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Prachtvolle Karren im Schrattenkalk und z. T. im Seewerkalk der hohen Regionen, viele Trichter (Schneeloch Ebenalp, Oberbühl, Lauchwies, Alpsiegel, Furgglenalp, Vorderöhrligrube, Hinteröhrligrube, Ried-Gräppelen etc.), Höhlen (Wildkirchlihöhlen mit Höhlenbärenresten in grosser Zahl und mit eolithischen Quarzitwerkzeugen, Calcithöhle bei Kobeltwald, Flussspathhöhlen in den Dürrschrennen unter dem Aescher etc.), zahllose Schutthalden und Schuttkegel, sehr viele Lawinenzüge und Lawinenmoränen am Fusse der Steilwände. Im Säntisgebiet zählen wir etwa 40 Bergstürze, von denen einige von bedeutenden Dimensionen sind (Säntisalp in der Richtung gegen Riedbad, Schwegalp östl. Teil, Hintergräppelen, Meglisalp, Frümsen, Salez - der letztere weit in die Rheinebene hinausreichend und teils im jüngeren Rheinkiese vergraben). Alle sind vorhistorisch.
Hydrographisches.
Das Säntisgebirge enthält folgende Seen:
See | Fläche ha | Grösste Tiefe m | Höhenlage m |
---|---|---|---|
Seealpsee | 11 | 13 | 1139 |
Fählensee | 11.3 | 23 | 1448 |
Sämbtisersee | 14.5 | 4-6 | 1209 |
Gräppelensee | 1.8 | 8? | 1302 |
Wildseeli | 600 m2 | ? | 1930 |
Seeli ob Ueberknorren | 500 m2 | 1-2 | 1740 |
.
See | Abfluss | Entstehung |
---|---|---|
Seealpsee | oberirdisch | tektonisch Querverschiebg. |
Fählensee | unterirdisch | tektonisch Querverschiebg. |
Sämbtisersee | unterirdisch | Trichtererosion? (nach Brunnentobel bei Sennwald) |
Gräppelensee | oberirdisch | durch Bergsturz |
Wildseeli | keiner | tektonisch (Querverschiebung) |
Seeli ob Ueberknorren | keiner | durch Bergsturz? |
Die Schwankungen des Seealpsees sind durch die Wasserwerksanlage festgelegt, diejenigen des Fählensees betragen mehrere Meter. In der Tiefe ist alles mit dunkelgrünen Algen bewachsen. Der Gräppelensee ist ziemlich stabil und hat Seerosen, der Sämbtisersee steht im Winter oft ganz ab, so dass der Bach direkt der Versickerungsspalte an der S.-Seite des Sees zufliesst.

Das Säntisgebirge hat einen ganz kleinen Gletscher, den Blauschnee. Er wird hauptsächlich genährt durch den in dem NO.-Kessel im Schutze des Gipfels bei W.-Winden sich anhäufenden Schnee. Er hat Spalten und Vereisung. Horizontale Flächen am Säntisgipfel werden schneefrei. Der «Grosse Schnee» im SO.-Winkel des Gipfelgratkreuzes ist ein ständiger Firnfleck ohne sichtbare Vereisung und Bewegung. Noch an einigen Stellen bleiben in den meisten Jahren Firnflecke (NW.-Winkel unter Säntisgipfel, östl. unter Altmann, Vorderöhrligrube, nordöstl. am Mutschen), manchmal halten auch Lawinenkegel das ganze Jahr aus. In den Jahren 1850-1870 waren die ausdauernden Schneeflecken viel bedeutender. Sie sind seither zusammengeschwunden, so dass im Herbst 1895 und wieder 1899 und 1900 nur noch am Grossschnee und Blauschnee wenige kleine schmutzige Firneisflecken geblieben sind.
Der zum Teil grossen Durchlässigkeit der Gesteine entspricht eine starke Versickerung und Quellbildung. Rings um das Säntisgebirge gibt es viele grosse, z. T. ausdauernde, z. T. periodische Quellen (Wideralpbächli, Schwegalp-Siebenbrunnen, Schwegalp-Tossbach, Dunkelberndli, Forstbach [periodisch], Wasserauen, Brültobel, Furgglenalp, Alt Sankt Johann, Alpli und Thurwies, Lögert und Brunnentobel bei Sennwald etc.). Die Quellen liegen meist tief und viele Alpen leiden an Wassermangel, dem erst z. T. durch Aufspeicherung von Dachwasser, grosse Reservoire etc. -
noch nirgends aber durch Pumpwerke abgeholfen ist.
