herrschte. Die Stadt Rolle bedurfte als natürlicher Sammel- und Ausfuhrsplatz der Produkte einer ganzen Anzahl von Gemeinden
und besonders des seinen Weg nach Genf
nehmenden
Holzes aus den Jurawäldern eines
Hafens und Lagerplatzes. Kantonale Subvention,
Gemeindegeld und freiwillige Beiträge von
Seiten von Privatleuten gestatteten 1835, die Arbeiten an Hand zu
nehmen. Man erstellte zwei je 120 m lange Hafendämme, den einen als
Schutz gegen den
«Vent» und den andern als
Schutz gegen
die
«Bise».
Dieser letztere ruhte auf einer Untiefe, die nach dem Wortlaut des an den Staatsrat gerichteten Subventionsbegehrens allem
Anscheine nach in alten Zeiten einmal eine
Insel gewesen sein müsse, da man hier eine Menge von
im Boden
steckenden eichenen Pfählen gefunden habe. Man beschloss, hier zum
Schutze der im
Hafen liegenden Schiffe wiederum eine
Insel
aufzuschütten, ohne auf diese merkwürdigen Pfähle weitere Rücksicht zu nehmen. Als nun am in
Lausanne Frédéric
César de La Harpe gestorben war, entschied das Baucomité in Rolle, dieser
Insel den Namen des grossen
Mitbürgers zu verleihen und ihm auf ihr ein Denkmal zu errichten.
Die am stattfindende Einweihung der
Insel gab Anlass zu einer öffentlichen politischen Kundgebung, indem Major
Frey-Herosée aus
Aarau und der
Tessiner Abgeordnete Luvini feurige Reden hielten, während die anwesenden
Vertreter des Waadtländer Staatsrates sich im Gegenteil ostentativ ausschwiegen. Das wegen der Verweigerung einer staatlichen
Subvention an das Denkmal ohnehin schon unzufriedene Comité sah in diesem Anlass eine neue Gelegenheit, auf den Fall der
damals im Kanton herrschenden konservativen Partei hinzuarbeiten.
Das Denkmal wurde nach den
Plänen des Architekten Veyrassat in
Lausanne erstellt und besteht aus einem
Obelisken mit Medaillons, die von Pradier gehauen worden sind, und der Inschrift: «A
la mémoire du Général de La Harpe, précepteur de l'empereur de Russie Alexandre Ier, Directeur de la République helvétique,
citoyen suisse des cantons de
Vaud, Argovie et Tessin,
né à Rolle le 6 avril 1754, mort à
Lausanne le 30 mars
1838, ce monument a été élevé par la reconnaissance nationale.» Die erwähnten Pfähle, die in geraden Linien
angeordnet gewesen waren, bildeten natürlich nichts anderes als die Reste eines einstigen Pfahlbaues, der nach
später noch aufgefundenen Gegenständen sich als zur Bronzezeit gehörend erwiesen hat. Die richtige Erklärung dieser in den
Seen vorhandenen Pfahlreihen gab Ferdinand Keller bekanntlich erst im Winter 1853/54 an Hand solcher Funde im
Zürichsee.
Neben den beiden De La Harpe sind von hervorragenden Persönlichkeiten, die aus Rolle stammen oder hier
gelebt haben, noch folgende zu nennen: Rolaz du
Rosey († 1704), der als kurfürstlich brandenburgischer Kavalleriemajor sich
1691-1694 in Ungarn auszeichnete;
der Generalleutnant in holländischen Diensten Louis Bouquet (1704-1781);
der General Henry
Bouquet (1715-1765), Neffe des vorigen, der im
Alter von 17 Jahren in holländische Dienste trat, dann englische Dienste
nahm und in Nordamerika einen glänzenden
Sieg über die Rothäute errang;
der Jurist
Jean Marc Louis
Favre (1733-1793), Freund
und Ratgeber von F. C. de La Harpe und Donator eines Teiles seiner reichhaltigen Bibliothek an seine Vaterstadt;
der wohlbekannte
Philhellene
Jean Gabriel Eynard, der das Landgut
Beaulieu bei Rolle besass;
Philippe Louis Emmanuel de
La Harpe (1782-1842), Sohn von Amédée de La Harpe, Landammann der Waadt
1830, Abgeordneter zur eidgen.
