und dass bei Schaffhausen
noch eine ähnliche
Schwelle folgt, so können wir dem
Wasserfall ein ungemein langes Leben prophezeien. Die grösste
Gefahr für die Verunstaltung des Rheinfalles besteht in der weiteren Ausnutzung für industrielle Zwecke. Verschiedene derartige
Projekte gaben 1887 dem Schweizer Alpenklub und 1900 der Schweizerischen Geologischen Gesellschaft Anlass
zu lebhaftem Protest.
Bibliographie:
Würtemberger, L. Ueber die Entstehung des Schaffhauser Rheinfalles. (Jahrbuch für Mineralogie. 1871);
Pletscher. Sam. DerRheinfall beiSchaffhausen,
beschrieben und imSpiegelder Dichtung betrachtet.Schaffhausen
1878; Schaffhausenund der Rheinfall. (Europ. Wanderbilder. 18); Hug.
J. Geologische Karte des Rheinlaufes unterhalbSchaffhausen.
(Beiträge zurGeologie derSchweiz. Neue Folge 15, Spezialkarte
35). Bern
1905; Hug, J. Vergletscherung der nördl. Teile desKantons Zürich.
(Erscheint 1906 als Lieferung 15 der Beiträge zur Geologie derSchweiz).
Bezirk des Kantons Aargau.
9776 ha Fläche und 12683 Ew., also 130 Ew. auf einen km2. Bezirkshauptort ist Rheinfelden.
Grenzt im N. an den
Rhein, im O. an den Bezirk Laufenburg,
im S. und W. an denKanton Basel Land.
Gehört der dem Faltenjura vorgelagerten
Rheintafel oder rheinischen Meseta an und wird vom Mumpferbach,
Möhlinbach und Magdnerbach durchflossen. Die W.-Grenze bilden
der
Violenbach und die
Ergolz. Die Bergrücken sind meist bewaldet, die Thalfurchen sehr fruchtbar und gut angebaut.
Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
An den sonnigen Hängen auch Weinbau. Bienenzucht. Fischfang. Auch die Jagd ist noch ergibig. In den
vollkommen horizontal geschichteten Tonen und Mergeln der Anhydritgruppe (mittlerer Muschelkalk) findet sich reichliches
Steinsalz, dessen Ausbeute hier jährlich 200000 Meterzentner liefert. Die Bodenfläche verteilt sich auf
Die mit
Reben bepflanzte Fläche ist des zu geringen Ertrages wegen in den letzten Jahren bedeutend kleiner geworden. Dagegen
hat die Produktion von Milch, die meist nach Basel
geführt wird, stark zugenommen. Die Viehzählungen haben folgende Resultate
ergeben:
1886
1896
1901
Rindvieh
5423
5730
5617
Pferde
291
343
446
Schweine
1419
1700
1578
Schafe
118
90
10
Ziegen
633
715
643
Bienenstöcke
1234
1281
1623
Industrielle
Tätigkeit von Bedeutung findet sich blos im Hauptort Rheinfelden selbst. Als Hausindustrie ist Bandweberei
zu erwähnen. Den Bezirk durchziehen die Bahnlinie
Brugg-Basel und die
Strassen Rheinfelden-Laufenburg,
Rheinfelden-Wintersingen,
Möhlin-Wegenstetten. Postwagenkurse Rheinfelden-Wegenstetten, Rheinfelden-Magden-Maisprach,
Magden-Wintersingen.
Stadt: 309
Häuser, 3013 Ew. Schöne und grosse Pfarrkirche, ehemals mit einem
von
Bischof Heinrich II. von Basel
1228 gegründeten und 1874 aufgehobenen Stift;
heute den Altkatholiken eingeräumt.
Schöne römisch-katholische
Kirche seit 1874. Ehemaliges Kapuzinerkloster, 1598 gegründet und 1810 aufgehoben. Reformierte Pfarrkirche.
Auf einer mit Schweizer. Rheinfelden durch eine gedeckte Holzbrücke (deren nördl. Teil am abgebrannt ist) verbundenen
Felsinsel im
Rhein steht die Ruine der einst viel und hart umstrittenen festen Burg
Stein.
Bezirksspital. Grosse Bierbrauereien. Fässerfabrikation. Eine Tabak- und Zigarrenfabrik, Färberei, Ziegelei
und Backsteinfabrik, mechanische Schreinerei,
Säge, Gerberei. Zelttuchfabrikation, Korbflechterei, Seidenindustrie, Bandweberei
(Posamenterie). Eine Fischzuchtanstalt. Salinen. Weitbekannte und gut besuchte
Soolbäder. Armenbad. Grosse Gasthöfe. Sanatorium.
Salmenfischerei. In der Umgebung grosse Waldungen. Sehr mildes Klima mit ständigem frischem Luftzug längs dem Rheinlauf
und das Thal hinunterfliessendem Abendwind.
