Hochalpen und der Eisgebiete. Zahlreiche Kurorte, Fremdenstationen,
Schlösser und Ruinen. Besonders sehenswert ist die berühmte
Taminaschlucht. Aussichtsreiche Bergpoststrasse von
Ragaz über Pfäfers bis nach
Vättis am Eingang ins Calfeisenthal und
ins Thal des
Kunkelspasses. Malerischer Fussweg von Pfäfers nach
Pfäfersbad mit Naturbrücke über die
Tamina. Zahlreiche
abwechslungsreiche und reizende Spazierwege. Vergl. die Art.
Ragaz und
St. Pirminsberg. Das Dorf wird 877 als
Fabarias, 905 als Favares und 1359 als Pfevers erwähnt; der Name vom spätlatein. fabarias = Bohnenfeld herzuleiten.
Funde aus der Römerzeit, Reste einer
Römerstrasse bei der
Porta Romana. Das weithin sichtbare, am NO.-Ende des Dorfes stehende
ehemalige Kloster erscheint urkundlich zum erstenmal 840 als Monasterium Fabariense und ist zu Beginn
des 8. Jahrhunderts vom h. Pirminus,
Bischof von Meaux, an der ihm von einer
Taube bezeichneten Stelle gestiftet worden. Es
war zur Zeit seiner grössten Blüte (ums Jahr 1000) eines der reichsten
Klöster des Landes und besass
Güter im Gebiet der heutigen
Schweiz, in Schwaben und in Italien.
Seine
Mönche zeichneten sich durch Gelehrsamkeit aus. Nachdem es seinen Besitz nach und nach verloren und seinen weithinreichenden
Ruhm eingebüsst hatte, wurde es auf Verlangen der eigenen Konventualen vom Grossen
Rat des Kantons St. Gallen
1838 aufgehoben und als
Staatseigentum erklärt. Der letzte Abt, Placidus Pfister aus
Tuggen, starb 1846 in
Altstätten. Kastvögte des die Gerichtshoheit
über die jetzigen Gemeinden
Ragaz und Pfäfers ausübenden
Klosters waren die jeweiligen
Herren des Sarganserlandes.
Seit 1847 ist es zur kantonalen Irrenheilanstalt eingerichtet. Pfäfers ist die Heimat des Landammannes und Regierungsrates
Flavian Bislin († 1890). Vergl. Wegelin. Die Regesten der Benediktiner Abtei Pfäfers und der LandschaftSargans.
Chur 1850; Wartmann, Hermann. Das Kloster Pfäfers (im Jahrbuch für schweiz. Geschichte. 1881); Das Kloster Pfäfers.(Neujahrsblatt des histor. Vereins vonSt. Gallen.
1883); Naef,
Aug. Chronik der Denkwürdigkeiten der Stadt und LandschaftSt. Gallen.Zürich
und St. Gallen
1867.
(Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans,
Gem.
Pfäfers). 685 m. Heilbad, in der zwischen der Quellenfassung und dem Badgebäude von einer
natürlichen Felsenbrücke oben geschlossenen wilden Waldschlucht der
Tamina und 2,5 km sw.
Ragaz. Postablage, Telegraph, Telephon.
Omnibus nach Station
Ragaz. Die
Schlucht ist zwischenBad und Quelle eine der grossartigsten der
Schweiz
und braucht einen Vergleich mit der
Via Mala oder den Trientschluchten nicht zu scheuen, so dass ein Spaziergang von
Ragaz
nach
PfäfersBad ausserordentlich lohnend ist.
Der Aufschwung des Heilbades datiert seit der Aufhebung des
KlostersPfäfers (1838), dessen Eigentum es früher gewesen
war. Der Staat St. Gallen
liess nun längs der
Tamina die Strasse
Ragaz-PfäfersBad anlegen und das
Wasser durch eine lange Leitung bis
nach
Ragaz führen. Der
HofRagaz, die einstige Statthalterei des
Klosters, wurde zum Badehaus umgewandelt und seit 1840 unter
staatlicher Leitung dem Fremdenverkehr geöffnet. Der GrosseRat des Kantons verkaufte dann 1867 beide
Etablissemente, den
HofRagaz und
BadPfäfers, an eine private Gesellschaft, die sie vergrösserte und einzeln unter eine besondere
Verwaltung stellte.
Doch unterhält der Staat in
Pfäfers immer noch ein Armenbad mit billigen Preisen. Die Temperatur der Quelle beträgt bei
der Fassung 37,5° C. und im Badehaus 36,5° C. Die Quelle bildet sich aus verschiedenen Wasseradern,
die einer Felsenspalte an den
GrauenHörnern entstammen, das Flussbett der
Tamina durchsetzen, an deren rechtem Ufer wieder
in die
Höhe steigen und 1868/1869 in einem gemeinsamen Reservoir vereinigt worden sind. Die Wassermenge schwankt zwischen
4000-10000 Minutenliter. Das
Wasser ist klar und krystallhell, sowie ohne jeden Geruch und Geschmack und
hat nur eine ganz geringe Schlammabsonderung (sog. Badeleim). Das spezifische Gewicht beträgt 1,0003. Folgendes ist nach
der Analyse von Dr. von
Planta-Reichenau die chemische Zusammensetzung:
