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Zusammen 54 Häuser, 200 kathol. Ew. Kirchgemeinde Troistorredts.
Acker-, Obst- und Weinbau, Viehzucht.
Zusammen 54 Häuser, 200 kathol. Ew. Kirchgemeinde Troistorredts.
Acker-, Obst- und Weinbau, Viehzucht.
Zon (Pointes de) (Kt. Wallis, Bez. Martinach).
2696, 2758 und 2703 m. Wenig bedeutende Spitzen, zwischen dem Col de la Lys und der Pointe Ronde, sowie unmittelbar nö. über dem untern Ende des Trientgletschers.
Sie können vom Col de la Forclaz her in etwa 4 Stunden ohne grössere Schwierigkeiten bestiegen werden und gewähren eine derjenigen der Pointe Ronde analoge interessante Aussicht.
(Kt. Graubünden, Bez. Glenner, Kreis Lugnez, Gem. Lumbrein).
1240 m. Gruppe von 5 Häusern am rechtsseitigen Gehänge des Lugnez, 500 m s. Lumbrein und 20 km sw. der Endstation Ilanz der Bündner Oberlandbahn. 21 kathol. Ew. romanischer Zunge.
Kirchgemeinde Lumbrein.
Alpwirtschaft.
(Aux) (Kt. Bern, Amtsbez. Courtelary, Gem. Sonvilier, Renan und Ferrière).
1140 m. 10 Höfe, zwischen der Montagne du Droit im S. und La Chaux d'Abel im N. zerstreut gelegen;
4 km n. der Station Renan der Linie Sonceboz-La Chaux de Fonds. 60 reform. und wiedertäuferische Ew. Viehzucht.
Vom Signal (1202 m) über Sonvilier schöne Aussicht.
(Kt. Graubünden, Bez. Inn). 1737 m. Kleine Alpweide mit Baumgruppen am rechtsseitigen Gehänge des Unter Engadin, 1 km ö. über dem Weiler Raschvella und 4 km unterhalb Remüs.
Prünella. Bündnerische Ortsnamen, vom rätoromanischen prüna = Wachholder (Juniperus communis) herzuleiten.
(Fuorcla Da) (Kt. Graubünden Bez. Maloja). 2855 m. Passübergang, w. unter dem Piz Prünas und sö. vom Piz Languard; hinten über dem Val Prünas, das er mit dem Heuthal (oder Val del Fain) und der Berninastrasse verbindet (Ponte im Engadin-Berninahäuser 4½ Stunden).
(Piz) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja).
3154 m. Gipfel zwischen dem Val Prünas, Val Prünella und Val del Fain (oder Heuthal) und 2,5 km ö. vom Piz Languard.
Kann von Pontresina her durch das Val Languard oder vom Heuthal oder auch vom Val Prünas her bestiegen werden.
(Vadret) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2800-2700 m. Ganz kleiner Gletscher, hinten im Val Prünas und am Weg über die Fuorcla da Prünas.
(Val) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2850-2000 m. Linksseitiger Nebenast des bei Ponte-Campovasto ins Engadin einmündenden Val Chamuera; steigt vom Piz Prünas (im Stock des Piz Languard) auf eine Länge von 7 km nach N. ab.
(Piz) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2992 m. Nördl. Vorberg des Piz Chatscheders (2989 m), zwischen dem Val Prünella im W. und dem obern Val Chamuera im O. Kann vom Heuthal (Val del Fain) oder vom Val Chamuera aus bestiegen werden.
(Val) (Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2900-2200 m. Linksseitiger Nebenast des Val Chamuera; steigt zwischen dem Piz Prünas (3154 m) und Piz Prünella (2992 m) auf eine Länge von 4 km nach N. ab.
Ohne Wald;
im untern Abschnitt eine Alpweide mit Hütte.
(Kt. Tessin, Bez. Blenio). 633 m. Gem. und Pfarrdorf im Val Blenio, am rechten Ufer des Brenno und am SO.-Fuss des Pizzo Molare mitten zwischen mächtigen Kastanienbäumen gelegen; 16 km n. der Station Biasca der Gotthardbahn. Postablage; Postwagen Acquarossa-Ponto Valentino. 44 Häuser, 214 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Periodische Auswanderung der Männer als Kellner und Gasthofangestellte, besonders nach der Riviera (Genua, Monaco, Nizza, Cannes).
Ueber dem Dorf die im romanischen Stil gehaltene kleine Pfarrkirche San Carlo mit Wandmalereien aus verschiedener Zeit.
Vor 1798 gehörte das Dorf zur Vogtei Leventina.
französisch Porrentruy. Amtsbezirk des Kantons Bern. Bildet neben dem Amt Laufen den nördlichsten Abschnitt des Kantons und liegt zum grössten Teil ausserhalb der natürlichen Grenzen der Schweiz, die hier durch die Kette des Lomont gegeben wären. Die Landschaft Ajoie (Elsgau), die zum Teil mit dem Amt Pruntrut identisch ist, stellt also zusammen mit den Gebieten der Kantone Genf und Schaffhausen sowie mit dem Sotto Ceneri einen der vier am weitesten vorgeschobenen Aussenwälle der helvetischen «Burg der Freiheit» dar und schiebt sich keilförmig zwischen das deutsche Reich im O. und Frankreich im W. hinein. 31690 ha Fläche und 26578 Ew., also 84 Ew. auf einen km2.
