auch allen
Häusern der Anhänger
Berns angedeihen lassen wollten. Dies wurde nur dadurch verhindert, dass Blanchenay der Stadt
eine Kriegssteuer von 12000 Franken auferlegte.
Orbe ist die Heimat einer Reihe von hervorragenden Männern, von denen folgende zu nennen sind: aus dem 16. Jahrhundert der
Reformator
Pierre Viret (1511-1571) und der Chronist
Pierre de Pierrefleur; ferner der im 16. und 17. Jahrhundert
lebende Jaques d'Avy, der zum Katholizismus übertrat und es unter dem Namen du
Perron bis zum Kardinal brachte; der durch
seine landwirtschaftlichen Schriften bekannt gewordene Pfarrer
Jean Bertrand (1708-1777), der Verfasser von Schriften über
Moral und Naturwissenschaften Élie Bertrand (1713-1797), der Rechtsgelehrte B. Carrard († 1730), der
Erfinder der Orthopädie Dr.
Jean André Venel (1740-1791) und sein als Historiker bekannter Sohn F. H. Venel (1780-1855),
der Dichter und Schriftsteller Albert
Richard, der
Maler Arlaud (1773-1845), der Feldmarschall in französischen Diensten L.
F. Darbonnier de
Dizy († 1780), die Theologen
Jean Hollard († 1569) und
Jean Mestrezat (1632-1705),
der Naturforscher Louis Agassiz (1807-1873) und
Nicolas de
Goumoëns, der bei der Belagerung von Antwerpen 1832 den Heldentod
starb.
Die Stadt wurde 1407, bei der Belagerung des
Schlosses 1475 und dann wieder 1688 von Feuersbrünsten und 1348, 1349 und 1515 von
der Pest heimgesucht. Nördl. der Stadt hat man zahlreiche Funde von römischen Altertümern gemacht,
von denen einige Mosaiken in
Bossaye (an der Strasse nach
Yverdon 2 km nördl. von Orbe) aufbewahrt werden, während die bemerkenswerten
Funde westl. der Stadt leider verloren gegangen sind. Am
Chemin de l'Étraz (der alten
Römerstrasse) ist
ein Gräberfeld aus römischer Zeit aufgedeckt worden, und auf dem Hügel von
Châtillon hat man unter einem
Steinhaufen einen
bronzenen Krug mit etwa 1200 römischen Münzen gefunden.
Der Kreis Orbe liegt im östl. Abschnitt des Bezirkes gleichen Namens und umfasst die Gemeinden Orbe und
Montcherand an der
Orbe,
Chavornay und
Bavois am W.-Fuss des
Jorat und
Corcelles am
W.-Hang des
Jorat. Zusammen 4000 Ew.
Vergl. ausser den den ganzen Kanton behandelnden Werken: Ogiz, Jules. Orbe à travers les siècles. Orbe 1895; Naef, A.
Le châteauetl'églised'Orbe (in der Revue histor. vaudoise. Dezember 1903).
(Le Maraisde l')(Kt. Waadt,
Bez.
Yverdon, Orbe und Cossonay).
So nennt man die vom
Mormont bis
Yverdon sich erstreckende
Ebene der Orbe,
deren einzelne Teile man als
Marais d'Entreroche,
Marais des
Puits,
MaraisRouge,
Marais de
la Dame,
Marais,
Grand Marais etc. zu
unterscheiden pflegt. Diese
Ebene ist vom
Mormont bis zur Mündung der
Thièle in den
Neuenburgersee 16 km
lang und durchschnittlich 3,3 km breit und hat eine Fläche von 38 km2. Dabei sind nicht mitgerechnet die Neocominsel
des
Mont deChamblon in der NW.-Ecke und die Molassehöhe
von
Orny im SW. Die Höhenlage der
Ebene schwankt von 450 bis 432 m.
