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verschiedene Gräte und Kämme ausstrahlen: 1. Der O.-Grat mit der Steigliegg (1977 m) und Windegg (1667 m), dem Krummhorn (1266 m), dem Renggpass (891 m) und dem Lopperberg (965-680 m). 2. Der kurze W.-Kamm Esel-Oberhaupt (2109 m), der vom Kriesiloch durchbrochen wird; spaltet sich in einen N.- und einen WSW.-Arm. Jener senkt sich zunächst zu dem Sattel, der das 1860 erbaute Hotel Klimsenhorn (1860 m) trägt und steigt dann mit dem Klimsenhorn wieder zu 1910 m an, um nun niedriger zu werden und mit den meist bewaldeten Rücken der Lauelenegg, Biliegg, Kohleregg, Rothenfluh und Källenegg auszustrahlen.
Der WSW.-Arm geht über Tomlishorn (mit 2132 m der höchste Gipfel der Gruppe), Gemsmättli (2052 m), Widderfeld (2078 m), Feldnätsch (1704 m; Passübergang zwischen dem ehemaligen Pilatussee und dem Thal der Kleinen Schlieren), Rothendossen (1778 m) und Nätsch (1833 m) bis zum Gnepfstein oder Mittaggüpfi (1920 m). 3. Der SW.-Kamm senkt sich zu der tief eingeschnittenen Scharte der Kilchsteine (1869 m), bildet dann das Matthorn (2040 m) und die Ruessigwaldfluh, wird vom Tobel des Meisibaches durchschnitten und trägt jenseits desselben noch die Musfluh (1760 m) und Melchegg.
Die bedeutendsten Alpweiden der Gruppe sind: an der S.-Flanke die Mährenschlagalp, Frakmünt- oder Hinter Frakmüntalp, Melchegg, Lütholdsmatt, Laubalp, Mattalp, Krezenalp, Aemsigenalp, Steiglialp;
auf der N.-Seite die Bründlenalp mit dem heute verlandeten einstigen Pilatussee (1550 m), Lauelenalp, Frakmüntalp und Gschwendalp. Im Ganzen zählt man 28 Alpen, die zusammen etwa 4000 Stück Vieh ernähren können.
Daneben hat die Gruppe, besonders im S. auch noch viele Waldungen.
Die Flora des Pilatus zählt zu den reichsten der nördl. Kalkalpen und weist mehr als 300 Arten auf. Den Uebergang von der Flora des Mittellandes zu der der Voralpen kann man z. B. sehr schön beim Aufstieg von Hergiswil her verfolgen. An den Hängen des Lopperberges blühen im Frühjahr die roten Büsche der Erica carnea und die weissen Sterne des Amelanchier ovalis und finden sich im gleichen Wald ferner noch Lathyrus vernus, Teucrium montanum, Polygala chamaebuxus, Dentaria digitata und Polygonatum verticillatum.
Diese Arten, sowie Euonymus latifolius u. Coronilla emerus zeigen den Einfluss des Föhn, der hier das Vorkommen mediterraner Typen begünstigt. Höher oben treten dann die Alpenpflanzen auf. Tetragonolobus siliquosus ist in Fülle vorhanden, und an sumpfigen Stellen können schöne Orchideen gesammelt werden. Ueber der Zone des Tannenwaldes treffen wir die reichhaltige Flora der Alpweiden und Schutthalden. Wir nennen von den Farnkräutern Aspidium rigidum und Botrychium lunaria.
Die Gräser sind mit mehr als 40 Arten vertreten. Von den Seggen mögen ausser den verbreiterten alpinen Typen noch besonders Carex pauciflora und C. alba erwähnt werden. Auf dem Lopperberg kommt Lilium bulbiferum vor, und die Wiesen der Lauelenalp sind mit Narcissus radiiflorus übersät. An der Eselwand kann das schöne Papaver alpinum gepflückt werden. Von anderen charakteristischen Alpenpflanzen nennen wir ferner noch Ranunculus Villarsii, Iberis rotundifolia, Cardamine resedifolia, Arabis alpina, Petrocallis pyrenaica, Thalictrum minus, Cerastium alpinum, Viola cenisia und V. lutea. 39 Arten von zum Teil sehr interessanten Kompositen. Am N.-Hang des Pilatus blühen nahe dem Hotel Klimsenhorn Oxytropis Halleri, die hier den einzigen Standort in den Voralpen hat, und zwischen dem ¶
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Klimsenhorn und dem Esel Cherleria sedoides und Pedicularis versicolor.
Zur Endstation Pilatus Kulm hinauf führt die 1886-1888 mit einem Gesamtkostenaufwand (Hotelbauten inbegriffen) von 1900000 Fr. von Locher & Cie. in Zürich erbaute Pilatusbahn mit Zahnradbetrieb. Der Ausgangspunkt Alpnachstaad (Station der Brünigbahn) liegt in 441 m und die Endstation in 2070 m, sodass also der zu überwindende Höhenunterschied 1629 m beträgt. Die Linie ist 4618 m lang und hat eine mittlere Steigung von 42% und eine maximale Steigung von 48%. Sie führt zunächst durch ein mit Bauernhöfen übersätes und mit Obst- und Nussbäumen bestandenes Wiesengelände, tritt dann in Buchenwald ein, setzt auf einer kühnen Brücke von 23 m Spannweite und 80 m Radius über die Schlucht von Wolfort und tritt dann in den 44 m langen Wolforttunnel ein, worauf sie die Schutthalde der Risleten erklimmt und am untern Rand der Tannenwaldzone die beiden Tunnels von Spicher (51 und 97 m lang) durchfährt, um ihre erste Wasserstation auf der Aemsigenalp zu erreichen.
