Schluchtenlauf von links mündende Gettelgraben und der über die Terrasse von Brigerberg fliessende Rufigraben, der oberhalb
der Stadt Brig von rechts mündet.
Das Einzugsgebiet umfasst 77,68 km2, und die geringste Wassermenge kann auf etwa 0,4
m3 in der Sekunde geschätzt werden. 1401: Saltane.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
1060-750 m. Rauhe und düstere Schlucht, 3 km lang und von der Saltine durchflossen;
reicht vom Thalkessel Im Grund, wo sich der Kaltwasser- oder Taverbach, der Ganterbach und der Nesselbach zur Saltine vereinigen,
bis zur Napoleonsbrücke, wo der Wildbach das Rhonethal erreicht. Die in ihrem obern Abschnitt auf eine Strecke von etwa 2 km
unzugängliche Schlucht bildet eine zwischen dem Glishorn (2528 m) und dem Tunnetschhorn (2934 m) in die Glanzschiefer eingeschnittene
Klus und ist bis zu 300 m tief.
Aus ihr zweigen nach rechts und nach links je ein Bewässerungskanal (bisse) ab, die die Wiesen
von Brig bezw. von Glis befruchten.
Links über ihrer Mündung stand einst eine Burg, die heute bis auf
wenige Reste verschwunden ist.
(Val) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2200-318 m. Linksseitiger Nebenast des Maggiathales; steigt vom Dorf Maggia etwa 3 km nach NO. an
und teilt sich dann in zwei Alpkessel, von denen der eine mit dem Val Busada im ganzen ö. gegen den Madone di
Giovi, der andere mit dem Val di Fô gegen den Pizzo Piancaccia ansteigt. Beide zusammen haben von NW. nach SO. eine Länge
von etwa 5 km und eine Breite von bis auf 3 km, und für beide bildet das Val Salto den gemeinsamen,
engen Abzugskanal.
(Lej) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2610 m. Winziger See; 800 m sö. vom Piz Saluver in einer mit Schutt bedeckten
Mulde und wohl auch infolge Aufdämmung durch Schutt entstanden. Ihm entspringt eine der zahlreichen Quelladern des das Val Saluver
durchfliessenden Schlatteinbaches. 200 m ssw. liegt ein ähnliches, aber abflussloses Seebecken. Beide sind
nur je etwa 50 m lang.
(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3146 m. Gipfel im Stock des Piz Ot (Gruppe des Piz d'Err), zwischen den Hochthälchen Val Suvretta-Val
Beyer im W. und N. und dem bei Celerina sich öffnenden Val Saluver im SO.; 1,9 km sw. vom Piz Ot und 1,6
km wsw. vom Piz da Trais Fluors. Am N.-Hang liegt gegen das Val Bever zu der prächtige Vadret da Palüd Marscha, der grösste
Gletscher in der Gruppe des Piz Ot. Der Piz Saluver besteht zum grössten Teil aus grünem Granit, wie er in der Kette der
Crastamora (Albulatunnel) auftritt; am SO.-Fuss aber reichen Kalke und Schiefer der Trias und des Lias
in einem ansehnlich breiten Band vom Piz Padella durch Val Saluver bis in das Grenzgebiet des Piz Suvretta, Piz Julier und Piz Nair
hinüber (Mulde, zum Teil gequetscht und überschoben).
Die Liasgesteine der Umgebung liefern Abdrücke von Fucoiden, seltener Belemnitenreste. Der Piz Saluver
kann von Celerina aus durch Val Saluver am besten von der O.-Seite her bestiegen werden, erhält aber weit weniger Besuch als
die Nachbargipfel Piz Padella, Piz Ot, Piz da Trais Fluors und Piz Nair. Geologisch und floristisch bietet der Berg hohes Interesse,
ebenso durch sein malerisch-wildes landschaftliches Bild, das man sowohl von Val Beyer als von Val Saluver
aus bewundern kann.
