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Stücke von flachem Uferland angeschwemmt, so z. B. die Berge du Canada, auf der das Wasserwerk Chèvres steht und wo ein Stauwehr mit Schleuse über ihn gespannt ist, und die an der Mündung der London liegende sog. Plaine, auf der sich verschiedene industrielle Betriebe angesiedelt haben. Die Rhone hat auf Genfer Boden längs dem rechten Ufer eine Länge von 18 und längs dem linken eine solche von 24 km und erhält von rechts gegenüber Cartigny die London, von links ebenfalls nahe Cartigny die Eau Morte und unterhalb Chancy die die Landesgrenze gegen Frankreich bildende Laire. Kurz nachher bricht sie durch die Klus des Fort de l'Écluse, um nun ihren Lauf auf französischem Boden fortzusetzen.
Hydrometrie und Hydrologie.
Die folgenden Zahlen stützen sich auf Angaben des eidgenössischen Oberbauinspektorates und auf die von F. A. Forel selbst unternommenen oder gesammlten Messungen und Beobachtungen. Das Einzugsgebiet der Rhone misst
km2 | |
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bis zur Mündung der Visp (787,25 km2 Einzugsgebiet) | 992.7 |
bis zur Mündung der Dranse (678,04 km2 Einzugsgebiet) | 3755.6 |
bis zur Mündung in den Genfersee | 5220.1 |
Die kleinste beobachtete Wassermenge per Sekunde betrug
m3 | |
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bei Brig | 7.2 |
bei Sitten | 20.2 |
bei der Porte du Scex | 26.0 |
Die grösste Wassermenge betrug
m3 | |
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bei Sitten | 702.0 |
bei Outre Rhône | 955.3 |
bei Illarsaz | 1074.0 |
Die jährliche Wasserführung beträgt nach Forel:
m3 per Sekunde | |
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Wintermittel | 55 |
Sommermittel | 740 |
Maximum bei Hochwasser | 1700 |
Beim Ausfluss aus dem See in Genf führt die Rhone nach Lauterburg (vergl. Forel's Léman; Bd 1, S. 432) im Minimum 14,1 m3 und im Maximum 656 m3 Wasser per Sekunde und bei ihrem Eintritt in Frankreich nach Martel (Grande Encyclopédie) 50 m3 bezw. 575 m3 per Sekunde. Sie führt dem See per Sekunde durchschnittlich 198 kg Geschiebematerial zu. Ihre Gesamtlänge beträgt bis zur Mündung in den See rund 170 km, nämlich
km | |
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von der Quelle bis zur Mündung der Saltine (Brig) | 50.0 |
von Brig bis Leuk | 30.0 |
von der Brücke Leuk bis zur Brücke Siders | 6.8 |
von der Brücke Siders bis zum Bois Noir | 51.8 |
vom Bois Noir (Mündung des Saint Barthélemy) bis zum See | 28.0 |
Total: | 169.6 |
Die Strecke Genf-Chancy misst | 21.0 |
Es beträgt somit die Gesamtlänge des Flusslaufes der Rhone auf Schweizerboden | 193.6 |
Die unter der Leitung von F. A. Forel bei der Brücke von Saint Maurice vorgenommenen Temperaturmessungen haben folgende Resultate ergeben:
°C. | |
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Wintermittel | 2.0 |
Frühjahrsmittel | 8.3 |
Sommermittel | 10.0 |
Herbstmittel | 7.5 |
Maximum | 12.7 |
Minimum | 0.0 |
Die Rhone friert selten auf grössere Strecken zu, doch ist zu erwähnen, dass sie vom 9. Januar bis auf der ganzen Strecke zwischen der Mündung der Gryonne und dem See, d. h. auf eine Länge von 22 km unter Eis lag.
‰ | |
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Gefälle zwischen Gletsch und Oberwald (3,5 km) | 109 |
Mittleres Gefälle oberhalb des Genfersees | 9 |
Mittleres Gefälle von Genf bis zur Landesgrenze | 1.5 |
Brücken.
