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Schiffahrt und Fischfang liessen hier ein Dorf entstehen, das bald zusammen mit dem
Rorschacherberg und
Grub zu einer eigenen
Pfarrei erhoben wurde, deren Kirche
zu den ältesten im Lande zählte. Als der Personen- und Warenverkehr zwischen Deutschland
und Italien immer bedeutender wurde, erhielt Abt Cralo 917 von Kaiser Otto I. für Rorschach
das
Markt-,
Zoll- und Münzrecht. Obwohl der Abt als Reichsfürst über alle der Abtei gehörenden Ländereien die Oberhoheit hatte,
blieb doch der Blutbann über Rorschach
und einige andere Orte dem Kaiser selbst vorbehalten, der ihn durch besondere Reichsvögte
ausüben liess. Es waren dies zuerst die reichen
Herren von
Wartensee, als deren erster 1264 Ritter Heinrich
erscheint.
Nach ihrem Erlöschen 1361 folgten die Blarer und dann die Edeln von Rorschach
, deren Burg (das heutige
St. Annaschloss) oben
am
Rorschacherberg stand und die zu jener Zeit zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Dienstleuten der Fürstäbte
von St. Gallen
zählten. Weil sie zugleich Bürger der Stadt
St. Gallen waren, blieben sie zur Zeit der Appenzellerkriege
neutral, während die Bürger des
Fleckens Rorschach
treu zum Abt hielten und dafür schwer büssen mussten, bis sie sich 1406 mit
den St. Gallern und den Appenzellern verbündeten. Im
Frieden von 1408 wurde aber Rorschach
dem Abt zurückgegeben.
1449 mussten die Edeln von Rorschach
alle ihre
Güter und Rechte dem Kloster St. Gallen
verkaufen, worauf ihr
Schloss
Sitz des äbtischen
Vogtes oder Amtmannes wurde. Um dem beständigen Streit mit der Stadt
St. Gallen ein Ende zu machen, beschloss Abt
Ulrich Rösch
1486, das Kloster nach Rorschach
zu verlegen. Aber schon 1489 wurden die neuen Bauten von den St. Gallern
und Appenzellern zerstört, denen sich 1490 auch die Bewohner von Rorschach
und des Unter
Rheinthales anschlossen.
Als der Kampf allgemein zu werden drohte, legten sich die
Eidgenossen ins Mittel und zwangen die Aufständischen zur Unterwerfung.
Die
Appenzeller verloren ihre Vogteien, die Untertanen des Abtes wurden bestraft, und die Stadt
St. Gallen
musste eine Entschädigung von 10000
Gulden bezahlen. Abt
Gotthard baute das zerstörte Kloster in Rorschach
unter dem Namen
Mariaberg wieder auf. Es diente nun zunächst für Schulzwecke und wurde dann Sitz des äbtischen Vogtes.
Rorschach ging als eine der ersten Gemeinden der äbtischen Länder zur Reformation über, musste aber
bald zum alten Glauben zurückkehren. Abt Bernhard (1588-1622) suchte den
Ort als Handelsplatz zu fördern, begünstigte die
Einführung neuer Industrien und gründete hier eine Buchdruckerei. Abt Pius wollte auf
Mariaberg eine katholische
Universität
einrichten, musste aber das dafür bestimmte Kapital zu Verteidigungsmassregeln gegen die schwedischen
Armeen (30 jähriger Krieg) verwenden. Fürstabt Zölestin II. gestaltete Rorschach zum ersten Kornmarkt der
Schweiz und liess 1748 durch
den Italiener Bognato am Seeufer das grosse
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Kornhaus erbauen, das heute noch der Stadt zur Zierde gereicht. Grossen Aufschwung nahm auch der Tuchhandel, der dem Ort zu einer Quelle des Wohlstandes geworden ist. Erleichtert wurden Handel und Verkehr durch den unter Abt Beda (1744-1749) durchgeführten Bau der wichtigen strategischen Strasse Wil-Rorschach-Rheinthal. Derselbe Abt liess auch den jetzigen Hafen mit Schifflände erstellen, der nun in kurzer Zeit bedeutend vergrössert werden soll, und richtete auf Mariaberg eine höhere Schule ein.
Mit der Gründung des Kantons St. Gallen 1803 wurde Rorschach Bezirkshauptort. Einen neuen Aufschwung brachte die Einführung der Dampfschifffahrt. Das erste Dampfschiff landete in Rorschach im Jahr 1824. Heute verkehren im Hafen mehr als 50 Dampfer. Dann kam der Bau der Eisenbahnlinien, als deren erste 1856 diejenige von St. Gallen nach Rorschach erstellt wurde. Ihr schlossen sich an die Linie nach Chur und die Uferbahn nach Romanshorn. Die 1875 erbaute Bergbahn Rorschach-Heiden ist 5,4 km lang und hat eine maximale Steigung von 9%. Rorschach ist die Heimat einer Reihe von bedeutenden Männern, so der Landammänner Hoffmann, Baumgartner, Müller und Keel, des Musikers und Komponisten Wilhelm Baumgartner, des Erzbischofes Dr. Zardetti, des Marinemalers E. Zardetti, des Malers Martignoni. Tuchfabrikation und -handel wurden eingeführt von italienischen Familien, wie die Albertis, Danielis, Zardetti, Gorini etc., deren reich ausgestattete Wohnhäuser heute noch an sie erinnern. Einzelfunde von keltischen und römischen Münzen. Alemannengräber beim Seehof.
Vergl. Bärlocher, Karl. Rorschach und Umgebung. 1860; Gerster, J. S. Führer von Rorschach. (Wörls Reiseführer). Würzburg 1900; Neuer illustr. Führer von Rorschach und Umgebung; herausgeg. von der gemeinnützigen Gesellschaft. Rorschach 1904.