stehenden romanischen
Kapellen, in deren einer man noch die Stelle des Chores und Reste von Fensteröffnungen sehen kann.
Die ältere und zugleich noch am besten erhaltene ist im 13. Jahrhundert von Wilhelm von Pontverre erbaut und der h.
Jungfrau
geweiht worden, während die andere 1311 von Aymon deChâtillon,
Bischof von
Sitten, geweiht wurde. Sie
gehörte der Abtei von
Saint Maurice, war eine Zeit lang ein viel besuchtes Wallfahrtsziel und wurde vom Pfarrer der St. Viktorskirche
in
Ollon bedient.
Man hat noch Reste der Treppe aufgedeckt, die vom Hügelfuss hier hinaufführte, und daneben auch Stücke der einstigen Bleileitung
gefunden, die das
Schloss mit dem Quellwasser von Verschiez versorgte. An der gegenüberliegenden
Ecke
des Hügels steht ein heute ganz mit Epheu umsponnener Bau, der aus der Zeit der
Berner Oberhoheit datiert und als Wachthaus
gedient hat. Zwischen diesem
Signal und der prähistorischen Giesserei fanden sich ein
Kalkofen und einMörser
aus Bronze.
Der
Turm von Saint Triphon steht als historisches Denkmal unter der Aufsicht und Obhut des Staates Waadt.
Man glaubt, dass die Festungsanlagen
auf dem Hügel von Saint Triphon von den hochburgundischen Königen erbaut worden sind und zwar zunächst blos zu dem Zwecke,
um den Bewohnern der Umgebung in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte zu dienen. Dann setzte man einen Burgvogt
hierher, der mit Grundbesitz belehnt wurde. So bildete sich allmählig die
Herrschaft von Saint Triphon, die urkundlich zum
erstenmal am Anfang des 13. Jahrhunderts erscheint und wahrscheinlich schon seit dem 10. Jahrhundert von der
«Villa»
Ollon
losgelöst worden war.
Schloss und Grundbesitz gehörte als
Lehen der Abtei
Saint Maurice den
Herren von Saint Triphon, deren erster,
Humbert, den Titel eines Ritters von Saint Triphon führte. Zwei Urkunden aus 1231 zeigen dann, dass die
Herrschaft zu dieser
Zeit dem
Grafen Thomas von Savoyen gehörte, der sie dem
Gui de Pontverre und den
Herren von
Saillon zu
Lehen
gab. 1232 wird das
Schloss «domus» und 1238 «castrum»
genannt. Später waren der Reihe nach Inhaber der
Herrschaft Boniface de
Châtillon aus dem Aostathal (1333),
Gui und
Jean Thome
aus der Lombardei (1342) und
Jean de
Rovéréaz (1367). Dann wurde die
Herrschaft geteilt. Die nach Italien
zurückkehrenden Banden des bei
Murten geschlagenen Heeres Karls des Kühnen, die auf ihrem Weg alles plünderten und in
Brand
steckten, haben das
SchlossSaint Triphon 1475 zerstört. Als Mitherren der
Herrschaft von Saint Triphon werden noch 1608
David
und Anton von
Rovéréaz genannt. 1190: ecclesia S. Triphoni.
Haltestelle
der elektrischen Bahn
Aigle-Ollon-Monthey. 20 reform. Ew. Kirchgemeinde
Ollon. In der Nähe eine grosse Ziegelei und eine Schafzüchterei.
Lagerplatze und Verfrachtung des Marmors von
Saint Triphon, des Granites von
Collombey und des Gipses von
Villy. In der Umgebung, bei
Les Saves, gewannen schon die
Römer eine rote
Erde, die sie zu Backsteinen und Ziegeln brannten.