(Val) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
2770-1724 m. Linksseitiges Nebenthal zum Ober Engadin, in das es bei Celerina einmündet. Senkt
sich auf eine Länge von etwa 5 km zuerst gegen O. und dann gegen SO. Den Gebirgsrahmen bilden der Piz Padella,
Piz da Trais Fluors und Piz Saluver im N., die S.-Ausläufer dieses letztern und der Sasso Corviglia im W., sowie der Piz Nair,
Sasso Ranzöl und Sasso da Muottas im S., von welch' beiden letztern Felsköpfen in vorhistorischer Zeit grosse Bergstürze und
andere Bodenbewegungen gegen St. Moritz hinab stattgefunden haben. Val Saluver wird vom Schlatteinbach durchflossen, dessen
Quelladern sich in den Mulden und Kesseln zwischen Piz da Trais Fluors, Piz Saluver,
Sasso Corviglia und Piz Nair sammeln. Eine
dieser Adern kommt aus dem Lej Saluver, und eine andere, längere, durchfliesst den grösseren Lej Alv.
Nebenthälchen sind (im N.) Val Selin und Val da Zuondra, welch' letzteres, das unterhalb der Alp Saluver einmündet, gegen
die starke und rasch fortschreitende Erosion mit zahlreichen Thalsperren verbaut worden ist. In seinem mittleren Abschnitt
hat der Bergbach ein geringes Gefälle, während das Thälchen unterhalb der Alphütten Saluver (2062
m), wo es stark nach SO. umbiegt, eine enge Schlucht bildet und bis zum eigentlichen Thalausgang oberhalb Celerina ein Gefälle
von etwa 25% aufweist.
Die Alp Saluver gehört der Gemeinde Celerina und hat ihre schönsten und flachsten Böden weiter oben in Margun (2279 m);
die zweite Kuhalp der Gemeinde, Laret (2101 m), liegt weiter s. am O.-Hang des Sasso da Muottas, der einen
prachtvollen Ueberblick über das Ober Engadin und Pontresinathal bis über den Berninapass hinaus darbietet. Im Thalvordergrund
findet sich ein etwa 500 m breiter Streifen Wald. Zu den genannten Alpen führen von Celerina und von St. Moritz her
schöne Wege.
Eine Wanderung im Saluverthälchen ist landschaftlich, geologisch und botanisch interessant. Reicher Wechsel der Gesteinsarten,
unter denen krystalline Schiefer, Granit, Verrucano, Kalke und Dolomite der Trias, Gips, Liaskalke und -schiefer, letztere
mit Fucoiden, die wichtigsten sind. Die Lagerung der Schichten ist äusserst kompliziert und zeigt viele Anomalien, zu
denen auch die grossen Absenkungen und Niederbrüche von triadischem Dolomit an der O.-Seite des Sasso Ranzöl und Sasso da
Muottas zu rechnen sind.
(Kt. Wallis,
Bez. Saint Maurice). 925 m. Gem. und Pfarrdorf, 5 km sw. der Station Vernayaz der Simplonbahn.
Station der elektrischen Bahn Martinach-Le Châtelard. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde umfasst den vorderen Abschnitt
des Thales von Salvan und einen 3 km langen Landstreifen am rechten Rhoneufer zwischen den Felsen von Gueuroz und der
Mündung des Trient einerseits und dem S.-Ende des Weilers La Balme an der Mündung der Salanfe andererseits. Gemeinde: 464 Häuser, 1916 Ew.
(wovon 17 Reformierte);
Dorf: 123 Häuser, 453 Ew. Kirchgemeinden Salvan und Vernayaz. 1888 zählte die Gemeinde 1841 Ew.
