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Kamm. Von hier verläuft die Landesgrenze, das hydrographisch zur Vallée de Salvan gehörende Gebiet von Vallorcine vom Schweizerboden ausschliessend, quer durch das Thal bis zur Vereinigung der Thälchen von Barberine und Vallorcine, worauf der linksseitige Gebirgsrahmen fortgesetzt wird durch den Bel Oiseau (2638 m), die Dent de Fenêtral (2582 m), die Tour Sallières (3227 m), den Luisin (2789 m) und den Petit Perron (2618 m), um sich dann zwischen der Trientschlucht und den Fällen der Salanfe (Pissevache) rasch gegen Vernayaz zum Rhonethal zu senken.
Das Salvanthal mündet hoch oben über der Sohle des Rhonethales in dieses letztere ein (es hängt über dem «übertieften» Rhonethal), wie dies auch bei dem benachbarten Thal der Salanfe der Fall ist. Während aber dort der Wildbach sich noch mit einem hohen Wasserfall (Pissevache) ins Rhonethal hinunterstürzt, hat hier der Trient die Thalstufe bereits durchsägt und die berühmte Schlucht gebildet, die jährlich von Tausenden von Besuchern bewundert wird (s. den Art. Gorges du Trient).
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Salvanthal nur auf Umwegen, die der Schlucht ausweichend in die Höhe steigen, zugänglich ist. Der eine dieser Wege, ein felsiger und rauher Fusspfad, geht von Vernayaz rechts der Schlucht des Trient zunächst zu dem in einem kleinen Thälchen hinter dem Felskamm Les Charfaz geschützt gelegenen Weiler Gueuroz (oder Les Jeurs; 650 m) hinauf, um dann durch düstere und an steilen Hängen stehende Waldungen zu ziehen und beim Maiensäss La Taillat die Sohle des Salvanthales zu erreichen.
Der zweite Weg, der jetzt zu einem guten Fahrsträsschen umgebaut ist, erklimmt neben den Schieferbrüchen und Anthrazitminen ob Vernayaz in 43 kurzen Schlingen das linksseitige Gehänge des Rhonethales, erreicht links über der Trientschlucht in 900 m Höhe den Boden des Salvanthales und führt dann über die Weiler Les Granges und Le Biolley nach Salvan, dem Hauptort der Gemeinde Salvan und der bedeutendsten Ortschaft des Thales überhaupt. Von da an setzt sich das Strässchen über Les Marécottes, Médetta, Triquent, Finhaut und Giétroz thalaufwärts fort, um bei Le Châtelard in die von Martinach herkommende und über La Forclaz und die Tête Noire führende Strasse nach Chamonix einzumünden.
Alle die genannten Orte sind, wie Trient und die Tête Noir (an der Strasse über La Forclaz), besuchte Sommerfrischen. Die Fremdenindustrie hat in diesem Thal seit wenigen Jahren einen überraschend grossen Aufschwung genommen; Hauptstationen sind Salvan (925 m), Finhaut (1244 m) und Trient (1295 m). Es sei hier bemerkt, dass das Thal übrigens schon seit den Anfängen des modernen Alpinismus einen der wichtigsten Zugänge zum Gebiet des Mont Blanc bildete und dass man im Engpass der Tête Noire schon seit 1834 Touristen beherbergte.
Die Thalbewohner, die sich neben der Landwirtschaft meist noch irgend einem anderen Gewerbe zu widmen pflegen, sind tätig, ausdauernd, erfinderisch und geduldig. Ihre Offenheit und Ehrlichkeit lässt sie manchmal etwas naiv erscheinen, so dass einst zahlreiche fröhliche Anekdoten über sie im Umlauf waren. Manche Familienväter wandern periodisch aus, um allerlei Handel, besonders mit Weinstein, zu treiben, der sie bis nach Frankeich und Algerien führt. Andere ziehen über den Atlantischen Ozean, um in den Minen und Wäldern der nordamerikanischen Felsengebirge durch harte Arbeit sich so viel zu verdienen, dass sie nach der Heimkehr ihr Gütchen durch Ankauf neuer Grundstücke vergrössern können.
Die seit etwa 15 Jahren so blühende Fremdenindustrie hat allerdings dieser Auswanderung etwelchen Einhalt getan, da nun die Leute in der Lage sind, auch im Heimatthal selbst einen bessern Verdienst zu finden. Seitdem auf französischem Boden die das Arvethal durchziehende Eisenbahn nach Chamonix erbaut worden war, begann man in den interessierten Kreisen des Wallis dafür zu fürchten, dass die beiden aus dem Rhonethal durch die Vallée de Salvan führenden Strassen nach Chamonix allmählig unter der Konkurrenz dieser Bahn zu leiden haben möchten.
Man trat daher seit 1890 der Frage einer eigenen Alpenbahn durch das Salvanthal näher und kam in neuester Zeit unter Mitwirkung der Behörden zu einer glücklichen Lösung. Die neue Bahn hat vom Bahnhof Martinach, ihrem Ausgangspunkt, bis nach Le Châtelard, der Endstation, eine Länge von 17,2 km, wird elektrisch betrieben und ist an Stellen, deren Steigung über 6 beträgt, als Zahnradbahn eingerichtet. Die Spurweite beträgt 1 m. In Le Châtelard wird die Bahn, deren Erstellungskosten auf 2900000 Fr. berechnet worden sind, an eine französische Bahn anschliessen, die von hier nach Chamonix führen soll.
Sie hat sieben Stationen (Bahnhof Martinach, Stadt Martinach, Vernayaz, Salvan, Triquent, Finhaut und Le Châtelard) und zwei Haltestellen (La Bâtiaz im Rhonethal und Les Marécottes zwischen Salvan und Triquent). Bis 1798 bildeten die Gemeinden Salvan und Finhaut zusammen die Herrschaft Salvan, die Eigentum der Abtei Saint Maurice war. Das Gebiet von Trient-Tête Noire gehörte zuerst zur Herrschaft und dann zur Gemeinde Martinach, nachher zur Gemeinde Martinach Combe und wurde 1899 zur selbständigen Gemeinde Trient erhoben. Vergl. auch den Art. Salvan.
Bibliographie:
Wolf, F. O. Martinach und die Dransethäler. (Europ. Wanderbilder. 143-146). Zürich 1888; Wagnon, Aug. Guide la Vallée du Trient. Genève 1903; Coquoz, Louis. Guide et légendes de Salvan. Lausanne 1901; Coquoz, Louis. Histoire et description de Salvan-Finshauts. Lausanne 1899; Reber, B. Die vorhistor. Skulpturen in Salvan. Braunschweig 1891; Reber, B. Excursions archéolog. en Valais (im Bulletin de l'Institut genevois. Bd 31).