Kompletes Hydrantennetz mit Hochdruckwasserversorgung in den
Häusern; elektrische Beleuchtung. Acker-
und Obstbau, Viehzucht. Holzhandel und bedeutende
Sägen, Holzflösserei. Uhrenindustrie. Herstellung von Holzschuhen. Eine
Eisengiesserei. Grosse
Steinbrüche nahe der Station. Fischfang. Von der Station aus gesehen erscheint Saint Ursanne als lieblich
gelegener und friedlicher
Flecken, der sich seinen mittelalterlichen Charakter noch wohl bewahrt hat und
in der schmalen Thalsohle zwischen dem
Doubs im S. und dem steilabbrechenden Sporn von
Sur lesRoches im N. eingeengt liegt.
Dieser Felssporn ist von zahlreichen
Hohlen durchsetzt und zu oberst mit einer Burgruine gekrönt. Der
Ort gruppiert sich in
der Hauptsache um eine NO.-SW. ziehende Hauptstrasse, die zu beiden Enden durch monumentale Tore abgeschlossen
wird. Das O.-Tor,
Porte deSaint Pierre oder Bahnhofstor genannt, ist 1526 restauriert worden, trägt ein Glockentürmchen
und ist mit den Wappen der Stadt (stehender schwarzer
Bär mit einem goldenen Bischofsstab im silbernen
Feld) und des Fürstbischofes
Konrad von Roggenbach geschmückt; das W.-Tor
(Porte deSaint Paul,
Porte de Monnat oder Pruntrutertor geheissen)
zeigt das Wappen des Fürstbischofes Christoph von Uttenheim.
Ein drittes Tor öffnet sich im SO. auf die mit 4
Bogen über den
Doubs setzende und nach dem
Clos du Doubs hinüberführende
alte
Brücke. Von den die kleine Stadt einst umgebenden starken Ringmauern sieht man an verschiedenen
Stellen noch einige interessante Reste, deren bedeutendster die durch einen Rundturm verstärkte Mauerpartie ist, die
sich vom Bahnhofstor dem Felshang empor zieht, um oben an die schon erwähnte Burgruine anzuschliessen. In dem gegen den
Doubs gekehrten Teil der Ringmauer hat man für die dahinter angebauten Wohnhäuser Fenster- und
Türöffnungen ausgebrochen.
Andere Teile sind ganz abgebrochen worden und haben Neubauten
Platz machen müssen. Sobald man durch eines der drei Tore das
Innere der Stadt betreten hat, steht man in einer ganz eigenartigen kleinen
Welt: auf die von ältlichen kleinen
Häusern mit
2-3 Stockwerken begleitete Hauptgasse münden ganz kleine Seitengässchen aus, in denen man alte
Häuser
mit gewölbten Toreingängen, Jahreszahlen und lateinischen Inschriften bemerkt, die meist noch von einem als Treppenhaus
dienenden
Turm flankiert sind. Gegen die Stadtmitte zu steht auf dem Hauptplatz vor einem prachtvollen, mit einem Türmchen
geschmückten Bau, der den
¶
mehr
Edeln von Staal gehört hatte und über dem Toreingang noch deren Wappen (goldener Greifenfuss im schwarzen Feld) trägt,
ein monumentaler Brunnen mit dem Standbild des h. Ursicinus und des ihn begleitenden Bären. Gegenüber liegen eine mit Linden
bepflanzte kleine Promenade und nahe dabei die Pfarrkirche, eine der interessantesten Kirchenbauten des Kantons Bern
wie der ganzen Schweiz, deren Stiftung man der Königin Bertha zuschreibt. Das den ältesten Teil dieses so bemerkenswerten
Baues darstellende Chor stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert; das im romanischen Stil gehaltene Portal bildet ein in seiner
Art einzig dastehendes Meisterwerk, und auch die Gruft weist den reinsten romanischen Stil auf.