Von den die Rhone auf Schweizerboden überschreitenden Brücken sind zu nennen: 1. oberhalb des Sees die von Gletsch, Kupferboden (Deisch), Filet, Naters-Brig, Pfin (Siders), Riddes und Saint Maurice, die alle der grossen Thalstrasse dienen, dann die Rottenbrücke und diejenigen von Raron, Gampel, Susten (La Souste)-Leuk, Gradetsch (Granges), Sitten-Brämis (Bramois), Branson, Massongex, Collombey, Illarsaz und Porte du Sex; 2. unterhalb des Sees die Mont Blanc-, Bergues-, Ile-, Conlouvrenière- und Saint Jean-Brücke in Genf und weiter unten endlich die Brücken von Peney, La Plaine und Chancy.
Ausnutzung der Wasserkraft.
Der Kanton Wallis, der seine Wasserkräfte erst der Kleinindustrie dienstbar zu machen begonnen hat, konnte sich dank seiner zahlreichen Wasseradern untergeordnetern Ranges bisher behelfen, ohne die Rhone in Mitleidenschaft zu ziehen. Deshalb findet man hier an dieser ausser der für die Arbeiten am Simplontunnel erstellten und nach Vollendung des Tunnels für dessen Ventilation und Beleuchtung (mit dem Bahnhof Brig) bestimmten Druckwasserleitung zwischen Mörel und Brig einzig das 1902 eröffnete Wasser- und Elektrizitätswerk des Bois Noir, das der Stadt Lausanne gehört und ihr auf eine Entfernung von 56 km eine im Bedarfsfall auf das dreifache zu steigernde Kraft von 5000 PS zusendet.
Die Stadt Genf, die dem Fluss schon seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts (oder noch früher) ihr Trink- und Brauchwasser entnahm, hat in der Folge ihre Wasserwerke nach Massgabe des Bedürfnisses und mit den fortschreitenden Errungenschaften der Technik stetig erweitert. Nachdem die am Kopf der Ile angebrachte «Machine hydraulique» zu wiederholten Malen verbessert und umgebaut worden war, erstellte man 1883 das Wasser- und Elektrizitätswerk der Coulouvrenière und zehn Jahr später auch noch dasjenige von Chèvres, das bei Vernier 6 km unterhalb Genf steht und auf die Initiative des Ingenieurs Th. Turrettini hin entstanden ist (vergl. den Art. Genf). Der in den letzten Jahren erörterte Plan, zwischen Chèvres und der Landesgrenze ein drittes städtisches Werk zu erstellen, ist aus Gründen politischer Natur wieder in den Hintergrund getreten. Ein vor kurzem dem Grossen Rat vorgelegtes Projekt, eine Wasserwerkskonzession bei Chancy an Private zu erteilen, ist am Widerstand derjenigen gescheitert, die die Ausnutzung der Wasserkräfte einzig dem Staat oder der Stadt vorbehalten wissen wollen.
Wie der Walliser seinen grössten Fluss für industrielle Zwecke nur wenig in Anspruch genommen hat, benutzt er ihn bis heute auch nicht in grösserem Mass für Bewässerungszwecke. Es ist dies in nennenswerter Weise blos im Oberlauf oberhalb Brig geschehen. Im tiefern Abschnitt der Rhoneebene finden sich dagegen zu beiden Seiten des Flusses zahlreiche Entwässerungs- und Kolmatierungskanäle, so besonders im Gebiet Martinach-Fully-Riddes (s. den Art. Martigny, Canaux de), dann in der Ebene Granges-Grône und in der Ebene von Monthey bis zum See. Hier kommen noch die zur Rhonekorrektion gehörenden Anlagen des Stockalperkanales und des «Grand Canal» von Saint Triphon bis Villeneuve dazu, die Arbeiten eigener Art vorstellen. In neuerer Zeit hat man den Bau eines Kanales beschlossen, der von Sitten bis gegenüber Riddes ziehen und die Sumpfebenen der Corbassières und der Praz Pourris entwässern und kolmatieren soll. ¶
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Der Chorherr Bourban hat vor einigen Jahren Reste eines Ableitungskanales entdeckt, der zu Ende des 18. Jahrhunderts zu Zwecken der Schiffahrt von Genfern längs des Bois Noir gegraben, aber unvollendet oder wenigstens unbenutzt geblieben ist.
