(Kt. Bern,
Amtsbez. Signau).
1205 m. Gipfel im Bergstock des
Napf, in der vom
Napf nach W. gegen
Trachselwald ziehenden Kette
und oben über dem Beginn des
Golgrabens, Ober
Frittenbachgrabens und Kurzeneigrabens; 9,5 km osö.
Trachselwald und 8 km n.
Langnau. Am NO.-Fuss steht der Gasthof Lüderengässli. Schöne Aussicht auf
Alpen und
Jura. Aufstieg von
Trachselwald in 3 Stunden,
Abstieg über den
Rämisgrat nach
Langnau in 2 Stunden. Panorama von
Gottlieb Studer aufgenommen. Auf der Alp unter Rafrüti
hat man 1886 ein 18,2 kg schweres Stück
Eisen aufgefunden, das zuerst als ein zertrümmertes Artilleriegeschoss
angesehen wurde, bis es Edmund von Fellenberg als einen Meteoriten erkannte, der nach der Aussage verschiedener
Zeugen gegen
Ende Oktober 1856 hier niedergefallen ist. Vergl. Fellenberg, Edm. v. Der Meteorit von, Rafrüti (im Zentralblatt für Mineralogie.
1900).
Eine Schuhwarenfabrik.
Gräber mit
Urnen und Skeleten aus der Bronzezeit; Reste einer vermutlich römischen Siedelung bei der
Mühle. Alemannensiedelung mit Gräbern gegen
Eglisau hin. 870: Raffa;
1049: Raffo;
1275: Rafes;
später Rafftz. Am Waldrand
über dem
Einfang nw. Rafz befindet sich die Burgstelle
Laubegg, die auf 3
Seiten mit Gräben umgeben ist.
Urkundliches ist
weder über Burg noch Besitzer bekannt. W. vom Dorf erhebt sich bei Hellikofen ein auffallender kegelförmiger
Hügel, der jedenfalls künstlich zugerichtet aber von keinem
Graben umgeben ist. Möglicherweise stand hier eine frühmittelalterliche
Holzburg, von der indessen keine Kunde erhalten ist. 1093-1124 findet sich in den Urkunden ein Pilgrim von Rafz, der vielleicht
auf Hellikofen sass. 1496 erwarb die Stadt
Zürich die niedere Gerichtsbarkeit über das Dorf, während
das zum
Klettgau gehörige
Rafzerfeld von ihr erst 1651 den
Grafen von
Sulz, Landgrafen des
Klettgaues, abgekauft wurde. Die Gegend
gehörte zur zürcherischen Landvogtei
Eglisau. Rafz ist seit 1496 eigene Pfarrei, deren Kollatur als
Lehen der StadtZürich
dem Stift zu Konstanz zustand.
(Kt. Zürich,
Bez. Bülach).
410-430 m.
WeiteEbene n. vom
Rhein und an der Grenze gegen das Grossherzogtum
Baden. Kiesboden mit
starker Humusdecke, von einem ehemaligen Rheinlauf aufgeschüttet, der ungefähr der Richtung
Rheinau-Rafz-Kaiserstuhl gefolgt
ist. Ausgezeichnet geeignet für Kornbau, der hier denn auch weit intensiver betrieben wird als sonstwo
im Kanton. Daneben in den verschiedenen
Dörfern Strohflechterei als Hausindustrie. Im N. grenzt das
Feld an ein anderes, höher
gelegenes
Plateau, dessen gegen das Rafzerfeld gerichteter Steilrand die sehr gut zur
Sonne exponierten Weinberge von
Rafz,
Wil,
Hüntwangen u.
Wasterkingen trägt.
(Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
521 m. Gem., Pfarrdorf und berühmter Kurort in der Rheinebene, vor der Ausmündung
der wilden Taminaschlucht und in einer an Naturschönheiten reichen Gegend. 1,3 km nnö. vom Mittelpunkt des Dorfes die Station
Ragaz der Linien
Zürich- und
Rorschach-Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Ragaz-Pfäfers-Vättis.
Strassen nach
Sargans,
Valens, Pfäfers-Vättis,
Mastrils und
Maienfeld. Gemeinde: 307
Häuser, 1866 Ew. (wovon 392 Reformierte);
Dorf: 285
Häuser, 1733 Ew. 1826 zählte die Gemeinde 811 Ew. und 1850 deren 1366. Acker-,
Mais-,
Wiesen-, Gemüse-, Obst- und
Weinbau;
Viehzucht. In den höhern s. und w. Teilen der 2701,5 ha umfassenden und bis gegen denPiz Sol
in den
GrauenHörnern hinaufreichenden Gemeinde Alpwirtschaft und schöne Waldungen, Fels, Firn und Alpenseen.