Hier steht auch das Pumpwerk, das die Gasthöfe auf dem Gipfel mit Wasser versorgt. Nachher durchzieht die Bahn die mit grossen Sturzschuttblöcken übersäte Mattalp, macht eine Kurve und durchschneidet die grosse Felswand der S.-Schulter des Esel in 4 Tunneln von 44, 55, 45 und 11 m Länge, um gleich nachher die Endstation Pilatus Kulm zu erreichen. Von da aus führt ein mit Geländer versehener guter Fussweg auf den höchsten Punkt des Esel, der zu einer schönen Aussichtsterrasse eingeebnet worden ist.
Auf Pilatus Kulm im Sommer Postablage, Telegraph und Telephon. Von den Fusswegen auf den Pilatus gehen die am meisten benutzten von Alpnach und Hergiswil aus. Dieser führt vom Dorf Hergiswil aus über die Brunnialp und die Gschwendalp, das Hotel Klimsenhorn und durch den Felskamin des Kriesilochs (am Oberhaupt) in 4½ Stunden zum Gipfel des Esel hinauf, während der Aufstieg von Alpnach über die Lütholdsmatt, Schwändialp, Langenmatt und Hinter Frakmüntalp vor sich geht und ebenfalls 4½ Stunden erfordert.
Der Weg von Kriens her - die zeitlich erste aller Anstiegsrouten - führt durch das Eigenthal und über die Bründlen- oder über die Lauelenalp zum Hotel Klimsenhorn, wo er sich mit dem Hergiswilerweg vereinigt. (Luzern-Pilatus Kulm 6 Stunden). Die übrigen Gipfel können am bequemsten vom Pilatus Kulm aus besucht werden, so das Tomlihorn in ½ Stunde, das Widderfeld über Tomlishorn in 1¼ Stunden, der Gnepfstein in 2 Stunden. Aufstieg auf das Matthorn von der Mattalp her in ½ Stunde und auf das Klimsenhorn vom Hotel Klimsenhorn aus in 10 Minuten.
Die Aussicht vom Gipfel des Pilatus ist unstreitig eine der ausgedehntesten, abwechslungsreichsten und charakteristischsten der Schweizer Gipfel zwischen 1800 und 2600 m Höhe. Sie umfasst die Alpen vom Säntis bis zu den Diablerets; Glanzpunkte sind der Tödi und die Clariden, der gegen den frischgrünen Vordergrund Obwaldens kräftig sich abhebende Titlis mit seinem weissen Eismantel und die Wetterhörner mit ihren kühnen Felsformen. Tief unter dem Gipfel liegt der buchtenreiche Vierwaldstättersee mit seinen grünen Uferbergen, dann folgen Sarner-, Lungern-, Sempacher-, Bieler-, Murten- und Neuenburgersee und das ganze Mittelland zwischen Alpen und Jura. Diese Aussicht übertrifft diejenige des Rigi in manchen Beziehungen.
Der Pilatus ist einer der am längsten bekannten Schweizer Bergstöcke und soll nach Heinrich Runge schon ein heiliger Berg der Kelten gewesen sein, die zu ihm gepilgert seien und hier ihre religiösen Feiern abgehalten hätten. Der Felsblock zu oberst auf dem Mittaggüpfi oder Gnepfstein soll als keltischer Opferstein gedient haben. Der Berg galt auch zur Zeit der ersten Alemanneneinfälle als heilig. Da seine Quellen und Brunnen angebetet wurden, ist es wahrscheinlich, dass auch der kleine Pilatussee das Ziel von Pilgerfahrten gewesen ist.
Die christliche Kirche bemühte sich gleich von Anfang an, diesen heidnischen Bräuchen ein Ende zu bereiten und ersann vielleicht zu diesem Zweck die schon sehr früh auftretende Pilatuslegende, die den See zu einem Orte des Schreckens stempelte. Geschichtlich erwiesen ist, dass der römische Landpfleger Pontius Pilatus, der Christus verurteilt hatte, seiner schlechten Verwaltung wegen von Kaiser Tiberius zurückgerufen und ins Gefängnis geworfen wurde, wo er sich dann selbst entleibte. Seinen Leichnam warf man in den Tiber. Hier knüpft nun die Legende an und erzählt folgendes: Der wieder aufgefischte Körper wurde nach Vienna in Gallien übergeführt und dort neuerdings in den Fluss, die Rhone, geworfen. Da aber die Anwesenheit dieses verwunschenen Körpers furchtbare Stürme erzeugte, brachte man ihn nach Lausanne, wo er indessen denselben verderblichen Einfluss geltend machte, sodass ¶