Das Dorf Salvan, auch Salvan Ville genannt war lange Zeit die bedeutendste Siedelung der Gemeinde, bis
es von dem im Rhonethal gelegenen Vernayaz (Bahnstation, Elektrizitätswerk, verschiedene Industrien, Exkursionszentrum) überflügelt
wurde. Immerhin bildet Salvan als Hauptort der Gemeinde immer noch deren administrativen Mittelpunkt und ist auch der Sitz
der beiden grossen Jahrmärkte geblieben. In seiner Umgebung liegen die Dörfer und Weiler Les Granges,
Biolley, La Combe, Les Marécottes und Les Places.
Die Pfarrkirche von Salvan ist dem h. Mauricius, Märtyrer der thebäischen Legion, geweiht. Die Bewohner sind unternehmend,
tätig und ausdauernd und wandern wie die Leute von Bagnes oft auf längere Zeit aus. Da der anbaufähige Boden mit Hinsicht
auf die grosse Zahl der Bewohner räumlich sehr beschränkt ist, suchen die «Salvanins»
schon seit längerer Zeit ihr Brot mit den verschiedensten Beschäftigungen zu erwerben: durch Kleinhandwerk und Kleingewerbe,
hausieren, Jagd, Tuchweberei, Flössen von Bauholz, Ausbeute von Stein- und Schieferbrüchen, Handel mit
mehr
Weinstein, fremde Dienste (früher häufiger als heute) etc. Wie die Bewohner anderer Walliser Seitenthäler besitzen auch
die Leute von Salvan an den Gehängen des Rhonethales Weinberge, so besonders bei Plan Cerisier (Gemeinde Martinach), einem
aus Rebhäuschen bestehenden kleinen Dorf. Eine der Haupteinnahmequellen bildet seit langer Zeit der Abbau der
vorzüglichen Schieferbrüche über Vernayaz. Daneben wird Ackerbau, Viehzucht und Alpwirtschaft betrieben.
Von Bedeutung ist auch die Fremdenindustrie, die seit der Verbesserung bestehender und der Anlage neuer Verkehrswege einen
raschen und ungewöhnlich lebhaften Aufschwung genommen hat. Neben der Thalstrasse, die nach Finhaut hinauf und weiterhin über
Le Châtelard und den Col des Montets nach Chamonix führt, verbindet jetzt eine 1906 eröffnete elektrische
Alpenbahn die Vallée de Salvan mit dem Rhonethal einerseits und dem Thal der Arve andererseits. Salvan liegt in einer der Richtung
des Thales folgenden, spitzen V-förmigen Mulde, deren Kern aus nahezu senkrecht aufgerichteten Schiefern besteht, während
die Schenkel von Konglomeraten (sog. Poudingue de Vallorcine) gebildet werden, die oft prachtvolle Gletscherschliffe
(vom einstigen Trientgletscher) zeigen.
Diese Mulde ist wie ein sehr spitzer und enger Keil zwischen die beiden krystallinen Stöcke des Fontanabran und Mont Arpille
eingesenkt. Neben den Schiefern finden wir auch noch graue, grünliche und rosarote Sandsteine, die dem
tiefern Karbon angehören und das Vallorcinekonglomerat begleiten. Bemerkenswert sind ein grosser erratischer Block aus Augengneis,
Pierre Bergère genannt und ö. der Kirche auf den geschliffenen anstehenden Felsen liegend (5 m hoch, 6 m lang und 4-5 m breit),
der aus dem Nikolaithal stammen soll und von der linken, südlichen, Seitenmoräne des einstigen Rhonegletschers
hier abgelagert worden ist, ferner der mit vorhistorischen Skulpturen bedeckte Rocher du Planet, den B. Reber untersucht und
beschrieben hat, sowie endlich - nö. vom Dorf - mehrere von ehemaligen Gletscherbächen ausgehöhlte Riesentöpfe.
