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der mit der felsigen Simmenfluh (1456 m) den Durchbruch der Simme bei Brodhüsi beherrscht. Nördl. und parallel zur Kette des Stockhorns folgt diejenige des Ochsen (2190 m), die von diesem Gipfel bis zum Aarethal zieht und neben ihm noch die Gemsfluh (2155 m), den Bürglen (2167 m), den Gantrisch (2177 m), die Nünifluh (2058 m), die Krummefadenfluh (2072 m) und die über einen berasten Kamm mit dem Stockhorn verbundene Hochmad (2079 m) als nennenswerte Gipfel aufweist. Diese Kette des Ochsen ist an verschiedenen Stellen etwas eingeschartet und wird von einer Anzahl von allerdings nur wenig benutzten Pässen überschritten. Die etwa 10 km breite Zone zwischen den O.-Enden der Stockhorn- und der Ochsenkette und dem Lauf der Aare wird von niedern und breit ausladenden Rücken ausgefüllt, zwischen denen einige kleine Seen und zahlreiche sumpfige Böden liegen.
Das Gebiet zwischen der schon beschriebenen Kette des Vanil Noir und dem untern Abschnitt des Jaunthales umfasst ein System von Höhenzügen, die dem allgemeinen Streichen der Ketten folgen und von denen einige vom Thal des zum Jaunbach fliessenden Motélon quer durchbrochen werden. Nennenswert sind hier drei parallele, kurze Ketten, die in der Dent du Bourgoz (1912 m), in der Dent du Chamois (1893 m) und in der Dent de Broc (1832 m) gipfeln. Jenseits des Jaunbaches setzen sich diese 3 Ketten orographisch und geologisch im Stock der Schopfenspitz fort, der im allgemeinen die Form eines H aufweist, dessen zwei parallele Arme durch die felsigen Kämme der Schopfenspitz (2108 m) und der Pointe de Brémingard (1926 m) dargestellt werden, während ein doppelter Zweig mit der Pointe de Ballachaux (1980 m) dem Querarm entspricht.
Das bis jetzt noch nicht beschriebene Gebiet des Abschnittes zwischen Saane und Simme, d. h. die gegen das Mittelland vorgeschobene Zone, besteht aus einem Bergland, dessen Höhen kaum über 1700 m steigen und dessen sanfte Formen sich aus dem leicht verwitternden Flysch erklären, der es aufbaut. Diese sanft geböschten und breiten Höhenzüge tragen Wald, Wiesen und Weiden, sowie stellenweise auch Sumpfland und Torfmoore. Die Thäler sind nicht tief eingeschnitten, oft sumpfig und moorig, und stehen untereinander durch zahlreiche Pässe in Verbindung, deren Aufzählung hier überflüssig ist.
Diesem Gebiet gehören an der Bergstock der Berra im W. und die kurzen Ketten der Pfeife und des Selibühls. Der Stock der Berra, der das Gebiet zwischen den Thälern der Warmen Sense, des Javroz und der Saane umfasst, bildet einen dreistrahligen Stern, in dessen Mitte sich die Rasenpyramide der Berra (1723 m) erhebt. Der am wenigsten hohe und am breitesten ausladende SW.-Strahl hat keinen nennenswerten Gipfel, während die beiden das Thal der Gérine umrahmenden anderen Strahlen einige bekanntere Berge tragen, so der NO.-Strahl den Cousimbert oder Käsenberg (1635 m), den Creux des Pierres (1499 m) und die Müschenegg (1272 m) und der bald ebenfalls gegen NO. sich wendende O.-Strahl den Lotachat (1522 m), das Züberle (1620 m) und den langen und berasten Schweinsberg (1647 m). Gegenüber diesem letztern erhebt sich jenseits der Sense die mit der aussichtsreichen Pfeife (1668 m) gipfelnde, kurze und sanft geböschte Kette der Egg. Südöstl. von dieser endlich findet sich die dritte der genannten Ketten, die einen nach N. konkaven Bogen bildet und der Reihe nach die Schüpfenfluh (1723 m), den Selibühl (1752 m), den Zigerhubel (1621 m) und den Ober Gurnigel (1542 m) aufweist.
