zurückgekauft wurde. Ein Burgvogt erscheint zum erstenmal 1233. 1271 gab der
Graf dem
Flecken das Stadtrecht und die Erlaubnis,
Märkte und
Messen abhalten zu dürfen. Nachdem die hier als Vögte sitzenden
Herren von Saillon, deren einer, Wilhelm,
Bischof
von
Sitten gewesen war, das Wallis
verlassen hatten, folgten ihnen andere feudale Geschlechter, wie die
Collombey,
die
Châtillon-Larringes und die
Châtillon aus Aosta, im Amte nach. Vieles zum allmähligen Niedergang des einst blühenden
Fleckens hat namentlich auch die Verlegung der
Thalstrasse beigetragen, die durch die beständigen Ueberschwemmungen notwendig
geworden war.
Die Gemeinde Saillon ist ziemlich umfangreich. In der
Ebene reicht sie bis zur
Saleintse einerseits, die
sie von
Leytron trennt, und bis zur
Sarvaz (Grenze gegen
Fully) andererseits. Während das Stück ö. der Strasse nach
Saxon
oft
unter Wasser liegt, zeigt der Teil w. dieser Strasse eine Reihe von Inselchen, die mit Unterholz und Weidengebüsch bewachsen
und von den gewundenen Armen der
Sarvaz umflossen sind. Es ist dies eines der heute selten gewordenen
Landschaftsbilder, das uns noch an den verwahrlosten Charakter des einstigen innern Wallis
erinnert und das sein Vorhandensein den
periodischen Ueberschwemmungen durch die
Sarvaz, einer am Fuss der Felswand der
GrandeGarde nahe der Marmorsägen entspringenden
starken Stromquelle, verdankt.
Der Hang ö. vom Dorf trägt Weinreben, während w. davon steinige und felsige Steilhänge aufsteigen, an deren Fuss Marmorsägen
stehen. Der von diesen verarbeitete Marmor entstammt einer wahrscheinlich triadischen Schicht von etwa 15 m Mächtigkeit,
die dem Karbon und den krystallinen Schiefern aufruht und von grauen Kieselkalken jurassischen
Alters überlagert
wird, die hier in starker Mächtigkeit entwickelt sind und die Stöcke der
Tête deBletton und der
GrandeGarde (2144 m) aufbauen.
Der genannte Marmor, der seit 1875 gebrochen wird, hat dadurch eine gewisse Berühmtheit erlangt, dass er in seiner grün
und weiss geaderten Varietät sehr stark dem sog. cipollino antico der alten
Römer gleicht. Doch ist
der Marmor von Saillon kein echter Zipollin, da er keinen Glimmer enthält. Seine Zeichnungen und Farbentöne sind bemerkenswert
schön und zeigen sich besonders vorteilhaft, wenn man den
Stein schief zur Schichtung oder Bänderung durchsägt. Neben der
genannten Varietät des sog. Cipollino antico (cipolla italien. = Zwiebel; zwiebelschalenartige Anordnung
der Adern und
Bänder) finden sich in der Marmorschicht noch folgende andere Spielarten: tiefschwarzer Marmor (Schweizer-Portor
genannt), türkischblauer Marmor mit Goldadern, reinweisser Marmor, weisser Marmor mit prachtvollen grünen
Flecken.
«Diese
Sorten kommen im Handel teilweise noch gar nicht vor und spotten deswegen jeder Konkurrenz. Besonders
darf aber nicht übersehen werden, dass der Zipollin nur noch in den
Brüchen von Saillon vorkommt und deswegen folgerecht
als ein Monopol von sehr grosser Tragweite zu betrachten ist, weil er heutzutage seiner Schönheit wegen, so gut wie zur
Zeit der alten
Römer, zu Dekorationen ... angewendet werden wird, sobald er bekannt geworden ist.» (DieEisenbahn. VII, 1877). Der heute ausgebeutete Marmorbruch liegt in etwa 1000 m
Höhe und ist mit den Marmorsägen von La
Cleusettaz
in der
Ebene durch eine Drahtseilbahn verbunden.
Das Unternehmen, von dem man sich am Anfang grosse Erfolge versprach, hat mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen
gehabt und lag der Reihe nach in der Hand verschiedener Gesellschaften. Heute gehört es einer französischen Aktiengesellschaft.
Von den Werk- und Lagerplätzen von
La
Cleusettaz werden die Blöcke auf
Wagen nach der 5 km entfernten Station
Saxon befördert.
Das Fehlen eines direkten Geleiseanschlusses mit
Brücke über die
Rhone macht sich sehr unangenehm fühlbar.
Vergl. Wolf.
