sassen dem Gericht Saint Barthélemy drei Burgvögte vor. Das
Schloss soll 1475 von den Schweizern verbrannt worden sein;
seit 1518 führte es den Namen Saint Barthélemy. Die
Kapelle des
Ortes stand wahrscheinlich an der Stelle der heutigen reformierten
Kirche und gehörte der Propstei
Romainmôtier; nach der Eroberung des Landes durch Bern
und Freiburg
kam es zwischen
diesen beiden
Ständen wegen der Benutzung der
Kapelle durch die Angehörigen beider Konfessionen zu zahlreichen Reibereien.
Zwischen dem
Schloss und dem
Weiler steht an der Strasse nach
Goumoëns la Ville ein mit einem
Kreuz gekrönter Obelisk, der
vom Herrn von Affry zur Erinnerung an die glückliche Rückkehr eines lange Zeit verschollenen Sohnes
errichtet worden ist.
Barthélemy(Torrentde) (Kt. Wallis,
Bez.
Saint Maurice). 2650-440 m. 7 km langes Wildwasser, dessen Hauptquelle dem kleinen
Glacier de Plan Névé amO.-Hang der
Cime de l'Est der
Dents du Midi entspringt und dessen Einzugsgebiet
einen zwischen der
Cime de l'Est und dem
Salantin mehr als 4 km breiten Erosionszirkus bildet. Am Fuss der zerrissenen Hänge
der
Dents du Midi und der
Pointe de Gagnerie hat sich der
Wildbach zwischen den Steilabbrüchen der
Alpe
de
Jorat im O. und denen des
Haut deMex und der
Alpe de Longemoz im W. eine lange und tiefe
Schlucht eingeschnitten, die er in
nö. Richtung durchfliesst, um dann w. vom
WeilerLa Rasse ins
Rhonethal einzutreten und, in mehrere Arme verzweigt, von links
in dieRhone zu münden. Er durchfliesst der Reihe nach Jurakalke, Flysch, triadische Rauhwacke und metamorphes
Karbon.
Unterhalb Le
Jorat d'en
Bas steht bei En Borlot in etwa 1100 m
Höhe schöner roter
Porphyr an. Der
Wildbach hat einen mächtigen
Schuttkegel ins
Rhonethal hinausgebaut, der über 100 m hoch ist und dieEbene zwischen
Évionnaz und
Saint Maurice
auf eine Länge von mehr als 3 km bedeckt. Dieser Schuttkegel hat zu wiederholten Malen die
Rhone aufgestaut, so dass sich
dann hinter ihm ein weit thalaufwärts reichender
See zu bilden pflegte. Vergrössert und erhöht wurde der Schuttkegel im
Laufe der Zeit auch noch durch eine Reihe von Felsstürzen, die von der
Dent deNovidoroz (oder
Novierroz)
her auf ihn niedergebrochen sind.
Die meist dem religiösen
Stand angehörigen Geschichtschreiber des Wallis,
die darauf ausgingen, die historische Bedeutung der Gegend
von
Saint Maurice möglichst hoch anzuschlagen, haben lange Zeit behauptet, dass auf dem Schuttkegel desWildbaches
von Saint Barthélemy einst die Stadt Epaunum gestanden habe, in der 517 ein Konzil gehalten und die dann durch einen
Bergsturz
vom
MonsTauretunum
(Dent du Midi) her zerstört worden sei. Das durch die Schuttmasse aufgestaute Rhonewasser sollte dann die
Barre gewaltsam durchbrochen und den
Genfersee zum Ueberfliessen gebracht haben, wodurch in Genf
Brücken und
Mühlen mitgerissen worden seien.
