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unmittelbare Rheingebiet zu St. Gallen.
Die alten Karten, sowie noch die älteren Ausgaben der Dufourkarte und Schöll's Relief zeichnen
alle fälschlich den Nordgrat als durch
den Säntisgipfel gehend, und so schien es ganz natürlich, dass alle drei Kantone
auf dem Säntisgipfel sich trafen. Dieser Irrtum führte zu einem bundesgerichtlichen Grenzstreit, denn
wenn die Südgrenze von Ausser Roden ö. vom
Grenzkopf der Wasserscheide folgen soll, so bleibt sie in Wirklichkeit 400 m
n. des Säntisgipfels. Da aber Ausser Roden auf den Anspruch an den Säntisgipfel nicht verzichten wollte, wurde dann die
Grenze unabhängig von der Wasserscheide vom Säntisgipfel geradlinig quer über den
Kessel zum
Graukopf
geführt und so der oberste Teil des
Kessels zwischen
Säntis und Girespitz Ausser Roden zugeteilt.
Gestalt.
Von der Nordseite betrachtet, erhebt sich das Säntisgebirge
in einer ununterbrochenen steilen
Wand unvermittelt über die
Nagelfluhberge hoch empor. Von W. oder O. sieht man, dass mehrere Ketten hinter einander liegen, die
alle ihr steiles Abbruchprofil gegen N., die Schichtrücken gegen S. weisen. Das n. Vorland ist hoch. Die Thalgründe stehen
dort
über 900 m. Das sö. Vorland ist die Auffüllungsfläche des
Rheines mit 400 bis 450 m Meereshöhe. Die Hauptkulminationen
sind:
a. In der Nordkette von O. nach W.: Bommenalpstuhl (1275 m), Wildkirchliwand-Ebenalp (1644 m), Schäffer (1923 m), Thürme (2046 m), Hangeten (2126 m), Oehrli (2203 m), Hochniedere (2228 m), Hühnerberg (2341 m), Girespitz (2450 m);
der Gipfel des Säntis mit seinen 2504 m ist hier mitzuzählen, obschon er eigentlich einer sonst viel geringeren Zwischenkette angehört, die hier mit der Nordkette verschmilzt.
Weiter w. folgen Graukopf (2218 m), Grenzkopf (2192 m), Silberplatte (2160 m), Stoss (2114 m), Schwarzkopf (1956 m), Stollen (1979 m), Lütispitz (1990 m), Kamm (1820 m). Tiefe Einschnitte kommen in dieser Kette fast gar nicht vor. Der Sattel an der Lauchwies hat 1835 m und der Windenpass 1635 m. b. Mittelkette: Alpsiegel (1748 m), Gabelschutz (1779 m), Marwies (2024 m), Hundstein (2159 m), Fählenschafberg (2104 m), Altmann (2438 m), Moor (2346 m), Wildhauserschafberg (2383 m), Stein (1506 m), Schwendigrat (1537 m). c. Südkette: Kamor (1750 m), Hohen Kasten (1797 m), Stauberenfirst (1761 m), Häuser (1963 m), Furgglenfirst ¶
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(1821 m), Roslenfirst (2154 m), Kreuzberge (1891-2069 m), Mutschen (2126 m), Gätterifirst (2089 m), Gulmen (2004 m).
Stratigraphie.
Dem Säntisgebirge
lagern n. die Vorberge aus Molasse (Nagelfluh, Sandstein, Mergel des Mitteltertiären) vor. S. der Molasse
folgt ein meist sehr schmaler, stellenweise durch
Ueberschiebung verdeckter Streifen von eozänem Flysch.
Der Flysch umgibt das Säntisgebirge
fast ringsum: es ist ganz in Flysch gebettet. Das Säntisgebirge selbst besteht durchweg
aus den Gesteinen des Kreidesystems. Jura fehlt und ist auch in keinem Gewölbekerne mitenthalten. Die Schichten sind vielfach
sehr versteinerungsreich. Arnold Escher hat hier die Kreide schon 1835 bis 1840 richtig erkannt und gegliedert.
Von den älteren zu den jüngern vorschreitend, weist hier die Erdrinde folgende Schichtengruppen auf: Valangien: unterstes
Valangien als Berriasmergel, Valangienkalke, Sandkieselkalke mit Pygurus rostratus. - Neocom: Kieselkalke, Grünsandeinlagerungen
(Altmannschichten), Echinodermenbreccien (Spatangenkalke), Drusbergschichten (Knollenkalke und Mergel). - Schrattenkalk:
korallogene helle Kalksteine, z. T. dickbankig und massig, Urgon und Aptien. - Grünsand (Gault): glaukonitreiche
Gesteine, Albien und Untercenoman. - Seewerkalk: dünnschichtig knolliger Foraminiferenkalkstein, Cenoman, Turon und Senon.