Die schöne Lage
am Rhein, die reizenden Spazierwege, die gut gehaltenen Gasthöfe und die heilkräftigen
Wirkungen der
Soolbäder ziehen zahlreiche gesunde und kranke Kurgäste an. Bezirksschule. Bemerkenswert sind das Rathaus,
die St. Martinskirche, die Johanneskapelle, das Museum. Vieles hat zur Entwicklung der Stadt die Schaffung eines Elektrizitätswerkes
mit 16000 PS beigetragen, das auch die ganze Umgebung mit Kraft und Licht versorgt. Den Untergrund des
Bodens bildet zum grossen Teil der triadische Muschelkalk, dessen Anhydritgruppe mächtige Mengen von Steinsalz in sich
schliesst.
Man wusste schon seit 1774, da das
Frickthal noch österreichisch war, dass dem Boden salzhaltige Quellen entstiegen; doch
fand sich, als man endlich 1830 beiSulz genauer nachforschte, das
Wasser als zu wenig salzhaltig. Als
dann 1834 auf baslerischem Boden bei
Schweizerhall ein Salzlager entdeckt wurde, liess man sich auch im aargauischen
Frickthal
zu genauern Untersuchungen herbei. 1842 bohrten Joh. Kym u. Komp. bei
Kaiseraugst mit grossem Erfolg nach Salz und erhielten
im folgenden Jahr eine staatliche Konzession zur Ausbeutung des
Lagers bis 1862. Jetzt wurde auch in Rheinfelden
nach Salz gesucht, und das Resultat war, dass 1844 auch hier durch Theophil L'Orsa u. Komp. eine
Saline eröffnet wurde. Der
Staat Aargau
erhielt von den Salinen konzessionsgemäss den Salzzehnten und bezog ausserdem von jeder
Saline 2000 Zentner Salz
pro Jahr. 1846 erhielt
¶
mehr
die Salinengesellschaft in Kaiseraugst, wo die Ausbeute nicht mehr befriedigte, die Erlaubnis, ihre Saline nach Riburg zu translozieren.
Zwischen dieser neuen Saline und derjenigen zu Rheinfelden wurde nun ein unangreifbares Zwischenareal zum Schutz beider Etablissemente
festgestellt und gehörig abgegrenzt. 1863 erhielt Johann Lützelschwab die Konzession zur Salzausbeutung in Kaiseraugst
und errichtete hier die dritte Saline. Der Betrieb dieser Salinen und die Einrichtung von Soolbädern hat dem alten Städtchen
Rheinfelden zu einem ganz neuen Aufschwung verholfen. Die Salinen werden jetzt von einer Aktiengesellschaft ausgebeutet,
von der statistisches Material über ihren Betrieb nicht erhältlich ist. Man weiss nur, dass der Kanton Aargau
für
sich jährlich 2977000 kg Rohsalz und 1950 kg feines Tafelsalz bezieht.
Bei Rheinfelden, 1½ Stunden oberhalb Augusta Rauracorum, war keine grössere römische Niederlassung vorhanden. Immerhin
sind auch hier einige Einzelfunde zu verzeichnen: im Heimenholz Reste einer specula, beim Görbelhof (752: Corberio) Reste
einer Ansiedelung. Auf dem Stein im Rhein vermutete man die von Valentinian erbaute Veste Robur. Im Heimenholz
fanden sich ferner etwa 20 Alemannengräber mit Inhalt. Die Gründung des mittelalterlichen Rheinfelden knüpft sich an die
Burg, den «Stein», dessen Name im 10. Jahrhundert erscheint.
Graf Rudolf von Rheinfelden, Schwager König Heinrichs IV. und von diesem zum Herzog von Schwaben
erhoben, liess sich 1077 zum Gegenkönig wählen, kam aber 1080 in der Schlacht bei Merseburg um, worauf Schloss und Herrschaft
Rheinfelden an seinen Schwiegersohn Berchtold II. von Zähringen überging. Die Zähringer haben dann wahrscheinlich die
unter dem Schutze des «Steins» am linken Rheinufer errichteten Wohnungen von Dienst- und Lehensleuten zur
Stadt erhoben. 1204 wird Rheinfelden als Stadt mit Mauern genannt.
Als die Zähringer 1218 ausstarben, wurde wie so manche andere Zähringische Stadt auch Rheinfelden samt dem Stein freie Reichsstadt;
der Freibrief datiert vom Jahr 1225 und ist von Heinrich, dem Sohn Friedrichs II., ausgestellt. Während des Interregnums
stellte sich die Stadt unter den Schutz des Bischofs von Basel,
worauf König Rudolf 1274 ihr die Reichsunmittelbarkeit
neuerdings verlieh und ihr auch ein Stadtrecht erteilte. 1330 verpfändete dann aber Ludwig der Baier die Stadt an Oesterreich,
wobei jedoch ihre Rechte und Freiheiten nicht angetastet wurden, so dass sich die Bürgerschaft 1331 eine
Zunftverfassung geben konnte.
