Waadt
als Ganzes behandelnden Werken: Rahn, J. R. Grandson und zwei Kluniazenserbauten [Payerne und Romainmôtier] in der Westschweiz.(Mitteilungen der Antiquar. Gesellschaft inZürich.
17); Histoire de Romainmôtier, publiée par le comité de la Société de développement
de Romainmôtier. Lausanne 1902.
(Kt. Waadt,
Bez. Grandson).
810 m. Gem. und Weiler, am S.-Hang des Kammes Tévenon-Mont Aubert und an der Strasse
Fontanezier-Villars Burquin-Grandson; 8,5 km n. der Station Grandson der Linie Neuenburg-Lausanne. 17 Häuser, 95 reform. Ew.
Kirchgemeinde Villars Burquin. Landwirtschaft. Ein Haus soll noch aus der Römerzeit stammen. Fund von alten Münzen.
Dessous und RomanDessus (Kt. Waadt,
Bez. Morges,
Gem. Lonay).
442 und 452 m. Zwei 200 m voneinander entfernte
Landgüter, auf einer Anhöhe über dem Genfersee und an der Strasse Lonay-Échichens;
700 m nw. Haltestelle Lonay-Préverenges
der Linie Lausanne-Genf. 4 Häuser, 60 reform. Ew. Kirchgemeinde Lonay.
Roman Dessus gehörte zuerst dem Stift zu Lausanne und
ist seit dem 17. Jahrhundert im Besitz der Familie Régis.
Roman Dessous war zuerst Eigentum der Komthurei
La Chaux, kam nach der Reformation an Robert du Gard aus Fresneville, 1628 an die Familie Forel, 1733 an die Graffenried aus
Bern
und 1775 neuerdings an die Forel.
oder Romanel (Sur) (Kt. Waadt,
Bez. Orbe).
610 m. Anhöhe, zwischen den Dörfern Croy, Arnex und Bofflens und nw. vom Weier von Arnex.
Man hat hier zu verschiedenen Zeiten (besonders zu Beginn des 19. Jahrhunderts und dann wieder 1869 beim Bau der Linie Lausanne-Pontarlier)
zahlreiche Gräber mit Skeleten, Waffen und verschiedenen Schmucksachen aufgefunden, die nach der einen
Annahme von ehemals hier stattgehabten Kämpfen herrühren sollen, während andere Forscher die Stelle als einen Burgunderfriedhof
ansprechen.
Die Funde sind im kantonalen Museum zu Lausanne niedergelegt.
(Kt. Waadt,
Bez. Lausanne).
600 m. Gem. u. Dorf, am S.-Rand der grossen Hochfläche des westl. Jorat und an
der Strasse Lausanne-Yverdon, 5 km nw. Lausanne. Station der Linie Lausanne-Échallens-Bercher. Postablage, Telegraph, Telephon. 56 Häuser, 305 reform.
Ew. Kirchgemeinde Cheseaux. Landwirtschaft. Heilbad mit der alkalinischen Mineralquelle «La Providence», die 1776 entdeckt
und seit etwa 30 Jahren neuerdings benutzt wird. Sie hat eine ständige Temperatur von 9,5 °C., liefert 10 Minutenliter
Wasser, gleicht in ihren Wirkungen der Quelle von Evian und wird gegen Gicht, Nieren- und Leberkrankheiten, chronische
Katarrhe und Magenleiden angewendet. Vor der Reformation gehörte das Dorf dem Stift Lausanne und war in militärischer Hinsicht
dem Panner von La Palud zugeteilt. Fund von römischen Altertümern, was zu der Vermutung Anlass gegeben
hat, der Name Romanel möchte mit den Römern in Zusammenhang zu bringen sein; Burgundergräber. Romanel ist der Hauptort
eines den W. und N. des Bezirkes Lausanne umfassenden Kreises mit den Gemeinden Romanel, Cheseaux, Crissier, Jouxtens-Mézery,
Le Mont, Prilly und Renens und zusammen 5702 Ew. 1182: Romanel; 1184: Romanes.
(Kt. Waadt,
Bez. Morges).