Name, Geschichtliches, Ueberschwemmungen und Verbauungen.
Der gallische Name des Flusses war Rodanus, woraus dann die griechisch-römische Form Rhodanus (mit aspiriertem h) gebildet wurde. Die Deutung weist auf eine alte keltische Wurzel rod (Sanskrit rî) zurück, die zur Bezeichnung des (rasch) Fliessenden oder Gehenden diente und daher einfach so viel als «fliessen» bedeutet (vergl. auch die Einleitung zum Art. Rhein). Abzuweisen ist der Versuch, den Namen des Flusses von den im Altertum zwischen Marseille und Barcelona von den Rhodiern angelegten griechischen Kolonien Rhoda und Rhodanusia herzuleiten.
Althochdeutsch hiess der Fluss der Rotan und mittelhochdeutsch der Roden, Roten, Rotten, worauf die im deutschen Ober Wallis heute noch üblichen Formen Rodan, Rodden oder Rotten zurückgehen. In der Geschichte des Wallis hat sich der Fluss dadurch in verderblichem Sinn hervorgetan, dass er seit allen Zeiten bis auf unsere Tage durch seine Hochwasser unzählige Ueberschwemmungen seines Thales verursachte, deren bedeutendste nach den Chroniken auf die Jahre 1475, 1640, 1740 und 1778 fallen.
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Rhone in den tiefern Teilen der Ebene ein allen seinen Launen überlassenes und in zahlreichen, oft wechselnden Schlingen dahinfliessendes Wildwasser, längs dessen Ufer kein geregelter Ackerbau betrieben werden konnte. Von den Laufveränderungen erzählen uns heute noch die Altwasser des sog. Petit Rhône bei Charrat, der Bennaz und der Serpent bei Illarsaz und das alte Bett unterhalb Bex, sowie auch die Chronik von Stumpf, nach der das Dorf Gradetsch (Granges) noch im 16. Jahrhundert am rechten Flussufer stand.
Die Uferbewohner führten gegen diese stetigen Laufveränderungen und Durchbrüche von jeher einen verzweifelten, aber immer wieder unnützen Kampf. Eine nach den Ueberschwemmungen von 1860 im Ober Wallis vom Ingenieur Chantre durchgeführte Untersuchung zeigte, dass hier noch damals die Eindämmung des Flusses ganz den Uferbewohnern überlassen war, die teils einzeln, teils zu Konsortien vereinigt an dessen Bändigung arbeiteten und hierbei von der Kantonsregierung durch magere Geldbeiträge und gute Ratschläge notdürftig unterstützt wurden.
Die damals schon bestehende staatliche Rhonekommission hatte die Aufgabe, den Fluss von Zeit zu Zeit zu begehen, die bestehenden Schutzbauten zu inspizieren und den Gemeinden, Konsortien und Privaten die notwendigen Arbeiten zu bezeichnen und deren Ausführung zu überwachen. Zwischen den an diesen Bauten nicht näher interessierten Bewohnern der Thalgehänge und Terrassen und denen der Ebene selbst, die jene zur Hilfeleistung heranziehen wollten, entstanden zahlreiche und endlose Reibereien und Streitigkeiten.
Die Berggemeinden zogen es oft vor, sich ihrer in der Thalsohle gelegenen Grundstücke einfach zu entledigen. So überliess z. B. die Berggemeinde Lens der Thalgemeinde Granges ein Stück der Ebene, das diese nicht selbst gegen die Ueberschwemmungen zu behaupten vermochte und daher ums Jahr 1850 einem fremden Ingenieur abtreten musste, der sich zum Bau von Dämmen verpflichtet hatte. Auf ähnliche Art kam auch der einst der Gemeinde Conthey gehörende Teil der Praz Pourris in den nicht gewünschten Besitz des Staates Wallis. 1612 entstanden Streitigkeiten zwischen Wallis und Bern wegen der Eindämmung des Flusses zwischen den heutigen Bezirken Aigle und Monthey. Die Anwohner des Walliser Ufers machten damals ihren Nachbarn am andern Ufer und besonders der Berner Regierung den Vorwurf, dass ihre Schutzarbeiten nur den Zweck hätten, den Fluss stets weiter gegen die Walliser Seite hinüberzudrängen und so für das Mandament Aigle Boden zu gewinnen.
