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Sennen und ihrem Vieh benutzt werden. Daneben dienen die Cols de la Croix und der Col de Bretaye auch häufig dem Touristenverkehr. Der Kamm des Signal d'Arpille verschmilzt am Signal de Culant (2792 m; s. über dem obersten Thal) mit der Gruppe der Diablerets, in der nun die Tête Ronde (3043 m), der Gipfel der Diablerets (3222 m), das Oldenhorn (3120 m) und der Sex Rouge (2977 m) aufeinanderfolgen. Vom Oldenhorn setzt dann die Umrahmung der Ormonts über den Col de Pillon zur Palette d'Isenau oder Palette du Mont (2173 m) hinüber und geht weiter über die Chaux d'Isenau (2264 m), Tête d'Arpillettaz (2315 m), Cape au Moine (2356 m), Paraz de Marnex oder Tornettaz (2543 m), den Tarent (2551 m), Châtillon oder Taron (2481 m), die Pointe des Sémeleys (2303 m) und den Chaussy (2355 m), um dann zum Plateau von Les Mosses sich zu senken und jenseits von ihm über den Gros Van (2185 m), den Mont d'Or (2178 m), die Tour de Famelon (2141 m), Tour de Mayen (2325 m), Tour d'Aï (2334 m), die Berneuse (2053 m), den Geteillon oder Cheteillon (2022 m) und die Riondaz (1984 m) weiter zu streichen und über das der Riondaz vorgelagerte Signal de Prafandaz (1584 m) gegen Aigle sich zu senken.
Das Thal der Ormonts steht mit dem der Lizerne und der Morge, sowie mit dem Sanetschpass über den die Diablerets querenden Col de Zanfleuron (2866 m) und den ihn fortsetzenden Passage du Porteur de Bois oder Passage du Porteur des Ermès in Verbindung. Ins Saanethal leiten die Strasse über den Col de Pillon (1550 m) nach Gsteig, sowie der Col des Anderets (2035 m) und Col du Châlet Vieux über den Arnensee und das Tscherzisthal nach Feutersœi (1095 m); in die Vallée de l'Étivaz hinüber führen der Col d'Isenau (2080 m), der Col de Seron oder Col d'Arpille (2150 m), der Col de la Cheneau (2236 m) und die Strasse über das Plateau von Les Mosses (1448 m); ins Thal des Hongrin gelangt man über den eben genannten Col des Mosses und den Col de la Pierre du Mouellé (1680 m) und ins Thal der Eau Froide de Roche endlich über den Col de Mayen (2142 m), Col d'Aï und die Chaux Commune (2209 m.). In die Flanken der Ormonts hat sich eine Anzahl von Seitenthälchen mehr oder weniger scharf eingeschnitten; es sind, von SO. nach NW. gezählt, die Thäler des Torrent de Tantin, von La Forclaz, Brison und Culant am linksseitigen Gehänge und die Thälchen von Pillon, Ayerne, der Raverettaz oder Rionzettaz und der Pierre rechts der Grande Eau. Die bedeutendsten sind die der rechten Thalseite und der linksseitige Vallon de Culant.
Das Thal der Ormonts ist seiner ganzen Länge nach ein typisches Erosionsthal, das seine Entstehung ausschliesslich der auswaschenden Arbeit der Wild- und Gletscherwasser verdankt. Der das Thal bedeckende eiszeitliche Gletscher hat an den seitlichen Gehängen und vor seinem Ende bei Les Pontys beträchtliche Moränenablagerungen hinterlassen. Die Ormonts beginnen mit dem in den frontalen Abschnitt der Neocomfalten der Diablerets eingesenkten grossartigen Felsenzirkus des Creux de Champ.
Auf die Triaszone des Col de Pillon und Col de la Croix folgt eine breite Flyschmasse, die die Kette des Chaussy aufbaut und den Sockel der Gruppe des Chamossaire und des Mont Perdu bildet. Die Kalkfelsen des Chamossaire stellen nur einen durch sehr komplizierte Dislokationserscheinungen in den Flysch eingefalteten Keil von Jurakalken dar, der sich auch am n. Thalgehänge zwischen Le Rocher und Les Oudioux wieder findet. Von Le Sépey an werden die Ormonts längs der jurassischen Kette der Tours d'Aï zum Längsthal und folgen bis nach Aigle einem bis zum Kern geöffneten Gewölbe, in dem abwechselnd Trias, Rät und Lias anstehen.