Der leichten Durchlässigkeit des Gebirges entspricht ferner die geringe Bedeutung der Wildbäche. Wirkliche Wildbäche entwickeln sich erst im randlichen Flyschgebiet (bei Gams, an der Fähnern etc.), während es schon enormer Gewitter, wie z. B. desjenigen vom bedarf, bis die kleineren Runsen im Kreidegebiet Muhrgänge liefern.
Sæntisgebirge

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Seite 44.327.Flora.
Aus dem Umstand, dass das Säntisgebirge der am weitesten nach N. vorgeschobene Abschnitt der Alpen ist, lässt sich z. T. erklären, dass es eine geringere Zahl von Alpenpflanzen beherbergt als die mehr nach S. gelegenen Churfirsten und die Gebirge der Grauen Hörner, des Calanda, der Ringelspitzkette, des Weisstannen- und Murgthales (vergl. Art. St. Gallen; Flora). ¶
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Immerhin ist die Zahl der Alpenpflanzenarten (von 1600 m an) eine noch ansehnliche (etwa 300), so dass die Säntisflora, auch wenn sie zur Flora der Schweizeralpen keine Sonderstellung einnimmt, doch zur vollen Entfaltung ihrer Schönheit gelangt und ihren unwiderstehlichen Zauber auf das menschliche Gemüt geltend macht. Der Baumwuchs ist allerorts sehr stark zurückgedrängt worden. Als Kranz umgibt er den ganzen Fuss des Gebirges, besonders auf der Rheinthalseite, auf dem Rücken des Gulmen bis nach Wildhaus, auf der W.-Seite im Gebiet der Thur (Gamplüt, Thurwies etc.), auf der N.-Seite (Bommenalp, Bärlöcher, Gartenalp, Neuenalp, Berndle, Weissbachthal, unterhalb Kammhalde und Schwegalp).
Aber auch in den einzelnen Thälern und auf den Bergrücken vermag er sich zu behaupten: Seealpseethal (Alpsiegel, Bogarten, Mans), Sämbtiserseethal bis Furgglen, Brültobel. Als Hauptbaum figuriert die Rottanne oder Fichte (Picea excelsa), wenn auch selten in reinen oder fast reinen Beständen (so auf Alpsiegel, Gartenalp und, mit Weisstannen gemischt, auf Potersalp). Wir finden sie an der S.-Flanke des Säntisgebirges auf dem Schafberg, Gulmen und Nassenberg ob Wildhaus bis zu 1900 m, an der O.-Flanke auf den Gräten von der Saxerlücke bis zum Hohen Kasten bis über 1800 m, am W.-Rand auf dem Lütispitz bis über 1800 m. Die Weisstanne (Abies alba) findet sich nirgends in reinen Beständen, sondern immer gemischt mit Rottannen und Föhren oder (noch tiefer) mit Rottannen und Buchen; sie steigt kaum über 1500 m (Rheinthal).
Die Lärche (Larix decidua) fehlt als sich selbst verjüngender Baum gänzlich; wo sie vorkommt, ist sie angepflanzt. Die Arve (Pinus cembra) existiert nur in wenigen Exemplaren auf dem Gulmen ob Wildhaus. Ziemlich sparsam vertreten ist die Föhre (Pinus silvestris), die nicht über die Buchengrenze emporsteigt. Verbreiteter ist die Bergföhre (Pinus montana) in ihren Varietäten und Formen, als geradschaftiger Baum und als Legföhre (var. α uncinata forma rostrata, rotundata, pseudopumilio; β pumilio und γ mughus).
Die Legföhre, zwar nirgends in ganz grosser Ausdehnung aber oft in dichten kleinern Beständen, findet sich längs der ganzen Kette vom Kamor bis Roslen und zum Gulmen und zwar auf der N.- und S.-Seite bis zur Grathöhe. In der mittleren Kette findet sich die Legföhre auf Alpsiegel, Mans, Bogarten, am Hundstein, Fählenschafboden, in der Gegend des Altmann bis Schilt und am Wildhauserschafberg. In der nördl. Kette: Klus, Kalberer, Zisler, Steckenberg. Westlich: auf Schwägalp, an der Winde, auf Gamplüt, gegen Lütisalp und Schindlenberg.
Sie geht auch noch auf den Flysch der Fähnern, vereinzelt bis zu 1100 m herab. Im Bergwald sind Ulme und Bergahorn (Acer pseudoplatanus) selten; Spitzahorn (Acer platanoïdes) und Feldahorn (Acer campestre) fehlen vollständig. Die Buche (Fagus silvatica), obschon überall verbreitet bis 1400 m, bildet doch selten grosse reine Bestände, wie auf der Rheinthalseite (Frümsen, Sennwald). Ihre grössten Bestände befinden sich ausserdem im Blättli am sö. Abhang der Bommenalp und am untern Hang der Alpsiegel.
