gewahrt hat. Hier bestand schon früh im 11. Jahrhundert eine Benediktinerpropstei, die vom h. Robert, Abt von Molesmes (in
der Champagne), 1098 in ein Zisterzienserkloster umgewandelt wurde. 1135 bestätigte der Bischof von Lausanne die Rechte der
Abtei Molesmes auf das Kloster Saint Sulpice. Zur Zeit der Reformation wurde dieses Priorat 1536 aufgehoben
und sein Grundbesitz der Stadt Lausanne zugesprochen, die aber erst nach dem Tod des letzten Propstes, Aymon von Gingins, Abt
von Bonmont, das Erbe wirklich antreten konnte.
Als Gegenleistung lag der Stadt ob, die Kosten für den Gottesdienst in den einst vom Priorat versehenen Pfarreien zu bestreiten.
Bis 1798 übte die Stadt Lausanne über Saint Sulpice, wo sie einen besondern Burgvogt unterhielt, die
Gerichtshoheit aus. Der ziemlich beträchtliche Grundbesitz der einstigen Propstei wurde 1597 an den Notar Peter Secretan
verpachtet. 1469 erlitt in Saint Sulpice ein der Ketzerei und des Unglaubens angeklagter Mann, Peter Terraz, den Feuertod.
Zu Ende des 17. Jahrhunderts war die 1,4 km w. Saint Sulpice über die Venoge führende Brücke der Genferstrasse
(wie diejenige bei Allaman und die Umgebung des Chalet à Gobet) der Schauplatz zahlreicher Raub- und Mordanfälle, deren Urheber,
wahrscheinlich Bewohner der benachbarten Ortschaften, mit dem Tod durch das Rad bedroht werden mussten.
In der Umgebung von Saint Sulpice haben Karl der Kühne vor der Schlacht bei Murten im Mai 1476 und der erste Konsul Bonaparte
vor dem Uebergang über den Grossen St. Bernhard im Mai 1800 eine Musterung ihrer Truppen vorgenommen.
Zwei Pfahlbaustationen (w. Les Pierrettes und vor der Spitze der Halbinsel) unbekannten Alters und eine
Station (ö. der Mündung der Venoge) aus der Bronzezeit. 1802 hat man in Saint Sulpice eine grosse Anzahl von Gräben aus
römischer Zeit aufgedeckt, in denen sich Tränenkrüge, Perlen, Spangen und andere Gegenstände vorfanden, und auf den Aeckern
sind Münzen aus der Zeit des Titus und Commodus zum Vorschein gekommen. Unter dem Seespiegel und nur
bei Niedrigwasser sichtbar stehen schief geschichtete Bänke von Molasse der aquitanischen Stufe mit Fossilien an. Die Propstei
und damit die Ortschaft haben ihren Namen nach einem der zwei h. Sulpicius († 29. Januar 591 bezw. 17. Januar 644) erhalten, die
beide Bischöfe von Bourges waren. Vergl. L'Église romane de Saint Sulpice (Vaud) et sa restauration; études histor. et archéolog.
Lausanne 1888; Naef, A. L'Église de Saint Sulpice et sa restauration; étude architecturale et archéolog. Lausanne 1896.
Sylve (Kt. Wallis,
Bez. Hérens,
Gem. Vex).
893 m. Alte Pfarrkirche von Vex mit Beinhaus, am Eingang in die Vallée d'Hérens,
über der Thalstrasse und hoch über der Mündungsschlucht der Borgne;
1 km n. vom Dorf Vex.
Ist seit etwa 30 Jahren durch eine
im Dorf selbst neu erbaute und demselben Heiligen geweihte Kirche ersetzt worden, so dass sie sich selbst überlassen blieb
und allmählig dem Zerfall entgegen geht.
Den sie umgebenden Friedhof hat man dagegen beibehalten, indem man ihn immer noch
als Begräbnisplatz für die Angehörigen der Pfarrei Vex benutzt.
Benannt nach dem h. Sylvius, der im 4. Jahrhundert Bischof
von Toulouse war.