3. Der Abschnitt zwischen Simme und Kander
bildet ein unregelmässiges Viereck, dessen S.-Seite von der Lenk bis Kandersteg der Grenze der ganzen Gruppe folgt, dessen W.- und N.-Seite von der bei Zweisimmen umbiegenden Simme begrenzt wird und dessen O.-Seite an den Lauf der Kander stösst. Von der SW.-Ecke zieht sich gegen die NO.-Ecke hin in nahezu gerader Linie eine etwa 30 km lange Kette, die vom Wildstrubel auszweigt und mit der schönen Pyramide des Niesen abschliesst. Diese stark zerschnittene Felskette beherrscht das Engstligenthal und das Kanderthal im W. und trennt sie vom Diemtigthal, das w. unter ihr liegt; von SW. nach NO. gezählt, trägt sie folgende Einzelgipfel: Albristhorn (2764 m) - höchster Gipfel der ganzen Saane- und Simmengruppe -, Gsür (2711 m), Wannenspitz (2438 m), Männlifluh (2654 m), Hohniesen (2456 m), Meggiserhorn (2357 m), Steinschlaghorn (2340 m), Standhorn (2310 m), Drunengalm (2410 m) und endlich den als Aussichtsberg wohlbekannten Niesen (2366 m). Oestl. und parallel dieser Niesenkette trennt ein ebenfalls vom Wildstrubel abzweigender, langer Felskamm das Engstligenthal vom Kanderthal und endigt im Winkel über der Vereinigung dieser beiden Flüsse. Er beginnt im S. mit dem steil über der Scharte der Bonderkrinden (2387 m) aufragenden Felskopf des Klein Lohner (2591 m) und setzt sich über den Bonderspitz (2548 m), Allmengrat (2530 m), First (2550 m) und das Elsighorn (2316 m) nach N. fort.
Die Niesenkette sendet vom Gsür aus einen Ast nach W., der zusammen mit einem kleinern, vom Albristhorn sich loslösenden, zweiten Ast das einsame Fermelthal umschliesst und dem das Rauflihorn (2321 m), Rothorn (2411 m), die Spilgerten (2479 und 2254 m), das Brunnenhorn (2221 m) und das Ganthorn (2113 m) angehören. Das Diemtigthal und seine obern Verzweigungen werden im S. abgeschlossen von dem weiten Gebirgszirkus, der durch den Kamm Gsür-Spilgerten und den Kamm Gsür-Männlifluh (Niesenkette) gebildet wird, und voneinander getrennt durch zwei unter sich parallel nach N. ziehende sekundäre Gebirgsäste, deren einer an den Spilgerten und deren anderer an ¶
Karte der Saane- und Simmengruppe
Lief. 161.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 5° 0’ O; 46° 0’ N; 1:350000]
V. ATTINGER SC.
KARTE DER SAANE- UND SIMMENGRUPPE ¶
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der Männlifluh beginnt und von denen jener im Rötihorn (2283 m) und dieser im Thierlaufhorn (2248 m) kulminiert. Als letzte Kette bleibt noch diejenige zu nennen, die das Simmenthal zwischen Bettelried und Erlenbach rechts begleitet und mit ihm einen nach NW. konvexen Bogen beschreibt. Gegen die Simme senkt sich diese Kette mit breiten Rasen- und Waldhängen, während sie ostwärts zum Männiggrund und dem untern Diemtigthal schroff und felsig abbricht. Im S. wird die Kammlinie vom breiten Uebergang vom Thal des Männigbaches über die Meienbergalp (1852 m) ins Simmenthal unterbrochen, s. von welchem sie die Kunigalm (2127 m; durch einen kurzen Alpweidenrücken mit dem Rötihorn verbunden) und die Muntigalm (2079 m) trägt und n. von welchem sich das Niederhorn (2080 m), die Buntelgabel (1951 m), der Thurnen (2081 m) und der Abendberg (1854 m) erheben.
Die Saane- und Simmengruppe ist durch ein weites Strassennetz und auch durch die bis in ihr Herz vordringenden Eisenbahnen in allen ihren Teilen leicht zugänglich gemacht und dem Verkehr aufgeschlossen. Diese Bahnen sind die Linien Bulle-Montbovon und Spiez-Frutigen, sowie besonders die elektrische Montreux-Oberlandbahn, die die Gruppe längs ihrem grössten Durchmesser durchzieht. Wenn auch die Freunde des eigentlichen Hochgebirges unserer Gruppe nur geringere Aufmerksamkeit schenken, so erhält sie doch zahlreichen Besuch von Seiten solcher Touristen, denen malerische und abwechslungsreiche Landschaftsformen und -bilder besonders zusagen.