Dieselbe stellt einen ehemaligen Teil des
Neuenburgersees dar, der durch die Alluvionen der verschiedenen Flüsse
(Buron und
Thièle oder Orbe mit ihren heutigen Nebenadern
Mujon,
Talent und
Nozon, u. a. von geringerer Bedeutung) im
Lauf der Jahrhunderte
zugeschüttet worden und verlandet ist, zu welchem Vorgang auch die im nw. Abschnitt fliessenden
BächeBrinaz und
Bey noch das ihrige beigetragen haben.
Von noch grösserem Einfluss auf die Bildung der
Ebene waren aber die Vorgänge während der Eiszeit. So ist sicher festgestellt,
dass ein Arm des diluvialen
Rhonegletschers zu wiederholten Malen und je für längere Zeit bis nahe an denMormont
vorrückte und seine stark schlammhaltigen Schmelzwasser durch die Thalengen von
Entreroche und
La Sarraz in das damalige Seebecken
entsandte. Die Senke der
Marais de l'Orbe ist die unmittelbare Fortsetzung derjenigen des
Neuenburgersees, wie sich auch die
diesen letztern beiderseits (besonders aber im SO.) begleitenden Steilufer längs beiden Rändern derEbene
bis in die Nähe des
Mormont ohne Unterbrechung fortsetzen.
Die sie an manchen
Stellen überdeckenden Ablagerungen von Moränenschutt beweisen die direkte Mitwirkung des Gletschers bei
der Auffüllungsarbeit dieses oberen Seebeckens. Das Gefälle der
Ebene von der
Enge von
Entreroche in 450 m bis nach
Yverdon
in 438 m
(Pont de Gleyre) beträgt 12 m, während der vom
Nozon durchflossene Arm w. der
Colline d'Orny
von der
Brücke von
Pompaples bis zum Eintritt des
Nozon in den
Grand Marais sich um 42 m senkt. Doch gehört dieser Abschnitt
des Nozonthales streng genommen nicht mehr zur
Ebene der Orbe, da er mit seinem Gefälle von 14‰
(Grand Marais
nur 0,75‰) ein Erosionsthal darstellt.
Die Korrektion der Juragewässer, die das Mittelwasser des
Neuenburgersees auf 432,2 m gesenkt hat, hat zugleich auch das
Gefälle der Flussläufe in der
Ebene etwas verstärkt, so dass es jetzt 14,8 m oder 0,92‰ beträgt. Als vor der Korrektion
der Mittelwasserstand des
Sees in 434,90 m lag, hatten die Wasserläufe der
Ebene bei Hochwasser weder genügende Fassungskraft
noch genügendes Gefälle, um das auf einer Einzugsfläche von 586 km2 sich sammelnde und alles der
Ebene zustrebende
Wasser
in seiner Gesamtheit an den
See abzugeben.
Daraus folgte eine periodisch sich wiederholende Ueberschwemmung der tiefern Teile, was das ganze Land
ungesund machte und die bereits für den Anbau gewonnenen Landstücke teilweise entwertete. Zu dieser Zeit waren solchen
Ueberflutungen mehr als 30 km2, d. h. etwa 75% der Gesamtfläche der
Ebene unterworfen. Schon früh hatte man erkannt,
dass der einst in die
Thièle mündende
Buron mit seinen Geschieben das
Bett des Hauptflusses allmählig
aufzufüllen drohte und ihn daher schon 1590 durch das neben dem
SchlossYverdon vorbeigehende alte
Bett der
Thièle direkt in den
See abgelenkt. 1773 wollte man dem alten Uebel
¶
mehr
von neuem zu Leibe gehen, doch blieben die vorgeschlagenen Arbeiten ein blosses Projekt. Erst nach 1817 wurde mit der Besserung
der Verhältnisse begonnen, indem man einen Teil des Wassers der Thièle (oder Toile) durch einen Kanal, PetiteToile oder FosséNeuf, ablaufen liess. Dieser auf Kosten der Gemeinde Orbe ausgeführte Kanal geht etwa 2 km unterhalb
der Stadt Orbe von der Orbe ab, mündet in den Mujon und nachher mit diesem zusammen nahe Yverdon in den Canal du Saut, der selbst
wieder eine Ablenkung der untern Thièle bildet.