Tagsatzung, Staatsrat
und Verfasser von Schriften über das Strafrecht;
Jean Louis Henri Manuel (1790-1838), während 11 Jahren französischer Pfarrer
in Frankfurt am
Main, dann in
Lausanne wohnhaft, fleissiger Schriftsteller;
der Dichter und Literarhistoriker
Jean Jacques Porchat (geb. bei
Vandœuvres 1800, 1864), der seine ersten Studien wie Manuel in Rolle gemacht hat;
Vittel, A. Notice sur l'île et le monument de La Harpe. Rolle 1896; Rubattel, Dr. Noticesur leseaux deRolle (in
der Revue médicale de la Suisse romande. 1902); Revue histor. vaudoise (passim). Ferner die den Kanton Waadt
als Ganzes behandelnden
Werke.
deutsch
Rambach (Kt. Graubünden,
Bez.
Münsterthal). 1740-1200 m. Wildwasser des
Münsterthales; 25 km lang, wovon 18 auf Schweizer
Boden. Entspringt am Fuss der
Felsen von
Ruinas (sö. der Ofenpasshöhe und oberhalb
Aint a Som Cierfs),
erhält zunächst von rechts den vom
Piz Daint kommenden Bach des
Val della Föglia und den vom
Piz Dora kommenden Bach des
Val della Blaisch, durchfliesst
Cierfs und die mit grünen
Wiesen bestandene und von dunkeln
Wäldern umrahmte
oberste Stufe seines
Thales, erhält von links die
Aua da Laiders und betritt dann die zweite Thalstufe, wo er einen 600 m
breiten, fischreichen
Sumpf - ein ehemaliges Seebecken, das man jetzt gänzlich trocken zu legen gedenkt - bildet.
Bis hierher sind seine Nebenadern fast alle gefährliche
Wildbäche, die den Boden des Hauptthales häufig
mit Schlamm,
Sand und
Kies überführen. Auf der Thalstufe von
Valcava, die er rasch durcheilt, erhält der
Rambach seine beträchtlichsten
Zuflüsse, nämlich den vom Felsenkar des
Lai da Rims herabkommenden
Wildbach des
Val Vau und den am
Umbrail entspringenden und
bei
Santa Maria ebenfalls von rechts mündenden Bach des
Val Muranza. Nachdem ihm dann zwischen
Sielva und
Münster von rechts noch einige kleinere Nebenadern (so der Bach des
Val da
Pisch) zugekommen sind, tritt er auf österreichischen
Boden über, wo sich mit ihm von links der vom Cruschettapass herabkommende Bach des Avignathales vereinigt. Er mündet bei
Glurns im Tirol von rechts in die Etsch. Von seiner Quelle bis
Münster hat er ein Gefälle von etwa 500 m, was einer Kraft
von etwa 126 PS entsprechen würde. Bis heute treibt er blos
Sägen und
Mühlen.
Die grosse Pfarrkirche
Saint Pierre ist eines der ältesten Gotteshäuser der
Schweiz und stammt in einzelnen ihrer Teile noch
aus dem 10. und 11. Jahrhundert, während der Chor im 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts umgebaut
und mit einem gotischen Fenster geschmückt worden ist. Die Kirche bildet im Grundriss ein lateinisches
Kreuz mit drei Längsschiffen,
einem Querschiff und dem Chor und ist im Ganzen im romanischen Stil der Kluniazenserbauten gehalten. Der über der Mitte
des Querschiffes sich erhebende, an sich nicht hohe
Turm trägt ein hoch in die Lüfte ragendes Spitztürmchen.
Viele symbolische Malereien und polychrome Verzierungen der Gewölbeträger und ihrer Verzweigungen, sowie rund um einige
der unregelmässig angeordneten Fenster; zahlreiche Grabstätten, besonders von Geistlichen (im Chor das Grabmal des Propstes
Jean de Seyssel). In letzter Zeit hat man mit einer ernsthaften Restauration dieses ehrwürdigen,
aber stark vernachlässigten Gotteshauses begonnen. Das im untern Teil der Ortschaft befindliche Kloster, zu dem diese Kirche
gehörte, war einst von einer Ringmauer umgeben, von der jetzt ein grosser Teil verschwunden ist, gleichwie verschiedene
der in sie eingebaut gewesenen Türme. Ueber einem zur Kirche
¶
mehr
führenden Mauertor erhebt sich heute noch der Zeitglockenturm (Tour de l'Horloge), an den sich das alte Gebäude der sog.
