1311 kam sie an Peter von
Grandson, nach dessen 1342 erfolgtem Tod an seinen Sohn Wilhelm und nach dieses letztern Tod 1389 an
den berüchtigten Otto von
Grandson, der wegen eines Versuches, den
Grafen Amadeus VII., den
Roten, von Savoyen zu vergiften,
als eidbrüchig verurteilt wurde und seinen ganzen Besitz 1393 an
das Haus Savoyen verlor. Amadeus VII.
hatte einen natürlichen Sohn Humbert, unter der Bezeichnung des Bastardes von Savoyen bekannt, der von Bajesid in der Schlacht
von Nikopolis gefangen genommen und dann 7 Jahre lang in Gefangenschaft gehalten worden war.
Nach seiner Rückkehr wurde er mit Gütern reichlich belehnt, indem er die
HerrschaftenMontagny,
Cudrefin
und
Grandcour erhielt und zum
Grafen von
Romont ernannt wurde. Durch testamentarische Verfügung hinterliess er 1440 seinem
Schildknappen Anton Anglici oder Engle neben andern Gütern auch die Burg
La Molière, die dieser dann aber laut Bestimmung
von
Seiten Ludwigs von Savoyen im Dezember 1443 an das Dorf Saint Aubin umtauschen musste. Am fügte
der Herzog von Savoyen diesem Besitz noch die
DörferVillars le Grand,
Les Friques und Agnens bei (letzteres Dorf stand zwischen
Saint Aubin und
Portalban und ist seither verschwunden).
Anton Anglici starb 1497 oder 1498 kinderlos und hinterliess seinen Besitz dem Philipp von Oncieux, einem
Neffen seiner Gemahlin, dem die Bewohner der
Herrschaft, die sich am als Bürger von Freiburg
hatten aufnehmen lassen, am den
Treueid leisteten. Er starb um 1523. Nachdem die
Berner ins Waadtland eingefallen waren, eroberten am die
FreiburgerSaint Aubin und
Villars lesFriques. Die
Herrschaft wurde nun der Landvogtei
Estavayer zugeteilt, behielt aber ihre
eigenen
Herren bei. 1569 ging sie je zur Hälfte an Claude d'Oncieux und an Charles d'Oncieux über, welch' letzterer (getötet 1587 in
der Schlacht von Coutras) 1571 beide Teile wieder in seiner Hand vereinigte. Zu jener Zeit schuldete
der Marquis de la Chambre, ein savoyischer Edelmann, schweizerischen Gläubigern eine Summe von 26000 Goldgulden, für die
sich der Herzog von Savoyen verbürgt hatte.
Als die Gläubiger nun dringend eine Abschlagszahlung von 7000
Gulden forderten, erklärten sich der Edle Georg vonDiesbach,
Herr von
Grandcour, und
Jean Messello, Bürger von Freiburg,
bereit, diese Summe vorzuschiessen, unter der Bedingung jedoch, dass Charles
d'Oncieux sich seinerseits wieder für den Herzog Emmanuel Philibert von Savoyen verbürge und zu diesem Zweck seine
HerrschaftSaint Aubin verpfände. Dies fand dann 1573 tatsächlich statt. Als die Summe nicht zurückbezahlt wurde
und auch die Zinsen nicht erhältlich waren, wurde die
HerrschaftSaint Aubin 1606 öffentlich versteigert und von Jakob Wallier,
einem
Solothurner Ratsherrn, um 14200 Goldgulden erworben. 1691 kam sie um die Summe von 30500
Gulden käuflich an die Stadt
Freiburg, die sie zu einer eigenen Vogtei umwandelte, deren erster Vogt der Edle Joseph Reiff aus
Freiburg
und deren letzter 1795 Hans Niklaus von
Montenach war. 1798-1803 gehörte Saint Aubin zum Bezirk
Avenches, 1803-1830 zum Bezirk
Montagny, 1831-1848 zum Bezirk
Dompierre und seit 1848 zum Bezirk
Broye. 1725 legte eine grosse Feuersbrunst einen Teil des
Dorfes in Asche, wodurch 15 Familien obdachlos wurden. Saint Aubin ist die Heimat von Raccaud, einem
der hauptsächlichsten Anhänger
Chenaux', des Leiters des Aufruhres von 1781.
Aubin(Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry).
479 m. Gem. und schön gelegenes Pfarrdorf, nahe dem linken Ufer des
Neuenburgersees und 16 km sw.
Neuenburg.
Station der LinieNeuenburg-Lausanne. Dampfschiffstation
Chez le Bart. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach
Provence. Gemeinde, mit
Sauges,
Le Devens, La
Nalière und
Les Prises: 140
Häuser, 1105 reform. Ew.; Dorf: 80
Häuser, 706 Ew.
