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von neuem zu Leibe gehen, doch blieben die vorgeschlagenen Arbeiten ein blosses Projekt. Erst nach 1817 wurde mit der Besserung der Verhältnisse begonnen, indem man einen Teil des Wassers der Thièle (oder Toile) durch einen Kanal, Petite Toile oder Fossé Neuf, ablaufen liess. Dieser auf Kosten der Gemeinde Orbe ausgeführte Kanal geht etwa 2 km unterhalb der Stadt Orbe von der Orbe ab, mündet in den Mujon und nachher mit diesem zusammen nahe Yverdon in den Canal du Saut, der selbst wieder eine Ablenkung der untern Thièle bildet.
Dem Tracé dieses Kanales folgt jetzt der später ausgehobene grosse Orbe-Thièle-Kanal. Die seit 1848 von den Ingenieuren Venetz und Merian unternommenen Studien führten zur Aufstellung eines Gesamtprojektes, das einen Kostenvoranschlag von 600000 Fr. voraussah und dessen Ausführung am beschlossen wurde. Noch im Laufe der Arbeit stellte es sich dann (namentlich durch die Ueberschwemmung vom September 1863) heraus, dass den Kanälen ein grösserer Querschnitt gegeben werden müsse.
Die gesamte Korrektion wurde in folgender Reihenfolge durchgeführt: 1. Aushebung des Fossé des Puits, der das Wasser einer mitten in der Ebene von unten her aufsteigenden Gruppe von Quellen, (sog. Bugnons), dem Talent zuführt; das Wasser dieser Quellen sammelt sich wahrscheinlich im Juragebirge und geht wie dasjenige der Quellen am Mont de Chamblon unter den dem Jura vorgelagerten Molasserücken durch, um dann durch den hydrostatischen Druck von unten her zu Tage zu kommen. 2. Die mit einem Kostenaufwand von 97300 Fr. im Jahr 1858 vollendete Korrektion des Buron, die diesen Fluss in einem geraderen Lauf als bisher bei der Stelle Les Quatre Marronniers in den See münden lässt; beim Bau der Strassenbrücke hat man an diesem letztgenannten Ort 1857 Reste von Pfahlbauten und römische Altertümer aufgefunden. 3. Die Korrektion des Bey, die 27418 Fr. gekostet und die Entwässerung des sw. Abschnittes der Sümpfe bezweckt hat. 4. Der Bau zweier Kanäle, des Canal Occidental und Canal Oriental, die die Orbe in ihrem Unterlauf entlasten sollen, 1859 und 1860 im Bau begonnen und erst später vollendet worden sind.
Seit 1864 ging das Unternehmen der Trockenlegung der Orbesümpfe in den im Prinzip schon 1857 beschlossenen weit umfangreicheren Arbeiten der Juragewässerkorrektion auf, die die Entsumpfung der Uferländereien der drei grossen Jurarandseen zum Zweck hatte. Vergl. hierüber den Art. Moos (Grosses). Dieses grosse Unternehmen erforderte das gemeinsame Vorgehen der Kantone Waadt, Freiburg, Neuenburg, Bern und Solothurn, die sich mit Bezug auf die Trockenlegung der Orbeebene erst 1875 zu einem entscheidenden Projekt einigten, das dann nach langen Unterhandlungen, mancherlei Schwierigkeiten und verschiedenen partiellen Abänderungen und Zusätzen 1877 in Angriff genommen wurde.
Bis zu dieser Zeit hatte man sich damit begnügt, die bereits ausgeführten Kanalisationsarbeiten in gutem Zustand zu erhalten, da eine Fortsetzung derselben wegen der durch die Tieferlegung des Neuenburgersees geschaffenen neuen Sachlage ausgeschlossen war. Das Projekt von 1877 nun sah einen Kostenvoranschlag von Fr. 4022762 voraus, in welcher Summe die Verzinsung und (bis 1915 vollendet sein sollende) Rückzahlung des aufgenommenen Anleihens inbegriffen ist.
Die Kosten werden getragen zu einem Drittel vom Bund und zu zwei Dritteln vom Kanton Waadt und den beteiligten Gemeinden und Grundeigentümern. So hat man bis jetzt kanalisiert: 1. die Orbe von Les Granges d'Orbe bis zur Mündung in den Neuenburgersee;
2. den sog. Bief des Abattoirs;
3. den Buron;
4. den Talent;
5. den Unterlauf des Nozon, der hier durch den Fossé à la Judith das Wasser des einstigen Canal d'Entreroche erhält;
6. den Canal Oriental;
7. den Canal Occidental;
8. den Mujon;
9. den Bey;
10. die Brinaz. (Der 1640 begonnene und seit 1829 sich selbst überlassene Canal d'Entreroche hatte nur den Zweck, zwischen dem Gebiet der Orbe und dem der Rhone als Schiffahrtsweg zu dienen.) Alle diese kostspieligen Arbeiten werden die auf sie gesetzten Hoffnungen ohne Zweifel erfüllen und die erwarteten günstigen Resultate zeitigen.