Die übrigen Partien der Kirche zeigen frühgotische Bauart. Ein unter dem Hochaltar befindlicher Steinsarg birgt die authentischen
Ueberreste des hier am 20 Dezember 620 gestorbenen h. Ursicinus. Die von der Zeit und den Menschen arg heimgesuchte Kirche
wird gegenwärtig (1905) einer umfassenden und gründlichen Restauration unterzogen. Im Lauf dieser unter
Mitwirkung von Spezialforschern von einem Architekten geleiteten Arbeiten hat man auch alte Fresken von grosser Schönheit
aufgefunden, die seinerzeit von barbarischer Hand übertüncht worden waren.
Die Kosten der bedeutenden Restaurationsarbeit tragen die Kirchgemeinde, der Kanton und der Bund gemeinsam. Ein wahres architektonisches
Kleinod ist der hinter der Pfarrkirche befindliche Kreuzgang, der Gräber aus der keltisch-römischen
Zeit mit Skeletten von beträchtlichen Grössenverhältnissen birgt. Der Hof des 33 m langen und 13 m breiten Kreuzgangviereckes
diente bis 1900 als Friedhof. Eine Inschrift zeigt, dass das Gebäude 1551 restauriert worden war.
Der Kirchturm stammt aus 1442 und trägt ein wenig elegantes zweiseitiges Dach in sog. Käsbissenform.
Neben der Pfarrkirche steht das Altersasyl des Amtsbezirkes Pruntrut, das auf gemeinsame Kosten aller Gemeinden des Amtes
nach allen Regeln der Kunst und Hygiene eingerichtet worden ist, eine von einem besondern Priester bediente grosse Kapelle
enthält, von Schwestern aus Ingenbohl geleitet wird und etwa 150 alten Männern und Frauen Aufnahme und
Verpflegung gewährt.
Bis 1874 bestand in dem noch nicht für seinen heutigen Zweck bestimmten Gebäude ein von den barmherzigen Schwestern geleitetes
Pensionnat. Darüber befindet sich im schroffen W.-Abfall des die Schlossruine tragenden Felsens die Einsiedelei von Saint Ursanne,
zu der man über eine Treppe von 150 zum Teil in den Fels eingehauenen Stufen hinaufgelangt. Unter einem
im Hintergrund der Höhle aufgestellten kleinen Altar sieht man die liegende Steinfigur des Heiligen, der hier einst seine
einsame Wohnstätte aufgeschlagen hatte.
Nahe dabei geht durch den Fels eine ziemlich breite natürliche Oeffnung hindurch, die eine malerische
Aussicht ins Thal bietet, und etwas tiefer unten steht eine dem Heiligen geweihte bescheidene Kapelle. Die Einsiedelei wird
von zahlreichen Pilgern und Touristen besucht. Am Fuss der Felswand sprudelt in der Thalsohle eine Quelle frischen und klaren
Wassers, die den Namen der Fontaine de Saint Ursanne trägt. Am rechten Ufer des Doubs liegt 1 km oberhalb
der Stadt der ehemalige Friedhof der Pfarrei mit einer aus 1711 stammenden Lorettokapelle.
Dieser von Hochwassern des Doubs oft überflutete Friedhof wurde später und bis 1900 durch denjenigen im Hof des Kreuzganges
ersetzt, bis die Gemeinde dann sw. der Stadt und am linken Ufer des Doubs ein neues und endgiltigen Totenfeld
erstellen liess. Gegenüber der Lorettokapelle öffnet sich das Thälchen von Malrang oder Maran, das von der bekannten kühnen
Eisenbahnbrücke (Abbildung s. auf Seite 209 des ersten Bandes unseres Lexikons)
überschritten wird, die 270 m lang ist und
auf fünf je 50 m hohen und ebenso tief im Kies- und Mergelboden der Thalsohle fundierten Pfeilern ruht.
Die Wasserkraft des oberhalb der Stadt über einen Staudamm hinunterschiessenden Doubs wird bis heute nur von einer einzigen
Säge ausgenutzt.