Amtshauptort ist die Stadt Pruntrut. 36 Gemeinden: Alle, Asuel, Beurnevésin, Boncourt, Bonfol, Bressaucourt, Buix, Bure, Charmoille, Chevenez, Coeuve, Cornol, Courchavon, Courgenay, Courtedoux, Courtemaiche, Damphreux, Damvant, Fahy, Fontenais, Frégiécourt, Grandfontaine, Lugnez, Miécourt, Montenol, Montignez, Montmelon, Ocourt, Pleujouse, Pruntrut (Porrentruy), Réclère, Roche d'Or, Rocourt, Saint Ursanne, Seleute und Vendlincourt. 29 kathol. Kirchgemeinden: Pruntrut, Alle, Asuel, Beurnevésin, Boncourt, Bonfol, Bressaucourt, Buix, Bure, Charmoille, Chevenez, Coeuve, Cornol, Courchavon, Courgenay, Courtedoux, Courtemaiche, Damphreux, Damvant, Fahy, Fontenais, Grandfontaine, Miécourt, Montignez, Réclère, Rocourt und Vendlincourt, die zusammen das Dekanat Pruntrut bilden, sowie Lamotte und Saint Ursanne im Dekanat Saint Ursanne. 13 dieser Kirchgemeinden sind vom Staat anerkannt; Pruntrut hat einen Pfarrer und 3 Pfarrvikare, Saint Ursanne je einen Pfarrer und Vikar, die übrigen je einen Pfarrer. Die Reformierten sind zur einzigen Pfarrei Pruntrut vereinigt, die von einem französischen und einem deutschen Pfarrer versehen wird. 26578 Ew. in 4376 Häusern und 6015 Haushaltungen. 23873 Katholiken, 2566 Reformierte, 121 Israeliten und 18 Andere. 24401 Ew. sprechen französisch, 1707 deutsch, 459 italienisch und 11 eine andere Sprache.
Der Amtsbezirk grenzt im SW. und W. an das französische Département du Doubs, im N. an das französische Territorium Belfort und an den Elsass (Deutschland), im O. an den deutschen Elsass und den bernischen Amtsbezirk Delsberg und im S. an den Amtsbezirk Freibergen. Die einzige Bergkette des Amtes bildet der Lomont, der sich im s. Abschnitt auf eine Länge von 26 km von W. nach O. zieht und nirgends mehr 1000 m Höhe erreicht: die Faux d'Enson bei Roche d'Or hat 930 m und der Montgremay 944 m (das Signal des Rangiers mit 999 m liegt schon im Amt Delsberg). Diese äusserste und letzte Jurakette, die auf Grund der Benennung durch die französischen Ingenieur-Topographen aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts zuweilen noch Mont Terrible geheissen wird, teilt das Amt in zwei ungleich grosse Abschnitte: das Doubsthal mit Saint Ursanne, Ocourt und dem Clos du Doubs im S. und den Elsgau oder die Ajoie im N., welch' letztere wieder in 3 Einzellandschaften zerfällt, nämlich 1. die Haute Ajoie (Oberelsgau) mit den Gemeinden s. und w. der Stadt Pruntrut, 2. die Basse Ajoie (Unterelsgau) mit den Dörfern n. Pruntrut und 3. die Baroche mit dem ö. Pruntrut gelegenen Quellgebiet der Allaine.
Die Ajoie (oder Elsgau) bildet eine stark gewellte Ebene, deren Bodenschwellen von S. gegen N. an Höhe und Ausdehnung abnehmen. Bei Boncourt verschmelzen die letzten unbedeutenden Hügelrücken des Jura mit der französischelsässischen Ebene oder der sog. Trouée de Belfort (dem Burgunderthor). Dem Lomont ist im N. eine im SO. des Amtes beginnende und sw. Pruntrut ausstreichende Reihe von Höhen vorgelagert, die gegen N. sanft geböscht sind, nach S. dagegen steil und felsig abbrechen.
Dieser Zug besteht aus einer Anzahl von Einzelkämmen, die durch malerische Thälchen und tief eingeschnittene Tobel oder Klusen voneinander getrennt werden, die durch je einen im Sommer oft trocken liegenden, zur Zeit der Schneeschmelze dagegen vielfach wasserreichen Bergbach regelmässig nach N. entwässert werden. Solche Einzelkämme sind, von O. nach W. gezählt, Sur Chaumont (659 m), der Mont Terri (807 m), der Moron (728 m), die Côte Chaitelat (748 m). Nördl. dieser Vorberge finden wir eine zweite, noch weniger hohe und steile Serie von ebenfalls durch Thälchen und Miniaturklusen voneinander geschiedenen isolierten Höhen, wie z. B. den Hermont (540 m), die Perche (530 m), den Banné (514 m) und den Montaigre (508 m), alle ö., s. und sw. von Pruntrut (Schwellenhöhe am Bahnhof 425 m). Nördl. und nw. Pruntrut verschwinden die Bergfalten ganz, um einer von zahlreichen malerischen Thalfurchen, die sich alle nach O. zum Thal der Allaine öffnen, durchschnittenen Thallandschaft Platz zu
machen. Solche Plateauflächen sind u. a. die von Le Grand Fahy (582 m) und von Bure (617 m). Nö. Pruntrut liegt das Plateau von Coeuve, dessen höchster Punkt, Sur le Mont geheissen, 548 m erreicht. Der O.-Abschnitt des Amtes oder die Baroche weist nur einige wenig bedeutende Höhen auf, wie den Mont de Miserez (657 m) und den Morimont (751 m), beide n. Charmoille und auf der Grenze gegen den Elsass, sowie die Aidjolats (798 m) sö. vom Dorf Charmoille.
Eng verknüpft mit der orographischen Gestaltung des Amtes sind auch seine hydrographischen Verhältnisse. Mit Ausnahme eines nur ganz kleinen Anteiles am Rheingebiet gehört das Amt zum Einzugsgebiet der Rhone. Hauptfluss ist der Doubs, der mit zahlreichen Schlingen dem S.-Fuss des Lomont folgt, aus dieser Kette aber nur ganz unbedeutende Nebenadern erhält. Nördl. vom Lomont konvergieren alle grösseren Wasseradern gegen Pruntrut zu, um sich hier mit der Allaine zu vereinigen, die zwar in der Baroche um Charmoille entspringt, aber erst von Pruntrut an den Charakter eines eigentlichen Flusses erhält.
Die nennenswerten dieser Nebenadern der von O. kommenden Allaine sind das aus SO. zufliessende Wildwasser von Asuel, der Bief und der Bacavoine, beide aus S. kommend, sowie der im W. entspringende und die ganze Haute Ajoie entwässernde Creugenat, dessen hydrographische Verhältnisse lebhaft an den österreichischen Karst erinnern. Unterhalb Pruntrut vergrössert sich die Allaine durch mehrere entweder in ihrem Bett selbst sprudelnde oder nahe ihren Ufern entspringende wasserreiche Quellen, verlässt dann bei Boncourt (370 m) die Schweiz und erhält auf französischem Boden die Coeuvate mit der Vendeline, die beide die nö. Ajoie entwässern. Alle diese Wasser gehen durch Doubs, Saône und Rhone zum Mittelmeer. Dem Rheingebiet gehören an die Wasser ö. vom Weiler Les Rangiers, des W.-Hanges des Thales der Lützel (Lucelle) von Scholis bis zum Weier und endlich diejenigen des Gebietes von Le Largin ö. Bonfol. Die grössten Flächen stehenden Wassers bilden die Weier von Bonfol mit einer Fläche von 32,46 ha.