Das Klima wird gesünder werden, grosse bisher unproduktive Flächen sind bereits dem Anbau zurückgewonnen worden, und der einst mit Schwierigkeiten verbundene Abbau des Torfes wird sich lohnender gestalten. Den alten Zustand werden wohl einzig Botaniker und Jäger mit Bedauern sich ändern sehen, da sowohl Flora als Fauna dieses Gebietes durch seine Trockenlegung sich gründlich ändern werden. So ist heute schon eine für diese Kanäle und ihre Mündungen charakteristische Florula gänzlich verschwunden, und einige einst allgemein verbreitete Arten, wie Hottonia palustris, Sagittaria sagittifolia, Utricularia etc., finden sich nicht mehr in der Umgebung von Yverdon.
Wir haben bereits ausgeführt, dass die heute die Orbeebene bildende obere Bucht des Neuenburgersees zu einem Teil durch die Wirkungen der Eiszeit und zum anderen Teil durch die hier mündenden Flüsse und Bäche aufgefüllt worden ist. Es ergibt sich daraus, dass diese Ausfüllung mit verschiedenartigem Material ein sehr kompliziertes Ineinandergreifen von Wildbach-, See- und Glazialablagerungen erzeugt hat, deren Darstellung, auch auf schematischem Weg, schwierig ist. Es ist wahrscheinlich, dass diese drei Vorgänge mehrfach miteinander abgewechselt haben und dass vor der Glazialzeit die allein arbeitenden Wildbäche ihre Deltas in den See hinausbauten, wie dies die Areuse, Mentue und der Arnon heute noch tun. So kam es dann dazu, dass die Deltas besonders der Orbe und des Talent, der beiden tätigsten dieser Wildwasser, allmählig den obersten Abschnitt des Sees von seinem Hauptkörper abschnürten, wie dies beim nördl. Abschnitt des Comersees und zwischen dem Brienzer- und Thunersee der Fall gewesen ist.
Dieser Vorgang muss dann durch die mehrfachen Schwankungen des Rhonegletschers, der den Neuenburgersee mindestens dreimal bedeckt hat, unterbrochen worden sein, während die Auffüllung zur Zeit, da die Gletscherfront am Mormont stand, um so intensiver vor sich ging. Man kann diese Abschnürung des Sees durch die Deltas des Talent und der Orbe zwischen Chavornay und der Stadt Orbe jetzt noch deutlich sehen, indem hier zwei vorspringende Bodenschwellen, der Schuttkegel des Talent einer- und derjenige der Orbe andererseits, einander beinahe berühren.
Zwar ist ein Teil der Bodenerhebung von Chavornay durch Moräne gebildet, was aber die oben ausgesprochene Annahme nur bekräftigt. Andere Schwellen gleicher Art finden sich an der Mündung des Mujon bei Mathod und bei Épendes, wo die Bäche von Les Combes in die Ebene eintreten. Ferner haben auch die Brinaz und besonders der Buron bedeutende Schuttkegel (der des Buron Fin de Gravas geheissen) aufgeschüttet, während sie bei dem hauptsächlich durch die am W.-Hang des Mont de Chamblon entspringenden Stromquellen gespiesenen Bey und beim Nozon fehlen. Dieser letztere Fall erklärt sich wohl daraus, dass der Nozon erst seit geologisch rezenter Zeit in die Sümpfe der Orbe mündet, während er früher durch den Engpass von La Sarraz der Venoge zugeflossen ist. Alle diese genannten Barren von Wildbachalluvionen haben das sumpfige Becken von Entreroche am S.-Ende des einstigen Sees und tiefer unten den ¶
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Sumpf von Mathod-Épendes und denjenigen von Yverdon geschaffen.
An den die Orbeebene seitlich begleitenden Gehängen liegen mächtige Ablagerungen von Moränenschutt, zu deren bemerkenswertesten die Hügel des sog. L'Islan am Ufer des einstigen Kanales von Entreroche bei Bavois gehört. Zur charakteristischen Ausgestaltung der Umrahmung des Marais haben dann auch noch Erdrutschungen und Felsstürze, die von den einstigen (heute verfestigten und bewaldeten) Steilufern des Sees niedergebrochen sind, beigetragen. Im tiefstgelegenen und den Ueberschwemmungen am häufigsten ausgesetzten NO.-Abschnitt der Ebene befindet sich eine wenig hervorstechende, aber das Becken des Marais deutlich vom Strand des Neuenburgersees scheidende Bodenschwelle, die aus Sand und Riesen besteht und offenbar von den die Uferalluvionen hierher zusammenschwemmenden Wellen angehäuft worden ist.
Dieser Düne oder Barre verdankt die Stadt Yverdon (Eburodunum) ihre Entstehung. Weitere solche Terrassen oder Sandbänke tauchen aus dem Torfboden auch noch zwischen Yverdon und dem Mont de Chamblon auf, wie ferner ein einstiger Strand derselben Natur sogar weiter oben zwischen Épendes und dem Mont de Chamblon vorhanden zu sein scheint. Die die Stadt Yverdon tragende Düne steht deutlich einerseits mit dem Schuttkegel der Brinaz und andererseits mit demjenigen des Buron in Verbindung.