Viele der höher gelegenen Dörfer haben sich zu sehr geschätzten Sommerfrischen entwickelt, so Villars, Chésières, La Comballaz, Rossinière, Château d'Œx, Gstaad, Zweisimmen, Jaun (Bellegarde), Charmey u. a. Leysin ist zur weltberühmten Luftheilstation für Lungenkranke geworden. Ihnen lassen sich die längs den Grenzen der Gruppe gelegenen Fremdenstationen Le Sépey, Les Ormonts, Gsteig, Lauenen, Adelboden und Kandersteg, sowie die Heilbäder L'Alliaz, L'Étivaz, Les Colombettes, Schwarzseebad, Ottenleuebad, Weissenburg, Gurnigel, Rothbad, Schwefelberg, Blumenstein und Lenk anreihen. Viele Einzelgipfel der Gruppe sind sehr schöne und stark besuchte Aussichtsberge, so vor allem die durch eine Zahnradbahn zugänglich gemachten Rochers de Naye, dann aber auch Moléson, Dent de Jaman, Pointe de Chaussy, Tour d'Aï, Mont Cray, Hochmatt, Hundsrück, Männlifluh, Niesen, Stockhorn u. a.
[Dr. Emil André.]
Geologie.
Die durch die Rhone im SW. und die Aare im NO. so gut begrenzte Saane- und Simmengruppe unterscheidet sich mit Bezug auf die sie zusammensetzenden Felsarten und durch ihren tektonischen Aufbau scharf von der ihr im SO. sich anschliessenden Zone der Hohen Kalkalpen. Auch gegen diese hin ist die Grenzlinie durch die topographische Gestaltung gegeben, da keines der unsere Gruppe gliedernden Thäler sich in die äussere Flanke der Hohen Kalkalpen tiefer eingeschnitten hat.
Die Quellen von Simme und Saane liegen fast alle an der Grenze der Hochalpen, die hinter den Präalpen einer hohen Mauer gleich aufragen. Ausserdem stehen die einzelnen Thäler in ihren obersten Abschnitten durch eine Reihe von Pässen miteinander in Verbindung, die oft sehr scharf ausgeprägte Einschnitte zwischen den Hochalpen und den Voralpen überschreiten. Diese eigenartige Stellung unserer Gruppe war schon Bernhard Studer aufgefallen, der sie als besondere Stockhorngruppe unterschieden hat, welche Bezeichnung jedoch heute nicht mehr allgemein gebräuchlich ist, da der namengebende Gipfel doch allzu exzentrisch liegt.
Auch der besonders bei den deutschen Geographen und Geologen übliche Name der Freiburger Alpen ist nicht glücklicher gewählt, da dem Kanton Freiburg nicht einmal der dritte Teil des Gebietes unserer Gruppe angehört. Besser ist die Bezeichnung Greierzer Alpen, da die den Grafen von Greierz einst gehörenden Landschaften bis in das jetzige Bernische Gebiet hineinreichten. Durchaus zutreffend, wenn auch wohl zu langatmig, ist der Name der Saane- und Simmengruppe, den unser Lexikon dem ganzen Gebiete gibt. Die Welschschweizer pflegen die Gruppe meist unter der kürzern Bezeichnung der Préalpes romandes (oder auch Préalpes du Stockhorn) zusammenzufassen, und auch wir werden uns des Ausdruckes der Präalpen oder Voralpen der Kürze halber hin und wieder bedienen.
Die Präalpen der Saane und Simme zeigen wie diejenigen des Chablais (s. diesen Art.) die bezeichnende Eigentümlichkeit, dass die sie aufbauenden Felsschichten längs ihrem ganzen Umfang dem tertiären Grund- oder Randgebirge in verkehrter Lagerung der Schichten aufsitzen, d. h. also, dass die ältesten in unserer Gruppe zu Tage anstehenden Gesteine infolge von Dislokationserscheinungen abnormal die jüngern Bildungen (meist Flysch und Kreide) überlagern. Es ist noch nicht sehr lange Zeit her, seitdem man diese Tatsache als vollständig sicher erkannt und zudem festgestellt hat, dass die orographischen und tektonischen Formen dieses oder jenes Einzelgebietes der Gruppe denen anderer Teile unseres Landes, wie z. B. des Juragebirges, ähnlich sind.
