Gewerbeschule. Mehrere grosse Stickerei- und Seidenfabriken. Ein Bankgeschäft. Badanstalt.
Brücke über den
Rhein. Rathaus
und Pfarrkirche sind mit schönen Glasmalereien geschmückt. Diese letztere steht auf einer die kleine Stadt beherrschenden
Anhöhe und dient beiden Konfessionen. Rheineck ist mit 217 ha Fläche eine der kleinsten, zugleich aber auch eine der wohlhabendsten
Gemeinden des Kantons mit einem Steuerkapital von 11 Millionen Fr. Eine Buchdruckerei mit Zeitung.
Anstalt für Zinkogravüre. Armen- und Waisenhaus. Sehr tätige gemeinnützige Gesellschaft und zahlreiche andere Vereine
und Gesellschaften für wohltätige, bildende oder gesellige Zwecke. Zwei Jahrmärkte. Früher hatte Rheineck viel unter
den Ueberschwemmungen des
Rhein und seiner Nebenadern zu leiden, deren gefährlichste, der
Freibach und
der
Steinlibach, schon zu einer Zeit verbaut worden sind, da man noch nicht zur Korrektion des
Rhein selbst geschritten war.
Seitdem nun der Unterlauf des
Rhein in gerader Linie abgelenkt ist, hat die Gegend an Sicherheit vor Hochwasser bedeutend
gewonnen.
Der alte Rheinlauf dient jetzt noch als Sammelkanal für die kleinern Kanäle im untern
Rheinthal und
wird später eingeengt und selbst zu einem blossen Kanal sekundärer Natur umgebaut werden. Das
Schloss Rheineck, früher
Rinegge und Rynegk geheissen, ist älter als die Stadt, die ursprünglich nur ein kleines Fischer- und Schifferdorf war und
den Namen Fischerhausen trug, der später auch auf den Gerichtsplatz der
Herrschaft Rinegg überging. Dieser Name ist bis
heute noch einer zu
Altenrhein gehörenden Häusergruppe verblieben.
Die Gründung des
Schlosses Rinegg dürfte ins 11. Jahrhundert zurückreichen und wird dem Abt
Ulrich III. von St. Gallen
zugeschrieben.
Die Stadt Rheineck wird zum erstenmal 1218 in der Stiftungsurkunde der vom
Grafen Hugo von Montfort gegründeten
Johanniterkomthurei zu Feldkirch erwähnt. Bei der Erbteilung des Nachlasses derer von Montfort kam die
Herrschaft Rheineck
an die
Grafen von
Werdenberg-Rheineck. Die Stadt selbst wurde 1276 von König Rudolf I. zur freien Reichsstadt erhoben. Zu
Ende des 12. Jahrhunderts gehörten die
Herren von Rheineck zu den angesehensten und mächtigsten Edel-
und Ministerialengeschlechtern des Stiftes Konstanz und des
KlostersSt. Gallen.
Neben dem alten
Schloss und den direkt davon abhängigen
Höfen besassen sie noch Grundbesitz in
Walzenhausen, in Gaissau am andern Rheinufer und auf einer durch zwei Flussarme
gebildeten
Insel.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand auf einem Hügel nahe der Stadt ein in die Verteidigungswerke dieser letztern miteinbezogenes
neues
Schloss, Nüwe Rinegge geheissen. Seit 1400 teilte Rheineck die Geschicke des gesamten unteren
Rheinthales. Stadt und
Schloss wurden von den Appenzellern zweimal, 1405 und 1446, genommen und
durch Feuer zerstört, nachdem
die Edeln von Rheineck schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts erloschen waren. Später wurde Rheineck einer der beiden Hauptorte
und Gerichtssitze der Landvogtei des
Rheinthales und zugleich Amtssitz des Landvogtes.
Zur Zeit der Reformation trat fast die ganze Bevölkerung zum neuen Glauben über. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts
blühten hier Handel, Gewerbe und Transitverkehr und wurde von der Bürgerschaft schon eine Realschule eingerichtet. Seit 1591 als
selbständige Kirchgemeinde von Thal losgetrennt. Die Pfarrkirche dient seit 1809 endgiltig beiden Konfessionen. Verschiedene
grosse Feuersbrünste, so namentlich 1746 und 1780; verderbliche Ueberschwemmungen besonders 1816 und 1817. Rheineck kam
zusammen mit der ganzen Landvogtei des
Rheinthales 1798 an den Kanton
Säntis und 1803 an den Kanton St. Gallen.
Hauptort des Bezirkes Unter
Rheinthal und von 1831-1861 abwechselnd mit Berneck Sitz des Bezirksgerichtes und der Bezirkslandsgemeinde.
Heimat des helvetischen Senators Jakob Laurenz Custer, dessen Familie neben andern Vergabungen in neuerer
Zeit ihren schönen Landsitz Custerhof der kantonalen landwirtschaftlichen Schule geschenkt hat; des Advokaten Dr. Lutz (†
1883); des Pater Justinian Seiz, Provinziales der schweizerischen Kapuziner in Luzern.
Rheineck steht wahrscheinlich an der von den
Römern angelegten Siedelung Ad Rhenum. Vergl. Näf,
Aug. Chronik der Denkwürdigkeiten der Stadt und LandschaftSt. Gallen.St. Gallen
1850.
(Kt. und Bezirk
Schaffhausen und Kt. Zürich,
Bez. Andelfingen).