Grange des Dîmes (Zehntenscheune oder Kornhaus) anlehnt. Ganz am Ufer des Nozon steht auf der S.-Seite des freien Platzes innerhalb
der ehemaligen Mauer ein massiver und imposanter schlossartiger Bau, der dem Propst und seinen Gästen,
sowie später dem Berner Landvogt zur Wohnung gedient hat. Zwischen diesem und der Kirche lag das eigentliche Kloster, das
wahrscheinlich zur Zeit der Reformation zum Teil zerstört worden ist und dessen erhalten gebliebene Teile mit ihren vergitterten
kleinen Fenstern der einstigen Klosterzellen heute noch bewohnt oder als Oekonomiegebäude benutzt werden.
Wasserversorgung und elektrisches Licht. Ein Krankenhaus, aus der von G. Comtesse, einem ehemaligen Beamten des Ortes, letztwillig
vergabten Stiftung erbaut. Verschönerungsverein (Société de Développement). Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Landwirtschaft,
doch spielt auch die industrielle Tätigkeit eine gewisse Rolle. In Praël ö. vom Dorf bestand im 19. Jahrhundert
eine grosse Giesserei und Töpferwarenfabrik, Usine de Lerber genannt, an deren Stelle später eine Maschinenfabrik und vor
kurzem eine Motorradfabrik getreten ist, die auch Werkzeuge und Maschinen aller Art herstellt. Ferner eine Feilenhauerei,
Ziegelei, Säge. Uhrenindustrie. Romainmôtier liegt im Durchbruchsthal des Nozon, das hier in den namentlich zwischen
Romainmôtier selbst und Premier oft anstehenden Neocomkalk eingeschnitten ist. Hauptort eines Verwaltungskreises, der die
Gemeinden Romainmôtier, Agiez, Arnex, Bofflens, Bretonnières, Les Clées, Croy, Envy, Juriens, La Praz, und Premier umfasst und zusammen 3046 Ew.
zählt.
Eine Ueberlieferung, die allerdings bestritten wird, erzählt, dass St. Romanus und St. Lupicinus zu Beginn
des 5. Jahrhunderts und unter dem Pontifikat von Innozenz I. an dieser Stelle ein erstes Kloster gestiftet hätten, das dann 610 während
eines Einfalles der Alemannen ins transjuranische Burgund zerstört worden sei. Jonas, ein Schüler des h. Columban, versichert,
dass dann ein Herzog oder Edelmann des transjuranischen Burgund, Chramnelenus oder Ramnelenus, unter
der Regierung von Chlodwig II., d. h. um die Mitte des 7. Jahrhunderts, hier ein neues Kloster errichtete, das Papst Stefan
II. 753 von aller weltlichen oder geistlichen Oberhoheit befreite, indem er ihm zugleich den Namen Romanum monasterium (Romainmôtier)
gab und seine Kirche den h. Peter und Paul weihte. 888 kam dann das Kloster durch König Rudolf I. von
Burgund an seine Schwester Adelheid, die Gemahlin des GrafenRichard von Autun und Burgund, die es ihrerseits wieder 929 dem
Abt Otto von Cluny vergabte.
Damit sank die frühere Abtei zu einer einfachen Propstei herunter, trat aber dafür in eine Blüteperiode
ein, während der sie zahlreiche Vergünstigungen erlangte und durch Schenkungen sich diesseits und jenseits das Jura Grundbesitz
erwarb. Da aber die Herren von Grandson einen Teil dieser gestifteten Güter als ihnen selbst gehörend reklamierten, entstanden
häufige Streitigkeiten und gewaltsame Uebergriffe (besonders von Seiten von Adalbert II. von Grandson), denen
ein persönlicher Besuch des Papstes Leo IX. im Jahre 1050 ein Ende machte, indem dieser das Gebiet des Klosters fest abgrenzte.
Kaiser Friedrich I. stellte das Kloster 1178 unter seinen Schutz und bestätigte ihm seine bisherigen Rechte. 1181 wählte
sich das Kloster als unmittelbare Kastvögte die Grafen von Hochburgund und trat die Hälfte seiner Gerichtsbarkeit
und Einkünfte an
die Kaiserin Beatrice ab, die damals diese Grafschaft verwaltete und den an das Kloster sich anschliessenden
Flecken auf ihre eigenen Kosten erbaut hatte. Kastvogtei und Gerichtsbarkeit erwarb dann später das Haus Savoyen, das beide
bis zur Aufhebung des Klosters beibehielt.