Dem Tracé dieses Kanales folgt jetzt der später ausgehobene grosse Orbe-Thièle-Kanal. Die seit 1848 von
den Ingenieuren Venetz und Merian unternommenen Studien führten zur Aufstellung eines Gesamtprojektes, das einen Kostenvoranschlag
von 600000 Fr. voraussah und dessen Ausführung am beschlossen wurde. Noch im Laufe der Arbeit stellte es sich
dann (namentlich durch die Ueberschwemmung vom September 1863) heraus, dass den Kanälen ein grösserer
Querschnitt gegeben werden müsse.
Die gesamte Korrektion wurde in folgender Reihenfolge durchgeführt: 1. Aushebung des Fossé des Puits, der das Wasser einer
mitten in der Ebene von unten her aufsteigenden Gruppe von Quellen, (sog. Bugnons), dem Talent zuführt; das Wasser dieser Quellen
sammelt sich wahrscheinlich im Juragebirge und geht wie dasjenige der Quellen am Mont deChamblon unter
den dem Jura vorgelagerten Molasserücken durch, um dann durch den hydrostatischen Druck von unten her zu Tage zu kommen. 2. Die
mit einem Kostenaufwand von 97300 Fr. im Jahr 1858 vollendete Korrektion des Buron, die diesen Fluss in
einem geraderen Lauf als bisher bei der Stelle Les Quatre Marronniers in den See münden lässt; beim Bau der Strassenbrücke
hat man an diesem letztgenannten Ort 1857 Reste von Pfahlbauten und römische Altertümer aufgefunden. 3. Die Korrektion des
Bey, die 27418 Fr. gekostet und die Entwässerung des sw. Abschnittes der Sümpfe bezweckt hat. 4. Der
Bau zweier Kanäle, des Canal Occidental und Canal Oriental, die die Orbe in ihrem Unterlauf entlasten sollen, 1859 und 1860 im
Bau begonnen und erst später vollendet worden sind.
Seit 1864 ging das Unternehmen der Trockenlegung der Orbesümpfe in den im Prinzip schon 1857 beschlossenen weit
umfangreicheren Arbeiten der Juragewässerkorrektion auf, die die Entsumpfung der Uferländereien der drei grossen Jurarandseen
zum Zweck hatte. Vergl. hierüber den Art. Moos (Grosses). Dieses grosse Unternehmen erforderte das gemeinsame Vorgehen der Kantone Waadt,
Freiburg,
Neuenburg,
Bern
und Solothurn,
die sich mit Bezug auf die Trockenlegung der Orbeebene erst 1875 zu einem entscheidenden Projekt
einigten, das dann nach langen Unterhandlungen, mancherlei Schwierigkeiten und verschiedenen partiellen Abänderungen und
Zusätzen 1877 in Angriff genommen wurde.
Bis zu dieser Zeit hatte man sich damit begnügt, die bereits ausgeführten Kanalisationsarbeiten in gutem Zustand zu erhalten,
da eine Fortsetzung derselben wegen der durch die Tieferlegung des Neuenburgersees geschaffenen neuen
Sachlage ausgeschlossen war. Das Projekt von 1877 nun sah einen Kostenvoranschlag von Fr. 4022762 voraus, in welcher Summe
die Verzinsung und (bis 1915 vollendet sein sollende) Rückzahlung des aufgenommenen Anleihens inbegriffen ist.
Die Kosten werden getragen zu einem Drittel vom Bund und zu zwei Dritteln vom Kanton Waadt
und den beteiligten Gemeinden
und Grundeigentümern. So hat man bis jetzt kanalisiert: 1. die Orbe von Les Granges d'Orbe bis zur Mündung in den Neuenburgersee;
10. die Brinaz. (Der 1640 begonnene und seit 1829 sich selbst überlassene Canal d'Entreroche hatte nur den Zweck, zwischen
dem Gebiet der Orbe und dem der Rhone als Schiffahrtsweg zu dienen.) Alle diese kostspieligen Arbeiten
werden die auf sie gesetzten Hoffnungen ohne Zweifel erfüllen und die erwarteten günstigen Resultate zeitigen.
