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Kloster
kirche, wurde 1771 erbaut und gehört dem Staat Zürich.
Die das Dorf durchziehende
Jona ist starken Hochwassern unterworfen
und hat schon zu wiederholten Malen grosse Verheerungen verursacht, bis durch bedeutende Schutzbauten jede Gefahr beseitigt
worden ist. Oberhalb der Maschinenfabrik durchzieht dieses Wildwasser ein in der Nagelfluh ausgewaschenes, langes und malerisches
Tobel, wo es sich beim
Pilgersteg mit einem 24 m hohen
Wasserfall (dem sog.
Hoh
Lauf) in einen grossartigen Erosionskessel hinunterstürzt.
Im
Tobel selbst steht 500 m oberhalb
Rüti eine zu
Tann gehörende kleine Maschinenfabrik, und über das
Tobel setzt mit einer
hohen und kühnen
Brücke die Eisenbahn
Rüti-Wald hinweg.
Mitten im Dorf Rüti sieht man in der das Bachbett bildenden grobkörnigen Nagelfluh interessante Erosionsformen. Bei Hüllestein (2 km sw. Rüti) grosse Brüche auf feinkörnige Kalknagelfluh, die ausgezeichnete Bausteine liefert und bemerkenswerte Versteinerungen (Farne, Zwergpalmen, Mollusken) aus der Tertiärzeit enthält. Ganz nahe dabei die Quelle «Martinsbrünneli» mit einem Wasserfall und einer schönen Naturbrücke. Einzelfund aus römischer Zeit, Alemannische Ansiedelung.
Rüti = der
Ort, wo
Wald ausgereutet wurde. Der Name lautete früher
Reut,
Reute,
Reute, Riuti,
Rüti. Die Herzoge von Alemannien
sollen die Gegend von
Rüti dem Kloster
Einsiedeln vergabt haben. Später kam sie als Eigentum an die Freiherren von
Regensberg,
die vom Kloster
St. Gallen
die Vogtei
Grüningen als
Lehen empfangen hatten. Spätestens 1208 überliess Lüthold von
Regensberg seinem
Verwandten, dem damaligen Propst von
Churwalden, das
Gut
Rüti samt der dortigen zur Pfarrei
Busskirch gehörenden Nikolauskapelle
behufs Erbauung eines
Klosters. So wurde im Anfang des 13. Jahrhunderts der
Grund gelegt zu der bekannten
Prämonstratenser Abtei, zu deren Wohltätern neben den Regensbergern namentlich die
Grafen von
Rapperswil und von
Toggenburg
gehörten. In der Fehde zwischen Rudolf von
Habsburg und den Regensbergern muss das Kloster
arg gelitten haben.
Als aber nach 1270 die Herzoge von Oesterreich im Amte
Grüningen an Stelle der
Regensberger traten, förderten
diese
Rüti in ganz erheblicher Weise. Schon im 14. Jahrhundert füllte sich die Kloster
kirche allmählig mit Grabdenkmälern.
Neben einigen Regensbergern wurden da namentlich die Toggenburgergrafen bestattet, so besonders auch der letzte dieses Geschlechts,
Friedrich VII. Wie das Kloster
Königsfelden für die zu
Sempach (1386) gefallenen Oesterreicher, so wurde
Rüti für die im Streite von
Näfels getöteten Adeligen (1388) eine Ruhestätte; sie wurden wohl mit wenigen Ausnahmen in
einem Massengrab bestattet.
Das Kloster
erfuhr mannigfaltige Schicksalsschläge. Im Kriege von 1351-1355 fügten ihm die Zürcher,
Schwyzer und ihre Helfer
schweren Schaden zu. Im alten Zürichkriege (1443) wurde
Rüti von den siegreichen
Eidgenossen in roher
Weise verheert. Die
Schwyzer und ihre Verbündeten stahlen Messgewänder, Chorröcke und Glocken, öffneten die Gräber der
Grafen von
Toggenburg, wohl um die Doppelzüngigkeit Friedrichs VII. zu strafen, zerschlugen daran die Helme und
Schilde und
trieben noch anderen argen Unfug.
Der letzte Abt des
Klosters, Felix Klauser, ein geborener Zürcher, war ein Feind der Reformation. Nachdem
er nach
Rapperswil geflüchtet war, wurde das Stift unter weltliche Verwaltung gestellt. Seit 1525 sassen
in Rüti zürcherische
Amtsleute. Leider zerstörte 1706 eine Feuersbrunst den grössten Teil der Kloster
gebäude, die neben denjenigen von
Kappel
das bedeutendste mittelalterliche Denkmal der zürcherischen Landschaft waren. Die Kloster
kirche war
eine dreischiffige Basilika mit gewölbtem Chor und in der Verlängerung der Seitenschiffe gelegenen
Kapellen.
Das Innere war vollständig mit Wandmalereien ausgeschmückt. Etwa ein Dutzend Altäre fanden sich darin vor. Beim Bau eines Amtshauses wurde der vom Brande verschonte Kreuzgang abgebrochen; auch ging noch manch' anderes Baudenkmal fahrlässigerweise zu Grunde. 1770 wurde das schadhafte Langhaus der Kirche abgetragen und durch einen kürzeren einschiffigen Neubau von gleicher Breite ersetzt. Das Amt Rüti, das als selbständige Klosterverwaltung fortbestand, wurde nach der Umgestaltung des zürcherischen Staatswesens 1833 aufgehoben.
Der einstige Klosterbesitz an Gütern und Gefällen war bedeutend. Das Stift besass Amtshäuser in Zürich, Winterthur und Rapperswil und hatte 14 Kirchensätze inne, von denen wir als zürcherisch erwähnen: Seegräben (seit 1219), Dürnten (1359), Fischenthal (1390), Uster (1438), Fehraltorf (1469). Diese Kollaturen gingen zur Reformationszeit an die Stadt Zürich über. Das Dorf Rüti gehörte zur Herrschaft Grüningen, die von den Oesterreichern pfandweise an die Brüder Hermann und Wilhelm Gessler überging und von diesen 1408 kaufweise an die Stadt Zürich abgetreten wurde, die hernach die Landvogtei Grüningen einrichtete.
Bibliographie:
Vögelin, S. Das Kloster Rüti. (Mitteilungen der Antiquar. Gesellsch. Zürich. XIV, 2; 1862);
Vögelin, S. Die Aufhebung des Klosters Rüti. (Neujahrsblatt von Uster. 1869);
Zuppinger, J. C. Die Prämonstratenser Abtei Rüti;
Beitrag zur Heimatkunde.
Rüti 1894; Zuppinger, J. C. Schulgeschichte von Rüti. Wald 1895; Zeller-Werdmüller, H. Die Pränionstratenserabtei Rüti. (Mitteilungen der Antiquar. Gesellsch. Zürich. LXI, 1897); Strickler, G. Das Zürcher Oberland. Zürich 1902.