Triphon (Kt. Waadt,
Bez. Aigle,
Gem. Ollon). 431 m. Gemeindeabteilung und Dorf, am O.-Hang des Hügels von
Saint Triphon und zwischen ihm und dem Hügel
von Charpigny, 3 km ssö. Aigle und 1,5 km sw. Ollon. Station der Simplonbahn
(1,7 km s. vom Dorf). Postbureau, Telephon; Postwagen nach Monthey. Zusammen mit Les Isles: 83 Häuser, 525 reform. Ew.;
Dorf: 46 Häuser, 281 Ew. Kirchgemeinde Ollon. Das Dorf ist gut gebaut und von schönen Baumgärten umgeben. Acker- und Weinbau.
An beiden Hängen der Hügel von Saint Triphon und Charpigny wird der bekannte schwarze Marmor gebrochen, der sehr geschätzt
und besonders zu architektonischen Zwecken verwendet wird. Er ist ein dunkler, sehr homogener und etwas
dolomitischer Kalkstein triadischen Alters, dessen Schichten nahezu horizontal gelagert sind, was den Abbau ausserordentlich
erleichtert.
Zur Zeit stehen drei Brüche in Betrieb: Les Fontenailles, Étrives und Le Lessus. Die beiden ersten gehören der «Société
anonyme des carrières de Saint Triphon et de Collombey», die etwa 150-180 Arbeiter beschäftigt und alljährlich
mehr als 6000 Wagenladungen (zu 10 Tonnen) ins In- und Ausland (besonders in die Umgebungen von Lyon) verfrachtet. Der Bruch
von Le Lessus liefert jährlich 1600 Wagenladungen desselben Marmors. Alle Brüche haben Geleiseanschluss an die Station.
Von grossem Interesse ist die geschichtliche Rolle, die die Anhöhe von Saint Triphon gespielt hat und
die weit in die Vorzeit hinaufreicht, da dieser Hügel allen den Völkerschaften, die hier am Eingang zum Rhonethal der Reihe
nach aufeinander gefolgt sind, von jeher als von der Natur gegebene Festung gedient hat. Man hat Reste aus der Bronzezeit
(prachtvolle Armringe unter einem erratischen Block, mehrere Gräber am obern Rand der Brüche von Le
Lessus, eine Giesserei etc.), sowie aus der Zeit der Kelten und der Römer aufgedeckt.
Die Stelle war für die Römer ein wichtiger strategischer Punkt an der Strasse von Aventicum (Avenches) über den Col de Jougne
nach dem Grossen St. Bernhard, die am Fuss des steilen und schroffen W.-Abfalles des Hügels hinzog. An
diesem Weg, der später umgetauft und Sentier des Pèlerins genannt wurde, weil er meist von den nach Saint Maurice wallfahrenden
Pilgern begangen war, hat man bei der Schmiede von Le Lessus einen römischen Meilenstein aufgefunden, der
heute in die Mauer der Kirche von Ollon eingelassen ist und folgende Inschrift trägt: Imp.
Caes. Val. Liciniano. Licinio. P. F. Invicto. Aug. F. Cl. Vati. Oct. M. P. XVII. Römische Gräber am Rand eines auf den Hügel
hinaufführenden, Sentier des Dames genannten Weges. An der NO.-Ecke und am Fuss des Hügels Reste einer
Römersiedelung; bei Les Saves nahe der Tuilerie de Saint Triphon hat man eine altrömische Ziegelei aufgedeckt, die rote Ziegel
herstellte. In der auf die Römerherrschaft folgenden Zeit der Barbareneinfälle bot der Hügel von Saint Triphon den Leuten
einen besseren Schutz als die Rhoneebene und wurde deshalb ständig bewohnt.
