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Edeln von Staal gehört hatte und über dem Toreingang noch deren Wappen (goldener Greifenfuss im schwarzen Feld) trägt, ein monumentaler Brunnen mit dem Standbild des h. Ursicinus und des ihn begleitenden Bären. Gegenüber liegen eine mit Linden bepflanzte kleine Promenade und nahe dabei die Pfarrkirche, eine der interessantesten Kirchenbauten des Kantons Bern wie der ganzen Schweiz, deren Stiftung man der Königin Bertha zuschreibt. Das den ältesten Teil dieses so bemerkenswerten Baues darstellende Chor stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert; das im romanischen Stil gehaltene Portal bildet ein in seiner Art einzig dastehendes Meisterwerk, und auch die Gruft weist den reinsten romanischen Stil auf. Die übrigen Partien der Kirche zeigen frühgotische Bauart. Ein unter dem Hochaltar befindlicher Steinsarg birgt die authentischen Ueberreste des hier am 20 Dezember 620 gestorbenen h. Ursicinus. Die von der Zeit und den Menschen arg heimgesuchte Kirche wird gegenwärtig (1905) einer umfassenden und gründlichen Restauration unterzogen. Im Lauf dieser unter Mitwirkung von Spezialforschern von einem Architekten geleiteten Arbeiten hat man auch alte Fresken von grosser Schönheit aufgefunden, die seinerzeit von barbarischer Hand übertüncht worden waren. Die Kosten der bedeutenden Restaurationsarbeit tragen die Kirchgemeinde, der Kanton und der Bund gemeinsam. Ein wahres architektonisches Kleinod ist der hinter der Pfarrkirche befindliche Kreuzgang, der Gräber aus der keltisch-römischen Zeit mit Skeletten von beträchtlichen Grössenverhältnissen birgt. Der Hof des 33 m langen und 13 m breiten Kreuzgangviereckes diente bis 1900 als Friedhof. Eine Inschrift zeigt, dass das Gebäude 1551 restauriert worden war. Der Kirchturm stammt aus 1442 und trägt ein wenig elegantes zweiseitiges Dach in sog. Käsbissenform. Neben der Pfarrkirche steht das Altersasyl des Amtsbezirkes Pruntrut, das auf gemeinsame Kosten aller Gemeinden des Amtes nach allen Regeln der Kunst und Hygiene eingerichtet worden ist, eine von einem besondern Priester bediente grosse Kapelle enthält, von Schwestern aus Ingenbohl geleitet wird und etwa 150 alten Männern und Frauen Aufnahme und Verpflegung gewährt. Bis 1874 bestand in dem noch nicht für seinen heutigen Zweck bestimmten Gebäude ein von den barmherzigen Schwestern geleitetes Pensionnat. Darüber befindet sich im schroffen W.-Abfall des die Schlossruine tragenden Felsens die Einsiedelei von Saint Ursanne, zu der man über eine Treppe von 150 zum Teil in den Fels eingehauenen Stufen hinaufgelangt. Unter einem im Hintergrund der Höhle aufgestellten kleinen Altar sieht man die liegende Steinfigur des Heiligen, der hier einst seine einsame Wohnstätte aufgeschlagen hatte. Nahe dabei geht durch den Fels eine ziemlich breite natürliche Oeffnung hindurch, die eine malerische Aussicht ins Thal bietet, und etwas tiefer unten steht eine dem Heiligen geweihte bescheidene Kapelle. Die Einsiedelei wird von zahlreichen Pilgern und Touristen besucht. Am Fuss der Felswand sprudelt in der Thalsohle eine Quelle frischen und klaren Wassers, die den Namen der Fontaine de Saint Ursanne trägt. Am rechten Ufer des Doubs liegt 1 km oberhalb der Stadt der ehemalige Friedhof der Pfarrei mit einer aus 1711 stammenden Lorettokapelle. Dieser von Hochwassern des Doubs oft überflutete Friedhof wurde später und bis 1900 durch denjenigen im Hof des Kreuzganges ersetzt, bis die Gemeinde dann sw. der Stadt und am linken Ufer des Doubs ein neues und endgiltigen Totenfeld erstellen liess. Gegenüber der Lorettokapelle öffnet sich das Thälchen von Malrang oder Maran, das von der bekannten kühnen Eisenbahnbrücke (Abbildung s. auf Seite 209 des ersten Bandes unseres Lexikons) überschritten wird, die 270 m lang ist und auf fünf je 50 m hohen und ebenso tief im Kies- und Mergelboden der Thalsohle fundierten Pfeilern ruht. Die Wasserkraft des oberhalb der Stadt über einen Staudamm hinunterschiessenden Doubs wird bis heute nur von einer einzigen Säge ausgenutzt.