Als bei Gelegenheit des Konstanzer Konzils König Sigismund den Herzog Friedrich von Oesterreich mit der Acht belegte und
ihn seiner Länder verlustig erklärte, wurde Rheinfelden wiederum Reichsstadt (1415). Die auf Sigismund folgenden Könige
aus dem habsburgischen Hause, Albrecht II. und Friedrich III., suchten die Folgen jener Aechtung wieder
rückgängig zu machen. Rheinfelden widersetzte sich ihnen aber und schloss sich in dem nun ausbrechenden Alten Zürichkrieg
zur Behauptung seiner neu gewonnenen Stellung an die Eidgenossen und ihre Freunde von Basel
und Solothurn
an. 1448 wurde die Stadt jedoch
von österreichischen Rittern durch nächtlichen Ueberfall eingenommen und wieder unter österreichische
Herrschaft gebracht.
Der Versuch einer Berner Kriegsschar, 1464 die Stadt wieder zurückzugewinnen, scheiterte. Mit andern österreichischen Gebieten
wurde Rheinfelden 1474 an Herzog Karl den Kühnen von Burgund verpfändet, fiel jedoch nach dessen Tod 1477 wieder an die
alte Herrschaft zurück. In den Zeiten der Reformation predigte hier der bekannte Reformator Johann Eberlin
von Günzburg (1521), jedoch nur anfangs mit Erfolg. In den grossen Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts zwischen Oesterreich
und Frankreich bildete Rheinfelden seiner Festigkeit und seiner Rheinbrücke wegen ein nicht unwichtiges und deshalb oft
und hart umstrittenes Kampfobjekt.
Besonders gilt dies vom 30 jährigen Krieg, in welchem die Stadt ungeheuer viel zu leiden hatte und ihren
im 16. Jahrhundert aufgeblühten Wohlstand völlig und bis auf lange hinaus verlor. Nachdem 1633 der Rheingraf Otto Ludwig
die Stadt erobert, aber bald wieder an die Kaiserlichen verloren halte, erschien 1634 sein Bruder Johann Philipp und belagerte
die Stadt vom 27. März bis zum 19. August. Dann ergab sie sich, wechselte aber schon nach der Schlacht bei Nördlingen
den Besitzer wieder. 1638 erschien der Herzog Bernhard von Weimar vor der Stadt; die Kaiserlichen vertrieben ihn wieder,
er kehrte jedoch zurück und lieferte ihnen am 3. März vor den Mauern eine für ihn siegreiche Schlacht,
in der u. a. der Herzog Rohan fiel.
Die Belagerung wurde erneuert, und nach drei Wochen ergab sich Rheinfelden und erhielt nun eine französische Besatzung,
die erst nach dem Friedensschluss wieder abzog. Im Krieg Ludwigs XIV. gegen Holland, in den auch das Reich sich verwickelte,
wurde Rheinfelden 1678 von den Franzosen - erfolglos - belagert. In diesen Zeiten erhielt die Stadt wesentlich verstärkte
Befestigungen. Der österreichische Erbfolgekrieg führte 1744 neuerdings ein französisches Heer vor ihre Mauern, dem sie
sich ergeben musste. Im Kampf der französischen Republik gegen das Reich musste die Festung 1796 den Franzosen
noch einmal die Tore öffnen. Im Frieden von Lunéville 1801 trat Oesterreich mit dem Frickthal auch Rheinfelden an Frankreich
ab, welches diese Gebiete 1802 mit der helvetischen Republik vereinigte. Durch die Mediationsakte 1803 wurden sie dem neugegründeten Kanton Aargau
hinzugefügt.
Rheinfelden ist die Heimat der als Schriftsteller bekannten Benediktiner Meinrad Troger in St. Blasien
und Fridolin Kopp in Muri, des Historikers und Bibliothekars des Königs von Württemberg Ernst Münch und des Geschichtschreibers
Karl Schröter († 1886).
Bibliographie:
Kalenbach-Schröter, G. Bilderaus der alten Stadt Rheinfelden. Rheinfelden 1903; Kopp, J. Eutych. Zügeaus den Schicksalender Reichsstadt Rheinfelden.Luzern
1855; Schröter, Karl. Belagerung der Stadt Rheinfelden (im Taschenbuch derhistor. Gesellsch. desKant. Aargau.
1860); Schröter, Karl. Die Johanniter-Kommende Rheinfelden und Das StiftSt. Martinin Rheinfelden
(in der Schweiz. Bern
1861); Schröter, Karl. Geschichte der Stadt Rheinfelden (im Schlussbericht der Bezirksschule Rheinf. 1862/63);
Bernoulli, Aug. Die Eroberung desSteinszu Rheinfelden (in den Beiträgen zur vaterländ. Geschichte.Basel
1882); Ortsgeschichte von Rheinfelden (im Sonntagsblatt zur Volksstimme. Rheinf. 1889/90); Seiler, Mart. Kulturgeschichteder Stadt Rheinfelden (in der Volksstimme. Rheinf. 1898); Das Rathaus zu Rheinfelden (in VomJurazum Schwarzwald. 1891);
Burkart. Geschichtl. über denSteinu. die Rheinbrücke zuRheinfelden (im Sonntagsblatt zur Volksstimme.
Rheinf. 1899).