Seite ist dafür dann mehr die Waldseite. Die Thalsohle senkt sich, so weit eine solche überhaupt vorhanden ist, von
etwa 1700 m auf 1300 m (Curtnätscherhof-Brand). Weiter auswärts ist das Thal nur eine enge, steilwandige Stromschnellenschlucht
von ausserordentlicher Wildheit, die sich mit der Rheinschlucht verbindet und wie diese in ihrem untern
Teil in die Trümmermasse des Flimserbergsturzes eingegraben ist. Ueber dieser
Schlucht, dem
Versamer Tobel, zeugen nur noch
einzelne Terrassen, wie die von
Sculms und
Aräzen (je etwa 1000 m hoch), von einem einstigen höher gelegenen Thalboden.
Versam liegt schon tiefer auf der Bergsturzmasse (900 m). Von da führt ein neues Strässchen mit
teilweiser Benutzung solcher Terrassen hoch über dem brausenden Fluss ins Safienthal hinein. Die Postfahrt von der Bahnstation
Versam bis
SafienPlatz dauert etwa 4 Stunden. Lange geht es in der finstern
Schlucht durch dichten
Wald. Eine schlimme Stelle
ist dabei das Acletertobel. Erst kurz vorNeukirch wird das Thal etwas weiter und damit zugleich freundlicher
und belebter.
Doch auch da gibt es noch schluchtartig verengte
Stellen. Das erste Dorf an der Strasse ist
Neukirch (1253 m). Es ist in mehreren
Gruppen über die untern Abhänge zerstreut und fängt an, ein Luftkurort zu werden. Dann folgtSafienPlatz (1297 m), der Hauptort des
Thals, in hübscher Lage gegenüber der Mündung des Carnusatobels, dessen Bach mit einem
schönen
Wasserfall in die
Rabiusa stürzt. Eigentümlicherweise steht die Kirche auf der rechten
Seite des
Thals, während das
Dorf wie alle andern sich auf der linken ausbreitet.
Von hier führt der Glaspass in steilem Zickzackweg, die
«Stägen», hinauf auf den
Rücken des
Heinzenbergs
und nach
Thusis (4 Stunden). Das hinterste und höchstgelegene Dorf ist Thal oder
Thalkirche (1690 m), ebenfalls weit über
die Abhänge zerstreut und mit der ältesten Kirche des
Thals. Von hier gelangt man in etwa 4 Stunden* über
den
Löchli- oder
Safierberg (2490 m) nach
Splügen und ebenfalls in 4 Stunden über den
Tomülpass (2417 m) nach
Vals. Fast ebenso
hoch wie Thal liegt
Tenna (1654 m) im vordersten Thalabschnitt, aber hoch über der Thalsohle auf herrlicher Terrasse inmitten
üppiger
Alpwiesen.
Diese 4
Dörfer zählen mit allen ihren
Höfen und kleinen Weilern zusammen nur 585 Ew. und bilden den
Kreis
Safien mit den zwei politischen Gemeinden
Safien und
Tenna. Die Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten nicht unbeträchtlich
zurückgegangen. Von 1860-1900 hat ihre Zahl um 166 abgenommen. Die Erwerbsquellen in diesem Thal sind eben sehr gering und
beschränken sich fast ganz nur auf Viehzucht und Alpwirtschaft. Die Alpweiden sind allerdings sehr ausgedehnt,
besonders auf den relativ sanften Hängen der linken Thalseite, und sie gehören, wie überall im Bündnerschiefergebiet,
zu den besten des Kantons Graubünden.
Der Viehstand ist denn auch ein sehr beträchtlicher, und das Vieh wird gut gehalten.
Nach der Zählung von 1901 gab es im Safienthal 1207 Stück Rindvieh, darunter 424 Kühe, 50 Zuchtstiere und
Ochsen, 453 Rinder
und 278 Kälber und Jungvieh, ferner 1287 Schafe, 316 Ziegen, 130 Schweine, 5 Pferde und 36 Bienenstöcke. Der Feldbau ist
sehr gering; Kirschbäume gehen bis nach
Tenna hinauf. Die Wälder, hauptsächlich aus Rottannen bestehend,
sind sehr beträchtlich und nehmen fast 1/5 des gesamten
Bodens ein (19,4% Fels und
Schutt; 19,2 Wälder; 0,8% Firn und
Eis;
60,6% übrige Gebiete). Fremdenverkehr und Kurwesen sind noch wenig entwickelt. Die einheimische Bevölkerung, von einer
Valserkolonie abstammend, ist ein kräftiger, hochgewachsener Stamm, arbeitsam und von guten Anlagen,
deutsch und
reformiert.
Von da hat man einen schönen Blick auf den steilwandigen, zirkusartigen Thalschluss mit
Weisshorn,
Bärenhorn etc. und mit
mehreren
Wasserfällen, unter welchen derjenige des Gletscherbachs der grösste und schönste ist. Er
stürzt über eine hohe Felswand und führt, wenigstens zur Zeit der Schneeschmelze, eine sehr beträchtliche Wassermasse,
die, in Schaum und Staub aufgelöst, an den
Staubbach des
BernerOberlandes erinnert. Er ist einer der grössten und schönsten
WasserfälleGraubündens. An ihm vorbei führt der Weg, nachdem man Curtschnätscherhof und das Bodenälpli
passiert hat, sw. ziemlich steil, zuletzt über schwarzen Schieferboden, auf die Passhöhe zwischen Vorgipfeln des
Weisshorns
und
Bärenhorns, die von hier aus leicht bestiegen werden können (Thal bis Passhöhe 2½ Stunden). Jenseits geht es durch
das Thälchen der
Stutzalp zuerst links, dann rechts vom Bach hinunter nach
Splügen (1½ Stunden). Der
Pass heisst auch
Löchliberg. Aeltere Schriftsteller (Placidus a
Spescha, Ebel) bezeichnen aber mit letzterm Namen die Stelle
«Beim
Bären» (2541 m) nördl. vom
Bärenhorn, über welche man vom Safierberg direkt oder vom Curtnätscherhof über die
Grossalp
nach
ValsPlatz gelangen kann.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau).
439 m. Gem. und Dorf, am SO.-Fuss des Büttenbergs und am linken Ufer des Nidau-Bürenkanales; an der Strasse Orpund-Meinisberg, 7 km
ö. Biel und 3 km sw. der Station Pieterlen der Linie Olten-Biel. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen Biel-Meinisberg-Pieterlen.
Gemeinde, mit Bartholomäushof: 100 Häuser, 605 reform. Ew.; Dorf: 90 Häuser, 540 Ew. Kirchgemeinde Gottstatt.
Acker- und Gemüsebau. Zwei Mühlen. Holzhandel. Uhrenmacherei. Brücke über den Aarekanal. Schulhaus. Seit der Juragewässerkorrektion
ist das anbaufähige Land bedeutend besser geworden. Römerstrasse auf dem Strassacker; Funde aus der Römerzeit bei der Mühle
im Riedrain, im Safnerenwald und nö. vom Dorf. Dieses gehörte der Reihe nach zur GrafschaftNeuenburg-Nidau,
zur Landvogtei Nidau, zum Bezirk Büren (unter der Helvetik) und seit 1803 zum Amtsbezirk Nidau. 1829 wurde ein grosser Teil
des Dorfes durch Blitzschlag eingeäschert, das man dann vom Ertrag einer von der Regierung eingezogenen Liebessteuer neu
aufbaute. 1251: Savenieres.