Von oberhalb Roche d'Or oder vom Signal de Montgremay aus gesehen, erscheint die Ajoie als eine einzige grosse Parklandschaft, in der schöne Buchen- und Nadelholzwaldungen, Wiesen, Aecker und Gärten anmutig mit einander abwechseln und zahlreiche Dörfer ihre roten Dächer zwischen den Obstbäumen zur Hälfte verstecken. Das Ganze atmet Ruhe, Zufriedenheit und Wohlstand. Dieses fruchtbare Gebiet ist zusammen mit dem s. Tessin und mit den Umgebungen von Basel und Genf die am tiefsten gelegene Landschaft der Schweiz (Boncourt 370 m). Sie bietet den W.-, N.- und O.-Winden freien Durchzug, während S.-Wind sich nur selten bemerkbar macht.
Das Klima ist somit vielfachen Schwankungen unterworfen und zeigt sehr starke Extreme. Während die meteorologische Station Pruntrut im Sommer Schattentemperaturen von 32° und 33° C. verzeichnet, kann hier im Winter das Thermometer bis auf -24° C. sinken. Die Nächte sind stets frisch, auch während der sog. Hundstage. Der überhaupt selten auftretende Nebel pflegt mit Sonnenaufgang zu verschwinden. Dagegen regnet es viel, d. h. bis zu 125 cm Regenhöhe pro Jahr. Da die Winter kalt sind, fällt verhältnismässig wenig Schnee. Das vor kalten Luftströmungen geschützte und den warmen SW.-Winden geöffnete Thal des Doubs zwischen Saint Ursanne und La Motte hat heisse Sommer, dafür aber auch häufige und dichte Nebel. Trotz dieser durch ihre Lage vor dem N.-Ende der Jurakette bedingten ungünstigen klimatischen Verhältnisse ist die Ajoie
eine durchaus agrikole Landschaft, die Futter, Hafer und die gewöhnlichen Gemüse im Ueberfluss erzeugt, dagegen aber Korn, feine Gemüse und Obst einführen muss. Brenn- und Bauholz kann ebenfalls ausgeführt werden. Die Rebe gedeiht trotz der geringen Höhenlage der Gegend wegen der strengen Winter, der Spätfröste im Mai und der Frühfröste gegen Ende September nicht, gibt aber an Spalieren gezogen hie und da befriedigende Resultate. Die Lomontkette und der Clos du Doubs haben schöne Waldungen und ausgezeichnete Sennberge, welch' letztere aber im Sommer zeitweise unter der Dürre zu leiden haben.
Rindvieh-, Pferde- und Schweinezucht wird in grossem Massstab betrieben. Die Ajoie ist mit ihren Waldungen und einsamen Tobeln und Thalfurchen noch ein an jagdbarem Wild reiches Land und hat noch manche Wildschweine und Rehe. Die das ganze Jahr hindurch ihrer Leidenschaft fröhnenden Wilderer und die im Herbst zu zahlreichen Jäger knallen aber leider alles nieder, was ihnen vor die Flinte kommt, und auch die meisterlos umherschweifenden Jagdhunde richten unter dem Gewild und den Schafherden einen ungeheuren Schaden an. Der Doubs liefert in Menge Forellen und Aeschen und die Allaine viele Lachsforellen, während die Krebse fast vollständig verschwunden sind. In den Weiern von Vendlincourt und Bonfol werden mit gutem Erfolg Karpfen gezüchtet.
Der felsige Untergrund des Bezirkes enthält zwar Eisen, aber in so geringer Menge, dass an eine Ausbeute niemals gedacht worden ist. Unter Cornol liegt ein Steinkohlenbecken, das aber blos durch Erstellen von etwa 2000 m tief hinabreichenden Schächten abgebaut werden könnte. Gipslager finden sich am O.- und W.-Fuss des Mont Terri, ausgezeichnete Töpfererde gewinnt man in Cornol und Bonfol (feuerfeste Tonwaren von Bonfol), Bausteine von vorzüglicher Güte liefert ein grosser Steinbruch bei Saint Ursanne, und Bure hat einen Bruch auf weichen weissen Kalkstein, der mit der Säge bearbeitet wird. Mineralquellen sind mit Ausnahme derjenigen von Bel Oiseau bei Saint Ursanne keine vorhanden. Die Bodenfläche verteilt sich wie folgt:
ha | |
---|---|
Aecker und Gärten | 10741 |
Wiesen und Baumgärten | 7397 |
Sennberge und Weiden | 2037 |
Wald | 9795 |
Unproduktiver Boden | 1720 |
Von den 10741 ha Aecker und Gärten entfallen auf
ha | |
---|---|
Getreide | 4841 |
Hackfrüchte | 1968 |
Futterpflanzen | 3714 |
Andere Kulturen | 218 |
Obstbäume finden sich auf einer Fläche von 17525 ha. Die Zählung von 1838 ergab 39647 Apfelbäume, 22978 Birnbäume, 29073 Kirschbäume, 33974 Zwetschgenbäume, 3788 Nussbäume, 5206 Spaliere und Zwergobstbäume und 407 Quittenbäume, zusammen 135073 Obstbäume.
Die Viehstatistik ergibt folgende Resultate:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 8894 | 10721 | 9953 |
Pferde | 3467 | 3022 | 3397 |
Schweine | 6654 | 10364 | 9563 |
Schafe | 1918 | 1237 | 1017 |
Ziegen | 1194 | 1869 | 1516 |
Bienenstöcke | 1924 | 2571 | 2518 |
Haupterwerbsquellen der Bevölkerung sind Ackerbau und Viehzucht. Von Industriezweigen ist am bedeutendsten die Uhrenmacherei, die in allen Dörfern verbreitet ist. Grosse Sägen in Ocourt, Saint Ursanne und Pruntrut;
zahlreiche Mühlen am Doubs und an der Allaine;
Boncourt hat eine der grössten Zigarrenfabriken der Schweiz;
Ziegeleien in Bonfol, Charmoille, Cornol und Pruntrut;
Edelsteinschleifereien in Buix, Rocourt und Courtemaiche;
Eisengiessereien in Cornol und Saint Ursanne.
