Die Länge vom Vereinigungspunkt der Quellbäche auf den
Alpen Pescia Alta und Anzana bis zur Einmündung
in den
Puschlaverbach
(Poschiavino) beträgt fast 4,5 km, das Gefälle auf dieser Strecke etwa 27,5%, im durchschluchteten
untersten Thalstück von der Einmündung des von
Cavajone herabkommenden nördl. Nebenbaches an dagegen fast 50%. Der prachtvolle
Fall des Sajentobaches über die
Felsen unter
Cavajone ist eine Sehenswürdigkeit der Umgebung von
Brusio
und kann besonders von der Anhöhe des
Kirchleins von
Sant' Antonio (am östl. Gehänge des Hauptthales) aus bewundert werden.
Die Valle Sajento ist im vordern Teil gut bewaldet und trägt weiter oben und in den seitlichen Verzweigungen schöne Alpweiden.
Von
Zalende und
Campocologno führen guteWege hinauf nach dem Dorf
Cavajone (1432 m; Gem.
Brusio), dessen
Häuser und Kirche am steilen Abhang am Eingang ins einzige grössere Seitenthälchen des Sajentothales liegen. Die Brusasker
Alpen in der Valle Sajento werden meistens mit italienischem Sömmerungsvieh bestossen; sie heissen Prata und
Le Plane auf
der n. Thalseite, Alp Pescia und Alp d'Anzana (2122 m) im landschaftlich grossartigen Thalhintergrund,
wo die
Bäche der schönen Alpenseen
Lago della Regina und
Lago del Platteo unter dem
Pizzo Combolo, sowie der Quellarm vom
Collo
d'Anzana her zusammenströmen.
Aus dieser Gegend führen die
Bocchetta Malgina (2620 m) und die
Bocchetta di Meden (2445 m) in w., der
Collo d'Anzana (2223 m) und der
Collo di Salarsa (2233 m) in sö. und s. Richtung ins Veltlin hinüber. Die italienisch-schweizerische
Grenze s. der Valle Sajento war zu der Zeit, da Oberitalien noch österreichisch war, streitig, Oesterreich beanspruchte
damals auch den südlichsten Teil des
Puschlav im W. bis zum Sajento und im O. bis zur
Valle di Gaggia,
worüber 1852 und 1859 Unterhandlungen stattfanden. Die definitive heutige Grenze wurde erst durch Vertrag von 1863 mit Italien
geregelt und 1873 vermarkt. Der vordere Teil der Valle Sajento ist in den Granit von
Brusio eingeschnitten, der bläulichgrauen
Feldspath, glasigen Quarz und schwarzen bis braunen Glimmer mit eingestreuter Hornblende enthält und
häufig in Syenit übergeht; das übrige Gebiet des
Thales setzt sich aus Gneis und Talkglimmerschiefer zusammen.
486 m. Gruppe von 5
Häusern, auf einer Terrasse über dem linken Ufer der
Muota und 3 km
nö. der Station
Brunnen der Gotthardbahn. 20 kathol. Ew. Kirchgemeinde Schwyz.
Wiesen-, Obst- und Gemüsebau.
(Pointedes) (Kt. Waadt,
Bez. Pays d'Enhaut).
2179 m. Gipfel im
Stock der
Gummfluh, nö. über dem
Contour de l'Étivaz
und s. über dem Thal der
Gérine. Kann von L'Étivaz über Le
Petit Jable und die Rasenterrasse des
Plan desSalaires in 3 Stunden
bestiegen werden. Bildet wie die
Gummfluh einen Jurakalkblock, der auf einer mächtig entwickelten Unterlage von Triaskalk
liegt. Das Ganze ruht auf dem Grundgebirge des Flysch.
oder
Sallanche(Kt. Wallis,
Bez.
Saint Maurice). 1900-450 m. AlpinerWildbach; entsteht auf der flachsohligen
Alpe de Salanfe aus der Vereinigung der Schmelzwasserbäche der Eisfelder an der
Tour Sallières und des grössten Teiles des
Glacier de Plan Névé mit mehreren grossen Quellen und den aus den
Sümpfen auf der genannten Alp abfliessenden Wasseradern
und
¶
mehr
kann zur Zeit der Schneeschmelze oder nach starken Gewittern, die im Gebirge niedergegangen sind, zu ausserordentlicher Wasserfülle
anschwellen. Beim Verlassen der Alpe de Salanfe stürzt sich die Salanfe in 1890 m in eine düstere, mit kühnen Tannen bewachsene
Schlucht, die auf eine Länge von 2 km zwischen dem Petit Perron und dem Tsarvo einerseits und der Pointe de Gagnerie
andererseits eingeschnitten ist. Dann durchfliesst sie raschen Laufes die am Fuss des Sex des Granges und des Salantin liegenden
Maiensässe von Van d'EnHaut (1300 m) und Van d'En Bas (1200 m), bildet zwischen beiden einen neuen Wasserfall, tritt nocheinmal
in eine enge Felsschlucht ein, bildet dann die Cascade du Dailley und stürzt sich endlich nach einer
Reihe weiterer kleinerer Fälle und Schnellen mit dem 65 m hohen Fall Pissevache (s. diesen Art.) über eine Felswand ins
Rhonethal hinunter (500 m s. Miéville), wo sie sich gegen das Dorf Miéville wendet, um dann nach 9 km
langem Lauf bei La Balme von links in die Rhone zu münden.
