Jeder der einzelnen Kreise erstreckt sich über beide Ufer der
Grande Eau. Die
Seyte d'En
Haut ist bei den das Thal besuchenden
Fremden allgemein unter dem Namen
Les Diablerets bekannt. Wichtigste Beschäftigung der Bewohner bildet die Viehzucht. Sommerfrische
mit 9 Gasthöfen und Pensionen und etwa 70 möblierten
Hütten jeder Grösse. Im Sommer zählt man in
Ormont Dessus schon seit mehreren Jahren je über 1000 Kurgäste. Exkursionszentrum für Bergtouren im Gebiet der
Diablerets.
Zwei Gesang- und Musikvereine; 4 Schiessvereine, deren einer schon seit 200 Jahren besteht; je ein Verschönerungsverein
und ein Armenverein. Heimat des Mechanikers
Abram Dupertuis (1736-1798), der bei der Verteidigung seines
Vaterlandes gegen die französischen Truppen gefallen ist. S. auch den Art.
Ormonts
(Valléedes).
(Valléedes) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
25 km langes Thal; wird seiner ganzen Länge nach von der
Grande Eau (1429: Mater aqua)
durchflossen und öffnet sich bei
Aigle von rechts aufs
Rhonethal. Längste und bedeutendste Thalschaft
der Waadtländer
Alpen. Verdankt seinen Namen den beiden Gemeinden
Ormont Dessous und
Ormont Dessus, die den grössten Teil
seiner Fläche umfassen und zusammen den Kreis Les Ormonts mit
Le Sépey als Hauptort bilden; kleinere Abschnitte des
Thales gehören daneben noch zu den Gemeinden
Leysin und
Ollon.
Begrenzt werden die Ormonts im S. und SO. vom
Chamossaire (2116 m), der
Tête deVers la Borne (1976 m),
Chaux Ronde oder
Chaux dePerche (2033 m),
Tête des Vélards (1983 m),
Crête d'Ensex (1951 m),
Tête duMeilleret (1942 m) und dem
Signal d'Arpille (1986 m), welche Gipfel sie vom Thal der
Gryonne scheiden. Sie sind alle auf der
Seite gegen die Ormonts hin
(mit Ausnahme der Gehänge über
La Forclaz) bis in eine
Höhe von rund 1800 m dicht bewaldet u. weiter oben mit Alpweiden
bekleidet, deren grösste die
Pâturage de Perche ist. Die Verbindung zwischen beiden Thälern vermitteln
folgende Passübergänge: der Col d'Argnaulaz oder Col de la Berboleuse (1818 m),
Col de Bretaye (1810 m), Col d'Encrenaz
(1938 m), Col inférieur de
la Croix (1735 m) und Col supérieur de
la Croix (1844 m), die alle leicht zu
begehen sind und meist nur von den
¶
Das Thal der Ormonts ist seiner ganzen Länge nach ein typisches Erosionsthal, das seine Entstehung ausschliesslich
der auswaschenden Arbeit der Wild- und Gletscherwasser verdankt. Der das Thal bedeckende eiszeitliche Gletscher hat an den
seitlichen Gehängen und vor seinem Ende bei Les Pontys beträchtliche Moränenablagerungen hinterlassen. Die Ormonts beginnen
mit dem in den frontalen Abschnitt der Neocomfalten der Diablerets eingesenkten grossartigen Felsenzirkus
des Creux de Champ.
Auf die Triaszone des Col de Pillon und Col de la Croix folgt eine breite Flyschmasse, die die Kette des Chaussy aufbaut und
den Sockel der Gruppe des Chamossaire und des Mont Perdu bildet. Die Kalkfelsen des Chamossaire stellen nur
einen durch sehr komplizierte Dislokationserscheinungen in den Flysch eingefalteten Keil von Jurakalken dar, der sich auch
am n. Thalgehänge zwischen Le Rocher und Les Oudioux wieder
findet. Von Le Sépey an werden die Ormonts längs der jurassischen
Kette der Tours d'Aï zum Längsthal und folgen bis nach Aigle einem bis zum Kern geöffneten Gewölbe,
in dem abwechselnd Trias, Rät und Lias anstehen.