Pruntrut hat neben seinen Uhrenfabriken noch eine Bierbrauerei und zwei Schuhfabriken. Das Elektrizitätswerk Bellefontaine am Doubs versorgt einen grossen Teil des Bezirkes mit Kraft und Licht. Die Dörfer der Baroche stellen ausgezeichnetes Kirschwasser her in vielen Dörfern werden Holzschuhe verfertigt; Töpferei in Bonfol. Die zahlreichen Käsereien liefern ein geschätztes Produkt. Viele Gemeinden haben Hochdruckwasserversorgung mit Hydrantennetz und Hauswasserleitungen.
Pruntrut ist der Sitz der Kantonsschule für den französisch sprechenden Teil Berns, die ein humanistisches und ein Realgymnasium, ein Lehrerseminar und eine Mädchensekundarschule mit pädagogischer Sektion umfasst. Sekundarschulen ausserdem in Bonfol und Chevenez. Der Amtsbezirk unterhält in Pruntrut eine landwirtschaftliche und eine Uhrenmacherschule, ein Kranken- und ein Waisenhaus. Privates Waisenhaus für Mädchen in Miserez und Altersasyl in Saint Ursanne. In Pruntrut erscheinen drei politische Zeitungen und zwei Anzeigenblätter.
Für die Bedürfnisse des Verkehres ist durch Strassen und Eisenbahnen gut gesorgt. Südl. vom Lomont durchzieht das Doubsthal von Saint Hippolyte bis Saint Ursanne die aus Frankreich kommende internationale Strasse, die sich in drei Aeste spaltet: einen nach Les Malettes hinaufsteigenden und über Les Rangiers nach Delsberg führenden ersten, einen längs dem Doubs weiterziehenden und bei Sceut nahe La Roche die Strasse über die Caquerelle nach Saignelégier erreichenden zweiten und einen dritten, der den Clos du Doubs bedient.
Die im orographischen und hydrographischen Mittelpunkt der Ajoie gelegene Stadt Pruntrut ist natürlich auch der Knotenpunkt aller Strassenzüge n. vom Lomont. Es sind dies in erster Linie die beiden grossen internationalen Strassen Besançon-Damvant-Pruntrut-Pfirt (Ferrette)-Basel und Paris-Belfort-Pruntrut-Les Malettes-Bern, die sich in Pruntrut unter einem rechten Winkel schneiden, dann als weitere bedeutende Routen: Pruntrut-Chevenez-Fahy-Montbéliard, Pruntrut-Bern, Pruntrut-Coeuve-Pfetterhausen-Altkirch-Mülhausen, Pruntrut-Lützel-Laufen, Pruntrut-La Croix-Saint Ursanne. Das Amt hat zwei Normalspurbahnen, nämlich die Linien Delsberg-Pruntrut-Delle-Paris und Pruntrut-Bonfol, welch' letztere bald an das elsässische Schienennetz angeschlossen werden wird. Der Bau einer Linie Besançon-Pruntrut-Lützel-Basel wird geplant.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Amt Pruntrut sind das Schloss Pruntrut, die Burgruinen Pleujouse, Asuel, Milandre und Morimont (an der Grenze gegen den Elsass), die Pierre Percée bei Courgenay, die Pierre de l'Autel, die Einsiedelei und Kirche Saint Ursanne, die Doline des Creugenat, die Höhlen von Réclère und Milandre. Der schönste und umfassendste Aussichtspunkt ist das Signal de Roche d'Or (auch Faux d'Enson geheissen) mit 930 m.
Der grössere Teil des Amtes trägt den Landschaftsnamen Ajoie oder Elsgau. Dieser war einer der Stände des
Fürst-Bistums Basels und umfasste als solcher die «Mairies» oder Gerichte Alle, Bure, Chevenez, Coeuve und Courtedoux. Die Bewohner, Ajoulots geheissen, sind ein schöner Menschenschlag von geschmeidiger und hoher Körpergestalt und mit dunklen Augen und Haaren. In einigen Dörfern trifft man ausnahmsweise Typen mit hell- oder strohblonden Haaren und hellblauen Augen, wie sie in Norddeutschland vorherrschen. Uebermässiger Branntweingenuss führt da und dort zu rascher Degeneration.
Der Bauer der Ajoie bedient sich zu allen seinen Feld- und Fuhrarbeiten der Pferde, sodass man nur selten ein Ochsengespann sieht. Landwirtschaftliche Maschinen stehen in ausgedehntem Mass im Gebrauch. Trotz des Bestehens und Wirkens der landwirtschaftlichen Bezirksschule hält der Bauer vielfach noch zähe an überlieferten alten Formen des Anbaues fest, so dass der fruchtbare Boden der Ajoie einer noch intensiveren Inanspruchnahme fähig wäre.
Der Ajoulot ist munter und gesellig, er liebt es, zu lachen, zu singen und zu plaudern; er ist grosser Liebhaber des Kegelspieles und hängt zähe an gewissen alten Ueberlieferungen und Gebräuchen. Die Bewohner des Grenzsaumes sind unternehmungslustig und huldigen nur zu sehr dem Wildern. Fastnacht und das Fest der «Brandons» (Sonnwende) geben dem Eisgauer Anlass zu grossen Belustigungen, und der St. Martinstag wird von den meisten Familien mit üppigen Tafelfreuden gefeiert.
Daneben haben verschiedene der grossen Dörfer noch ihre besondern Lokalfeste. Die Tanzböden sind stets überfüllt. Sehr anhänglich ist der Ajoulot an seinen alten Dialekt, der in den Dörfern überall dem Schriftfranzösischen vorgezogen wird. Die Schule kämpft energisch aber bisher vergeblich gegen diese Gewohnheit, die mit dazu beiträgt, dass die Volksbildung im allgemeinen so wenig rasch fortschreitet, da das Französische den Schulkindern als eine nahezu fremde Sprache erscheint, die sie sich nur mühsam aneignen. In der Stadt Pruntrut selbst wird nur selten Dialekt gesprochen.