Die grösste Blüte dieses letztern fällt ins 14. Jahrhundert, als es unter der Leitung der Pröpste
Henri de Siviriez und Jean de Seyssel stand. Später hatte es unter den Hungersnöten, Epidemien und kriegerischen Ereignissen
jener bewegten Zeiten zu leiden und ging allmählig dem Verfall entgegen. Die letzten Pröpste waren Claude d'Estavayer,
der mit den Bürgern der Stadt Orbe viel zu streiten hatte (16. Jahrhundert), und Theodul von Rida (†
1537). Zu jener Zeit besass das Kloster neben der Herrschaft Romainmôtier selbst, die in ihrem Umfang etwa dem jetzigen Kreis
dieses Namens plus den DörfernVaulion und Vallorbe entsprach, noch zahlreiche andere Güter und Herrschaften
(bis nach Frankreich hinein), sowie verschiedene Klöster von geringerem Rang, wie z. B. die in Bursins, Vallorbe, Corcelles(Neuenburg)
und
Bevaix(Neuenburg).
Zur Zeit der Eroberung der Waadt
durch Bern
(1536) stellte sich das Kloster Romainmôtier unter den Schutz der Republik Freiburg,
die aber
trotz langwieriger Verhandlungen die Aufhebung des Klosters nicht zu verhindern vermochte und als Entschädigung
einen Teil der Klostergüter erhielt, während der andere an Bern
kam.
Obwohl mehrere der Mönche zum neuen Glauben übertraten und die Heiligenbilder und Altäre zerschlagen wurden, fügten sich
die Bewohner von Romainmôtier nur ungern dem neuen Stand der Dinge und blieben im Geheimen dem alten
Glauben treu. Deshalb setzte der Rat zu Bern
den Reformator von Grandson, Jean Le Comte, als Pfarrer hierher, der sein Amt von 1544 bis 1567 versah.
Der in Frankreich gelegene Besitz der ehemaligen Propstei blieb bis zur französischen Revolution Kirchengut.
Romainmôtier wurde nun Hauptort der Bernischen Landvogtei gleichen Namens, deren erster Inhaber Adrian
von Bubenberg war und der man 1566 auch die Abtei am Jouxsee mit dem ganzen Jouxthal und später noch die HerrschaftLa Sarraz
angliederte, so dass sie zu einer der reichsten Vogteien des Waadtlandes sich entwickelte. Die erste Nachricht über eine
eigene Gemeindeverwaltung in Romainmôtier stammt aus 1387. Bis 1572 zerfiel der Flecken in zwei Abschnitte,
die von den Ortsbürgern bewohnte sog. Combe am Fluss und das den Niedergelassenen eingeräumte Quartier Sumôtier oder Assomôtier
oberhalb des Klosters.
Diese beiden Quartiere haben sich als untere und obere Stadt bis heute erhalten. Nach der Reformation
erhielt die Gemeinde einen Teil der einstigen Klostergüter und 1589 auch das Stadtrecht. Am schloss sich die
Stadt der Lemanischen Republik an, in deren Behörden sie durch Pierre Maurice Glayre (geb. in Lausanne 1743, † 1819; Bürger
von Arnex, Lausanne und Romainmôtier) vertreten war. Aus Romainmôtier stammen: der General in holländischen,
später sardinischen Diensten Marc François Forneret (1763-1798), der im Kampf gegen die französischen Truppen im Ormontsthal
gefallen ist;
der Magistrat Samuel Henri Conod, genannt Pellis (1753-1809);
der Theologe Albert Roy (1662-1733);
der General
in sardinischen Diensten Pierre Antoine Roy (1691-1760).
Grabhügel aus der ersten Eisenzeit. Man hat
ferner in dieser Gegend (so bei Bofflens und Arnex) Trümmer von Wagen, Räder, Schwerter, Münzen etc. aufgefunden, die ohne
Zweifel auf Kämpfe hindeuten, die hier zu verschiedenen Zeiten ausgefochten worden sind. Vergl. neben den die
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