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biegt das Rhonethal
zwischen den
Dents de
Morcles rechts und den
Dents du Midi links aus seiner bisherigen SW.-Richtung unter
scharfem
Winkel nach NW. ab, wird bis zum
Schloss von
Saint Maurice auf eine Länge von 15 km immer enger und ist rechts und
links von schroffen und zerrissenen Felswänden begrenzt, an die da und dort einige verkümmerte und
zerzauste
Tannen sich klammern. Eine etwelche Erweiterung und Milderung der schroffen Formen erscheint nur bei
Évionnaz.
Jenseits der
Klus von
Saint Maurice ändert sich dann die Landschaft gänzlich und auf einen
Schlag: der Horizont weicht zurück,
und es erscheint eine mächtige
Ebene, die sich gegen den
See und dessen Waadtländer Ufer hin fächerförmig
verbreitert. Dieser unterste Abschnitt ist zugleich der fruchtbarste, am besten angebaute und am dichtesten besiedelte Teil
des ganzen Rhonethales.
Die
Berge werden zu beiden
Seiten niedriger und weisen nur noch Gipfel von geringerer
Höhe auf, deren
sanfter geböschte Gehänge den verschiedenen Arten der landwirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen
zugänglicher sind.
Längs dem Bergfuss reihen sich sowohl auf der
Walliser wie auf der Waadtländer
Seite blühende und regsame
Flecken auf:
Bex,
Monthey,
Aigle,
Vouvry,
Villeneuve,
Le Bouveret. Weinbau wird in grossem Massstab betrieben, so besonders in
Yvorne,
Aigle,
Villeneuve
und
Les Évouettes. Die Breite der
Ebene steigt hier auf 5 bis 6 km. Am Rhonethal
und seinen Gehängen haben 12 von den 13
Walliser
Bezirken und der grösste Bezirk der Waadt
Anteil. Bis
Saint Maurice hinauf führen zwei grosse
Strassen und zwei Eisenbahnlinien. 1 km
n.
Saint Maurice mündet beim
Weiler Les Paluds die von
Le Bouveret herkommende Linie in die Simplonbahn
ein und ebenso vor dem
Schloss von
Saint Maurice die aus dem Chablais über
Monthey kommende Strasse in die den Waadtländer
Anteil am untersten Thal bedienende Strasse.
Von hier an folgt die Simplonbahn dem Rhoneufer bis etwas über Brig und die Thalstrasse bis hinauf nach Gletsch, wo sie sich einerseits mit der Grimsel- und andererseits mit der Furkastrasse fortsetzt. Von ihr zweigen die internationalen Strassen nach Chamonix, über den St. Bernhard nach Aosta und über den Simplon nach Domo d'Ossola ab und bei Martinach die bedeutendste der Nebenstrassen, die die rechtsufrigen Gemeinden Fully, Saillon, Leytron, Chamoson und Ardon miteinander verbindet.
Für alle weiteren Verhältnisse, wie z. B. Flora, Fauna, Landwirtschaft etc. vergl. den Art. Wallis.
[L. Courthion.]
Geologie.
Das Alpenthal der
Rhone ist demjenigen des
Rhein symmetrisch angeordnet und besteht wie dieses aus zwei
verschiedenen Abschnitten. Der Abschnitt oberhalb
Martinach ist ein in die Kette der
Hochalpen eingeschnittenes Längsthal,
das diese stellenweise in etwas schiefer Richtung durchschneidet, das Thalstück von
Martinach abwärts bis zum Beginn des
engen untersten Beckens des
Genfersees (Petit
Lac oder
Lac de
Genève genannt) dagegen ein Querthal, das der Reihe
nach die Falten des
Mont Blanc Massives, der
Kalkalpen und des tertiären
Mittellandes quer oder schief durchschneidet. Die
ebenfalls noch zum Rhonethal
zu rechnende
Wanne des
Genfersees liegt zum grösstenteil in dieser Querfurche der
Rhone.
Im Längsthalabschnitt von der Rhonequelle am Rhonegletscher (Gletsch) bis zum Knie von Martinach ist geologisch nichts weniger als einheitlich gebaut. Tatsächlich schaltet sich zwischen Gletsch und Oberwald ein kurzes Querstück ein, wo die wildbrausende Rhone auf eine Länge von kaum 3 km mit einer Reihe von Schnellen und Fällen einen Höhenunterschied von beinahe 500 m überspringt. Diese Schlucht ist in die Gneis- und krystallin-phyllitischen Felsmassen des Aarmassives eingeschnitten. Erst bei Oberwald tritt der Fluss wieder in die zwischen die krystallinen Massen des Gotthard- und Aarmassives eingeklemmte Jura- und Triasmulde ein, die sich weiterhin im Ursernthal fortsetzt. Die Erosion hat aber ¶
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von diesen Kalk- und Schieferfelsen nicht mehr viel übrig gelassen, sodass die Thalwände zu beiden Seiten fast ausschliesslich aus krystallinen Gesteinen (Gneis, Glimmerschiefer etc.) bestehen, in die zahllose seitliche Wildbäche mit grosser Gleichmässigkeit ihre tiefen Tobel hineingeschnitten haben. In dieser bis Niederwald noch gut erkennbaren Mulde muss die Flusserosion leichtes Spiel gehabt haben, da die Thalsohle hier auf je einen Meter nur um 0,0044 Meter fällt und mit Alluvionen überführt ist.