Man hat in Salvan zu wiederholten Malen versucht, Anthrazitgänge auszubeuten, doch war das zu Tage geförderte
Produkt bis jetzt immer zu stark schieferhaltig und deshalb nicht konkurrenzfähig. Die schon im 15. Jahrhundert genannten
Bergwerke und Schieferbrüche von Salvan haben im Lauf des 18. Jahrhunderts zu zahlreichen Streitigkeiten zwischen der Gemeinde
einerseits und den Unternehmern (amodiateurs) sowie später dem Abt
von Saint Maurice andererseits Anlass
gegeben, welch' letzterer 1752 verfügte, dass alle Mineralfunde und Minenprodukte Eigentum des Grundherrn, d. h. eben der
Abtei Saint Maurice, sein sollten.
Die Schieferbrüche von Salvan haben trotz einer sehr starken Konkurrenz ihren alten guten Ruf bis auf heute behauptet und
werden eifrig und mit Erfolg ausgebeutet. Das Thal von Salvan, das heute die Gemeinden Salvan und Finhaut
umfasst, und Otanelle (Vernayaz) wurden vom Burgunderkönig Sigismund 516 dem Kloster Saint Maurice geschenkt, dessen Aebte
bis 1798 hier unbeschränkte Herren waren und ihre Hoheitsrechte durch einen Burgvogt ausüben liessen. Um 1138 gelang es
den Herren d'Allinges, deren einer weltlicher Chorherr und Vorsänger des Klosters Saint Maurice war, sich
Salvan's zu bemächtigen; sie mussten ihre Eroberung aber bald wieder an die Abtei abtreten, der in dieser Angelegenheit
der Graf von Savoyen und die Bischöfe der Tarentaise und von Sitten kräftig zur Seite standen.
Als die von den Oberwallisern geschlagenen Liberalen der Bezirke Saint Maurice und Monthey auf dem Heimmarsch
begriffen waren, wurden sie am bei der Trientbrücke von den Salvanins, die am Felskamm von Les Charfaz im Hinterhalt
lagen, nocheinmal angegriffen. 516: Silvanum; 1252: Salvans; 1307: Servans. Im Dorf Salvan und in Les Marécottes hat man
zu wiederholten Malen vorhistorische Schalensteine und Steine mit Skulpturen und Inschriften aufgefunden.
Fund eines Bronzebeiles in der Forêt du Triège; prähistorische Gräber. Bei der Anlage der Bahnstation Salvan ist 1903 ein
Stück des Gehänges abgerutscht, wodurch mehrere Häuser des Weilers Le Biolley beschädigt wurden. Bibliographie siehe heim
Art. Salvan (Vallée de).
(Valléede) (Kt. Wallis,
Bez. Martinach und Saint Maurice). 2612-663 m. Alpenthal an der SW.-Flanke der Gruppe der Dents du Midi;
zieht dem die nämliche Gebirgsgruppe im NO. begleitenden Val d'Illiez parallel von SW. nach NO. Hat von der Aiguille de Bérard
(2612 m) bis zur Ausmündung der Trientschlucht (463 m) eine Länge von 21 km, wovon 9,5 km (Val de Bérard und Vallorcine)
auf französischem und 11,5 km auf Schweizer Boden liegen. Bildet geologisch eine Karbonmulde, die zwischen
die beiden krystallinen
mehr
Stöcke des Mont Arpille und des Luisin-Sex des Granges (Massiv der Aiguilles Rouges) eingesenkt ist. Die tiefern Schichten des
Karbon bestehen hier vorwiegend aus dem sog. Vallorcinekonglomerat und aus sehr harten Sandsteinen, während höher oben
Schiefer vorherrschen. Die erodierende Tätigkeit des fliessenden Wassers hat indessen im untern Thalabschnitt auch
noch die krystallinen Gesteine seines SO.-Gehänges angeschnitten, weil der Trient, der seinen Weg ursprünglich über das
Dorf Salvan nahm, später, d. h. wahrscheinlich während der Glazialzeit, aus dieser einstigen Richtung gegen SO. abgelenkt
worden ist.