Das Thal verdankt seine anmutig gerundeten Formen und seine Fruchtbarkeit, die es vor manchen anderen Thalschaften der Alpen vorteilhaft auszeichnen, in erster Linie den an seinen tiefern Gehängen in bedeutender Mächtigkeit vorhandenen Ablagerungen der Glazialzeiten. Während seine S.- und SO.-Flanke im obern Abschnitt mit Tannenwald und tiefer unten mit Mischwald aus Tannen und Buchen bestanden ist, trägt das n. und nö. Gehänge fast überall Wiesen und Weiden, in die zahlreiche Hütten und einzelne Baumgruppen eingestreut sind. Am meisten fällt dem zum erstenmal hierher kommenden Besucher das überall herrschende Grün des saftigen, zweimal im Sommer geschnitten werdenden Rasenteppichs auf, da Aecker und Felder fast ganz fehlen, wenn man auch hie und da ein kleines Kartoffelfeld oder ein Gemüsegärtchen beobachten kann.
Der parkartige Charakter der tiefern Gehänge wird noch vervollständigt durch die Weisstannenbestände, die die Bachufer begleitenden Erlen, die in Gruppen stehenden mächtigen Ahorne und prachtvollen Eschen und auch durch die zahlreich anzutreffenden Kirschbäume. Auffällig ist ferner die grosse Menge der zerstreut gelegenen Hütten, die das Thal viel dichter besiedelt erscheinen lassen als es in Wirklichkeit ist. Es besitzt nämlich jeder auch nur einigermassen wohlhabende Bewohner neben vier oder fünf solcher bewohnbarer Hütten noch je eine Anzahl von in Höhenlagen von 1100-1700 m stehenden Bauten (mazots genannt), die sich aus einem Stall und einer Heubühne zusammensetzen.
Die ausserordentliche Zersplitterung des Grundeigentums, die nur in Ormont Dessous etwas gemildert erscheint, zwingt den Bewohner der Ormonts zu einem Nomadenleben, dem sich in der Schweiz nur dasjenige der Anniviarden des Eifischthales an die Seite stellen lässt. Oft nehmen diese Wohnungsänderungen eine beträchtliche Zeit in Anspruch; hat doch z. B. ein Grundbesitzer berechnet, dass ihm einzig diese Umzüge etwa 32 Arbeitstage pro Jahr kosten. Im Sommer folgt auf die Heuernte im Thalboden diejenige auf den höher oben liegenden Wiesen, worauf im September unten wieder das Emd eingebracht werden muss. Im Winter zieht man mit dem Vieh an alle die Stellen hin, wo man das Futter aufgespeichert hat; zuerst wird mit den zwischen 1400-1700 m gelegenen Wiesen und Weiden begonnen, die man dann mit zunehmendem Schneefall und drohender Lawinengefahr gegen Ende Dezember wieder verlässt, um nach und nach an lawinensichere Stellen und bis zur Thalsohle hinunter zu wandern. So ist also der Bewohner der Ormonts in beständiger Wanderung begriffen - «il remue» wie man zu sagen pflegt.