Das alte Dorf
liegt am linken Ufer der
Tamina um die 1703 erbaute Pfarrkirche, während am rechten Flussufer unmittelbar vor dem Eingang
in die Taminaschlucht der neue Kurort mit den grossen Gasthöfen
Hof Ragaz (früher Amts- und Erholungshaus
des Abtes und der Konventualen des
KlostersPfäfers) und
Quellenhof (links und rechts der
Tamina) aufgeblüht ist. Ragaz, das
noch vor 50 Jahren ein einfaches Bauerndorf war, ist jetzt eine moderne Badestadt mit allem erdenklichen Komfort. Diese rasche
Umwandlung verdankt der
Ort der Zuleitung des Thermalwassers von
Pfäfers, dem landschaftlichen Reiz
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der Gegend, der Lage an der grossen internationalen Durchgangsroute Paris-Wien via Sargans und am Eingang in die Thäler des
Bündnerlandes, sowie den prachtvollen Badeeinrichtungen und Gasthofbauten. Die nach der 1,3 km vom Mittelpunkt des Dorfes
entfernten Bahnstation führende Strasse wird zu beiden Seiten von zahlreichen Villen mit Gartenanlagen begleitet.
Bei der Station ansehnliche neue Hotels, besonders das grosse Hotel Bristol. Ferner hat man einen künstlichen See von 1000 m
Länge und 100-150 m Breite angelegt.
Der Aufschwung von Ragaz datiert seit 1840. 1839 liess der Staat durch die Taminaschlucht bis Pfäfers eine Strasse erbauen
und zugleich das Thermalwasser von da bis nach Ragaz hinaus leiten, worauf man am das neue
Heilbad mit seinen Gartenanlagen feierlich eröffnete. Der energische und unternehmungslustige Architekt B. Simon kaufte
dann 1863 die Staatsdomäne Ragaz-Pfäfers an und erhielt zugleich auf 100 Jahre die alleinige Konzession für den Betrieb
des BadesPfäfers und des Dorfbades Ragaz.
Dieser Mann, dem Ragaz seine heutige Blüte zum grossen Teil verdankt, liegt auf dem hiesigen Friedhof begraben, wo ein Denkmal
an seine Verdienste erinnert. Ebenfalls auf dem Friedhof steht das Grabdenkmal des Philosophen Friedr. Wilh. von Schelling
(† 1854), von seinem Schüler und Verehrer König Maximilian II. von Baiern errichtet, und auf dem
Dorfplatz das 1897 erstellte Denkmal des deutschen Menschenfreundes und Begründers des Armenbades Bartholome († 1878).
Die Temperatur des Thermalwassers beträgt in den Badekabinen 34-35 °C und im grossen Schwimmbad 29-32,5 °C. Die Analyse
von Prof. Treadwell 1895 hat folgende Zusammensetzung ergeben: 10000 gr Wasser enthalten in Grammen
Das
Thermalwasser der Pfäferser Quellen wird mit Erfolg angewendet gegen chronischen Rheumatismus und Gicht, chronische Krankheiten
der Knochen, Gelenke und Muskeln, allgemeine Nervosität, Neurasthenie, Neuralgien (Ischias), chronische Gehirn-
und Rückenmarksleiden, Verdauungsstörungen, chronischen Darmkatarrh, Blasen- und Nierenleiden, Frauenkrankheiten, chronische
Erkrankungen der Luftwege etc. Behandlung mit Elektrizität und Massage, schwedische Heilgymnastik nach Methode Zander, Hydrotherapie
etc. Dauer der Bade-Saison von Mitte Mai bis Mitte Oktober.
Ragaz erfreut sich eines milden Klimas, das alle Vorteile einer Hügelgegend mit denen einer sonnigen
Ebene vereinigt und den Ort zu einer Uebergangsstation zwischen dem Flachland und den hohen Alpenthälern stempeln. Die grossen
Waldungen an den Berghängen und ein steter Luftzug erhalten die Luft in vorzüglicher Reinheit. Die Aufzeichnungen der meteorologischen
Station haben folgende 10 jährige Temperaturmittel ergeben: Mai 13,7°;
Juni 16,5°;
Juli 17,7°;
August
17,0°;
September 14,4°;
Oktober 8,5. C. Die mittlere Bewölkung während dieser Monate schwankt zwischen 4,3 bis 5,8%. Ragaz
weist heute an Kuranten eine Jahresfrequenz von 30000 Personen auf, denen eine ganze Reihe von grossen Hotels, einfachern
Gasthöfen, Pensionen und Restaurationen zur Verfügung stehen.
Viele Verkaufsmagazine und moderne Privatbauten. Mitten im
Dorf erhebt sich die zu den Bade- und Kuranstalten gehörige Bade- und Trinkhalle, das sog. Dorfbad. Oberhalb des Dorfes stehen
am rechten Ufer der Tamina die neuen Bade- und Kuranstalten, voran der altertümliche Hof Ragaz und der moderne Quellenhof, an
die sich die vielen anderen Etablissemente und ein prächtiger Kurpark mit dem Kursaal anschliessen.
Vorzügliche Kurmusik. Kur- und Verkehrsverein. Je eine katholische, reformierte und anglikanische Kirche. Schönes Schulhaus
für die Primar- und Sekundarschule. Ein Bankinstitut. Druckwasserversorgung, grosses Elektrizitätswerk an der Strasse Ragaz-Vättis.
Eine Buchdruckerei mit einer wöchentlich 3 mal
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