (die meisten erliegen sehr
jung den nachteiligen Einflüssen des Klimas) zur Verwaltung einiger
Pfarreien im Wallis,
welche Beneficium des
Klosters sind, verwendet; die Kränklichen und Altersschwachen beziehen das Zufluchtshaus,
welches der Orden im milderen
Martinach besitzt. Die Ausübung einer nie ermüdenden Gastfreundschaft
gegen Jedermann, ohne Unterschied der Nationalität, des
Standes, noch des Glaubens, ist die Lebensaufgabe der Bernhard
inermönche.
Jedes Jahr zählt man 20000-22000 Reisende, die den
Pass über
schreiten und
im Kloster vollständig kostenlos verpflegt werden.
Das Hospizium ist in erster Linie für die armen Reisenden gestiftet, und da die Einkünfte des
Klosters
heute nur noch sehr beschränkte sind, ist es Ehrensache der Vergnügungsreisenden, mindestens den ungefähren Gasthofpreis
des Genossenen in den Armenstock zu legen. Während des Winters, der hier oben beinahe neun lange Monate währt, steigen
jeden Tag zwei Knechte, «Marronniers» genannt, mit den klugen Hunden bis
zu den nächstgelegenen Zufluchtshäusern hinunter.
Auf der
Walliser
Seite beträgt die Entfernung dahin eine Stunde und auf dem italienischen Abhang 40 Minuten. Bei frischem
Schneefall und stürmischem Wetter aber braucht man, abgesehen von der Lawinengefahr, unendlich mehr Zeit hiezu, und alsdann
werden die Marronniers von den Klostergeistlichen begleitet. Nicht selten findet man auf dem
Wege Reisende
mit erfrorenen Gliedern. Diese Bedauernswürdigen werden immer
im Kloster bis zu ihrer völligen Wiederherstellung gepflegt;
nur solche, an denen Amputationen vorgenommen werden müssen, transportiert man in den
Spital nach Aosta. Sollten die Armen
hier oben ihren
Leiden erliegen, so werden sie gleich denen, welche auf der
Reise vom Tod über
rascht werden,
in der Morgue nach katholischem Ritus beigesetzt.
Das Gebiet des Grossen St. Bernhard
hat eine reiche Flora. Es ist seit beinahe einem Jahrhundert fleissig erforscht worden,
denn die Chorherren vom St. Bernhard
beschäftigen sich seit Murith's Zeiten mit dem Studium der verschiedenen Naturwissenschaften,
vorzüglich aber mit Botanik, und standen fortwährend in geistigem Verkehr mit den berühmtesten Fachgelehrten.
Neben den allgemein verbreiteten alpinen Arten finden wir hier oben auch noch eine Reihe von Seltenheiten, von denen wir
folgende besonders namhaft machen: Barbaraea intermedia, Hugueninia tanacetifolia, Sagina glabra, Meum athamanticum, Chaerophyllum
hirsutum var. elegans;
zahlreiche seltene Habichtskräuter, wie Hieracium tendinum, H. subrubens, H. glaciellum, H. Faurei, H. hybridum, H. pyrrhantes, H. corymbuliferum, H. Smithii, H. fuliginatum, H. Murithianum, H. graniticum, H. ochroleucum, H. doronicifolium, H. brassicoides etc.;
viele Alchimillen und manche Arten von Läusekraut, (besonders am italienischen Hang des Passes), wie Pedi- ¶
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cularis incarnata, P. gyroflexa, P. cenisia, P. recutita, P. tuberosa und viele Bastarde; ferner Carex microstyla, C. incurva und C. lagopina, Braya pinnatifida, Arenaria Marschlinsii. Spergularia campestris;
Ranunculus aconitoides, R. aduncus, R. pyrenaeus var. plantagineus;
Valeriana celtica;
alle alpinen Weiden und deren Bastarde Salix arbuscula × helvetica, S. glauca × retusa, S. helvetica × herbacea Vergl.
Jaccard, Henri. Catalogue de la flore valaisanne. (Neue Denkschriften. Bd. 34. Zürich 1895); Bulletins des travaux de la Soc. Murithienne du Valais.
Klima.
Auf dem Grossen St. Bernhard
befindet sich seit einer Reihe von Jahrzehnten eine meteorologische Station, die weitaus die
älteste aller Gebirgsstationen ist und deren Beobachtungsresultate daher von ganz besonderem Interesse sind. Sie ist 1817 von
Marc Auguste Pictet aus Genf
gegründet worden. Ihre Beobachtungen sind seither zusammen mit denen des Genfers Observatoriums
regelmässig jeden Monat veröffentlicht worden, und zwar zuerst in der Bibliothèque Universelle (partie scientifique) und
dann in den Archives des sciences de la Bibliothèque Universelle.
Alljährlich gibt das die Station leitende Observatorium zu Genf
dazu noch ein besonderes Résumé météorologique de l'année
pour Genève et le Grand Saint Bernard heraus. Die Station auf dem Grossen St. Bernhard
ist zu wiederholten Malen mit Instrumenten
ausgerüstet worden, so namentlich 1839 durch Auguste de la Rive, 1883 durch das Genfer Observatorium und
die eidgenössische meteorologische Zentralanstalt in Zürich
und 1901 durch Vermittlung von Prof. R. Gautier (Registrierinstrumente).
Die Beobachtungen sind von den Klostergeistlichen stets freiwillig und mit grosser Sorgfalt gemacht worden. Im folgenden
geben wir eine Reihe von Mitteln, die von E. Plantamour nach den Beobachtungsreihen 1841-1867 berechnet
wurden.
