Bezirk des Kantons Freiburg mit der Stadt
Freiburg als Hauptort. Umfasst das Herz des Kantons und liegt
zu beiden
Seiten der Saane, die ihn in ein Rechtes und ein Linkes Ufer
(Rive droite und
Rive gauche) trennt. Beide Teile unterscheiden
sich besonders durch die Siedelungsweise voneinander, indem sich die Bevölkerung am linken Ufer in grössere
Dörfer zusammendrängt, neben denen Einzelsiedelungen sehr selten sind, während am rechten Ufer meist nur um die Pfarrkirche
und das Schulhaus eine geschlossene Häusergruppe sich findet und dafür zahlreiche Einzelsiedelungen überall zerstreut
stehen.
Der Bezirk liegt ganz im Gebiet des schweizerischen
Mittellandes und reicht nur im S. mit dem
Gibloux (1176 m), Mont
Combert
(1070 m) und Cousimbert (1532 m) an das Gebiet der
Präalpen heran. Grosse
Ebenen findet man nicht, wohl
aber eine ganze Reihe von mehr oder weniger hohen, fruchtbaren Hügelzügen, die zu oberst oft prachtvolle Waldungen
(Fichten,
Tannen,
Buchen und
Eichen) tragen. Der Bezirk misst 21070,25 ha Fläche, die sich folgendermassen verteilen:
Im N. des Bezirkes herrscht Ackerbau vor, der aber gegen S. immer mehr der
Wiesen- und Weidenwirtschaft weichen muss. Zahlreiche
Obstbäume (besonders Aepfel und Birnen). Die Höhenlage des besiedelte n. Teiles schwankt von 588 m
(Belfaux) bis 875 m
(Montévraz) und beträgt im Mittel 732 m
(Höhe von
Villarsel sur Marly). Der ganze Bezirk gehört dem Einzugsgebiet
der der
Aare tributären
Saane und ihrer Nebenadern an. Von diesen letzteren gehören zum Saanebezirk Teile
der
GrandeGlâne, der
Gérine u. des
Gotteron, sowie der ganze
Lauf derSonnaz, die bei
Noréaz dem schönen
Seedorfsee entspringt.
Vom
Mont Gibloux und vom Cousimbert kommt eine ganze Reihe von
Bächen herunter, die teils zur
Saane und teils zur
GrandeGlâne
abfliessen. Die Gegend um den
WeilerAu Mouret ist das regenreichste Gebiet des ganzen Kantons.
Der Bezirk zählt 3930
Häuser, 6673 Haushaltungen und
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Daneben bestehen in der Stadt Freiburg noch 4 weitere Pfarreien oder Rektorate, die unter dem Stift Saint Nicolas stehen. Ausser
den zahlreichen Schulen und Erziehungsinstituten für junge Leute beiderlei Geschlechtes in der Stadt Freiburg hat der Bezirk
noch das kantonale Lehrerseminar in Hauterive bei Posieux, eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Mädchen
in Sonnenwil (Gem. Bonnefontaine), je eine Bezirksschule in Treyvaux und in Cottens, eine Erziehungsanstalt für schwachsinnige
Kinder in Seedorf bei Noréaz, eine Haushaltungsschule in Belfaux, sowie Zuschneide-, Koch-, Nähkurse etc. an verschiedenen
Orten.
Die Bewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Viehzucht, Käserei, Wiesenbau. Doch sind auch die übrigen
Zweige der Landwirtschaft von Bedeutung. Viel Milch wird an die Fabriken kondensierter Milch in Payerne und in Düdingen verkauft.
Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
1886
1896
1901
Rindvieh
13194
15407
15442
Pferde
1600
1640
1832
Schweine
5231
8689
8199
Ziegen
2311
3085
2606
Schafe
3296
2639
1665
Bienenstöcke
1890
2165
1857
Für das Jahr 1901 entfallen somit auf je 1000 Ew. 467 Stück Rindvieh, 55 Pferde, 248 Schweine, 79 Ziegen und 50 Schafe.
Auf je 1 km2 Fläche entfallen 97 Stück Rindvieh, 12 Pferde, 52 Schweine, 16 Ziegen und 11 Schafe.
Dieser die Stadt Freiburg umfassende Bezirk ist der industriellste aller Bezirke des Kantons. Auf der
Landschaft arbeiten eine Papierfabrik in Marly, grosse Mühlen und eine Teigwarenfabrik in Sainte Apolline, eine Dampfziegelei
in Lentigny, eine grosse Molkerei in La Schurra, eine Ziegelei in Maison Rouge bei Prez. Molassesandsteine werden gebrochen in
Freiburg,
Belfaux und an andern Orten; ein Tuffbruch in Corpataux und Torfausbeute bei Rosé. Im ganzen s. Abschnitt
des Bezirkes betreibt man die Strohflechterei als Hausindustrie, die vielen Bauernfamilien erwünschten Nebenverdienst gewährt.
Ueber die industrielle Tätigkeit der Stadt Freiburg vergl. den betr. Art. Im ganzen Bezirk Holz- und Viehhandel, sowie Handel
mit den Bodenerzeugnissen. Den Bezirk durchzieht ein Netz von schönen Strassen, die alle gegen Freiburg
als den
Bezirks- und Kantonshauptort zu konvergieren. Er wird ferner bedient durch die Bahnlinien Bern-Freiburg-Lausanne, Freiburg-Yverdon
und Freiburg-Murten-Ins. Geplant wird der Bau anderer Linien, wie z. B. Freiburg-Bulle (längs dem rechten und längs dem linken
Ufer der Saane), die in kurzer Zeit erstellt werden sollen.
Bemerkenswert sind die Burgruinen von Arconciel und Illens, das ehemalige Kloster Hauterive (heute Lehrerseminar), der Viadukt
von Grandfey, die Glânebrücke, die Hängebrücken von Freiburg
und Corpataux. Mit Ausnahme der einstigen HerrschaftenIllens und Arconciel
gehört das ganze Gebiet des heutigen Saanebezirkes der ehemaligen Alten Landschaft des StandesFreiburg
an, die
man auch als das Gebiet der 24 Pfarreien zu bezeichnen pflegte.
1475 eroberten die Freiburger die beiden HerrschaftenIllens
und Arconciel und brannten deren Burgen nieder.