Dieser ist übrigens ein Gemisch von freigrafschaftlicher Mundart mit deutschem Elsässerdialekt. Dieses eigenartige Idiom, das auch in Frankreich bis weit über Montbéliard hinaus gesprochen wird, hat eine interessante Literatur von zahlreichen Volksliedern, Erzählungen, Anekdoten und Schwänken. Die Geschichte des Amtsbezirkes fällt mit derjenigen der Stadt Pruntrut zusammen, deren Geschicke jener im Glück und Unglück geteilt hat. Von bekannten Söhnen der Ajoie (exkl. die Stadt Pruntrut) seien hier genannt: Pierre Péquignat aus Courgenay, der General Comment aus Courgenay und Pierre Jolissaint aus Réclère, der Hauptförderer des Bahnbaues im Berner Jura, die Geschichtsforscher Trouillat, Vautrey und Kohler, der Patriot Xaver Stockmar, der Volksdichter Cuenin, die Erzieher Chorherr Aloyse de Billieux, Pater Paul L'Hoste und Pater Cramatte, der Theologe Gobat.
französisch Porrentruy (Kt. Bern, Amtsbez. Pruntrut). Untere Stadt 423 m, obere Stadt 446 m und Bahnhof 425 m. Gemeinde, Stadt und Hauptort des Amtsbezirkes Pruntrut. 60 km nnw. Bern und 21 km wsw. Basel. Am N.-Hang der Lomontkette und an der Allaine, einem rechtsseitigen Zufluss zum Doubs. Die am Schnittpunkt der grossen Strassen Besançon-Basel und Paris-Bern gelegene Stadt hat eine mit Hinsicht auf den internationalen Verkehr ausserordentlich günstige Lage und befindet sich ausserdem mitten im Amtsbezirk an der Stelle, nach der die bedeutendsten Wasseradern der Haute Ajoie (oder des Ober Elsgaues) hinstreben, um sich da zur Allaine zu vereinigen.
Station der Linien Paris-Belfort-Delsberg-Basel und Pruntrut-Bonfol (-Mülhausen). Eidgenössisches Zollamt. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Damvant, Bure-Fahy, Lugnez und nach Fontenay-Villars. 649 Häuser, 1532 Haushaltungen und 6959 Ew., wovon 3147 männlichen und 3512 weiblichen Geschlechts. 4656 Berner, 764 Schweizer aus anderen Kantonen und 1539 Ausländer. 5430 Kathol., 1405 Reformierte, 117 Israeliten und 7 Andere. 5991 Ew. sprechen französisch, 746 deutsch, 216 italienisch und 6 eine andere Sprache. Alle Schulen sind französisch. Die katholische Kirchgemeinde wird von einem Pfarrer, 3 Pfarrvikaren und gelegentlichen Hilfspriestern versehen; die reformierte Pfarrei hat je einen französischen und einen deutschen Geistlichen.
Die Altstadt ist in Form eines nach dem Meridian orientierten länglichen Viereckes auf und am Hang eines gegen N. sich abdachenden Hügels gebaut und umfasst ausser dem am Fuss des Schlosses stehenden Faubourg zwei Längsstrassen, die von den auf der Anhöhe gegenüber dem Schloss stehenden massiven Bauten der Kantonsschule gegen N. ziehen. Zur Pfarrkirche St. Peter führt eine dritte, im Bogen ziehende Gasse, während zwei Quergassen nebst einigen wenig bedeutenden Gässchen das alte Stadtbild vervollständigen.
Dieses vom ehemaligen fürstbischöflichen Schloss überragte alte Pruntrut war einst von hohen Mauern, die sich in einzelnen Fragmenten noch erhalten haben, und tiefen Gräben umgeben und bildete einen festen Platz, der manche Belagerung zu bestehen hatte. Der bald sich vermehrenden Bevölkerungszahl genügte aber die Altstadt nicht mehr, so dass ausserhalb der Festungsanlagen (mit Ausnahme allerdings der steilen N.-Seite des Schlossberges) neue Quartiere entstanden. Mau trug die Stadtmauern ab, füllte die Gräben auf und legte an ihrer Stelle neue Strassen an. Umgebaut oder abgetragen wurden auch die zahlreichen und so originellen alten Stadttore, von denen blos die den Faubourg abschliessende Porte de France ihren altertümlichen Charakter bis heute erhalten hat.
Zur Zeit entwickelt sich die moderne Stadt immer weiter gegen O. und W., wo mehrere neue Strassenzüge im Bau begriffen sind.
Das Klima von Pruntrut ist zwar etwas rauh, dafür aber sehr gesund; Nebel zeigt sich selten und verschwindet meist mit dem Sonnenaufgang. Im Sommer steigt das Thermometer im Schatten bis auf 33° C., während die Temperatur in strengen Wintern bis auf -20° und sogar -24° C. sinken kann. Spät- und Frühfröste sind stets zu befürchten. Der Lage der zwischen zwei Hügeln eingesenkten Stadt entsprechend herrschen WSW.- und OSO.-Winde vor. Die jährliche Regenhöhe beträgt im Mittel 1150 mm und die Höhe der winterlichen Schneedecke im Durchschnitt 20-30 cm. Der Schnee pflegt im Januar am reichlichsten zu fallen und im Lauf des Februar wieder zu verschwinden. Da die Bewohner ihr Trinkwasser einst den in den Höfen der Häuser gebohrten Sodbrunnen oder anderen leicht zu verunreinigenden Brunnen entnehmen mussten, herrschte beständig eine mehr oder weniger heftige Typhusepidemie, so dass Pruntrut allgemein als ungesunde Stadt galt.
Seit 1892 sind dann aber umfangreiche Sanierungsarbeiten an Hand genommen worden, indem man alle Strassen und Gassen kanalisierte und den grossen Sammel- und Abzugskanal weit unterhalb des tiefsten und äussersten städtischen Quartiers in die Allaine leitete. Ferner führte man das vorzügliche Wasser der oberhalb Charmoille entspringenden Quelle der Ante durch eine 14 km lange Leitung zu dem sö. über der Stadt erstellten Reservoir, von wo aus es in alle Häuser abgegeben wird und auch ein vollständiges Hydrantennetz speist.