Viel bedeutendere Flussverschiebungen haben sich aber im obern Abschnitt des Thales vollzogen. Obwohl der Name Trient
heute demjenigen Wildbach beigelegt wird, der dem Trientgletscher entspringt und zuerst gegen NW. fliesst, um dann bei Finhaut
scharf nach NO. umzubiegen, muss doch als der ursprüngliche Oberlauf des heute den untern Abschnitt des Salvanthales entwässernden
Trientstückes Finhaut-Rhonethal derjenige Wasserlauf angesehen werden, der jetzt zuerst Eau Bérard und dann Eau Noire
heisst und bei Finhaut von links sich mit dem vom Trientgletscher herkommenden obersten Abschnitt des Trient vereinigt.
Der Vallon de Barberine und das Thal des obersten Trient sind genetisch als blosse Aeste der ursprünglichen Hauptthalfurche
Vallorcine-Le Châtelard-Salvan anzusprechen. Der Abfluss des Trientgletschers nahm damals seinen Weg hoch oben über
dem heutigen Col de La Forclaz (1523 m) und der Combe de Martigny gegen das Rhonethal zu, wurde aber nachher von einem dem Flussstück
Vallorcine-Salavan von rechts zufliessenden und stark erodierenden Wildbach, der den Felsriegel zwischen Mont Arpille und Tête Noire
zu durchsägen vermochte, angezapft und gegen Salvan zu abgeleitet.
Damit ist das Thalstück Col de La Forclaz-Combe de Martigny aus dem Flusssystem ausgeschaltet und zu einem blossen Thaltorso
umgewandelt worden. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigen sich auch z. B. im Bagnesthal (Thaltorso Pas du Lens) und im Ferretthal
(Thaltorso von Champex), sowie besonders schön in Mittelbünden (vergl. Art. Graubünden,
Bd II, S. 415). Wenn wir
das Thal von Salvan mit dem heutigen Trientthal identifizieren, so müssen
wir es an der zwischen den Aiguilles Dorées (3523
m) und der Petite Fourche (3520 m) eingeschnittenen Fenêtre de Saleinaz (3267 m) beginnen lassen. In diesem Sinn ist es 20 km
lang, wovon 5 km auf den Trientgletscher entfallen. An der Vereinigungsstelle der Eau Noire mit dem Trient
liegt die Sohle in 914 m und ist das Thal vom Gipfel der Arpille bis zu demjenigen des Bel Oiseau 5,4 km breit.
Auf den schweizerischen Abschnitt des Salvanthales entfallen rund 2500 Ew., die sich auf folgende drei
Gemeinden verteilen: Trient (Bez. Martinach) im obern Abschnitt des Thales des Trient zwischen dem Trientgletscher und der Mündung
der Eau Noire in den Trient und längs dem rechten Ufer der Eau Noire bis zur Landesgrenze (Barberine);
Finhaut auf der Terrasse
über der Vereinigung von Eau Noire und Trient, längs dem linken Ufer der Eau Noire bis zur Landesgrenze
und mit einem Teil des linksseitigen Nebenthales von Barberine (Alpweiden von Émosson und Le Vieux Émosson);
Salvan im vordern
Thalabschnitt und an dessen Einmündung ins Rhonethal.