Die privaten Verbauungen früherer Zeiten konnten naturgemäss keine sehr kostspielige oder technisch gut durchgeführte Arbeiten sein, sondern bestanden in der Hauptsache blos aus Anhäufungen von Faschinen, die den Hochwassern eines von so zahlreichen und so verschiedenartigen Wildwassern genährten Flusses keinen ernstlichen Widerstand entgegen zu setzen vermochten. Seit 1850 hat die Rhone folgende grosse Verwüstungen angerichtet: 1855 Ueberschwemmung der Ebene von Monthey;
1857 Ueberschwemmung der Ebene von Martinach;
Austritt des Fiescherbaches und anderer Nebenflüsse der Rhone, Ueberschwernmung der Thalstrecke Brig-Raron-Leuk und Dammbruch bei Riddes;
Mai bis Oktober 1868 verschiedene Dammbrüche;
1881 Ueberschwemmung der Ebene von St. Leonhard und 1897 Ueberschwemmung der Ebene von Fully. Am bekanntesten ist aber die Katastrophe in der Nacht vom die verschiedene Gegenden des Wallis und der Waadtländer Rhoneebene heimsuchte und besonders das ganze linke Ufer von Collombey bis Vouvry unter Wasser setzte.
Sie wurde verursacht durch den plötzlichen Bruch eines Dammes an einer kleinen Flussbiegung unterhalb des Dorfes Illarsaz. Das ausbrechende Wasser riss einen Flügel des Schlosses der Porte du Sex mit sich und überflutete mehrere Tage lang die Bahnlinie zwischen Le Bouveret und Collombey, so dass es schien, als ob sich der Genfersee thalaufwärts noch etwa 15 km weit fortsetzen würde. Aus obiger Zusammenstellung ergibt sich, dass die Katastrophen in neuerer Zeit immer seltener geworden sind und dass sie auch seit der systematischen Verbauung des Flusses nicht einen solch' grossen Umfang annehmen können, wie dies in früheren Zeiten nur zu oft der Fall gewesen war.
Im folgenden geben wir einen kurzen geschichtlichen Ueberblick über die unter der Leitung der beiden beteiligten Kantone Wallis und Waadt und des Bundes unternommenen Korrektionsarbeiten an der Rhone. Am wurde eine interkantonale Uebereinkunft für die Korrektion der Rhone in der Ebene oberhalb des Genfersees geschlossen, und in den folgenden 6 Jahren gab man auf Waadtländer Seite für diese Arbeiten 350000 Fr. aus. 1844 beschloss der Grosse Rat der Waadt, diese Verbauungen von Staates wegen prinzipiell zu subventionieren und genehmigte zugleich die Verteilung von 20000 Fr. an die beteiligten Gemeinden.
Die Ueberschwemmung der Ebene bis Villeneuve 1846 bewirkte einen neuen Kredit von 500000 Fr. für Schutzbauten. 1862 beliefen sich die Ausgaben auf Waadtländer Seite bereits auf 1282000 Fr. Infolge der Ueberschwemmung von 1860 veranlasste der Kanton Wallis die Ausarbeitung eines allgemeinen Verbauungsplanes, für dessen Durchführung er vom Bund 1863 eine Subvention von 2610000 Fr. erhielt. Ein nun auch vom Kanton Waadt aufgestelltes Projekt sah zuerst eine Ausgabe von 2500000 Fr. voraus, die dann nach jahrelanger Diskussion auf 750000 Fr. reduziert wurden, an die der Bund 300000 Fr. beisteuerte. Als nach dem Hochwasser von 1883 eine Erhöhung der Dämme sich als notwendig erwies, erhielt der Staat Wallis zu diesem Zweck vom Bund 446000 Fr. und bestimmte die Waadt dafür und für andere Schutzbauten eine Summe von ¶