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2430 m hat und bis Andermatt 16 km lang ist. In Sektionen von 2 km Länge hat die Furkareuss von oben nach unten je ein Gefälle von 210, 85, 112, 38, 17, 17, 13 und 60‰. Die abnormale Gefällssteigerung auf 112‰ entspricht der Schlucht neben den grossen Kehren der Furkastrasse hinter Realp. 2. Die Oberalpreuss in der östl. Fortsetzung der Mulde des Ursernthales. Quelle im Oberalpsee (2026 m), dem der Rhein die Zuflüsse abgegraben hat; Länge bis zur Mündung in die Unteralpreuss 6 km. In diese Längsfurche münden aus Querthälern von S. her. 3. Die Gotthardreuss; entspringt am Lucendrogletscher bei etwa 2100 m, bildet den Lucendrosee und ist bis zur Mündung bei Hospenthal 11 km lang.
Die Seen auf der Passhöhe waren einst der Gotthardreuss tributär, sind ihr aber von der Tremola entzogen worden. 4. Die Unteralpreuss; Quelle am Unteralppass (Uebergang nach dem Val Canaria) bei etwa 2400 m, Länge bis zur Mündung bei Andermatt 12 km. Von der N.-Seite bezieht das Längsthal nur kurze Zuflüsse, wie wir dies auch im Wallis und Bündneroberland wieder antreffen. Das gesamte Gebiet dieser Bäche umfasst 184 km2, wovon 66,7 km2 Fels und Schutt, 23,6 km2 Firn und Gletscher, 0,5 km2 Seen, 1,7 km2 Wald, 91,5 km2 übrige Gebiete. Unproduktives Land über 50%. 77 km2 liegen über 2400 m hoch.
Auf den breiten Thalboden von Andermatt, der sich gegenwärtig im Stadium der Auffüllung befindet, folgt die Erosionsschlucht der Schöllenen, wo die Reuss wild über Blöcke schäumt und von Erosionskessel zu Erosionskessel schiesst. Oestl. und westl. türmt sich Felswand über Felswand, die hier ein 800 und dort ein 500 m hohes Steilgehänge über dem Fluss aufbauen, über dem dann erst sanftere Böschungen folgen. Es beträgt z. B. das Gefälle von Punkt 2066 m bis zur Reuss hinunter etwa 220% = etwa 65°. Die Schlucht ist in Granit, sogenannten Protogin eingeschnitten und durchbricht die nördl. Stammkette der Alpen; der nächste Gipfel im W. ist der Bätzberg mit den eidgenössischen Festungsbauten, der nächste im O. der Schienstock.
Die Protogine begleiten die Reuss bis nach Gurtnellen; sie liefern das Material der bekannten Steinbrüche von Göschenen bis Gurtnellen. Länge vom Urnerloch bis Göschenen 3 km, Gefälle absolut etwa 300 m, relativ im obern Teil 20%, im mittleren 9% und im untern 4,5%. Die Unwegsamkeit der Schlucht war Schuld an der späten Erbauung des Gotthardweges (Saumweg um 1231, Strasse 1828-30) und an der frühern politischen Sonderstellung des Ursernthales, das mehr Beziehungen zu Wallis und Bünden hatte als zu Uri, dem es erst seit dem 14. Jahrhundert politisch angehört.
Nur durch Kunstbauten (Teufelsbrücke, Urnerloch etc.) war die Ueberwindung der Schlucht möglich. Die Reuss behält ihr grosses Gefälle noch bis Amstäg bei, bis wohin sie ihre Schlucht in braunglimmerigen Gneisen vertieft. Gefälle der Reihe nach 5%, 4,7% und 3,6%; die Abnahme entspricht der jeweiligen Einmündung eines Seitenarmes, der Göschenenreuss bei Göschenen, der Meienreuss bei Wassen, dem Fellibach unterhalb Gurtnellen. Die bedeutende Steigung musste von der Gotthardbahn durch die bekannten Kehrtunnels von Wassen besiegt werden. Bei Amstäg ändern sich die Verhältnisse mit einem Schlag vollständig. Hier stösst an die Reussschlucht, d. h. an ein Thal im Zustand der Vertiefung, unmittelbar ein Thal im Zustande der Auffüllung, d. h. das 15 km lange Alluvionsthal der Reuss, das am Urnersee sein unteres Ende hat und nach unten im allgemeinen stetig an Breite ¶
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zunimmt, bis es bei Attinghausen etwa 2,5 km breit geworden ist, welche Breite es nun bis zum See beibehält. Dieser Geschiebeboden nimmt von oben nach unten an Gefäll ab. Von 6‰ bei Amstäg sinkt dieses auf 3‰ im Kanal von Attinghausen. Die Thalwände steigen oft unvermittelt in steilen felsigen Gehängen aus dem Schuttboden auf, und anderswo haben Runsen und Seitenbäche ihre Schuttkegel auf die Anschwemmungen der Reuss gesetzt (Runsen an beiden Gehängen bei Erstfeld, Schuttkegel des Schächenbaches etc.). Auf dem Thalboden liegen überall zerstreut die Häuschen und Stadel der Thalbewohner, während sich die grössern Anhäufungen menschlicher Siedelungen an die Eingänge der Seitenthäler gestellt haben: Amstäg am Austritt des Kerstelenbaches aus dem Maderanerthal, Silenen, Erstfeld an der Mündung des Faulenbaches, Attinghausen auf dem Schuttkegel des Kummenbaches;
Schattdorf, Bürglen und Altorf auf dem Schuttkegel des Schächenbaches, Flüelen am Fuss des Gruonberges und Seedorf auf der andern Thalseite.