1. Fixe Bestandteile in 10000 Teilen.
Schwefelsaures Kali
0.0746
Schwefelsaures Natron
0.3204
Chlornatrium
0.4934
Chlorlithium
0.0020
Jodnatrium
0.0001
Bromnatrium
0.0002
Borsaures Natron
0.0038
Kohlensaures Natron
0.0613
Kohlensaurer Kalk
1.3064
Kohlensaure Magnesia
0.5306
Kohlensaures Strontian
0.0152
Baryt
0.0064
Eisenoxydul
0.0172
Phosphorsaure Tonerde
0.0091
Kieselsäure
0.1408
Rubidium, Caesium, Thalium
Spuren
Total
2.9905
2. Gasförmige Bestandteile.
Halbfreie und freie Kohlensäure
0.7461
Das ausgekochte Gas enthält in 100 Teilen
Kohlensäure
16.43
Sauerstoff
24.24
Stickstoff
49.33
Die
Therme von
Pfäfers wirkt besonders bei Krankheiten des Nervensystems, der Bewegungsorgane, der
Haut, der Verdauungsorgane,
Harn- und Geschlechtsorgane. Die hier gebotene stetige Erneuerung des Wassers durch fortwährenden Zu- und Abfluss erhält
das Thermalwasser in den Badewannen konstant auf gleicher Temperatur.
Die Geschichte des
BadesPfäfers ist mit derjenigen des
KlostersPfäfers eng verknüpft. Nach der
Sage soll
ein Klosterjäger, Karl von
Hohenbalken, 1038 als erster den aus der heissen Quelle aufsteigenden Dampf bemerkt und sollen
sodann zwei andere Klosterjäger die Quelle selbst aufgefunden haben. Chorherr Felix Hämmerli in Zürich
erwähnt 1424,
dass sie schon früher als
Bad benutzt, dann aber vergessen worden sei. Tatsache ist, dass die
Therme unter Fürstabt Hugo
II. von Villingen um 1212 zum erstenmal in Gebrauch kam, ohne dass eine besondere Badeeinrichtung bestand. Der Zugang zu
den in der Felshöhle angebrachten Badeteichen (Badeschwämmen) war äusserst beschwerlich und gefahrvoll,
indem man nur an herabhängenden
Leitern oder
Stricken in die
¶
mehr
Schlucht hinunter gelangte, wo man dann mehrere Tage zu bleiben und im Bade zu essen und zu schlafen pflegte. Erst lange Jahre
nachher erbaute Abt Johann II. von Mendelbüren (1361-1368) das erste Badehaus, das auf zu beiden Seiten in die Felswände
eingerammten hölzernen Balken ruhte und um 1429 durch Abt Werner IV. von Rastnau noch vergrössert wurde.
Einen eigentlichen Zugang zu der Quelle gab es aber auch zu dieser Zeit noch nicht, indem die Kranken immer noch mit verbundenen
Augen an langen Seilen von der Höhe heruntergelassen wurden. 1543 endlich liess Abt Johann Jakob Russinger zwischen den Badehäusern
und dem obern Eingang in die Schlucht eine Holztreppe anbringen, die mit einer Brücke in Verbindung stand
und so den direkten Aufstieg von der Quelle zu den über der Taminaschlucht stehenden DörfernPfäfers und Valens gestattete.
Die zwei damaligen Badehäuser waren übereinander gebaut; das untere enthielt drei und das obere 5 Stockwerke mit
vielen Zimmern und drei grossen Bädern. Abt Russinger, dem das Bad viele Verbesserungen verdankt, stellte auch die erste Badeordnung
auf und veranlasste um 1535 eine erste Beschreibung der Quelle durch den berühmten Arzt Theophrastus Paracelsus. Trotz der
zunehmenden Berühmtheit der PfäferserTherme geschah in der Folge ein volles Jahrhundert nichts zur Hebung
der bestehenden Einrichtungen, wofür der Grund wohl in den damaligen politischen Wirren zu suchen ist.
Erst als 1629 das untere Bad abgebrannt und das andere baufällig geworden war, leitete Abt Jodocus Höslin die Quelle an
den heutigen, zugänglichen Ort, wo ein grosses Gebäude mit zwei Abteilungen erbaut wurde, deren jede 50 Zimmer
und mehrere gemeinsame Bäder enthielt. Zugleich erliess man eine neue Badeordnung, und 1630 stellte man einen leitenden Kurarzt
an. Das Bad kam dann unter Abt Bonifacius I. (1677-1706) zu hoher Blüte, und unter seinem Nachfolger Bonifacius II. wurde
der Grund zum heutigen Gebäude und zum jetzigen HofRagaz als Statthalterei des Klosters für seine äussere
Oekonomie gelegt.
Zur Zeit bietet das Badhôtel Platz für 300 Badegäste. 24 Kachelbäder und 8 grosse gemeinschaftliche Bäder mit Douchen.
Behandlung mit Elektrizität und Massage. Kurarzt und Masseur. Kurmusik. Ozonreiche und staubfreie Luft und Schutz vor lästiger
Hitze. Spaziergänge in die nahen Laub- und Tannenwaldungen. Bibliographie. Kaiser, J. A. Die HeilquellezuPfäfersundHofRagaz...St. Gallen
1843 (mit etwa 50 Beiträgen von verschiedenen Autoren); Rüsch, G. DasBadPfäfersin seiner neuestenGestalt.