F. O. Saillon's Umgebung und seine Marmorbrüche (im Jahrbuch des S. A. C. 14). ^[Ergänzung: Vergl. die Schrift:
Die Marmorbrüche der «Société anonyme des carrières de marbres antiques de
Saillon» in
Saxon. 1880.] 1 km n. Saillon führt ein Weg mit Gallerien und Brücken in die sehr sehenswerte
Schlucht der
Salence (s. diesen Art.). 1050: castellum Psallionis;
Aubin, deutsch
Sankt Albin (Kt. Freiburg,
Bez. Broye).
471 m. Gem. und Pfarrdorf auf den Höhen rechts über dem
Neuenburgersee, an der Kreuzung der
StrassenDomdidier-Portalban und
Estavayer-Vully und 3,5 km nw. der Station
Domdidier der
Linie
Lausanne-Payerne-Lyss. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
Estavayer-Avenches und
Domdidier-Portalban. 118
Häuser, 598 kathol.
Ew. französischer Zunge. Obst- und Weinbau, Viehzucht. Je eine
Mühle mit elektrischem und mit Wasserbetrieb,
Dreschmaschine. Handel mit Heu, Stroh und Obst. Schönes und grosses Dorf am
SO.-Hang der den
Mont Vully nach SW. fortsetzenden
Höhen rechts über dem
Neuenburgersee. Die erste Pfarrkirche, 1166 und 1453 urkundlich genannt, stand an der einst
L'Abbaye
und heute La Baise genannten Stelle. Die heutige, mitten im Dorf befindliche Kirche stammt aus 1516. Das
jetzige
Schloss steht an der Stelle der ehemaligen Burg der
Herren von Oncieux und ist um 1606-1615 vom Geschlecht Wallier
umgebaut worden. 1691-1798 diente es den Landvögten zum Wohn- und Amtssitz, und 1804 wurde es an Jakob Anton
Collaud aus Saint Aubin verkauft, der es seinen Kindern hinterliess. Da die Gemeinde
Freiburg für ihre Hypothek, die sie
auf diesem Grundstück besass, die Zinsen nicht erhalten konnte, zog sie das
Schloss um 1819 an sich und verkaufte es am um
die Summe von 14565 Fr. an die Gemeinde Saint Aubin. Heute dient es als Primarschulhaus und als Sitz
der Gemeindebehörden.
Es ist wahrscheinlich, dass auf der so schön gelegenen und so nahe bei Aventicum befindlichen Anhöhe von Saint Aubin eine
Römersiedelung irgend welcher Art gestanden hat, doch hat man bis auf heute noch keine Spuren einer
solchen aufgedeckt. Man vermutet, dass der
Ort Saint Aubin nach dem am 1. März 550 erfolgten Tod des
BischofesAlbin von Angers,
dem er seinen Namen verdankt, entstanden sei. Urkundlich erscheinen der
Ort zum erstenmal am oder 1074 und die
Pfarrei 1182, in welch' letzterm Jahr Papst Lucius III. die Vergabung der
Kapelle von
Portalban und der
Kirche Saint Aubin en
Vully durch
Bischof Roger von
Lausanne an die Propstei
Saint Maire in
Lausanne bestätigte. Das Dorf gehörte
zuerst zur
HerrschaftGrandcour, die 1293 an Ludwig I. von Savoyen, Herrn der Waadt,
überging.
¶
mehr
1311 kam sie an Peter von Grandson, nach dessen 1342 erfolgtem Tod an seinen Sohn Wilhelm und nach dieses letztern Tod 1389 an
den berüchtigten Otto von Grandson, der wegen eines Versuches, den Grafen Amadeus VII., den Roten, von Savoyen zu vergiften,
als eidbrüchig verurteilt wurde und seinen ganzen Besitz 1393 an das Haus Savoyen verlor. Amadeus VII.
hatte einen natürlichen Sohn Humbert, unter der Bezeichnung des Bastardes von Savoyen bekannt, der von Bajesid in der Schlacht
von Nikopolis gefangen genommen und dann 7 Jahre lang in Gefangenschaft gehalten worden war.
Nach seiner Rückkehr wurde er mit Gütern reichlich belehnt, indem er die HerrschaftenMontagny, Cudrefin
und Grandcour erhielt und zum Grafen von Romont ernannt wurde. Durch testamentarische Verfügung hinterliess er 1440 seinem
Schildknappen Anton Anglici oder Engle neben andern Gütern auch die Burg La Molière, die dieser dann aber laut Bestimmung
von Seiten Ludwigs von Savoyen im Dezember 1443 an das Dorf Saint Aubin umtauschen musste. Am fügte
der Herzog von Savoyen diesem Besitz noch die DörferVillars le Grand, Les Friques und Agnens bei (letzteres Dorf stand zwischen
Saint Aubin und Portalban und ist seither verschwunden).