Das Thal verdankt seine anmutig gerundeten Formen und seine Fruchtbarkeit, die es vor manchen anderen Thalschaften der Alpen
vorteilhaft auszeichnen, in erster Linie den an seinen tiefern Gehängen in bedeutender Mächtigkeit vorhandenen Ablagerungen
der Glazialzeiten. Während seine S.- und SO.-Flanke im obern Abschnitt mit Tannenwald und tiefer unten
mit Mischwald aus Tannen und Buchen bestanden ist, trägt das n. und nö. Gehänge fast überall Wiesen und Weiden, in die zahlreiche
Hütten und einzelne Baumgruppen eingestreut sind. Am meisten fällt dem zum erstenmal hierher kommenden Besucher das
überall herrschende Grün des saftigen, zweimal im Sommer geschnitten werdenden Rasenteppichs auf, da
Aecker und Felder fast ganz fehlen, wenn man auch hie und da ein kleines Kartoffelfeld oder ein Gemüsegärtchen beobachten
kann.
Der parkartige Charakter der tiefern Gehänge wird noch vervollständigt durch die Weisstannenbestände, die die Bachufer
begleitenden Erlen, die in Gruppen stehenden mächtigen Ahorne und prachtvollen Eschen und auch durch die
zahlreich anzutreffenden Kirschbäume. Auffällig ist ferner die grosse Menge der zerstreut gelegenen Hütten, die das Thal
viel dichter besiedelt erscheinen lassen als es in Wirklichkeit ist. Es besitzt nämlich jeder auch nur einigermassen wohlhabende
Bewohner neben vier oder fünf solcher bewohnbarer Hütten noch je eine Anzahl von in Höhenlagen von
1100-1700 m stehenden Bauten (mazots genannt), die sich aus einem Stall und einer Heubühne zusammensetzen.
Die ausserordentliche Zersplitterung des Grundeigentums, die nur in Ormont Dessous etwas gemildert erscheint, zwingt den Bewohner
der Ormonts zu einem Nomadenleben, dem sich in der Schweiz nur dasjenige der Anniviarden des Eifischthales
an die Seite stellen lässt. Oft nehmen diese Wohnungsänderungen eine beträchtliche Zeit in Anspruch; hat doch z. B. ein
Grundbesitzer berechnet, dass ihm einzig diese Umzüge etwa 32 Arbeitstage pro Jahr kosten. Im Sommer folgt auf die Heuernte
im Thalboden diejenige auf den höher oben liegenden Wiesen, worauf im September unten wieder das Emd eingebracht
werden muss. Im Winter zieht man mit dem Vieh an alle die Stellen hin, wo man das Futter aufgespeichert hat; zuerst wird mit
den zwischen 1400-1700 m gelegenen Wiesen und Weiden begonnen, die man dann mit zunehmendem Schneefall
und drohender Lawinengefahr gegen Ende Dezember wieder verlässt, um nach und nach an lawinensichere Stellen und bis zur Thalsohle
hinunter zu wandern. So ist also der Bewohner der Ormonts in beständiger Wanderung begriffen - «il
remue» wie man zu sagen pflegt.
Dabei bleibt jede der einzelnen Hütten ständig mit dem zum Leben notwendigen Wohn- und Küchengeräten
etc. versehen, so dass also nicht von einem eigentlichen Auszug gesprochen werden kann. Eine bedeutende Gefahr bilden namentlich
im oberen Thalabschnitt (in Ormont Dessus, im Thälchen der Pierre und gegen das Plateau von Les Mosses hin) die Lawinen, besonders
in Form von Staublawinen, denen in erster Linie der Zirkus des Creux de Champ, die Hänge des Oldenhorns,
die S.-Flanke der Kette des Chaussy, die W.-Hänge des Chaussy, der S.-Hang des Mont d'Or und die nordwestl. Steilflanke des
Chamossaire¶