Ein das Wasser von der Quelle des Varieux beziehendes, 1862 angelegtes älteres Reservoir nw. der Stadt leistet besonders im Sommer gute Dienste, wenn der Wasserertrag der Ante den Bedürfnissen nicht mehr genügt. Seit der Vollendung dieser Arbeiten sind die endemischen Krankheiten verschwunden, womit Pruntrut zu einer der gesundesten Städte der Schweiz geworden ist. Licht und Kraft liefert den «Bruntrutains» das Elektrizitätswerk Bellefontaine am Doubs, während die umgebaute Gasfabrik hauptsächlich Kochgas abgibt.
Die Stadt wird von der Allaine und ihrem oft trocken liegenden linksseitigen Zufluss Creugenat durchzogen. Ueber jene führen vier Eisen- und über diesen drei Steinbrücken. In der Unterstadt entspringen mehrere ständig fliessende Quellen von sehr zweifelhafter Reinheit, nämlich die Chaumont, Favergeatte, Beuchire und der Creux Bélin. Zwei aus dem 14. Jahrhundert stammende Monumentalbrunnen (der der Samariterin und der des alten Schweizers) zieren die beiden Hauptgassen, sind aber beide baufällig und schlecht unterhalten. Die Altstadt hat den Charakter einer einstigen Residenz noch wohl erhalten. Einen eigentümlichen Anblick bieten besonders die alten Häuser mit ihren sehr hohen Spitzgiebeln, die drei Dachstöcke (Estriche oder Winden) mit zahlreichen kleinen Fensterchen enthalten. Die den einstigen Edelgeschlechtern und Patriziern gehörenden Wohnhäuser
zeichnen sich dazu noch durch eine beachtenswerte Bauart aus und werden zuweilen von einem kleinen Eckturm flankiert, der als Treppenhaus dient. Einige haben auch noch ihre grossen Torwege behalten, durch welche bespannte Fuhrwerke einfahren können, andere zeigen im ersten Stockwerk mit Glasmalereien geschmückte Runderker, und noch andere endlich sind mit monumentalen Torgittern aus Schmiedeeisen geziert. Das bemerkenswerteste Bauwerk Pruntruts ist jedoch unstreitig das auf uralten Grundmauern errichtete Schloss n. über der Stadt, das von der Reformation bis zur französischen Revolution Residenz der Fürstbischöfe von Basel war, 1559 ausbrannte und vom Fürstbischof Jakob Christoph von Blarer 1590 luxuriös restauriert wurde.
Dann brannten es die Schweden 1638 neuerdings teilweise nieder, und auch während der Revolution hatte es stark zu leiden, indem es damals z. B. seiner ganzen wertvollen innern Ausstattung beraubt worden ist. Es wird von mehreren Türmen flankiert und ist trotz seines heutigen verwahrlosten Zustandes immer noch recht bemerkenswert. Das lange Jahre hindurch in der Tour du Coq aufbewahrte Landesarchiv ist 1900 zu grösserer Sicherheit nach Bern übergeführt worden. In der sog. Residenz hat man das Bezirkswaisenhaus und die landwirtschaftliche Schule untergebracht.
Interessant sind die grossartigen Kellerräume, die unterirdischen Verliesse und die Kerker, so besonders die sog. Sept Pucelles (von denen aber blos noch 4 vorhanden sind). Im Empfangssaal des nach der Prinzessin Christine, der Tante Ludwigs XVI., benannten Schlossflügels sieht man die mit Jakob Christoph von Blarer beginnende und mit Joseph von Roggenbach endigende Reihe der Porträts aller 14 hier residierenden Fürstbischöfe von Basel. Die das Schloss im W. flankierende Tour Réfousse (von refugium) ist eines der schönsten Denkmäler der gallisch römischen Festungsbaukunst in der Schweiz.
Im Schloss befindet sich heute auch die meteorologische Station von Pruntrut. Ein anderes bemerkenswertes Bauwerk der Stadt ist das 1766 vom Fürsten von Montjoie erbaute sog. Hôtel des Halles, das zuerst als Kornhaus und zugleich als Gasthof für die Gäste der Fürstbischöfe diente, unter der französischen Herrschaft der Sitz des Präfekten des Département du Mont Terrible und 1800 derjenige eines Unterpräfekten des Département du Haut Rhin war und heute das Amtsgericht, das Betreibungsamt und die Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung enthält.
Die auf die Rue du Marché gehende Front zeigt noch deutlich den Bischofsstab, die Inschriften Sous Préfecture und Hôtel des Halles, sowie über dem ganzen den Berner Mutz, welche zusammen die drei aufeinander folgenden Zeiten versinnbildlichen und zugleich die ganze geschichtliche Vergangenheit von Pruntrut erklären. Ferner sind noch zu nennen das 1762 umgebaute Rathaus oder Hôtel de Ville, der Spital, das 1622 gestiftete und jetzt zu einer sog. freien Klosterschule umgewandelte Kloster der Ursulinerinnen, das der Amtsstatthalterei eingeräumte Hôtel de Gléresse und, in der Oberstadt, die ausgedehnten und soliden Bauten des von Jakob Christoph von Blarer gegen Ende des 16. Jahrhunderts zur Bekämpfung der Reformation gegründeten Collège (heute Kantonsschule und Lehrerseminar) und des vom Fürstbischof Johann Konrad von Reinach 1716 eingerichteten und 1836 aufgehobenen Priesterseminars (heute Primarschulgebäude). Der Kantonsschule sind ein sehr bemerkenswerter botanischer Garten mit den Büsten von Thurmann und Stockmar, eine reichhaltige geologische und mineralogische Sammlung, ein kleines naturhistorisches Museum, eine Bibliothek von über 20000 Bänden (zahlreiche Inkunabeln aus den einstigen Klöstern), eine wertvolle Münzsammlung und endlich ein von Monsignore Vautrey gestiftetes historisches Museum angegliedert.