Die Laufstrecke im Rhonethal selbst beträgt 1,5 km. Am Fuss der Cascade du Dailley zweigt sich von der Salanfe ein Fabrikkanal
ab, der einem seit etwa 10 Jahren im Rhonethal eingerichteten Elektrizitätswerk mit Calciumkarbidfabrik
die nötige Triebkraft liefert. Dieses Werk versorgt einen grossen Teil des Unterwallis bis nach Sitten und das Thal von Salvan
bis nach Finhaut hinauf mit elektrischem Licht. Der Lauf der Salanfe ist fast ganz in metamorphe Gesteine eingeschnitten.
Mittelpunkt des die Alpe de Salanfe tragenden Thalkessels ist die Kapelle von La Barmaz (1896 m), die auf einer von Wildbächen
und Sumpfland umrahmten, inselartigen Anhöhe steht. Die zahlreichen, von den umliegenden Eisfeldern
herabkommenden Schmelzwasserbäche vereinigen sich im untern Abschnitt der flachen Thalsohle zur Salanfe, die sich mit einer
Reihe von Wasserfällen (Pissevache) durch finstere Schluchten und über Felswände ins Rhonethal hinunter stürzt.
Die Sohle des nahezu kreisförmigen Thalkessels hat einen Durchmesser von rund 2 km, während die totale
Breite vom Gipfelpunkt der Cathédrale (3166 m; im Stock der Dents du Midi) bis zu demjenigen des Luisin (2789 m) 6 km und die
Länge vom Col de Susanfe bis zu dem Punkt, wo die Salanfe in ihren Schluchtenlauf eintritt, etwas über 4 km beträgt. Die
Alpe de Salanfe bildete lange Zeit einen Zankapfel und den Gegenstand zahlreicher Prozesse zuerst zwischen Salvan und den die
benachbarten Thäler besitzenden savoyischen Edelgeschlechtern und dann zwischen Salvan, der Abtei Saint Maurice und
den übrigen
einst zu dieser letztern gehörenden Gemeinden.
Heute ist sie nach bestimmt abgeteilten Weiderechten gemeinsames Eigentum der genannten Abtei und der
meisten Gemeinden des Bezirkes Saint Maurice. Infolge dieser Zerstückelung bringt sie aber nicht den Nutzen, den man bei
rationeller und einheitlicher Bewirtschaftung aus ihr ziehen könnte; doch nährt sie immerhin zeitweise bis zu 1000 Stück
Grossvieh und daneben noch zahlreiche Schafe, die die Suche nach Futter manchmal bis in den benachbarten
Vallon de Susanfe hinüber führt.
Jeder der Alpberechtigten verfügt über eine bestimmte Anzahl von Hütten und Ställen und bewirtschaftet seinen Abschnitt
selbständig und unabhängig von seinen Nachbarn. Die Alp wird nur vom 25. Juli bis zum 1. September bezogen. 25 Hütten und 30 Ställe
in 3 Gruppen: La Barmaz, Le Solion und La Confrérie. Am 15. August (Mariä Himmelfahrt) wird hier oben alljährlich
ein sehr interessantes, halb religiöses und halb profanes Fest gefeiert: zuerst liest ein Priester der Abtei Saint Maurice
in der Kapelle von La Barmaz eine Messe, worauf eine Prozession rund um die ganze Alp und dann ein allgemeines
Tanzvergnügen mit Verteilung von Rahmmilch und Wein folgt. Es ist uns aber mitgeteilt worden, dass dieser Brauch, wenigstens
in seinem religiösen Teil, allmählig im Verschwinden begriffen ist.
Auf der Alp befinden sich ein Restaurant und ein kleiner Gasthof, die während des Sommers im Betrieb
stehen. Sehr beliebtes Ausflugsziel der Kurgäste von Salvan und Finhaut, reich an seltenen Pflanzen und hauptsächlich als
Nachtquartier für Besteigungen der Dents du Midi benützt. Die Ebene von Salanfe wird im SO. von triadischen Gesteinen (Rauhwacke),
die dem metamorphen Gneis des Luisin aufsitzen, begrenzt, während sich im NW. die mächtigen Moränen
des ehemaligen Glacier de Plan Névé vom Fuss der Tour Sallières bis zum Anstieg auf den Col du Jorat hinziehen.
Die Hohlform der Alpe de Salanfe bildet ein typisches Kar, das seine Entstehung ohne Zweifel der erodierenden Tätigkeit der
Gletscher und zwar speziell des einst von der Tour Sallières herabkommenden Eisstromes verdankt. Kurz
nach dem Rückzug der Gletscher muss sich hier ein See gebildet haben, der über eine noch heute gut sichtbare Felsschwelle
zur Mulde von Van abfloss und dann durch die reichlichen Alluvionen der von allen Seiten, besonders von den stark verwitternden
Wänden der Tour Sallières, hierher zusammenströmenden Schmelzwasserbäche ausgefüllt worden ist.
Nahe dem kleinen Lac des Autans (2058 m), der am Fuss des Luisin auf der Grenze zwischen dem Gneis und der Rauhwacke liegt,
wird seit einiger Zeit Arsenerz abgebaut, das auf Maultieren und vermittels eines Luftkabels zur Station Vernayaz hinunter
geschallt wird, von wo man es nach Deutschland verfrachtet. Der genannte See ist ohne Zweifel durch die
Verstopfung eines in der Rauhwacke und im dolomitischen Kalk ausgewaschenen Versickerungstrichters entstanden. Am gegenüberliegenden
NW. -
Hang liegt oberhalb der grossen Moräne und somit in höherm Niveau als die Ebene von Salanfe in einer La Lanvouisset geheissenen
Mulde ein anderer See, der als Ablagerungsbecken der von den Schmelzbächen des Glacier de Plan Névé
hergeführten Alluvionen sehr trübes Wasser hat. Er fliesst unterirdisch ab und speist die grossen Quellen,
¶