Die günstige Lage von Saint Ursanne in einem sonnigen und vor den rauhen N.-Winden geschützten Thal, am Ufer eines fischreichen Flusses und an der Stelle, wo sich die Wege über mehrere bedeutende Pässe des nördlichen Jura vereinigen, hat schon in sehr alter Zeit Ansiedler angezogen. Dies bezeugen die keltisch-römischen Gräber im Kreuzgang und wird ohne Zweifel auch durch umfassende Nachgrabungen bestätigt werden, die man in nächster Zeit vorzunehmen gedenkt. Die heutige Stadt verdankt ihre Entstehung der Ankunft des irischen Mönches Ursicinus oder Ursitz (Ursanne), der sich von seinem Gefährten Columban trennte und um 612 oder 613 hier am Ufer des Doubs niederliess, wo er der Ueberlieferung nach in der nach ihm benannten Höhle als Einsiedler lebte und am 20. Dezember 620 starb. Um das von frommen Händen im Jahr 630 über dem Grab des Heiligen erbaute Kloster bildete sich nach und nach die heutige kleine Stadt, die im 8. Jahrhundert der Abtei Grandval unterstand und dann im Jahr 1000 von Rudolf, dem letzten der hochburgundischen Könige, dem Bischof von Basel gegeben wurde. 1139 wandelte man das von einem Abt geleitete Kloster Saint Ursanne zu einem Kollegiatstift um, an dessen Spitze von nun an ein Propst stand und dessen nun schon 4 Jahrhunderte alte Kirche man zugleich neu aufbaute. 1403 wurde der Ort durch eine Feuersbrunst teilweise zerstört. Bis 1793 bildete die Stadt Saint Ursanne einen der Stände des Bistums Basel und zwar in der offiziellen Rangordnung dessen fünften. Das an der Stelle eines römischen Wachtturmes erbaute Schloss wurde der Wohnsitz der Edeln von Saint Ursanne, Nachkommen der Edeln von Montjoie. 1173 erscheinen ein Heinrich und ein Albert von Saint Ursanne, 1200 ein Lambert und ein Gerhard von Saint Ursanne und 1270 ein Konon von Saint Ursanne (dieser als Chorherr in Basel). Diesem Geschlecht stand aber keinerlei Gerichtshoheit über die Stadt zu. Nach seinem Erlöschen im 14. Jahrhundert kam das Schloss an das Bistum Basel zurück. Bischof Jean de Vienne setzte 1376 seiner Vetter Jean de Vienne, Herrn von Roulans und französischen Admiral, hierher. Dann wurde das Schloss um die Summe von 8000 Gulden an Thiébaud VII., Grafen von Neuenburg, verpfändet. Als dieser sich weigerte, es gegen Rückzahlung der Pfandsumme wieder zu räumen, liess es Bischof Johannes von Fleckenstein 1425 durch seine vom Grafen von Thierstein geführten Truppen zurückerobern, worauf er seine Hut einem Burgvogt anvertraute. Im 30jährigen Krieg war das Schloss in die Gewalt von Franzosen geraten, die ihrer Grausamkeit wegen von den erbitterten Bürgern von Saint Ursanne 1634 überfallen und niedergemacht wurden. Die Franzosen erschienen aber neuerdings, lieferten die Stadt der Plünderung aus und behielten das Schloss bis 1648 besetzt. Von da an bis 1793 blieb es im unangefochtenen Besitz der Fürstbischöfe von Basel, die es ihrem jeweiligen Forstverwalter samt seiner Familie als Wohnung überliessen. 1793 von den Franzosen besetzt, wurde es 1796 als Nationaleigentum an einen Huvelin aus Belfort verkauft, der es in der Folge abtragen liess, so dass heute nur noch Reste davon erhalten sind.
Bibliographie.
Chèvre, Mgr. Histoire de Saint Ursanne. Porrentruy 1887/1891; Perreciot. Description histor. d'une partie des doyennés d'Ajoie, de Granges et de Bourgogne (im Almanach du Comté de Bourgogne. Besançon 1789).