Anton Anglici starb 1497 oder 1498 kinderlos und hinterliess seinen Besitz dem Philipp von Oncieux, einem
Neffen seiner Gemahlin, dem die Bewohner der Herrschaft, die sich am als Bürger von Freiburg
hatten aufnehmen lassen, am den
Treueid leisteten. Er starb um 1523. Nachdem die Berner ins Waadtland eingefallen waren, eroberten am die
Freiburger Saint Aubin und Villars lesFriques. Die Herrschaft wurde nun der Landvogtei Estavayer zugeteilt, behielt aber ihre
eigenen Herren bei. 1569 ging sie je zur Hälfte an Claude d'Oncieux und an Charles d'Oncieux über, welch' letzterer (getötet 1587 in
der Schlacht von Coutras) 1571 beide Teile wieder in seiner Hand vereinigte. Zu jener Zeit schuldete
der Marquis de la Chambre, ein savoyischer Edelmann, schweizerischen Gläubigern eine Summe von 26000 Goldgulden, für die
sich der Herzog von Savoyen verbürgt hatte.
Als die Gläubiger nun dringend eine Abschlagszahlung von 7000 Gulden forderten, erklärten sich der Edle Georg von Diesbach,
Herr von Grandcour, und Jean Messello, Bürger von Freiburg,
bereit, diese Summe vorzuschiessen, unter der Bedingung jedoch, dass Charles
d'Oncieux sich seinerseits wieder für den Herzog Emmanuel Philibert von Savoyen verbürge und zu diesem Zweck seine Herrschaft
Saint Aubin verpfände. Dies fand dann 1573 tatsächlich statt. Als die Summe nicht zurückbezahlt wurde
und auch die Zinsen nicht erhältlich waren, wurde die Herrschaft Saint Aubin 1606 öffentlich versteigert und von Jakob Wallier,
einem Solothurner Ratsherrn, um 14200 Goldgulden erworben. 1691 kam sie um die Summe von 30500 Gulden käuflich an die Stadt
Freiburg, die sie zu einer eigenen Vogtei umwandelte, deren erster Vogt der Edle Joseph Reiff aus
Freiburg
und deren letzter 1795 Hans Niklaus von Montenach war. 1798-1803 gehörte Saint Aubin zum Bezirk Avenches, 1803-1830 zum Bezirk
Montagny, 1831-1848 zum Bezirk Dompierre und seit 1848 zum Bezirk Broye. 1725 legte eine grosse Feuersbrunst einen Teil des
Dorfes in Asche, wodurch 15 Familien obdachlos wurden. Saint Aubin ist die Heimat von Raccaud, einem
der hauptsächlichsten Anhänger Chenaux', des Leiters des Aufruhres von 1781.
Aubin (Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry).
479 m. Gem. und schön gelegenes Pfarrdorf, nahe dem linken Ufer des Neuenburgersees und 16 km sw.
Neuenburg.
Station der Linie Neuenburg-Lausanne. Dampfschiffstation Chez le Bart. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen nach Provence. Gemeinde, mit Sauges, Le Devens, La
Nalière und Les Prises: 140 Häuser, 1105 reform. Ew.; Dorf: 80 Häuser, 706 Ew.
Acker- und Weinbau, Waldwirtschaft. Säge. Uhrenindustrie. Pensionnate. Saint Aubin ist eines der fünf Dörfer der Landschaft
La Béroche (s. diesen Art.), deren Geschicke es geteilt hat.
Die Kirche wird zum erstenmal 1083 erwähnt; 1176 wurde sie vom Bischof von Lausanne der Abtei von Saint Maurice gegeben, die
sie 1566 den fünf Gemeinden verkaufte. Ausser Saint Aubin umfasst die Kirchgemeinde noch Gorgier, Sauges, Montalchez, Fresens,
Vaumarcus und Vernéaz. Mehrere schöne Landgüter. Ein Gasthof. Man hat zu wiederholten Malen versucht,
nahe Saint Aubin eine Bank von asphalthaltigem Urgonkalk abzubauen, der aber mit seinem geringen Gehalt von blos 3-4% Asphalt
die Kosten des Betriebes niemals gedeckt hat. 1857 stellte man daraus Asphaltröhren und Mastix her, doch wurde die Ausbeute
schon 1865 wieder eingestellt.
Von hier stammt vielleicht der Asphalt her, den man in verschiedenen Pfahlbaustationen des Neuenburgersees gefunden hat. Pfahlbau
aus der Steinzeit nahe der Mündung des das Dorf durchfliessenden Baches; Fund einiger Bronzegegenstände bei Chez le Bart.
In einer Höhle, Grotte aux Filles genannt, hat man neben römischen Münzen auch noch Schmuckgegenstände
(z. B. Armbänder aus Glas) aus keltischer Zeit aufgefunden. Vergl. MuséeNeuchâtelois 1866; Chabloz, Fritz. La Béroche. Neuchâtel
1867; Vaucher, E. Le Temple de Saint Aubin.Neuchâtel 1903.