Dabei bleibt jede der einzelnen Hütten ständig mit dem zum Leben notwendigen Wohn- und Küchengeräten etc. versehen, so dass also nicht von einem eigentlichen Auszug gesprochen werden kann. Eine bedeutende Gefahr bilden namentlich im oberen Thalabschnitt (in Ormont Dessus, im Thälchen der Pierre und gegen das Plateau von Les Mosses hin) die Lawinen, besonders in Form von Staublawinen, denen in erster Linie der Zirkus des Creux de Champ, die Hänge des Oldenhorns, die S.-Flanke der Kette des Chaussy, die W.-Hänge des Chaussy, der S.-Hang des Mont d'Or und die nordwestl. Steilflanke des Chamossaire ¶
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ausgesetzt sind. In Ormont Dessus unterscheidet man am Gehänge rechts der Grande Eau drei grosse Staublawinenzüge (cors d'areins geheissen), den der Paraz aux Thomasseys, den der Semeleys bei La Murée und die durch die Rinne des Bay Déroschiaz herabkommende Première am Chaussy. Die bekanntesten dieser verderblichen Lawinenschläge sind der vom der in Les Thomasseys 14 Ställe und 3 Wohnhäuser mit sich riss, der am 12. Februar desselben Jahres bei La Murée niedergegangene, dem zwei Menschenleben zum Opfer fielen (ein Bauer wurde zusammen mit seinem Bett bis zum Ufer der Grande Eau hinuntergerissen), und als bedeutendster der vom der 51 Gebäude zerstörte (darunter 17 in Le Lavanchy; s. diesen Art.), sowie 17 Personen und 34 Stück Vieh tötete. Der gegenüber der Cascade du Dard stehende Wald wurde 1815 zu Boden gelegt und im Januar 1882 durch eine vom Glacier du Dard kommende Eislawine neuerdings umgerissen.
Die beiden das Thal der Ormonts im engern Sinne umfassenden Gemeinden Ormont Dessus und Ormont Dessous weisen statt geschlossener Siedelungen zumeist nur vereinzelte Hütten und kleinere Gruppen auf, die kaum mehr sind als blosse Weiler oder kleine Dörfchen. Als die wichtigsten Dörfer des Thales müssen genannt werden auf der rechten Seite Veige, Leysin, Le Sépey und Le Plan, am linksseitigen Gehänge Vers l'Église, La Forclaz, Plambuit und Panex, welch' letzterer Ort aber schon nicht mehr zu den eigentlichen Ormonts gerechnet zu werden pflegt.
Das nämliche gilt auch von der eine kleine Welt für sich bildenden Gemeinde Leysin. Eine besondere Erwähnung verdient die Architektur der Holzhütten, deren schönsten aus dem 17. Jahrhundert, dem eigentlichen «goldenen Zeitalter» des Holzbaues in den Ormonts, stammen und trotz ihres einfachen Stiles diejenigen des Berner Oberlandes an Anmut übertreffen, wie es uns Prof. Gladbach in seinen Werken (Der Schweizer Holzstil. Darmstadt 1868 und Die Holzarchitektur der Schweiz. Zürich 1876) versichert hat.
Einige besonders schöne Beispiele dieser allmählig selten werdenden Bauten sieht man noch in Le Sépey, Les Jans, Le Plan, Le Creux, Les Voëttes und besonders in La Forclaz, wo das 1671 erbaute, sich enge an den damals im Saanethal üblichen Stil anschliessende und vielbewunderte Haus des Jean Tille steht. Verschiedene dieser Häuser tragen rot und schwarz (Berner Farben) bemalte Verzierungen, wie regelmässige Zeichnungen, Schnitzwerk und besonders Sprüche.
Man findet selten in einem andern Thal der Schweiz so viele mit Sprüchen versehene Hütten wie gerade in den Ormonts. Diese fast stets direkt der Bibel entnommenen oder wenigstens an sie sich anlehnenden und von den Namen des Hauseigentümers und seiner Frau, sowie oft auch von demjenigen des Zimmermeisters begleiteten Sprüche sind bei den Bauten aus dem 17. Jahrhundert stets in das Holz geschnitzt, während sie später an der Vorderwand des Hauses blos noch aufgemalt zu werden pflegten.
Charakteristisch für diese Holzbauten sind ferner die längs der vorderen Front über den Wohngemächern und der Küche hinlaufenden Gallerien (hier galeries dessus geheissen). Bei den ältesten Bauten gelangt man von Aussen zuerst in einen Vorraum, der aus einer oder zwei sehr niedrigen Abteilungen besteht, in denen man die Kleider, Wäsche, Käsevorräte und anderweitigen Lebensmittel aufzubewahren pflegt. Nähere Auskunft geben die genannten Werke von Gladbach, sowie der Artikel L'architecture aux Ormonts (in Les Anciennetés du Pays de Vaud; étrennes histor. pour 1902).