Ausserdem greift auch die Gemeinde Martinach Combe, der der beraste Rücken
der Arpille zugehört, gegenüber Finhaut und Salvan noch über diesen Rücken ins Flussgebiet des Trient
hinüber. Den Gebirgsrahmen um das Thal bilden: 1. rechts die Aiguilles Dorées (oben über dem Trientgletscher), Pointe d'Orny
(3277 m), Pointe des Écandies (2881 m), Pointe Ronde (2655 m), Croix de Prélayes (2369 m) und der lange Rücken des
Mont Arpille (höchster Punkt 2082 m). Rechts über dem Trientgletscher öffnen sich der Col d'Orny (3122 m), Col des Écandies
(2802 m) und die Fenêtre d'Arpette (2671 m), die nach Seitenästen des Ferret- und Champexthales hinüberführen, und zwischen
der Croix de Prélayes und dem Gipfel der Arpille ist der Col de La Forclaz eingeschnitten, über den eine
von Martinach ausgehende Strasse führt, die sich zunächst um den Bergsporn der Tête Noire windet und dann beim Weiler Le Châtelard
an die Strasse Vernayaz-Salvan-Finhaut-Vallorcine-Col des Montets-Chamonix anschliesst. 2. links die Tête Blanche (3436 m),
Aiguilles du Tour (3548 m), Pointe des Grands (3108 m) und der von hier zum Col de Balme (2204 m; Uebergang
nach Chamonix via Le Tour und Argentière) sich senkende
mehr
Kamm. Von hier verläuft die Landesgrenze, das hydrographisch zur Vallée de Salvan gehörende Gebiet von Vallorcine
vom Schweizerboden ausschliessend, quer durch das Thal bis zur Vereinigung der Thälchen von Barberine und Vallorcine, worauf
der linksseitige Gebirgsrahmen fortgesetzt wird durch den Bel Oiseau (2638 m), die Dent de Fenêtral (2582
m), die Tour Sallières (3227 m), den Luisin (2789 m) und den Petit Perron (2618 m), um sich dann zwischen der Trientschlucht
und den Fällen der Salanfe (Pissevache) rasch gegen Vernayaz zum Rhonethal zu senken.
Das Salvanthal mündet hoch oben über der Sohle des Rhonethales in dieses letztere ein (es hängt über
dem «übertieften» Rhonethal), wie dies auch bei dem benachbarten Thal der Salanfe der Fall ist. Während aber dort der Wildbach
sich noch mit einem hohen Wasserfall (Pissevache) ins Rhonethal hinunterstürzt, hat hier der Trient die Thalstufe bereits durchsägt
und die berühmte Schlucht gebildet, die jährlich von Tausenden von Besuchern bewundert wird (s. den
Art. Gorges du Trient).
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Salvanthal nur auf Umwegen, die der Schlucht ausweichend in die Höhe steigen, zugänglich
ist. Der eine dieser Wege, ein felsiger und rauher Fusspfad, geht von Vernayaz rechts der Schlucht des Trient zunächst zu dem
in einem kleinen Thälchen hinter dem Felskamm Les Charfaz geschützt gelegenen Weiler Gueuroz (oder Les Jeurs; 650 m) hinauf,
um dann durch düstere und an steilen Hängen stehende Waldungen zu ziehen und beim Maiensäss La Taillat die Sohle des Salvanthales
zu erreichen.
Der zweite Weg, der jetzt zu einem guten Fahrsträsschen umgebaut ist, erklimmt neben den Schieferbrüchen
und Anthrazitminen ob Vernayaz in 43 kurzen Schlingen das linksseitige Gehänge des Rhonethales, erreicht links über der Trientschlucht
in 900 m Höhe den Boden des Salvanthales und führt dann über die Weiler Les Granges und Le Biolley nach Salvan, dem Hauptort
der Gemeinde Salvan und der bedeutendsten Ortschaft des Thales überhaupt. Von da an setzt sich das Strässchen
über Les Marécottes, Médetta, Triquent, Finhaut und Giétroz thalaufwärts fort, um bei Le Châtelard in die von Martinach herkommende
und über La Forclaz und die Tête Noire führende Strasse nach Chamonix einzumünden.
Alle die genannten Orte sind, wie Trient und die Tête Noir (an der Strasse über La Forclaz), besuchte
Sommerfrischen. Die Fremdenindustrie hat in diesem Thal seit wenigen Jahren einen überraschend grossen Aufschwung genommen;
Hauptstationen sind Salvan (925 m), Finhaut (1244 m) und Trient (1295 m). Es sei hier bemerkt, dass das Thal übrigens
schon seit den Anfängen des modernen Alpinismus einen der wichtigsten Zugänge zum Gebiet des Mont Blanc bildete und dass
man im Engpass der Tête Noire schon seit 1834 Touristen beherbergte.