Das Klima
wird gesünder werden, grosse bisher unproduktive Flächen sind bereits dem Anbau zurückgewonnen worden, und der einst mit
Schwierigkeiten verbundene Abbau des Torfes wird sich lohnender gestalten. Den alten Zustand werden wohl
einzig Botaniker und Jäger mit Bedauern sich ändern sehen, da sowohl Flora als Fauna dieses Gebietes durch seine Trockenlegung
sich gründlich ändern werden. So ist heute schon eine für diese Kanäle und ihre Mündungen charakteristische Florula
gänzlich verschwunden, und einige einst allgemein verbreitete Arten, wie Hottonia palustris, Sagittariasagittifolia, Utricularia etc., finden sich nicht mehr in der Umgebung von Yverdon.
Wir haben bereits ausgeführt, dass die heute die Orbeebene bildende obere Bucht des Neuenburgersees zu einem Teil durch die
Wirkungen der Eiszeit und zum anderen Teil durch die hier mündenden Flüsse und Bäche aufgefüllt worden
ist. Es ergibt sich daraus, dass diese Ausfüllung mit verschiedenartigem Material ein sehr kompliziertes Ineinandergreifen
von Wildbach-, See- und Glazialablagerungen erzeugt hat, deren Darstellung, auch auf schematischem Weg, schwierig ist. Es ist
wahrscheinlich, dass diese drei Vorgänge mehrfach miteinander abgewechselt haben und dass vor der Glazialzeit die allein
arbeitenden Wildbäche ihre Deltas in den See hinausbauten, wie dies die Areuse, Mentue und der Arnon heute
noch tun. So kam es dann dazu, dass die Deltas besonders der Orbe und des Talent, der beiden tätigsten dieser Wildwasser,
allmählig den obersten Abschnitt des Sees von seinem Hauptkörper abschnürten, wie dies beim nördl.
Abschnitt des Comersees und zwischen dem Brienzer- und Thunersee der Fall gewesen ist.
Dieser Vorgang muss dann durch die mehrfachen Schwankungen des Rhonegletschers, der den Neuenburgersee mindestens dreimal bedeckt
hat, unterbrochen worden sein, während die Auffüllung zur Zeit, da die Gletscherfront am Mormont stand, um so intensiver
vor sich ging. Man kann diese Abschnürung des Sees durch die Deltas des Talent und der Orbe zwischen Chavornay
und der Stadt Orbe jetzt noch deutlich sehen, indem hier zwei vorspringende Bodenschwellen, der Schuttkegel des Talent einer-
und derjenige der Orbe andererseits, einander beinahe berühren.
Zwar ist ein Teil der Bodenerhebung von Chavornay durch Moräne gebildet, was aber die oben ausgesprochene
Annahme nur bekräftigt. Andere Schwellen gleicher Art finden sich an der Mündung des Mujon bei Mathod und bei Épendes, wo
die Bäche von Les Combes in die Ebene eintreten. Ferner haben auch die Brinaz und besonders der Buron bedeutende Schuttkegel
(der des BuronFin deGravas geheissen) aufgeschüttet, während sie bei dem hauptsächlich durch die am
W.-Hang des Mont deChamblon entspringenden Stromquellen gespiesenen Bey und beim Nozon fehlen. Dieser letztere Fall erklärt
sich wohl daraus, dass der Nozon erst seit geologisch rezenter Zeit in die Sümpfe der Orbe mündet, während
er früher durch den Engpass von La Sarraz der Venoge zugeflossen ist. Alle diese genannten Barren von Wildbachalluvionen haben
das sumpfige Becken von Entreroche am S.-Ende des einstigen Sees und tiefer unten den
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