Die katholische Kirchgemeinde zählt drei Kirchen, darunter die Haupt- oder Pfarrkirche zu St. Peter. Sie ist ein vielfach umgestaltetes, interessantes altes Bauwerk und birgt einen hervorragenden Kirchenschatz, so als Prachtstücke z. B. die silberne sog. Murtenmonstranz, eine grosse silberne Lampe, gold- und silbergestickte Chormäntel, Teppiche etc. Das zweite Gotteshaus ist die vom alten Friedhof umgebene Kirche des h. Germanus und die dritte die Klosterkirche. Dazu kommt eine 1634 nach dem italienischen Vorbild erbaute reizende Lorettokapelle. Die neben der Kantonsschule stehende einstige Jesuitenkirche ist vor Kurzem als Bibliotheksgebäude und Turnhalle eingerichtet worden. Die 1890-1891 erbaute reformierte Pfarrkirche befindet sich an der Stelle des früheren im einstigen Kloster der Annunziaten untergebrachten Gefängnisses. Seit 1880 besitzen auch die Juden eine eigene Synagoge.
Pruntrut hat sich seit dem Ende des 16. Jahrhunderts als Schulstadt derart ausgezeichnet, dass es den Beinamen des jurassischen Athen wohl verdient und immer noch das geistige Haupt des Berner Jura ist. Seine Schulanstalten sind in blühendem Zustand und machen dem Kanton Bern alle Ehre. Hier befinden sich die 1853 gegründete französische Kantonsschule mit einem Progymnasium, einem humanistischen und einem Realgymnasium, das 1837 eingerichtete Lehrerseminar, die Pflanzschule der jurassischen Lehrerschaft des Kantons, eine Mädchensekundarschule mit pädagogischer Abteilung für angehende Lehrerinnen; ferner gute Primarschulen mit einer von den Zöglingen des Seminars bedienten Uebungsschule und endlich mehrere Kleinkinderschulen und drei Kinderhorte.
Gut gedeihen auch die Uhrenmacher- und die kantonale landwirtschaftliche Schule, die von jungen Lehrlingen besuchte Gewerbeschule und die von der Schweizerischen kaufmännischen Gesellschaft eingerichteten Handelsschulkurse. Die Kantonsschule zu Pruntrut erteilt alljährlich die Sekundarlehrerpatente für den französisch sprechenden Kantonsteil. Die mit ihrem Zentralkomite in Pruntrut sitzende Société jurassienne d'Émulation ist der Sammelpunkt aller für geistige Kultur sich interessierenden Kreise des Landes. Neben dieser 1848 gestifteten Gesellschaft bestehen noch zahlreiche andere Vereine (für Gesang, Turnen, Musik, Gemeinnützigkeit etc.).
In aufsteigender Richtung hat sich auch die industrielle und kommerzielle Entwicklung von Pruntrut bewegt. Es bestehen hier mehrere Uhrenfabriken, eine eidgenössische Kontrollstelle für Gold- und Silberwaren, zwei Schuhfabriken, eine Bierbrauerei, eine Senf- und Essigfabrik, eine Ziegelei, eine Kunststeinfabrik, Mühlen, verschiedene grosse Sägen, mechanische Werkstätten, zwei Banken und 5 Buchdruckereien, die 5 Zeitungen herausgeben. Die Lage der Stadt an der Grenze der Schweiz, Frankreichs und Deutschlands ist der Entwicklung ihres Handelsverkehres sehr günstig. Ihre Wochenmärkte werden von zahlreichen fremden Händlern besucht, die besonders gerne die Pferde und das Rindvieh der Ajoie einkaufen. Sehr bedeutender Holzhandel. Der Bahnhof Pruntrut bewältigt einen beträchtlichen Güterverkehr und steht in dieser Beziehung nach der
eidgenössischen Eisenbahnstatistik unter allen schweizerischen Bahnstationen im zehnten Rang nach Basel, Genf, Zürich, St. Gallen, Bern, Luzern, Winterthur, Lausanne und Romanshorn. Dieser Verkehr wird sich mit dem Anschluss der Linie Pruntrut-Bonfol an das elsässische Eisenbahnnetz ohne Zweifel noch steigern.
Ueber den Ursprung und die ersten Zeiten der Stadt schweigen die Geschichtsquellen. Nach der einen Version soll Pruntrut die Amagetobriga des Julius Caesar sein, während es nach einer andern von Ragentrud, der Gemahlin des Königs Dagobert I. (628-638) gegründet worden sein soll. Urkundliche Formen sind 1136: Purrentru;
1140: Pontereyntru;
1175: Purreintruy;
1186: Purendru;
1234: Burendrut;
1276: Brunnendrut;
dann Pourraintru, Porrendru, Pourraintrud, Porrentruy.
Ein Edelgeschlecht dieses Namens erscheint schon im 12. Jahrhundert. Regenerus und Girardus de Purrentru werden 1136 in der Stiftungsurkunde des Klosters Lützel genannt, und ein Cuno de Brunnendrut war 1345 Hofmarschall des Fürstbischofes von Basel. Dieses wahrscheinlich im 15. Jahrhundert erloschene Geschlecht führte in seinem Wappen Rot mit weisser Barre, darüber 3 rote verdrehte Drachenköpfe; über dem Schild als Helmzier ein Ritterhelm mit rotem Drachen, dessen weisse Flügel ausgespannt waren.
Der heraldische Eber im Stadtwappen (Weiss mit schwarzem Wildschwein auf drei schwarzen Bergen) soll gallischen Ursprunges sein. Aus der Legende des 610 geborenen h. Immer geht hervor, dass der Pons Ragentrudis d. h. eben Pruntrut ein bedeutender Ort war, da sie die Lage anderer Oertlichkeiten nach ihm bestimmt: Himerius, medio inter Sequanos et Rauracos loco, in vico Lugdanico, non longe a Ponte Ragentrudis ... natus est. ^[Latein.] In den alten Urkunden des Metropolitanstiftes Besançon wird Porraintru oft erwähnt, da diesem das Patronat über die hiesige Pfarrkirche zustand.
Funde von gallischen und römischen Münzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörte der Elsgau (französ. Ajoie) mit Pruntrut der Reihe nach zum Besitz Ludwigs des Deutschen, zum Herzogtum Elsass, zur Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard), dann zur Grafschaft Pfirt (Ferrette) und nachher neuerdings zu Mömpelgard. Nach dem Tod des Grafen Ludwig V. von Mömpelgard, Pont à Mousson, Pfirt und Bar, war der Elsgau mit Pfirt an Friedrich von Mömpelgard, den Stammvater der Linie Mömpelgard-Pfirt gekommen. Ulrich von Pfirt trat dann durch eine Urkunde von 1236 seinen ganzen Besitz in Pruntrut und im Elsgau an Thierri III. von Mömpelgard, den Gemahl seiner Tochter Alix, und seine Erben ab: castrum de Purrentru cum omnibus appendiciis et casatis ad idem castrum pertinentibus et quidquid in valle de Ajoia possidebat, et advocatiam de Bures cum omnibus appendiciis et medietatem forensem ad placitum de Coronot spectantem. ^[Latein.]