455 m. Gem.
und kleines Dorf, auf dem Plateau zwischen der Morges und der Venoge und an der Strasse Morges-Cossonay;
5,3 km nnö. Morges und 4,2 km nw. der Station Bussigny der Linien von Lausanne nach Pontarlier und nach Neuenburg.
Postablage,
Telephon; Postwagen Morges-Cossonay. 30 Häuser, 166 reform. Ew. Kirchgemeinde Vullierens. Acker- und Weinbau. Gehörte zur
Herrschaft Cossonay und wurde zusammen mit Aclens zu Beginn des 15. Jahrhunderts von Jeanne de Cossonay an François de Challant,
Herrn von Mont Jovet, und (ebenfalls mit Aclens) von diesem 1410 wieder an Heinrich von Colombier verkauft,
der beide Orte mit seiner Herrschaft Vullierens vereinigte. 1537 wurde François d'Alinges, genannt von Montfort, als Gemahl
der Margareta von Colombier Eigentümer der Herrschaft Vullierens.
Als er noch im selben Jahr von den Berner Behörden den Auftrag
erhielt, die Bewohner von Romanel wegen der Ermordung eines Prädikanten zu bestrafen, verurteilte er
alle Männer des Ortes vom Alter von 18 Jahren an zum Tode, während die eigentlichen Uebeltäter sich flüchten konnten.
(Kt. Tessin,
Bez. Lugano).
600-270 m. Bach; entspringt unterhalb Bedigliora, wendet sich nach SSW. und mündet nach 3 km langem
Lauf bei der Madonna del Piano in die Tresa. Sein Thälchen ist steilwandig und mit Buschwerk bestanden.
(Kt. Thurgau,
Bez. Arbon).
401 m. Gem. und Flecken, am linken Ufer des Bodensees und 7 km nw. Arbon. Station
der Linien Rorschach-Konstanz und Zürich-Winterthur-Romanshorn und der im Bau begriffenen Rickenbahn (Romanshorn-St. Gallen-Uznach).
Dampfschiffstation. Postbureau zweiter Klasse, Telegraph, Telephon; Hauptzollamt. Gemeinde, mit Hof, Holz, Holzenstein, Hotterdingen,
Neuhaus, Neuhof, Oberhäusern, Reckholdern, Riedern und Spitz: 573 Häuser, 4577 Ew. (wovon 3093 Reformierte und 1478 Katholiken);
Zwei Bankgeschäfte. Grosser Konzertsaal und Turnhalle. Viel besucht wird das liebliche und aussichtsreiche «Inseli».
Garten-, Obst-, Wiesen- und etwas Weinbau. Bedeutender Waren- und Personenverkehr über den See. Grosse Lagerhäuser für Weizen,
Alkohol etc.
Das einst einsame und kleine Bauern- und Fischerdörfchen hat sich seit der Eröffnung der Bahnlinie Zürich-Romanshorn 1856 vollkommen
umgewandelt und ist zu einer stets noch sich vergrössernden, stattlichen Ortschaft herangewachsen. Gut geschützter und grosser
Hafen (vom Staat Thurgau
1840 erbaut), grosse Lagerhäuser, ausgezeichnete Verbindung durch Dampfschiffe und Dampffähren
mit Friedrichshafen und Lindau. Bedeutendste Schiffswerft des ganzen Bodenseeufers, die durch 1905 vollendete und 730000 Franken
kostende neue Einrichtungen in den Stand gesetzt ist, auch die grössten Dampfboote zu reparieren. Romanshorn ist der grösste
schweizerische Lagerplatz für Getreide,
mehr
Holz und Bretter. Das Zollamt beschäftigt etwa 30 Angestellte. Grosse Dampfsägen und -hobelei. Parkettfabrik. Starker Dampfboot-
und Zugsverkehr (täglich 60-70 ein- und ausfahrende Züge). Gasthöfe und Fremdenindustrie. Elektrizitätswerk. Direktionssitz
der Fabrik für kondensierte Milch in Egnach. Ausfuhr von Käse. Färbereien. Handel mit Därmen, Häuten und Leder. ^[Berichtigung:
Beträchtliche Fabrikation von Hanf- und Drahtseilen.] Beträchtlicher Handel mit Hanf.