Davon zeugen eine Reihe von Ueberresten aus dem Mittelalter. In erster Linie ist das Schloss von Saint Triphon mit seinen
Nebenbauten zu nennen, das aus dem 11. Jahrhundert stammt. Wenn man vom Dorf aus den Hügel von Le Lessus, auch Motte de Saint Triphon
(478 m) genannt, hinaufsteigt, gelangt man durch die Oeffnung einer Aussenmauer und ein noch ziemlich
gut erhaltenes Portal einer zweiten Mauer zu dem von weither sichtbaren Turm von Saint Triphon, der von einem Graben umgeben
ist. Er bildet ein 20 m hohes Quadrat von 10 m Seitenlänge, hat sehr dicke Mauern und eine erste Oeffnung
erst in einer Höhe von 8,3 m. Weiter oben folgen andere, unregelmässig angeordnete Fenster und dann eine Reihe von 1,6-2
m aus der Mauer vorspringenden Marmorgesimsen, die wahrscheinlich einst eine Aussengallerie getragen haben. Am NO.-Rand des
Felsens und nahe dem Turm bemerkt man die Ruinen von zwei nebeneinander
mehr
stehenden romanischen Kapellen, in deren einer man noch die Stelle des Chores und Reste von Fensteröffnungen sehen kann.
Die ältere und zugleich noch am besten erhaltene ist im 13. Jahrhundert von Wilhelm von Pontverre erbaut und der h. Jungfrau
geweiht worden, während die andere 1311 von Aymon de Châtillon, Bischof von Sitten, geweiht wurde. Sie
gehörte der Abtei von Saint Maurice, war eine Zeit lang ein viel besuchtes Wallfahrtsziel und wurde vom Pfarrer der St. Viktorskirche
in Ollon bedient.
Man hat noch Reste der Treppe aufgedeckt, die vom Hügelfuss hier hinaufführte, und daneben auch Stücke der einstigen Bleileitung
gefunden, die das Schloss mit dem Quellwasser von Verschiez versorgte. An der gegenüberliegenden Ecke
des Hügels steht ein heute ganz mit Epheu umsponnener Bau, der aus der Zeit der Berner Oberhoheit datiert und als Wachthaus
gedient hat. Zwischen diesem Signal und der prähistorischen Giesserei fanden sich ein Kalkofen und ein Mörser
aus Bronze.
Der Turm von Saint Triphon steht als historisches Denkmal unter der Aufsicht und Obhut des Staates Waadt.
Man glaubt, dass die Festungsanlagen
auf dem Hügel von Saint Triphon von den hochburgundischen Königen erbaut worden sind und zwar zunächst blos zu dem Zwecke,
um den Bewohnern der Umgebung in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte zu dienen. Dann setzte man einen Burgvogt
hierher, der mit Grundbesitz belehnt wurde. So bildete sich allmählig die Herrschaft von Saint Triphon, die urkundlich zum
erstenmal am Anfang des 13. Jahrhunderts erscheint und wahrscheinlich schon seit dem 10. Jahrhundert von der «Villa» Ollon
losgelöst worden war.
Schloss und Grundbesitz gehörte als Lehen der Abtei Saint Maurice den Herren von Saint Triphon, deren erster,
Humbert, den Titel eines Ritters von Saint Triphon führte. Zwei Urkunden aus 1231 zeigen dann, dass die Herrschaft zu dieser
Zeit dem Grafen Thomas von Savoyen gehörte, der sie dem Gui de Pontverre und den Herren von Saillon zu Lehen
gab. 1232 wird das Schloss «domus» und 1238 «castrum»
genannt. Später waren der Reihe nach Inhaber der Herrschaft Boniface de Châtillon aus dem Aostathal (1333), Gui und Jean Thome
aus der Lombardei (1342) und Jean de Rovéréaz (1367). Dann wurde die Herrschaft geteilt. Die nach Italien
zurückkehrenden Banden des bei Murten geschlagenen Heeres Karls des Kühnen, die auf ihrem Weg alles plünderten und in Brand
steckten, haben das Schloss Saint Triphon 1475 zerstört. Als Mitherren der Herrschaft von Saint Triphon werden noch 1608 David
und Anton von Rovéréaz genannt. 1190: ecclesia S. Triphoni.