Die Thalbewohner, die sich neben der Landwirtschaft meist noch irgend einem anderen Gewerbe zu widmen pflegen, sind tätig,
ausdauernd, erfinderisch und geduldig. Ihre Offenheit und Ehrlichkeit lässt sie manchmal etwas naiv
erscheinen, so dass einst zahlreiche fröhliche Anekdoten über sie im Umlauf waren. Manche Familienväter wandern periodisch
aus, um allerlei Handel, besonders mit Weinstein, zu treiben, der sie bis nach Frankeich und Algerien führt. Andere ziehen
über den Atlantischen Ozean, um in den Minen und Wäldern der nordamerikanischen Felsengebirge durch harte
Arbeit sich so viel zu verdienen, dass sie nach der Heimkehr ihr Gütchen durch Ankauf neuer Grundstücke
vergrössern können.
Die seit etwa 15 Jahren so blühende Fremdenindustrie hat allerdings dieser Auswanderung etwelchen Einhalt getan, da nun
die Leute in der Lage sind, auch im Heimatthal selbst einen bessern Verdienst zu finden. Seitdem auf
französischem Boden die das Arvethal durchziehende Eisenbahn nach Chamonix erbaut worden war, begann man in den interessierten
Kreisen des Wallis
dafür zu fürchten, dass die beiden aus dem Rhonethal durch die Vallée de Salvan führenden Strassen
nach Chamonix allmählig unter der Konkurrenz dieser Bahn zu leiden haben möchten.
Man trat daher seit 1890 der Frage einer eigenen Alpenbahn durch das Salvanthal näher und kam in neuester Zeit unter Mitwirkung
der Behörden zu einer glücklichen Lösung. Die neue Bahn hat vom Bahnhof Martinach, ihrem Ausgangspunkt, bis nach
Le Châtelard, der Endstation, eine Länge von 17,2 km, wird elektrisch betrieben und ist an Stellen, deren Steigung über 6 beträgt,
als Zahnradbahn eingerichtet. Die Spurweite beträgt 1 m. In Le Châtelard wird die Bahn, deren Erstellungskosten auf 2900000
Fr. berechnet worden sind, an eine französische Bahn anschliessen, die von hier nach Chamonix führen
soll.
Sie hat sieben Stationen (Bahnhof Martinach, Stadt Martinach, Vernayaz, Salvan, Triquent, Finhaut und Le Châtelard) und zwei Haltestellen
(La Bâtiaz im Rhonethal und Les Marécottes zwischen Salvan und Triquent). Bis 1798 bildeten die Gemeinden Salvan und Finhaut
zusammen die Herrschaft Salvan, die Eigentum der Abtei Saint Maurice war. Das Gebiet von Trient-Tête Noire
gehörte zuerst zur Herrschaft und dann zur Gemeinde Martinach, nachher zur Gemeinde Martinach Combe und wurde 1899 zur selbständigen
Gemeinde Trient erhoben. Vergl. auch den Art. Salvan.
Bibliographie:
Wolf, F. O. Martinach und die Dransethäler. (Europ. Wanderbilder. 143-146). Zürich
1888; Wagnon, Aug. Guide la Valléedu Trient. Genève 1903; Coquoz, Louis. Guide et légendes de Salvan. Lausanne 1901; Coquoz, Louis. Histoire et descriptionde Salvan-Finshauts. Lausanne 1899; Reber, B. Die vorhistor. Skulpturen in Salvan. Braunschweig 1891; Reber, B. Excursionsarchéolog. en Valais (im Bulletin de l'Institut genevois. Bd 31).