Damit blieb die Herrschaft Pruntrut während 111 Jahren mit der Grafschaft Mömpelgard vereinigt, bis sie 1271 Heinrich von Neufchâtel, Bischof von Basel, erwarb, dem 1280 auch die ganze Ajoie zufiel. Streitigkeiten zwischen den Bischöfen und den Grafen von Mömpelgard führten die Vermittlung des Kaisers Rudolf von Habsburg herbei, der Pruntrut besetzte und ihm die Rechte einer freien Reichsstadt verlieh. Fürstbischof Imer von Ramstein verkaufte die Ajoie 1386 um 13000 Gulden an die Grafen von Mömpelgard-Württemberg, von denen sie Bischof Johannes von Venningen 75 Jahre später wieder zurück erwarb.
Dieser Kirchenfürst stand auf Seite der Eidgenossen, mit denen seine ins Feld gezogenen Untertanen bei Héricourt, Grandson und Murten kämpften. Nachdem Basel zur Reformation übergetreten war, sah sich der Fürstbischof 1528 genötigt, diesen seinen alten Bischofssitz zu verlassen. Als neue Residenz wählte er Pruntrut. Hundert Jahre später wütete hier der 30 jährige Krieg in schrecklicher Weise; die Stadt wurde zu wiederholten Malen belagert und beschossen und geriet der Reihe nach in die Hände der Schweden, der Franzosen und der Kaiserlichen.
Der grosse Bauernaufstand des 18. Jahrhunderts konnte nur mit Hilfe der Truppen des Königs Ludwig XV., des Verbündeten des Fürstbischofs Sigismund von Reinach, unterdrückt werden, worauf Pierre Péquignat aus Courgenay, der Führer der Bauern, 1710 vor dem Rathaus von Pruntrut enthauptet und gevierteilt wurde. 1781 kamen infolge eines Tauschvertrages zwischen dem Erzbischof von Besançon und dem Bischof von Basel sämtliche Pfarreien der Ajoie an das Bistum Basel. 50 Jahre nach dem Bauernaufstand brach die französische Revolution los, die sofort auch in der Ajoie ihren Widerhall fand.
Nachdem beim Herannahen der Truppen der französischen Republik der Fürstbischof mit seinem ganzen Hofstaat sich geflüchtet hatte, proklamierte 1793 das Volk der Ajoie die Raurazische Republik mit Pruntrut als Hauptstadt, die aber schon nach wenigen Monaten an Frankreich angegliedert wurde. Damit ward Pruntrut Hauptort des Département du Mont Terrible, das man dann 1800 selbst wieder dem Département du Haut Rhin einverleibte, wodurch Pruntrut blos noch Sitz eines Unterpräfekten verblieb.
Der Wiener Vertrag von 1815 endlich gab die Landschaft Pruntrut mit dem grössten Teil des ehemaligen Bistums Basel dem Kanton Bern, um diesen für den Verlust der Waadt zu entschädigen. Dies veranlasste die Berner Patrizier zu dem missmutigen Ausspruch, man hätte ihnen den Keller (die Waadt) und die Kornkammer (den Aargau) weggenommen, um sie dafür mit einer Dachstube zu entschädigen. 1831-1839 wurden Pruntrut und der Berner Jura durch die separatistische Agitation von Xaver Stockmar in Aufregung versetzt, der den Jura von Bern loszulösen und zum selbständigen 23. Kanton der Eidgenossenschaft zu erheben suchte. Als
die Berner Regierung aber auf die Einbringung Stockmar's einen Preis aussetzte, musste er ins Ausland flüchten. Die Ajoulots (d. h. Bewohner der Ajoie) erfreuten sich dann einer vollkommenen Ruhe, bis 1874 der Kulturkampf losbrach, der die vorübergehende militärische Besetzung des Berner Jura durch Truppen aus dem alten Kantonsteil zur Folge hatte.
Von hervorragenden Bürgern der Stadt Pruntrut seien folgende genannt: der Historiograph Frankreichs Pierre Matthieu (1565-1621), General Baron Jaquet (1769-1829), der Staatsmann und Politiker Xaver Stockmar (1797-1864), der Ingenieur, Geologe, Archäologe und Volksschriftsteller August Quiquerez (1801-1882), der Geologe und Begründer des Lehrerseminars Julius Thurmann (1804-1855), der eidgenössische Bundesrichter Paul Migy (1814-1879), der volkstümliche Dichter Louis Valentin Cuenin (1819-1868), der Geschichtsforscher und Archivar Joseph Trouillat (1815-1863), der Dichter und Botaniker Napoléon Vernier (1807-1885), der Archivar, Historiker und Dichter Xavier Kohler (1823-1891) und Abbé Louis Vautrey (1829-1886).
Almanach du Comté de Bourgogne. Besançon 1789; Quiquerez, Aug. La ville et le château de Porrentruy. Delémont 1870; Vautrey, Louis. Histoire du Collège de Porrentruy 1590-1865. Porrentruy 1866; Monuments de l'histoire de l'ancien Evêché de Bâle; recueillis et publiés par J. Trouillat. 4 tomes. Porrentruy 1852-1861; Perreciot. Description histor. d'une partie des Doyennés d'Ajoie. Besançon 1789; Vautrey, Ls. Histoire de la persécution dans le Jura 1873-1875. 2 vol. Paris 1875; Vautrey, Ls. Histoire de l'Évêché de Bâle. 2 vol. Einsiedeln 1884 et 1886; Vautrey, Ls. Villes et villages du Jura bernois. 6 tomes. Porrentruy, Delémont et Fribourg 1863-1882; Vautrey, Ls. Histoire de Porrentruy. 2 tomes. Delémont et Porrentruy 1868 et 1878; Daucourt, l'abbé. Dictionnaire des paroisses de l'Évêché de Bâle. Vol. 1 ff. Porrentruy 1895 ff.