Zum erstenmal werden die Ormonts in der Urkunde erwähnt, durch die König Sigismund von Burgund 516 dem Kloster zu Saint Maurice eine Reihe von Grundstücken und Ländereien geschenkt hat. Von da an schweigen die Urkunden bis ins 13. Jahrhundert hinein von diesem Thal, das seiner schwierigen Zugänglichkeit wegen wahrscheinlich bis zum 11. Jahrhundert unbewohnt geblieben ist. Die Einfälle der Ungarn und Sarazenen veranlassten hierauf vielleicht manche der im Rhonethal, besonders in der Herrschaft Saint Triphon, lebenden Leute, sich in den Ormonts anzusiedeln, wo als erste Dörfer Le Sépey und La Forclaz entstanden sein dürften.
Nachdem während des 12. und 13. Jahrhunderts die Urbarmachung ihren steten Fortgang genommen und die Zahl der Bewohner sich allmählig gehoben hatte, stiftete das Kloster Saint Maurice (vermutlich um die Mitte des 14. Jahrhunderts) an der Stelle der heutigen Kirche von Vers l'Église ein kleines Gotteshaus. Zu gleicher Zeit besassen in diesem Thal der Graf von Savoyen und die Edeln von La Tour, Saillon und Pontverre Hörige, Rechte und Grundeigentum. So gehörte dem Grafen von Savoyen im Besonderen das Joria, Ultra Sylvam oder Sylva geheissene Gebiet von Ormont Dessus, das er 1277 an Jacques de Saillon (den spätern Herrn von Aigle) abtrat, der nun die Bewohner von jeder Hörigkeit und Abgabe befreite. In der Folge kamen diese letzteren dann unter die Herrschaft von Guillaume de Pontverre, Boniface de Châtillon, Herrn von Saint Triphon, und unter Gui Thomas, ebenfalls Herrn von Saint Triphon.
Die mächtigsten Herren im Land waren die Edeln von Pontverre, die einen Teil des tiefern Thalabschnittes von Thomas von Savoyen zu Lehen erhielten und bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts den grössten Teil des Thales durch Erbschaft an sich gebracht hatten, worauf sie 1321 alleinige Herren des ganzen Thales wurden. Etwa um diese Zeit erbaute Aymon de Pontverre die Burg Aigremont, von der aus die Leute von Ormont Dessus und Ormont Dessous, sowie diejenigen auf dem Plateau von Les Mosses bequem überwacht werden konnten. In der Folge erweiterten dann allmählig die Grafen von Greierz ihre Rechte nach der Seite der Ormonts hin, sodass ein Zweig dieses Geschlechtes sich sogar von Greierz-Aigremont nennen konnte.
Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts bildeten die Ormonts eine einzige Kirchgemeinde mit der Pfarrkirche zu Le Sépey und einer 1480 an diese angegliederten St. Theodulkapelle in Vers l'Église. Die Leute der Ormonts beteiligten sich unter dem Befehl des Grafen von Greierz auf Seite der Eidgenossen an den Burgunderkriegen und kamen 1475, d. h. in dem der Schlacht von Grandson vorangehenden Jahr, in Streitigkeiten mit dem Herrn von Thorens, der dem Herzog von Burgund die zur Verstärkung seines Heeres angeworbenen lombardischen Truppen zuführen sollte.
Während dieser kriegerischen Zeiten wurden u. a. die Burgen Aigremont, Saint Triphon und Duin verbrannt. Zur Belohnung für die geleisteten Dienste erhoben die Berner das Thal der Ormonts am zu einem der vier Mandamente ihrer Landvogtei Aigle. Die Reformation fand hier, nicht ohne Widerstand, 1528 ihre Einführung. Die Zeit der Berner Oberhoheit ging für die Ormonts ohne bedeutende Ereignisse vorbei, mit Ausnahme allerdings der das Land heimsuchenden Pestepidemien (z. B. 1565 und 1607-1611). Beim Ausbruch der Revolution von 1798 widerstanden die Ormonins den französischen Einflüssen und fügten ¶