(Kt. Bern,
Amtsbez. Thun).
1500-770 m. Bach; entspringt am
W.-Hang des
Sigriswilergrates, durchfliesst das Thälchen von
Meiersmad in n. Richtung, tritt dann in ein tiefes Waldtobel ein und mündet nach 7 km langem
Lauf von links in die
Zulg. Erhält
von beiden
Seiten eine Reihe von kleinen Nebenadern.
Bezirk des Kantons Schaffhausen.
4704 ha Fläche und 4378 Ew., also 96 Ew. auf einen km2. Zerfällt in zwei voneinander getrennte
Abschnitte. Der grössere grenzt im O. und N. an das Grossherzogtum Baden,
im W. an
Baden und denBezirkSchaffhausen
und im
S. an Baden
und den
Rhein (Kt. Thurgau).
Der kleinere Teil umfasst nur die Gemeinde
Buch und grenzt im N., W. und
S. an
Baden und im O. an
den BezirkStein. Bezirkshauptort ist
Thaingen. 12 Gemeinden:
Altdorf,
Barzheim,
Bibern,
Buch, Büttenhardt,
Dörflingen,
Herblingen,
Hofen,
Lohn, Opfertshofen,
Stetten und
Thaingen. 798
Häuser, 975 Haushaltungen und 4378 Ew., wovon 4014 Reformierte
und 334 Katholiken.
Thaingen und
Hofen haben industrielle Betriebe, sonst beschäftigen sich die Bewohner ausschliesslich mit
Landwirtschaft: Acker-,
Wiesen-, Wein- und Obstbau Viehzucht und Milchwirtschaft. Die Bodenfläche verteilt sich auf
Zahlreiche Obstbäume. Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886
1896
1901
Rindvieh
2273
2615
2111
Pferde
191
174
182
Schweine
1405
1891
1944
Schafe
-
-
3
Ziegen
820
814
566
Bienenstöcke
395
522
454
Der Bezirk wird vonHofen bis
Buch von der in den letzten Jahren noch nicht völlig korrigierten
Biber durchflossen.
Er wird bedient von der badischen Bahnlinie
Schaffhausen-Singen-Konstanz (Stationen
Thaingen und
Herblingen) und dem Postwagenkurs
Thaingen-Bibern-Hofen. In historischer Beziehung ist
Thaingen bemerkenswert, da hier im
Schwabenkrieg 1499 ein Kampf stattgefunden
hat.
(Kt. Bern,
Amtsbez.Büren).
434 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer der
Aare gegenüber
Büren und an der Strasse
Pieterlen-Büren, die hier mit einer gedeckten Holzbrücke über die
Aare setzt. 600 m nö. der Station
Büren der Linie
Solothurn-Lyss. 34
Häuser, 228 reform.
Ew. Kirchgemeinde
Büren Landwirtschaft. Hier fanden 1798 die letzten Kämpfe zwischen den Franzosen und
Bernern statt. Der
Berner Adjutant Wyss liess am 2. März die
Brücke von
Büren in
Brand setzen, und die vom Major Hortin und Hauptmann
Koch befehligte Batterie zwang die Franzosen, das Dorf Reiben zu räumen. Allein noch am Abend des gleichen Tages musste
der Platzkommandant von
Büren,
Oberst Graffenried, den Befehl zum Rückzug geben. Das schon 1309 erwähnte
Reiben gehörte den
Herren von
Pieterlen, Dienstleuten des
Bischofes von Basel,
kam 1798 zusammen mit der ganzen Landschaft
BasErguel
an das französische Département du
Haut Rhin und wurde 1816 mit dem Amtsbezirk und 1861 mit der Kirchgemeinde
Büren vereinigt.