Acker- und Weinbau, Waldwirtschaft.
Säge. Uhrenindustrie. Pensionnate. Saint Aubin ist eines der fünf Dörfer der Landschaft
La Béroche (s. diesen Art.), deren Geschicke es geteilt hat.
Die Kirche wird zum erstenmal 1083 erwähnt; 1176 wurde sie vom
Bischof von
Lausanne der Abtei von
Saint Maurice gegeben, die
sie 1566 den fünf Gemeinden verkaufte. Ausser Saint Aubin umfasst die Kirchgemeinde noch
Gorgier,
Sauges,
Montalchez,
Fresens,
Vaumarcus und
Vernéaz. Mehrere schöne Landgüter. Ein Gasthof. Man hat zu wiederholten Malen versucht,
nahe Saint Aubin eine Bank von asphalthaltigem Urgonkalk abzubauen, der aber mit seinem geringen Gehalt von blos 3-4% Asphalt
die Kosten des Betriebes niemals gedeckt hat. 1857 stellte man daraus Asphaltröhren und Mastix her, doch wurde die Ausbeute
schon 1865 wieder eingestellt.
Von hier stammt vielleicht der Asphalt her, den man in verschiedenen Pfahlbaustationen des
Neuenburgersees gefunden hat. Pfahlbau
aus der Steinzeit nahe der Mündung des das Dorf durchfliessenden
Baches; Fund einiger Bronzegegenstände bei
Chez le Bart.
In einer
Höhle,
Grotte aux Filles genannt, hat man neben römischen Münzen auch noch Schmuckgegenstände
(z. B. Armbänder aus
Glas) aus keltischer Zeit aufgefunden. Vergl. MuséeNeuchâtelois 1866;
Chabloz,
Fritz.
La Béroche.
Neuchâtel
1867; Vaucher, E. Le Temple de Saint Aubin.Neuchâtel 1903.
Barthélemy(Kt. Freiburg,
Bez. Saane,
Gem. Freiburg).
622 m. Schöne
Kapelle an der Strasse nach Bern.
An dieser
«Stade» geheissenen Stelle standen
im 13. Jahrhundert eine Ziegelei, ein Siechenhaus und eine
Kapelle, welch' letztere den Namen ihres Schutzpatrones, des h.
Bartholomäus,
Apostels von Armenien und als solcher lebendig geschunden, erhielt. Vergl.
La ChapelledeSaint Barthélemy
(in den Étrennes fribourgeoises. 1901).
Reformierte Kirche im
Weiler Saint Barthélemy; katholische Pfarrkirche, dem h. Franz Xaver geweiht, in
Bretigny. Landwirtschaft.
Mühlen und
Sägen. Westl. vom
Weiler steht auf einem aussichtsreichen Hügel das
Schloss Saint Barthélemy, das unter dem Namen
Goumoëns le Châtel zum erstenmal 1097 in einer Urkunde des Kartulars von
Romainmôtier erscheint. Sein
erster
Herr war wahrscheinlich der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auftretende
Pierre deGoumoéns, genannt von
La Tour, dessen Nachkommen es während einer Reihe von Generationen angehörte. 1404 kamen
Schloss und
Herrschaft an Henri de
Chissey, Gouverneur der
Grafschaft Burgund, und dann der Reihe nach an die Geschlechter
Champion und de
Pesmes, 1545 an François de Montmayeur, 1615 an
Pierre Forneret und 1652 oder 1653 an Hans Ammann, Landvogt von
Rue. Zu Beginn
des 18. Jahrhunderts gehörten sie dem
Jean Prothais,
Baron von
Alt, seit 1738 dem Louis Augustin d'Affry, der
sich den Titel eines Herrn von Saint Barthélemy und
Bretigny beilegte, und seit 1798 einem Panchaud de
Bottens, der sie an
das Geschlecht de Lessert verkaufte. Heute ist das
Schloss Eigentum derer von
Bonstetten. Die
Herren von Saint Barthélemy waren
Dienstmänner der Edlen von
Montfaucon und mussten dem Schlossherrn von
Échallens huldigen. Unter der
Herrschaft von Bern
und Freiburg¶
mehr
sassen dem Gericht Saint Barthélemy drei Burgvögte vor. Das Schloss soll 1475 von den Schweizern verbrannt worden sein;
seit 1518 führte es den Namen Saint Barthélemy. Die Kapelle des Ortes stand wahrscheinlich an der Stelle der heutigen reformierten
Kirche und gehörte der Propstei Romainmôtier; nach der Eroberung des Landes durch Bern
und Freiburg
kam es zwischen
diesen beiden Ständen wegen der Benutzung der Kapelle durch die Angehörigen beider Konfessionen zu zahlreichen Reibereien.