Diese Dünen haben sich also durch vereinte Bemühungen der beiden stark mit Schutt beladenen Wildwasser und der besonders kräftig arbeitenden N.-Winde gebildet. Dieser Sanddünenbildung ist auch die seit der Tieferlegung des Sees beobachtete Verschiebung der Buronmündung auf dem trocken gelegten Strand nach NW. zuzuschreiben. Die Ausfüllung des NO.-Abschnittes der Orbeebene zwischen dem Mont de Chamblon und dem heutigen See muss ganz rezenten Datums sein, wie dies das Vorhandensein des der Bronzezeit angehörenden Pfahlbaues von Les Cléettes zwischen dem Moulin Cosseau und dem Moulin Chappuis beweist. Die Bildung der Dünen ist vielleicht schon erfolgt, bevor diese Lagune, in der sich die Pfahlbauer nahe einer die jetzige Domäne Saint Georges mit Wasser versorgenden Quelle angesiedelt hatten, verlandet war. Die die Stadt Yverdon tragende Düne verschmilzt mit dem Schuttkegel des Buron bei Les Quatre Marronniers, wo 1857 der bereits früher erwähnte Pfahlbau zum Vorschein gekommen ist.
Die heute nicht sehr lebhafte Torfausbeute in der Orbeebene kann in der Folge ohne Zweifel lohnender und intensiver gestaltet werden. Ein Versuch, Torfbriketts herzustellen, hat bald wieder eingestellt werden müssen. Die Dicke der Torfschicht ist an manchen Stellen sehr bedeutend und kann bis 7 und 8 m betragen. Unter dem Torf liegt meistens Seeschlamm mit Molluskenschalen. Aus dem Umstand, dass dieser Schlamm bei Entreroche in einem nur wenig höheren Niveau, als es der einstige Seespiegel hatte, vorkommt, ergibt sich, dass die Torfbildung die letzte Phase der Ausfüllung der einstigen Lagunen darstellt, die sich zwischen den das ehemalige S.-Ende des Neuenburgersees abschnürenden Flussdeltas noch erhalten hatten.
Die am Rand des Deltas der Vounnaz (La Vounoz oder l'Avonoz) mitten aus dem alluvialen Ausfüllungsmaterial entspringende Schwefelquelle des Bades Yverdon steht offenbar mit einer Neocomfalte in Verbindung, die in Chevressy bei Pomy die tertiäre Decke durchsticht, und steigt durch eine Spalte des Gesteins in die Höhe, um in Form eines «bugnon» von unten nach oben an den Tag zu treten.
Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts gehörte ein grosser Teil der Orbesümpfe den Herren von Grandson, deren einer, Otto III. von Grandson, 1364 den Gemeinden Belmont sur Yverdon, Épendes und Gressy das Weiderecht in dieser Ebene verlieh, wie es ähnlich auch Yverdon selbst besass. Da diese Rechte jedoch gegenseitig nicht scharf abgegrenzt waren, entstanden zwischen den berechtigten Gemeinden endlose Streitigkeiten und Prozesse, so besonders zwischen Belmont und Épesses (1534, 1542, 1565, 1583, 1604, 1691 und 1735). Ein 1604 zwischen Belmont, Gressy und Épesses vereinbartes Abkommen enthält u. a. folgende Bestimmungen und Klauseln: Niemand darf früher als 7 Tage vor dem Johannestag in den Orbesümpfen Gras schneiden oder Heu einbringen;
an diesem bestimmten 7. Tag hat jeder Haushaltungsvorstand der Gemeinden das Recht, einen Mann zum Mähen hinzusenden, unter der Bedingung jedoch, dass dies nicht vor Sonnenaufgang geschehe, ansonst die Sichel und das niedergelegte Gras zu Gunsten der drei Gemeinden eingezogen würden;
mit Hinsicht auf den grossen Schaden, den die Schafe anrichten, darf jeder Hufenbesitzer nicht mehr als 12 Mutterschafe und einen Widder und jeder Berechtigte, der keine Hufe besitzt, nicht mehr als 8 Mutterschafe und einen Widder halten.
Bei einer ersten Teilung des Grundbesitzes in der Ebene erhielten 1735 Belmont und Gressy zusammen ¾ und Épendes allein ¼. Da aber bald neue Schwierigkeiten entstanden, schritt man 1745 zu einer neuen, diesmal endgiltigen Teilung, wobei jede der drei Gemeinden den auf ihrem Boden liegenden Teil der Sümpfe erhielt.
Vergl. Jayet, A. Notice sur la plaine de l'Orbe (im Bull. de la Soc. vaud. des Sc. nat. 7, 1862); Mémorial des travaux publics du Cant. de Vaud. Lausanne 1895.
[Dr. H. Schardt.]