Kirchgemeinde
Tamins. Reichenau bildete einen Bestandteil der im Besitz der
Herren von
Werdenberg-Heiligenberg befindlichen
HerrschaftHohentrins. Der Name «Reichenau», der urkundlich
zum erstenmal 1400 erscheint, ist sehr wahrscheinlich zu erklären aus den Beziehungen der
Heiligenberger Linie des
WerdenbergerHauses zu der Abtei Reichenau im
Untersee. Zuerst bildete Reichenau, wo eine
Brücke über den
Rhein führte, wohl nur eine Zollstätte. 1431 ging
die
HerrschaftHohentrins durch Erbschaft in den Besitz derer von Howen über, als deren bekanntester Vertreter
der
Bischof Heinrich von Höwen (1491-1503) zu nennen ist, der infolge seiner schwankenden Haltung während des Schwabenkrieges
eine sehr unlöbliche
Rolle spielte. 1568 erwarb Dr. Joh. von Planta,
Herr von
Rhäzüns, die
HerrschaftHohentrins und vereinigte
sie mit derjenigen von
Rhäzüns. Nach seinem 1572 erfolgten Tod auf dem Schaffott kam die
Herrschaft durch
seine Tochter an die Familie von
Schauenstein, der sie 150 Jahre lang verblieb.
¶
mehr
Nachdem die Gemeinde Hohentrins sich 1616 von der Herrschaft losgekauft hatte, bestand diese, die von nun an Herrschaft Reichenau
hiess, nur noch aus der Gemeinde Tamins. 1739 erhielt der letzte Schauensteiner von Kaiser Karl VI. das Münzrecht. Er vermachte
die Herrschaft seinem Schwestersohn J. A. von Buol, der in der Folge seinem Namen noch den von Schauenstein
beifügte. Infolge der politischen Wirren, welche seit Ausbruch der französischen Revolution den Freistaat der drei Bünde
beunruhigten, verkaufte Freiherr Joh. Ant. von Buol-Schauenstein 1792 die Herrschaft an Simeon von Bavier, A. Vieli und J. B.
von Tscharner.
Letzterer verlegte seine bis anhin in Jenins untergebrachte Erziehungsanstalt in die Räume des Schlosses
zu Reichenau. An dieser Anstalt wirkte vom November 1793 bis Ende Juni 1794 als Lehrer des Französischen und der Mathematik
unter dem Namen Chabot der flüchtige junge Herzog von Chartres, nachmals Herzog von Orléans und 1830-1848 König Ludwig
Philipp von Frankreich. 1796 übernahm Heinrich Zschokke die in ihrem Ansehen sehr gesunkene Anstalt
und verhalf ihr für kurze Zeit zu neuer Blüte.
Die fortwährenden politischen Unruhen waren jedoch einem andauernden Gedeihen der Anstalt sehr hinderlich, so dass sie 1798 Schüler
und Lehrer verliessen. 1799 brannte die über den vereinigten Rhein führende Brücke ab. Durch die Revolution
war Tamins von der Herrschaft frei und Reichenau selbst der Gemeinde Tamins eingefügt worden. Während der Mediationszeit war
Reichenau der Sitz einer Bergwerksgesellschaft. 1817 riss das Hochwasser die Brücke über den vereinigten Rhein weg und wurde
eine neue Bogenhängewerkbrücke geschlagen.
Durch Kauf kam Reichenau hierauf in den Besitz von U. v. Planta (Samaden), der sowohl das Schloss als den
Garten wesentlich verschönerte. Es ist heute noch im Besitz dieser Familie. Reichenau behielt seine Bedeutung als Zollstätte
bis zur Ablösung der Zölle durch die Eidgenossenschaft bei. Besondere Bedeutung erlangte es durch seine Lage an der Vereinigung
beider Rheine und an der Gabelung der Strasse und der Eisenbahn nach dem Vorder- und Hinterrheinthal.
Vergl. Muoth, J. C. Aemterbücher des BistumsChur. Chur 1898; Planta P. C. Die currätischenHerrschaftenin der Feudalzeit.Bern
1881; Kind, Chr. SchlossReichenau.Chur 1883.