Drahtzieherei. Zuckersiederei. Bierbrauerei. 2 Buchdruckereien, von denen jede eine Zeitung herausgibt. Romanshorn ist eine
der Grenzstationen, die im Ausland erkrankte Schweizerbürger aufnehmen, und hat seit 1904 ein Spital mit Absonderungshaus.
Ein grosser Teil der männlichen Bewohner findet Arbeit bei der Bahn oder den Dampfschiffen. Einige Fischer.
Viele Gesellschaften und Vereine: Verkehrs- und Verschönerungsverein, Grütliverein etc. Auf einer in den See vorspringenden
Halbinsel steht die beiden Konfessionen dienende Pfarrkirche und ein modernes Schloss mit Parkanlagen.
Zur Zeit sind für beide Konfessionen neue Kirchbauten projektiert. Fruchtbare Umgebung mit vielen Obstbäumen. Prachtvolle
Aussicht auf das Säntisgebirge, den Bodensee und die Allgäuer und Vorarlberger Felsgipfel. Auf der eben
genannten Landzunge stand wahrscheinlich zur Zeit Diokletian's ein römischer Wachtturm. Der Ort wird im 8. und 9. Jahrhundert
als Rumanishorn (lateinisch Romani cornu), d. h. Horn (oder Landzunge) des Rumann oft genannt. Eine Urkunde von 779 spricht
von zwei Nonnen, die bei der Kirche lebten. Romanshorn bildete eine Vogtei des Klosters St. Gallen,
die vorübergehend
im Besitz der Landenberg war und von Hermann von Landenberg 1367 wieder an das Kloster verkauft wurde. Als während der Appenzellerkriege
die Mehrzahl der Schlösser im Thurgau
den Appenzellern zum Opfer fiel, leisteten die Leute von Romanshorn, um
sich zu schützen, diesen 1407 den Treueid.
1455 verkaufte Abt Kaspar Romanshorn und die übrigen ihm am linken Ufer des Bodensees zustehenden Vogteien um die Summe von 1000 Gulden
an die Stadt St. Gallen. Dieser Verkauf veranlasste unter den Mitgliedern des Stiftes und der Bürgerschaft
zu Wil grosse Anstände, die bis vor die Tagsatzung und sogar vor den Papst gezogen wurden und mit der Nichtigkeitserklärung
des Verkaufes endigten. 1468 zählte der Ort Romanshorn 73 Herdfeuer (d. h. Haushaltungen). Im Rorschacherkrieg unterschrieb
Ammann Peter Gebhard von Romanshorn 1481 den zwischen den Appenzellern und der Stadt St. Gallen geschlossenen
Friedensvertrag.
Zwischen den Aebten von St. Gallen
und den Landvögten des Thurgaues entstanden häufige Kompetenzkonflikte, die 1512 durch einen Schiedsspruch
des Rates von Rapperswil dahin erledigt wurden, dass dem Abt die niedere Gerichtsbarkeit und das Recht des Truppenaufgebotes
verbleiben sollte. Romanshorn trat zur Reformation über und untersagte die Ausübung des katholischen
Gottesdienstes in der Pfarrkirche, bis der Abt 1548 das Pfarrhaus schliessen liess und seine für die Morgenmesse bisher
ausgerichteten Präbenden zurückzog.
Nach langen Unterhandlungen wurden die Reformierten von Romanshorn 1587 der Pfarrei Salmsach zugeteilt, zu der
sie heute noch
gehören. Der Abt machte vom Recht des Truppenaufgebotes zu wiederholten Malen Gebrauch, dem aber die
Romanshorner nur dann Folge leisteten, wenn es sich nicht um die Verteidigung katholischer Interessen handelte. So verweigerten
sie z. B. die Dienstleistung 1656 im ersten und 1712 im zweiten Villmergerkrieg (oder Toggenburgerkrieg). Bis 1798 bildeten
die Gemeinden Romanshorn, Kesswil und Herrenhof das st. gallisch-äbtische Romanshorner Amt in der Landvogtei
Thurgau.
Das Jahr 1798 machte dann all' den Streitigkeiten ein Ende, worauf Romanshorn endgiltig dem neu errichteten Kanton Thurgau
zugeteilt wurde.
779: Rumanishorn; 837: Romani cornu; 865: Rumaneshorn.