385-361 m. Der Rheinfall bei
Neuhausen und 2,5 km sw. Schaffhausen
ist der mächtigste
Wassersturz Europas. Schon bei Schaffhausen
wälzt der
Rhein seine Fluten über ein Kalkriff und bildet eine Stromschnelle, deren Kraft
für die Industrie der Stadt ausgenutzt wird. Dann ziehen die Wogen wieder ein Stück weit still und
ruhig dahin, aber schon unterhalb
Flurlingen beginnt der sanfte
Strom neuerdings zwischen Felsenklippen hindurch zu schäumen.
Der
Rhein hat hier im Jurakalk, der sein
Bett bildet, tiefe Rinnen erodiert, die durch Felsrippen voneinander getrennt sind.
Zahlreiche mit Strauchwerk bewachsene Riffe ragen als Felseninseln oberhalb der Eisenbahnbrücke aus
dem
Wasser empor und lösen so die Strömung des Flusses in eine Anzahl Stränge auf. Die Pfeiler der im Winter 1856/57 erbauten
Eisenbahnbrücke wurden meistens auf die Kalkrippen gesetzt, woher die ungleiche Spannweite der zehn steinernen
Bogen rührt.
Mit rasender Eile schiessen die Wogen unter der
Brücke hervor und stürmen strudelnd und schäumend zwischen
Felsenklippen hindurch, dann wirft sich der
Strom in seiner ganzen Breite von 175 m in die
Tiefe. Auf beiden
Seiten ist der
Fall von Felswänden eingerahmt. Vom linken
¶
mehr
Ufer grüssen die ehrwürdigen Türme und Giebel des SchlossesLaufen hernieder, und auf der rechten Seite trägt die grüne
Uferhalde eine rauchgeschwärzte Fabrik, aus welcher der dumpfe Schlag schwerer Hämmer sich mit dem Brausen und Donnern der
Wogen mischt. Aus den aufsteigenden Wasserwolken tauchen 4 Kalkfelsen empor, die den Fall in zwei grössere
und drei kleinere Teile zerlegen. Ein mutiger Fährmann führt uns vom Schlösschen Wörth durch den feinen Wasserdunst an
den Fuss des höchsten dieser Felsen, der auf sicherer Treppe erstiegen werden kann.
Die Höhe des Hauptsturzes beträgt 15-19 m; rechnen wir die Stromschnelle bis zur Eisenbahnbrücke hinzu,
so kommen wir auf 24 m. Die gewaltigsten Effekte entwickelt der Rheinfall beim Hochwasserstand im Juli, in welchem Monat
sich durchschnittlich 600 m3Wasser niederstürzen; es können aber gelegentlich bis zu 1000 m3 sein. Dann gewährt
der Fall vom «Fischez» oder «Känzeli» (durch das SchlossLaufen erreichbar) einen überwältigenden Eindruck.
Wunderbar sind die Licht- und Farbenspiele, wenn die Sonne in den Abendstunden die Millionen von Wasserperlen mit ihren Strahlen
übergiesst, aber auch die nächtliche Beleuchtung bei Mondenschein oder elektrobengalischem Farbenlicht zaubert feenhafte
Bilder hervor.
In den Sommernächten ist das Tosen des Falles weit herum vernehmlich, bei ganz stiller Luft soll sein
Brausen noch in Kaiserstuhl, d. h. in einer Entfernung von 4 Stunden (21 km) hörbar sein. Bei niedrigem Wasserstand im Winter
(im Februar durchschnittlich 160 m3, am nur 54 m3) ist die rechte Seite des Bettes bis nahezu auf einen Drittel
der Breite trocken gelegt. Ueberall zeigen dann die harten Kalkbänke die Spuren der Wassererosion in
Form von zahlreichen Strudellöchern. Auf ihrem Grunde liegen oft noch die gerundeten Kalk- und Kieselgerölle, die durch
die Kraft des stürzenden Wassers in drehende Bewegung versetzt wurden und so die Löcher ausschliffen.
Bei kalter trockener Witterung überzieht der aufwirbelnde Wasserstaub Drähte, Bäume und Sträucher
mit einer silberblinkenden Kruste von Eisnadeln, was namentlich im Schein der Wintersonne einen zauberischen Anblick gewährt.
In einem breiten, bis 13 m tiefen Becken sammeln und beruhigen sich die Wogen, um dann als sanfter Strom am malerischen Inselschlösschen
Wörth vorbei in weitem Bogen gegen die ehemalige Benediktinerabtei Rheinau zu ziehen. Die stetig wachsende
Zahl von Besuchern des Rheinfalles hat Neuhausen und Schaffhausen
zu Fremdenorten gemacht.
Durch Anlage von Wegen und Parken, durch den Bau von aussichtsreichen Gerüsten und durch künstliche elektrobengalische Beleuchtung
des Falles hat man die Fremdenindustrie zu heben gesucht. Die Kraft des Rheinfalles wurde schon 1693 auf
dem rechten Ufer durch das Schmelz- und Hammerwerk Laufen ausgenutzt, das lange Zeit die Bohnerze der 3 km westl. gelegenen
Eisengruben am «Lauferberg» verarbeitete und die ganze Umgebung mit einem vorzüglichen Eisen versah. In neuerer Zeit sind
an diese Stelle grössere Fabrikanlagen getreten, in denen die Kraft des Rheinfalles benutzt wird, um
Aluminium auf elektrolytischem Wege zu gewinnen. Auch die benachbarten Gewehr- und Waggonfabriken der Industriegesellschaft
Neuhausen entnehmen ihre Kraft dem Rheinfall.
Die Felsenunterlage des Rheinfallgebietes bildet ein massiger, zerklüfteter, harter Kalkstein des obern Jura¶