Fridolinshütte (2156 m) oder von der
Grünhornhütte (2451 m) aus über den Bifertengletscher und die Einsattelung zwischen
Glarner Tödi und Piz Rusein. Von dieser geht es über einen schmalen und ziemlich steilen Firnkamm w. auf den höchsten
Punkt. Nicht selten wird auch der Weg über den scharfen W.-Grat, vomSandalppass her und s. unter dem
Klein
Tödi durch, eingeschlagen. Seltener sind die Besteigungen von der
Sandalp aus über die
NW.-Wand oder aus dem
Val Rusein
über die
Gliemspforte oder die
Porta da Spescha und zuletzt über O.- oder S.-Grat. Zum erstenmal 1837 bestiegen. S. auch
den Art.
Tœdi.
(Val)(Kt. Graubünden,
Bez. Vorderrhein).
2350-1050 m. Eines der grössten linksseitigen Nebenthäler des Vorderrheinthales. Mündet zwischen
Disentis und
Somvix (etwas näher dem letztern
Ort) und reicht mit seinen obern Verzweigungen hinauf bis an den
Tödi und seine
Nachbargebirge. Schon die Mündungsschlucht ist grossartig. Hohe, malerische, tannenbewachsene
Wände schliessen sie ein,
unten braust in wilder Flucht der Ruseinbach dahin und stürzt dann in donnernden Kaskaden 90 m tief in den
Rhein, beherrscht
von der auf einem Bergvorsprung tronenden,
im Wald versteckten Ruine
Hohenbalken.
Ueber die
Schlucht setzt in kühnem Schwung eine zierlich gebaute Holzbrücke (45,5 m über dem
Wasser und mit
56,2 m Lichtweite), und am
Felsen erinnert eine Marmortafel an die drei grossen Erforscher des rätischen Gebirges: Arnold
Escher von der
Linth, G. Theobald und Placidus a
Spescha. Ein Fussweg führt im Waldesschatten hinauf in das eigentliche Val Rusein.
Nach etwa 1½ Stunden weitet sich das Thal und teilt sich in mehrere Arme. Der Hauptarm setzt die Richtung
nach N. fort.
Auch das obere Val Rusein verzweigt sich noch weiter. Von der untern Ruseinalp steigt das
Val Gliems nach O. und NO. zumGliemsgletscher
und
Piz Urlaun hinauf. Von da führt die
Gliemspforte hinüber zum Bifertengletscher und zum
Tödi und der Puntaiglaspass zum
Puntaiglasgletscher. Von der obern Ruseinalp steigt das kleine, wilde
Val Pintga nach NW., überragt von der schönen doppelgipfligen
Pyramide des
Piz Cambriales. Endlich öffnet sich zwischen dem
Culm Tgietschen undPiz Avat der oberste
Felszirkus des Val Rusein, umschlossen von gewaltigen
Wänden und hochragenden
Hörnern, unter welchen der imposante
Piz Rusein
als Herrscher tront.
Zwischen ihm und dem
PizCatscharauls sitzt der zierliche Klein
Tödi oder
Crap Glarun wie ein Reiter auf dem Grat. Zu seinen
beiden
Seiten steigt ruan über den
Sandalppass hinüber nach der
Sandalp und nach dem
Linththal. Andere,
sehr steil ansteigende und schwer zu begehende Felssteige
(Ruseinpforte,
Ruseinlücke und
Porta da Spescha) führen hinauf auf
den obersten Teil des Bifertengletschers und werden gelegentlich zu Tödibesteigungen benutzt. Der Hauptaufstieg auf den
Piz Rusein vom Val Rusein aus führt aber unter dem Klein
Tödi durch und über den W.-Grat.
Das Val Rusein bietet auch dem Geologen und Botaniker viel des Interessanten. Es ist zu einem grossen Teil in Protogin, Diorit
und Hornblendegesteine eingeschnitten, und das Hintergehänge
(Piz Rusein, Klein
Tödi, etc.) zeigt auf krystalliner Grundlage
die Sedimentschichten vom Verrucano bis zum Hochgebirgskalk in kühnem Aufbau und in mehrfacher Wiederholung.
An Mineralien findet man schöne Bergkrystalle, Rauchtopase, Amethyste, Kalkspate, Epidot, Sphen etc. Die Verschiedenheit
der Felsunterlage, die Mischung der Bodenarten und die grossen Höhenunterschiede bedingen natürlich auch eine reiche Mannigfaltigkeit
der Flora, obwohl die Vegetation im ganzen eine sehr spärliche ist. Nach den Angaben des Eidg. Hydrometrischen
Bureaus in Bern
fallen von den 55,5 km2 des Val Rusein 30,1% auf Fels und
Schutt, 10,2% auf Firn und
Gletscher, 8,2% auf Wälder
und 51,5% auf die übrigen Gebiete.
Dann folgt eine schöne und sanft ansteigende breite Weideregion bis auf den mehrhöckerigen, leichtwelligen
Kamm. Diese Weidefläche
ist der
Munt Russena (Bergweiden werden im
Engadin oft als
Munt bezeichnet). Auch der
O.-Hang gegen das österreichische
und auf die Reschen
Scheidegg ausmündende Rojenthal ist sanft abgedacht und von schönen
Weiden bedeckt.
Drei schwache Einsattelungen
des
Kammes können als Uebergänge von der schweizerischen nach der österreichischen
Seite benutzt werden.
Sie heissen,
von S. nach N.: Innere, Mittlere und Aeussere
Scharte oder romanisch
FuorclaLunga (2576 m),
Fuorcla Radonda (etwa 2620 m) und
Fuorcla da
Plan del
Mür (2642 m). Dazu kommt das Grubenjoch (etwa 2700 m) n. vom
Piz Russena
und zwischen ihm und dem
Piz Lad. Die ganze Gegend wird von Touristen selten besucht, obwohl sie leicht
zugänglich ist und der
Piz Lad und
Piz Russena herrliche Aussichtspunkte sind und der Russenakamm nach S. sich über den
Griankopf
etc. fortsetzt zum Schlinigpass und zu der dortigen Pforzheimerhütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Das
ganze Gebiet w. der
FuorclaLunga bis zum
Kamm desPizSchalambert ist noch zwischen der
Schweiz und Oesterreich
streitig. Das Hauptobjekt dieser Grenzbereinigung ist das öde kleine
¶
mehr
Kuhthal oder Russena Pitschna, das als Jagdgrund einigen Wert hat.