Das Säntisgebiet besitzt einige wenige Pflanzen, die den südlicher gelegenen St. Galler Alpen fehlen: Carex microglochin, Crepis succisaefolia, Draba incana, Nigritella suaveolens, Petrocallis pyrenaica, Senecio abrotanifolius. Dagegen haben die Oberländeralpen nicht weniger als 50 Arten, die im Säntisgebirge fehlen, ebenso besitzen die Churfirsten mehrere ihnen eigene Arten. Als seltene und zum Teil ganz seltene Pflanzen mit wenigen Standorten oder mit nur einer Fundstelle sind zu nennen: Ajuga pyramidalis, Androsace obtusifolia, Arabis bellidifolia, Asplenium alpestre, Aspidium rigidum, Blechnum spicant, Carex microglochin, Cerastium arvense und C. latifolium, Comarum palustre, Convallaria verticillata, Coronilla vaginalis, Corydalis fabacea, Delphinium elatum (Seealpsee), Dentaria polyphylla;
Draba frigida, D. incana, D. Wahlenbergi;
Equisetum ramosum;
Gentiana brachyphylla, G. lutea (stark ausgerottet!), G. purpurea;
Gnaphalium Hoppeanum;
Hieracium angustifolium, H. glanduliferum und H. Schraderi;
Hypochoeris uniflora, Hippophaës rhamnoïdes, Juniperus Sabina (Dürrschrennen und Brültobel), Lonicera coerulea, Luzula flavescens, Nuphar pumilum (Gräppelensee), Orobanche Froelichii, Phaca australis, Phyteuma hemisphaericum und Ph. Michelii, Pleurospermum austriacum, Poa distichophylla, Salix serpyllifolia, Saxifraga mutata, Scolopendrium vulgare, Sedum annuum, Sempervivum tectorum (Tesel ob Wildhaus), Serratula rhaponticum, Salvia glutinosa, Selaginella helvetica, Senecio aurantiacus (Alpsiegel gegen Mans), Sisymbrium Sophia (Wildkirchli-Dürrschrennen), Sorbus scandica, Soldanella pusilla (Südabhang Altmann und Kraialpübergang), Streptopus amplexifolius, Triglochin palustre, Valeriana saxatilis (Fählensee, neu), Veronica bellidioides, Viola palustris.
Etwa 85 Arten besitzen nur ein beschränktes Verbreitungsgebiet, bezw. bestimmte, sehr zerstreute Standorte. Charakteristisch ist das ziemlich verbreitete Auftreten der Sweertia perennis, einer sonst nicht sehr häufigen Pflanze sumpfiger Bergweiden und Torfmoore von 900-1500 m, besonders um die NW.- und S.-Seite des Säntisgebirges herum. Merkwürdigerweise hat Juniperus nana, der Zwergwachholder, der in den Alpen des südl. St. Gallen in enormer Zahl und Verbreitung vorkommt, ganz wenige Standorte im Säntisgebiet (Gräte der Stauberen und am Furgglenfirst). Erinus alpinus, das auf den Flysch- und Verrucanoalpen des Oberlandes zu fehlen scheint, ist im Säntis typisch für das Kalkgebirge. Die Alpenrose kommt in ihren beiden Arten (Rhododendron hirsutum und Rh. ferrugineum) vor; sie hält sich durchaus nicht an die geognostische Unterlage.
Vergl. Frölich, F. Botanische Spaziergänge im Kanton Appenzell. Trogen 1850; Wartmann, B., und Th. Schlatter. Kritische Uebersicht über die Gefässpflanzen der Kantone St. Gallen und Appenzell. (Bericht über die Tätigk. der St. Gall. naturwiss. Gesellsch. 1881-1888); Oettli, Max. Beiträge zur Oekologie der Felsflora. (Jahrbuch der St. Gall. naturwissenschaftlichen Gesellsch. 1904).
[E. Baechler.]
Tiere.
Die Wildtiere des Gebirges sind noch gut vertreten. Wer einsam wandert, trifft Wiesel, Marder, Füchse, Schneehasen, besonders Gemsen recht oft, letztere in Rudeln von meistens 6 bis 12 Stück. Steinhühner, Schneehühner, Birkhühner sind nicht selten. Ein lieblicher ständiger Vogel im Säntisgebirge ist der Mauerläufer (Alpenspecht, Tichodroma muraria) an der Wildkirchliwand, am Hohen Kasten, Kalbersäntis etc. Alpendohlen umfliegen auch im Winter stets die Wetterwarte, die rotschnäblige Alpenkrähe aber ist verschwunden. Der Adler ¶