Von Niederwald an hat der Fluss die zwischen die krystallinen Thalwände eingelagerten Kalke und Schiefer vollständig weggespühlt, so dass er jetzt auf der krystallinen Felsunterlage fliesst, die widerstandsfähiger ist und daher das Gefälle verstärkt. Bis Mörel beträgt auf eine Länge von 14 km der Höhenunterschied 477 m, d. h. 0,034 m auf je einen Meter Länge. Bei Mörel ändert sich die Beschaffenheit der linksseitigen Thalwand, indem hier das Gotthardmassiv in die Tiefe taucht und mit einer spitzen Zunge endigt.
Auf diese Art treten nun die das Massiv im SO. von Airolo her über den Nufenenpass begleitenden Glanzschiefer an das Rhonethal
hinan und bilden sowohl dessen S.-Gehänge als auch einen Teil der Sohle selbst. Daher weisen nun die beidseitigen Thalflanken
recht verschiedenen Charakter auf: im N. haben wir schroffe, steil abbrechende und von engen Schluchten
durchschnittene Felsen, im S. dagegen abgerundete und gleichmässig geböschte Rücken, in die sich zahlreiche reich verzweigte
Wildbachtobel eingeschnitten haben.
Hinter den sanftern Formen der Glanzschieferzone ragen die kühnen Gestalten der krystallinen Hochalpen auf, die in ihren Formen wieder dem Aarmassiv entsprechen. Die Zone der Glanzschiefer wird gegen W. immer schmäler und verliert sich in der Gegend von Turtman zwischen einer breiten Triaszone, deren Schichten nach S. einfallen und eingelagerte Fetzen der Kohlenformation mit Anthrazitlagern umschliessen. Ueber dem Ganzen liegt ein ungeheurer Komplex von krystallinen Schiefern, die eine grosse liegende Falte zu bilden scheinen.
Fast an der gleichen Stelle taucht auch das krystalline Aarmassiv, das bisher die N.-Flanke des Thales gebildet hat, unter die Sedimentdecke der Hohen Kalkalpen (Wildstrubel-Wildhorn) ein, so dass auf dieser Seite nun die Trias-, Jura- und Kreideschichten als Thalrand erscheinen. Diesen Charakter behält das Thal bis nach Saxon bei, wo die Kalksedimente teilweise über das Thal auf das S.-Gehänge hinübergreifen und wo unter ihnen das krystalline Massiv des Mont Blanc in die Höhe taucht. Lokal zeigen sich hier auch neuerdings Felsarten von der Fazies der Glanzschiefer.
Von dem an der Grenze zwischen dem Massiv des Mont Blanc und dem der Aiguilles Rouges liegenden Rhoneknie
bei Martinach an schneidet sich das Rhonethal
mehr als 2500 m tief unter den benachbarten Gipfeln quer durch das Massiv der
Aiguilles Rouges hindurch, das von der ganzen, gefalteten und gegen N. untertauchenden Sedimentdecke der Kette Dents de Morcles-Dents
du Midi überlagert wird. Dann quert es die Falten der Präalpen (s. die Art. Chablaisgruppe und Saanen-
und Simmengruppe) und endlich mit dem Genfersee die Schichten der Molasse.
Die Thalsohle ist von Mörel an abwärts mit Alluvionen bedeckt, die immer breiter und natürlich auch dicker werden. Diese Alluvialebene ist von Leuk bis Martinach fast nirgends unter 2 km breit. So schneidet sich also die Rhone von Mörel an nicht mehr ein, sondern schwemmt im Gegenteil an, da sie weder die aus ihrem eigenen Oberlauf kommenden Geschiebe noch diejenigen, die ihr ihre Nebenflüsse in Menge herbeiführen, bis zum Genfersee hinunter zu verfrachten vermag.
Und dies trotz der umfangreichen Dammbauten und anderen Korrektionsarbeiten, die die Geschwindigkeit des Wasserabflusses zu erhöhen bestimmt sind. Gegenüber der Mündung eines jeden seitlichen Wildbaches weicht die Rhone infolge der gewaltigen Schuttanhäufungen derselben mit einer konvexen Kurve aus; stellenweise wird sie sogar bis auf den Felsboden der jenseitigen Thalwand zurückgeworfen. So lange diese Schuttkegel der Wildbäche in kurzer Entfernung aufeinander folgen und an Umfang nicht stark voneinander verschieden sind, wird auch das Längsprofil des Thales nicht stark gestört, so dass der Fluss ohne nennenswerte Gefällsbrüche sich mit zahlreichen Schlingen durch diese Hindernisse hinwindet. So ändert z. B. der Schuttkegel der Borgne oberhalb Sitten das mittlere Gefälle der Rhone nicht erheblich, obwohl er diese zwingt, einen Bogen von 2,2 km Radius zu ¶