Folgt man den Grenzen der Gruppe, so kann man überall die verkehrte Auflagerung der mesozoischen Bildungen (Kreide, Jura und Trias) auf dem Tertiär (Flysch) konstatieren. Aus diesem Umstand hat man die Hypothese abgeleitet, dass die das Gebiet der Präalpen aufbauenden mesozoischen und z. T. auch tertiären Felsarten einer gefalteten Decke angehören und wahrscheinlich Reste einer grossen liegenden Falte sind, die im eigentlichen Sinne des Wortes über die Hochalpen hinüber geschoben worden ist.
Oder mit andern Worten: alle die unsere 125 km lange Gruppe (zusammen mit der Chablaisgruppe 200 km) aufbauenden Gesteine und Schichten haben ihre Wurzel, d. h. ihre ursprüngliche (primitive) Lagerungsstatte, südlich der Hochalpenlinie Wildstrubel-Dents de Morcles-Dents du Midi, ja sogar noch südl. der krystallinen Zentralmassive des Mont Blanc und des Finsteraarhorns. Diese ganze Scholle oder Decke hat sich dann im Verlauf der Auffaltung der Hochalpen von ihrer Wurzel losgelöst und ist durch Ueberschiebung über die liegenden Falten jener Hochalpen hinübergeglitten, um bis zum Miozän (Molasse) des schweizerischen Mittellandes hin zu branden, sodass das horizontale Ausmass dieser Bewegung wahrscheinlich mehr als 50 km beträgt.
Mit dieser Annahme stimmen auch die Faziesunterschiede überein, die die Schichten gleichen Alters in den Hochalpen und in den Präalpen voneinander auszeichnen. Während nämlich die mesozoischen Schichten der Präalpen der mediterranen Fazies angehören, weisen diejenigen der Hochalpen zentraleuropäische Fazies auf, die der jurassischen Fazies analog ist. Nun bilden aber die Präalpen nicht eine einzige und einheitliche Deck- oder Ueberschiebungsscholle, sondern mindestens drei verschiedene Decken oder grosse Schuppen, die teilweise übereinander liegen und deren einzelne Schichten in der Art ihrer Ausbildung nicht nur gegenüber denjenigen gleichen Alters in den Hochalpen abweichen, sondern auch unter sich stark verschieden sind.
Diese drei Decken oder Schuppen sind: 1a. Die Gurnigelzone, die der Hauptsache nach aus Flysch besteht, aber auch Einschlüsse oder Lappen von Kreide, Jura und (seltener) Trias aufweist. Diese Zone bildet den Aussenrand der Präalpen gegen das miozäne Mittelland hin und übersteigt kaum die Höhe von 1500 m. Die aus Flysch bestehenden Gipfel zeigen abgerundete und in die Länge gezogene Formen, sind mit Wald und Weiden bestanden und werden durch zahlreiche Querthäler zerschnitten.
Die Kreideschichten, die sich hier finden, weisen einige Aehnlichkeit mit denen der höchstgelegenen Falten der Hochalpen auf. 1b. Am Innenrand der Präalpen tritt ein durchaus entsprechendes Gebilde auf in der Flyschzone des Niesen mit der sog. Passzone (Zone des Cols). Der Niesenflysch zeichnet sich aus durch das Auftreten von mächtigen Bänken von sehr hartem und grobkörnigem Sandstein, sowie besonders durch das Vorkommen von polygenen Breccien und Konglomeraten mit sehr umfangreichen Einzelbestandteilen.
Bemerkenswert sind namentlich Blöcke von in der Nachbarschaft nirgends anstehend vorkommendem Granit, die daher exotische Blöcke genannt werden, welche Bezeichnung man auch noch vereinzelten Fetzen mesozoischen Gesteines beilegt. Wo die Flyschzone des Niesen nicht direkt an die Hochalpen sich anschliesst, schiebt sich zwischen beide die aus Trias-, Jura- und (seltener) Kreidegesteinen bestehende Passzone ein. Sie steht zu der Flyschzone des Niesen in dem nämlichen Verhältnis wie die Kreide- und Jurafetzen der Gurnigelzone zu dieser letztern, unterscheidet sich aber von dieser doch durch das Vorwiegen der Schichten ¶