Zwischen dem Schloss und dem Weiler steht an der Strasse nach Goumoëns la Ville ein mit einem Kreuz gekrönter Obelisk, der
vom Herrn von Affry zur Erinnerung an die glückliche Rückkehr eines lange Zeit verschollenen Sohnes
errichtet worden ist.
Barthélemy(Torrentde) (Kt. Wallis,
Bez. Saint Maurice). 2650-440 m. 7 km langes Wildwasser, dessen Hauptquelle dem kleinen
Glacier de Plan Névé am O.-Hang der Cime de l'Est der Dents du Midi entspringt und dessen Einzugsgebiet
einen zwischen der Cime de l'Est und dem Salantin mehr als 4 km breiten Erosionszirkus bildet. Am Fuss der zerrissenen Hänge
der Dents du Midi und der Pointe de Gagnerie hat sich der Wildbach zwischen den Steilabbrüchen der Alpe
de Jorat im O. und denen des Haut deMex und der Alpe de Longemoz im W. eine lange und tiefe Schlucht eingeschnitten, die er in
nö. Richtung durchfliesst, um dann w. vom WeilerLa Rasse ins Rhonethal einzutreten und, in mehrere Arme verzweigt, von links
in die Rhone zu münden. Er durchfliesst der Reihe nach Jurakalke, Flysch, triadische Rauhwacke und metamorphes
Karbon.
Unterhalb Le Jorat d'en Bas steht bei En Borlot in etwa 1100 m Höhe schöner roter Porphyr an. Der Wildbach hat einen mächtigen
Schuttkegel ins Rhonethal hinausgebaut, der über 100 m hoch ist und die Ebene zwischen Évionnaz und Saint Maurice
auf eine Länge von mehr als 3 km bedeckt. Dieser Schuttkegel hat zu wiederholten Malen die Rhone aufgestaut, so dass sich
dann hinter ihm ein weit thalaufwärts reichender See zu bilden pflegte. Vergrössert und erhöht wurde der Schuttkegel im
Laufe der Zeit auch noch durch eine Reihe von Felsstürzen, die von der Dent deNovidoroz (oder Novierroz)
her auf ihn niedergebrochen sind.
Die meist dem religiösen Stand angehörigen Geschichtschreiber des Wallis,
die darauf ausgingen, die historische Bedeutung der Gegend
von Saint Maurice möglichst hoch anzuschlagen, haben lange Zeit behauptet, dass auf dem Schuttkegel des Wildbaches
von Saint Barthélemy einst die Stadt Epaunum gestanden habe, in der 517 ein Konzil gehalten und die dann durch einen Bergsturz
vom MonsTauretunum (Dent du Midi) her zerstört worden sei. Das durch die Schuttmasse aufgestaute Rhonewasser sollte dann die
Barre gewaltsam durchbrochen und den Genfersee zum Ueberfliessen gebracht haben, wodurch in Genf
Brücken und
Mühlen mitgerissen worden seien.
Abgesehen davon, dass selbst der geschichtliche Teil dieses Ereignisses von zeitgenössischen Chronisten, wie Gregor von
Tours und Bischof Marius von Avenches, angezweifelt wird, ist es überhaupt undenkbar, dass ein Durchbruch des hinter der
Barre
aufgestauten Rhonewassers den Stand des Genfersees bis nach Genf
hinunter in der geschilderten Weise zu beeinflussen
vermocht hätte. Es ist heute genügend sicher festgestellt, dass diese ehemalige Stadt Epaunum an Stelle des heutigen Albon
bei Vienne im Dauphiné gestanden hat.
Der Wildbach hat noch in neuerer Zeit bei Hochwassern das Rhonethal wiederholt derart mit Geschieben überführt, dass
dadurch der Verkehr auf der Eisenbahnlinie zeitweilig unterbrochen worden ist. Die Zuleitung des bei Évionnaz gefassten Wassers
für den Betrieb des Elektrizitätswerkes im Bois Noir hat mehrfach in Stollen unter den Armen des Wildbaches, die über den
Schuttkegel abfliessen, hindurchgeführt werden müssen. Dass kleine, vom Plan Névé herabbrechende Eislawinen an
den Ausbrüchen des Wildbaches von Saint Barthélemy mit Schuld sein können, hat sich anlässlich eines Wolkenbruches im
Jahr 1887 gezeigt, indem damals zusammen mit dem Schutt auch Eisblöcke bis über die Thalstrasse und die Eisenbahnlinie hinaus
transportiert worden sind. Zu nennen ist noch ein am von der Dent du Midi auf den Schuttkegel
niedergegangener Felssturz (beschrieben im Bulletin de la Soc. géolog. de France. 7).