Abgesehen davon, dass selbst der geschichtliche Teil dieses Ereignisses von zeitgenössischen Chronisten, wie Gregor von
Tours und
Bischof Marius von
Avenches, angezweifelt wird, ist es überhaupt undenkbar, dass ein Durchbruch des hinter der
Barre
aufgestauten Rhonewassers den
Stand des
Genfersees bis nach Genf
hinunter in der geschilderten Weise zu beeinflussen
vermocht hätte. Es ist heute genügend sicher festgestellt, dass diese ehemalige Stadt Epaunum an Stelle des heutigen Albon
bei Vienne im Dauphiné gestanden hat.
Der
Wildbach hat noch in neuerer Zeit bei Hochwassern das
Rhonethal wiederholt derart mit Geschieben überführt, dass
dadurch der Verkehr auf der Eisenbahnlinie zeitweilig unterbrochen worden ist. Die Zuleitung des bei
Évionnaz gefassten Wassers
für den Betrieb des Elektrizitätswerkes im
Bois Noir hat mehrfach in
Stollen unter den Armen des
Wildbaches, die über den
Schuttkegel abfliessen, hindurchgeführt werden müssen. Dass kleine, vom
Plan Névé herabbrechende Eislawinen an
den Ausbrüchen des
Wildbaches von Saint Barthélemy mit Schuld sein können, hat sich anlässlich eines Wolkenbruches im
Jahr 1887 gezeigt, indem damals zusammen mit dem
Schutt auch Eisblöcke bis über die
Thalstrasse und die Eisenbahnlinie hinaus
transportiert worden sind. Zu nennen ist noch ein am von der
Dent du Midi auf den Schuttkegel
niedergegangener Felssturz (beschrieben im Bulletin de la Soc. géolog. de France. 7).
Die
Kapelle ist wohl bekannt, da von ihr aus sich dem das düstere Thal von
Triqueut verlassenden
Wanderer plötzlich und zum erstenmale der grossartige Ausblick auf das
Rhonethal und die dasselbe im S. begleitendenBerge
öffnet.
Weinbau mit geschätztem Ertrag, Acker- und Gemüsebau. Schöne
Waldungen am Hang des
Chaumont.
Mühlen,
Säge. Zwischen Saint Blaise und
Marin befindet sich eine Automobilfabrik. Marmorsäge.
Steinbrüche, die den gelben sog.
Neuenburger- oder
Hauterive-Stein liefern. Mehrere Pensionnate. Bedeutender Weinhandel. Fischfang.
Malerisches Dorf mit zahlreichen Spuren aus alten Zeiten. Die 1516 erbaute Pfarrkirche ersetzte die 1360 gestiftete
Kapelle der h.
Maria Magdalena und birgt eine schöne Glasmalerei von Paul
Robert.
Die Reformation wurde hier 1533 angenommen. Mehrere
Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert sind ihrer Bauart wegen interessant.
Riesige
Linde von seltener Schönheit. 1 km nö. vom Dorf der kleine
SeeLe Loclat, der hie und da auch
Lac de Saint Blaise genannt wird. N. über dem Dorf die
Roches de Chatollion (671 m) mit bemerkenswert schöner Aussicht. Pfahlbauten
aus der Steinzeit und der ersten Bronzezeit, Reste eines römischen
Hafens und Funde von römischen Münzen. Refugium und
¶
mehr
Reste aus der Druidenzeit auf Chatollion. Der Ort erscheint urkundlich zum erstenmal 1011 als Arinis; 1111: Arens; später
Ecclesia Arynis. Seit welcher Zeit der Name Saint Blaise gebräuchlich geworden, ist nicht bekannt. (St. Blasius, einer der 14 Nothelfer,
war Bischof zu Sebaste in Kleinasien und Märtyrer unter Lizinius um 316). In Saint Blaise haben die
MalerLéonBerthoud und Jacot-Guillarmod gelebt. Vergl. Quartier La Tente, Ed. Le canton deNeuchâtel. I. Neuchâtel 1901; Godet,
Phil. Neuchâtelpittoresque.Genève 1902; MuséeNeuchâtelois. 1873.