- Seewerschiefer: dünnschiefrig und mergelig, Senon und Danien. - Darauf folgen in den Randregionen Flysch, z. T. mit Nummulitengesteinen,
und über allem transgressiv spärliche Moränen (Kammhalde etc.), erratische Blöcke und die jüngern Bildungen,
vor allem Schutthalden, Schuttkegel, Bergstürze.
Tektonik.
Im Säntisgebirge
fallen im Allgemeinen das Streichen der Schichten, der Falten und der orographischen Kämme zusammen: WSW-ONO.
Das Säntisgebirge
ist ein Faltenbüschel von 6 Hauptgewölbezonen und mehreren Nebenfalten, im Ganzen 12 Falten der Erdrinde.
Die Höhendifferenz zwischen Muldenlinie
und Gewölbelinie, an der gleichen Schichtfuge gemessen, beträgt
häufig 1000 bis 1500 m und mehr. Gegen W. vereinigen sich die Falten zu einem gequetschten Gebilde, das im Graustein am
Häderenberg vom w. Mattstock longitudinal abgerissen ist.
Gegen O. gehen die Falten auseinander, und dort taucht jedes Gewölbe für sich und in seiner Art in der Flyschmasse unter, während nur das südlichste (Hohen Kastenfalte) sich als liegende Decke bis ins Vorarlberg erhält. Das nördliche Gewölbe hat 21 km Länge. In der Mittelregion hat es eine Doppelung, im Oehrli einen n. abgekippten Gewölbescheitel. Die zweite Faltenzone wird von drei Gewölben von 5, 14 und 2 km Länge gebildet, die sich ablösen; der Säntisgipfel gehört dem mittelsten Gewölbe an. Das dritte Gewölbe ist in seiner Anlage das mächtigste, allein auf seinem Scheitel sind z. T. Antiklinalthäler ausgespühlt.
Der Altmann und Hundstein gehören seinem S.-Schenkel, die Marwies dem N.-Schenkel an, und im Alpsiegel ist die Gewölbedecke erhalten. In der Marwies ist der Gewölbescheitel n. abgebogen und eingewickelt als Falte einer Falte. Gewölbe III misst 24 km Länge. Am schärfsten komprimiert erscheint das nur 5 km lange vierte Gewölbe des Wildhauserschafberggipfels; es taucht vor dem Fählensee unter. Das fünfte Gewölbe (11 km lang) ist ö. der Kraialp geschlossen und bildet in Kraialpfirst und Roslenfirst Bergrücken, die völlig an manche solche des Juragebirges erinnern.
Der südlichste oder sechste Gewölbezug des Säntisgebirges
beginnt n. Alt St. Johann als sanfte Welle im Schenkel der nördl.
Falted und bildet im Gulmen einen juraähnlichen Rücken. Die Kreuzberge bestehen aus dem N.-Flügel, in Häuser und
Stauberenkanzel ist das ganze Gewölbe im Schrattenkalk
prachtvoll erhalten, im Hohen Kasten und Kamor entwickelt es sich zur
ganz flach nördlich überliegenden Faltendecke. Gewölbe VI misst 27 km Länge. Das ganze Faltenbüschel vom W.-Ende am
Häderenberg bis an den Rhein - also das ganze Säntisgebirge
- hat im Streichen 31 km Länge und quer
dazu 6,25 km Breite. (Vergl. die Profile).
Alle Falten des Säntisgebirges
liegen mehr oder weniger stark nördl. über und haben die Gestalt der Wellen eines brandenden
Meeres: sie sind die nördlichsten Wellen der Alpenfaltung. Stets sind die nördlichen (das sind die überkippten) Schenkel
der Gewölbe, die Mittelschenkel, wesentlich, oft fast bis zum Verquetschen einzelner Schichtkomplexe
reduziert und die Gesteine entsprechend dynamisch metamorphosiert. Die Faltenumbiegungen sind an zahlreichen Stellen herrlich
zu sehen. So sind Gewölbeumbiegungen z. B. zu sehen: Säntisgipfel, Stoss O.-Seite, Wildhauserschafberg W.-Seite, Schwarzkopf
O.- und W.-Seite, Lütispitz O.-Seite, Häuser von Stauberenfirst oder von Roslen, Rossmaadgratkern von
Seealp, Altmann N.-Gipfel von O., östl. vom Brültobelausgang etc. Muldenumbiegungen sind zu sehen: Bogenköpfe ob Wideralp,
Hundstein-Gipfelregion O.-Abfall und
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