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Kantons Basel Stadt. Primar- und Sekundarschule. Eine Menge Vereine und Gesellschaften, sowie eine freiwillige Armenpflege zeugen von dem lebhaften Geiste der Bewohner. Während ein grosser Teil von ihnen in der Stadt das Brot sucht, treibt ein anderer auf dem fruchtbaren Gelände noch Landwirtschaft und zwar Wiesen-, Getreide-, Obst- und Weinbau (geschätzt ist besonders der jenseits der Wiese wachsende «Schlipfer»). Steinbrüche. In neuerer Zeit haben mehrere Gärtner hier ihre Pflanzungen angelegt; andere Industrien sind nicht aufgekommen.
Salmenfischerei. Zu den teilweise schon sehr alten Herrengütern sind im letzten Jahrzehnt viele neue Villen hinzugekommen, die sich nach dem Zustandekommen der schon lange angestrebten Tramverbindung mit der Stadt noch bedeutend vermehren werden. Neu eingerichteter Schiessstand für die Stadt. Viele Wohltätigkeitsanstalten, nämlich die Diakonissenanstalt mit etwa 360 Betten nebst einer Zweiganstalt für Gemütskranke auf der Sonnenhalde, die Taubstummenanstalt mit etwa 45 Zöglingen beider Geschlechter, das Landarmenhaus, eine Anstalt für schwachsinnige Kinder und eine solche für verwahrloste Mädchen.
Kirchlich unterstand Riehen wie Kleinbasel und das ganze rechte Rheinufer im Mittelalter dem Bischof von Konstanz und gehörte zum Breisgau. Die weltliche Herrschaft erwarb aber schon sehr frühe der Bischof von Basel. Auch besassen die Klöster Wettingen und St. Blasien hier je einen Hof. Hier erschienen an bestimmten Tagen die Wettinger und St. Blasienleute Riehens und der umliegenden Orte Weil, Tüllingen, Stetten, Lörrach u. s. w. zum Gericht und brachten dahin ihre Zinse.
Eigentum des Abtes von St. Blasien war auch die Mühle zu Riehen. Mit dem Zehenmüller wurde noch 1527 vereinbart, dass die Stettener alle Samstage von Sonnenuntergang bis Sonntag um Vesperzeit, dann an unserer Frauen Abend (24. März) und an aller Zwölfboten Abend (14. Juli) das Wässerungsrecht haben sollten. Noch viel wichtiger für die Geschichte der Dorfschaft war der sogenannte Weiler Mühleteich auf der rechten Seite der Wiese. Er dürfte gegen den Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden sein und ursprünglich nur einen Arm der noch nicht eingedämmten Wiese gebildet haben. Dies war wahrscheinlich noch der Fall, als 1368 die beiden Dörfer Weil und Tüllingen von Konrad Münch von Münchenstein an den Markgrafen Rudolf von Hochberg, Herrn von Röteln, übergingen. Erst später erhob sich wegen der Zugehörigkeit dieses Bezirkes «Schlipf» ein Streit; aber dieser wurde 1491 und 1510 schiedsgerichtlich zugunsten des Bischofs und der Riehener entschieden. Ausser diesem Gebiete, das damals vermarkt wurde, bildete die Wiese die Grenze der beiden Herrschaften. Dieselbe wurde erst 1571 durch eine Flussregulierung verschoben, so dass sich jetzt beide Ufer im Gemeindebann von Riehen befinden. Das Dorf Riehen wurde 1522, der Wettingerhof 1540 und die Blasienleute 1548 von der Stadt Basel erworben. Die Wettinger Zinsgüter blieben auch in Zukunft vereinigt und wurden etwa veräussert. So besass sie der berühmte Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein, der auch die Landvogtei über Riehen und Bettingen inne hatte. An Wettingen erinnert jetzt noch das «Klösterli», ein Gebäude, das seit 1894 der Diakonissenanstalt gehört. Diese ist eine Gründung Spitteler's, der auch 1815 die evangelische Missionsgesellschaft, 1820 das Seminar in Beuggen, 1830 die Taubstummenanstalt in Beuggen (welche 1838 in den «Pilgerhof» nach Riehen verlegt wurde) und 1840 die Pilgermission zu St. Chrischona ins Leben gerufen hat. In Riehen gründete 1838 Pfarrer Hoch, der 1833 wegen der Basler Revolution seine Pfarrei in Buus-Maisprach hatte aufgeben müssen, eine Knabenpension, welche 1852 zum Diakonissenhaus umgewandelt wurde. Das Landarmenhaus, ein Eigentum der Landgemeinden, entstand 1875. Riehen ist eine sehr alte Siedelung. Funde aus der Stein-, der Bronze- und der Römerzeit. Die alte Pfarrkirche zu St. Martin steht auf römischen Grundmauern. In Riehen verbrachte der berühmte Mathematiker Leonhard Euler seine Jugendjahre.
Bibliographie:
Linder. Geschichte der Kirchgemeinde Riehen-Bettingen. 1884; Kägi, Pfarrer. Eben Ezer, die Diakonissenanstalt in Riehen. 1892; Arnold. Die Taubstummenanstalt in Riehen. 1867; Iselin, L. E. Aus Natur und Geschichte von Riehen. 1904.