Das Einzugsgebiet der Reuss bis zum Urnersee umfasst 832 km2, wovon 296 auf Felsen und Schutt, 113 auf Gletscher und Firn, 1 auf Seen, 71 auf Wald und 351 km2 auf übrige Gebiete entfallen; etwa 50% sind unproduktiv; 241 km2 liegen über 2400 m hoch, 500 km2 von 1200-2400 m. Der Höhenunterschied zwischen Andermatt und dem Urnersee beträgt nahe an 1000 m. Jährliche Wasserfuhr etwa 750 Millionen m3. Anfangs Dezember bis Ende April Niederwasser von 0,75-1 m Tiefe, oft mit vollständiger Konstanz während Monaten.
Hochwasser vom Juli bis September. Grösstes nach der Reusskorrektion beobachtetes Hochwasser im September 1868 (mit 430 m3 Wasserfuhr pro Sekunde), wobei das Querprofil an der Brücke von Seedorf (135 m2) sich noch als etwas zu klein erwies. Minimum der Wasserfuhr auf 7,8 m3 in der Sekunde geschätzt. Kiesfuhr per Jahr etwa 150000 m3 und Schlammfuhr etwa 50000 m3. 1851-1878 bildeten sich 52500 m2 Deltaland. Abtrag des Sammelgebietes 1 m in 5500 Jahren. 1851-1861 Bau des Kanales von Attinghausen bis zur Mündung in den See.
Die Reuss und ihre Zuflüsse befinden sich noch zum guten Teil im Naturzustand (wenig Verbauungen), weshalb die angeführten Daten für die wissenschaftliche Kenntnis der Flusstätigkeit einen hervorragenden Wert haben. Das Reussthal ist in der Geologie klassisch geworden, weil es eines der ersten Beispiele war, das zur Erkenntnis der Thalbildung durch Erosion (Flusstätigkeit) führte. Vergl. Rütimeyer, Ludw. Ueber Thal- und Seebildung. Basel 1869; Heim, Alb. Erosion im Gebiete der Reuss. (Jahrbuch des S. A. C. 1878/79); Heim, Alb. Mechanismus der Gebirgsbildung.
Basel 1878; Heim, Alb. Nachtrag zur Erosion im Reussgebiet (in der Vierteljahrsschrift der naturforsch. Gesellschaft. Zürich 1900). Besonders schön sind hier Ausbildung und Auftreten von Terrassen und Thalstufen zu beobachten. Das Profil zeigt 5 übereinander liegende Thalböden, die durch periodische relative Senkung der Erosionsbasis (Mündung) entstanden sind. Thalaufwärts trifft man Terrassen und Thalstufen, die mit denen des Profils korrespondieren und also einst mit ihnen einem und demselben Thalboden angehörten. So gehören z. B. zur Terrasse 2 die untersten Terrassen in der Reussschlucht von Amstäg bis Wassen, auf denen vor Hochwasser gesichert Gurtnellen und Wassen stehen und die Gotthardstrasse liegt, und die Thalstufe im Maderanerthal bis an den Fuss des Lungenstutz;
zu 3 die Thalstufe von Unterschächen, die Terrasse von Göschenen und die anschliessende Thalstufe im Göschenenthal;
zu 4 die Thalstufe des Ursernthales und die Terrasse von Golzerenalp im Maderanertal;
zu 5 die Thalstufe der Passhöhen von Gotthard und Oberalp und die 15 km lange Terrasse von der Furkahöhe dem ganzen Hang der Spitzberge entlang bis zur Rossmettlenalp.
b. Subalpine Reuss.
In den Voralpen hat sich vom einstigen Reusslauf nur noch sein Thal erhalten, nämlich die Ebene von Schwyz, das Thal des Lowerzersees und des Zugersees und das der Lorze bis zu ihrer Mündung in die Reuss. Aus diesem Stammthal wurde die Reuss hinausgedrängt durch die letzte Hebung der Rigi-Rossbergnagelfluh, welche Bewegung den Grund legte zu dem bekannten Amphitheater von Arth, d. h. jenen Nagelfluhschichten, die in weiten Halbkreisen vom Rigi zum Rossberg hinüberziehen und wie gewaltige Treppenstufen den Hintergrund der Ebene von Arth bilden.
Diese Hebung ging so weit, dass in der Gegend von Goldau das anstehende Gestein etwa 100 m hoch über dem Zugersee angetroffen wird. So entstand hier eine Thalwasserscheide, wodurch die Reuss rückläufiges Gefälle bekam. Sie fand dann einen Ausweg durch verschiedene Thäler von frühern Zuflüssen bis in die Gegend von Luzern. In dem rückläufigen Thalstück Goldau-Brunnen wurde durch eingeschwemmten Muotakies der Lowerzersee aufgestaut, und als endlich die Senkung des ganzen Alpenkörpers eintrat, entstand im ¶