Die günstige Lage von Saint Ursanne in einem sonnigen und vor den rauhen N.-Winden geschützten Thal,
am Ufer eines fischreichen Flusses und an der Stelle, wo sich die Wege über mehrere bedeutende Pässe des nördlichen Jura
vereinigen, hat schon in sehr alter Zeit Ansiedler angezogen. Dies bezeugen die keltisch-römischen Gräber im Kreuzgang
und wird ohne Zweifel auch durch umfassende Nachgrabungen bestätigt werden, die man in nächster Zeit
vorzunehmen gedenkt.
Die heutige Stadt verdankt ihre Entstehung der Ankunft des irischen Mönches Ursicinus oder Ursitz (Ursanne), der sich von
seinem Gefährten Columban trennte und um 612 oder 613 hier am Ufer des Doubs niederliess, wo er der Ueberlieferung nach in
der nach ihm benannten Höhle als Einsiedler lebte und am 20. Dezember 620 starb. Um das von frommen Händen
im Jahr 630 über dem Grab des Heiligen erbaute Kloster bildete sich nach und nach die heutige kleine Stadt, die im 8. Jahrhundert
der Abtei Grandval unterstand und dann im Jahr 1000 von Rudolf, dem letzten der hochburgundischen Könige,
dem Bischof von Basel
gegeben wurde. 1139 wandelte man das von einem Abt geleitete Kloster Saint Ursanne zu einem Kollegiatstift
um, an dessen Spitze von nun an ein Propst stand und dessen nun schon 4 Jahrhunderte alte Kirche man zugleich neu aufbaute. 1403 wurde
der Ort durch eine Feuersbrunst teilweise zerstört.
Bis 1793 bildete die Stadt Saint Ursanne einen der Stände des Bistums Basel
und zwar in der offiziellen Rangordnung dessen fünften.
Das an der Stelle eines römischen Wachtturmes erbaute Schloss wurde der Wohnsitz der Edeln von Saint Ursanne, Nachkommen
der Edeln von Montjoie. 1173 erscheinen ein Heinrich und ein Albert von Saint Ursanne, 1200 ein Lambert
und ein Gerhard von Saint Ursanne und 1270 ein Konon von Saint Ursanne (dieser als Chorherr in Basel).
Diesem Geschlecht stand aber
keinerlei Gerichtshoheit über die Stadt zu. Nach seinem Erlöschen im 14. Jahrhundert kam das Schloss an das Bistum Basel
zurück.
BischofJean de Vienne setzte 1376 seiner Vetter Jean de Vienne, Herrn von Roulans und französischen Admiral,
hierher. Dann wurde das Schloss um die Summe von 8000 Gulden an Thiébaud VII., Grafen von Neuenburg,
verpfändet. Als dieser sich weigerte,
es gegen Rückzahlung der Pfandsumme wieder zu räumen, liess es Bischof Johannes von Fleckenstein 1425 durch
seine vom Grafen von Thierstein geführten Truppen zurückerobern, worauf er seine Hut einem Burgvogt anvertraute. Im 30jährigen
Krieg war das Schloss in die Gewalt von Franzosen geraten, die ihrer Grausamkeit wegen von den erbitterten Bürgern von Saint Ursanne 1634 überfallen
und niedergemacht wurden. Die Franzosen erschienen aber neuerdings, lieferten die Stadt der Plünderung
aus und behielten das Schloss bis 1648 besetzt. Von da an bis 1793 blieb es im unangefochtenen Besitz der Fürstbischöfe
von Basel,
die es ihrem jeweiligen Forstverwalter samt seiner Familie als Wohnung überliessen. 1793 von den Franzosen besetzt,
wurde es 1796 als Nationaleigentum an einen Huvelin aus Belfort verkauft, der es in der Folge abtragen
liess, so dass heute nur noch Reste davon erhalten sind.
Bibliographie.
Chèvre, Mgr. Histoire de Saint Ursanne.Porrentruy 1887/1891; Perreciot. Description histor. d'une partie des doyennés d'Ajoie,deGrangeset de Bourgogne (im Almanach du Comtéde Bourgogne. Besançon 1789).
¶