Monate | Temperatur °C. | Niederschläge Höhe mm. | Tage | Bewölkung in Zehnteln der sichtbaren Himmelsfläche | Luftdruck mm. |
---|---|---|---|---|---|
Januar | -9,0 | 129 | 11 | 5.0 | 560.5 |
Februar | -8,6 | 94 | 9 | 5.3 | 560.2 |
März | -7,3 | 97 | 11 | 5.9 | 559.7 |
April | -3,3 | 120 | 11 | 6.7 | 561.6 |
Mai | 0.5 | 120 | 11 | 6.9 | 563.8 |
Juni | 4.1 | 101 | 10 | 6.5 | 567.1 |
Juli | 6.2 | 75 | 9 | 5.5 | 568.5 |
August | 6.0 | 86 | 9 | 5.8 | 568.4 |
September | 3.3 | 116 | 9 | 5.8 | 567.5 |
Oktober | -0,5 | 142 | 10 | 6.1 | 561.6 |
November | -5,3 | 99 | 10 | 5.4 | 562.0 |
Dezember | -7,6 | 73 | 8 | 4.5 | 562.3 |
Winter | -8,4 | 296 | 28 | 4.9 | - |
Frühling | -3,4 | 337 | 33 | 6.5 | - |
Sommer | 5.4 | 262 | 28 | 5.9 | - |
Herbst | 0.8 | 357 | 29 | 5.8 | - |
Jahr: | -1,76 | 1252 | 118 | 5.8 | 563.9 |
Das Minimum der Temperatur fällt häufig bis -22° und -23° C. und erreicht in seltenen Fällen -28° bis -30°, während
das Maximum 17-18, höchstens 20° C. beträgt. Allgemeine Charakteristik des Klimas nach F. O. Wolf:
Grosse Feuchtigkeit während des ganzen Jahres, besonders aber im Frühjahr, und ein meistenteils bedeckter Himmel. Von Ende
September oder Anfang Oktober bis Anfang Juli immer andauernder Schnee, dessen mittlere Mächtigkeit 10 m beträgt. Alsdann
entwickelt sich rasch eine spärliche, aber an seltenen Arten überaus
reiche Vegetation. Während der
Wintermonate, besonders im November und Dezember, heftige Stürme; im Januar und Februar die meisten hellen Tage des Jahres.
Für Weiteres verweisen wir auf den Abschnitt Klima des Artikels Wallis.
Geschichte.
Die Geschichte des Passweges und des Hospizes kann in zwei Zeiträume zerlegt werden: 1. die Zeit der Salasser, Römer und des Mittelalters bis zur Gründung des Hospizes;
2. von der Gründung des Hospizes bis zur Neuzeit.
1. Die vorhistorische Geschichte des Passes ist in Dunkel gehüllt. Aus historischer Zeit berichtet uns zuerst Polybius und
Titus Livius, dass 388 v. Chr. eine Schar von keltischen Lingonen und Boiern den Pass über
schritten habe.
Sicherer ist der Zug
des Brennus, eines Heerführers der Senoner, der die Römer am 18. Juli 390 v. Chr. am Allia schlug und Rom eroberte.
Dann sollen nach Polybius die längs der Rhone und in den Alpen wohnenden Gesaten als Söldner und Verbündete
der Gallier 225 v. Chr. über
den Grossen St. Bernhard
in Italien eingefallen sein.
Hannibals berühmter Zug
über
die Alpen (218 v. Chr.) ist in alter und neuerer Zeit vielfach mit dem Grossen St.
Bernhard in Verbindung
gebracht worden, während die neuesten Forschungen diesen Pass aus der Reihe der Möglichkeiten eliminiert
und es höchst wahrscheinlich gemacht haben, dass Hannibal über
den Kleinen St.
Bernhard gezogen ist. Jedenfalls ist der
Grosse St. Bernhard aber von den Kelten und Römern öfters begangen worden: die verschiedenen Altertümer, die man hier
oben noch immer entdeckt und die vielen hier gefundenen keltischen, gallischen und römischen Münzen,
die ebenfalls im Kloster aufbewahrt werden, zeugen dafür, dass zahlreiche Heere den Pass seit den frühesten Zeiten benutzt
haben.
Später legten die Römer über
ihn ihre grosse Heerstrasse
von Mediolanum (Mailand) über
Augusta Praetoria (Aosta), Viviscum
(Vevey) und Aventicum (Avenches) nach Augusta Rauracorum (Augst) am Rhein (mit Abzweigung über
den Col de
Jougne und Pontarlier nach Reims), die erst 47 v. Chr. vollendet wurde und deren Ueberreste von der Passhöhe bis nach Martinach
hinab noch überall angetroffen werden. Den Uebergang von Aosta bis Martinach schätzten die Römer nach der Peutinger'schen
Tafel auf 65 Meilen oder 93,3 km, welche Zahl der Wirklichkeit ziemlich gut entspricht.
Der ursprüngliche Name des Passes, Mons Poeninus, dessen Etymologie noch sehr unsicher ist, wurde später durch die bis zur
Gründung des Klosters allgemein übliche Bezeichnung Mons Jovis (Jupiterberg, französisch Mont Joux) ersetzt. Auf der Passhöhe
hatten nämlich die Römer einen dem Jupiter Poeninus geweihten Tempel und daneben ein Hospizium errichtet,
das zur Aufnahme reisender Kaufleute und der nach Gallien gesandten Krieger diente. Da der Jupiterberg die gewöhnliche Strasse
war, auf der die Römer ihre Heere gegen die Barbaren führten, wurde von ihnen alle Mühe darauf verwendet, den Reisenden
jede mögliche Erleichterung zu verschaffen. Zugleich standen längs dem Weg über den Jupiterberg -
wie übrigens an allen grossen
Römerstrassen - noch
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