mehr
Katholiken und 1243 Reformierte. Bei erstern sind inbegriffen die Christkatholiken, die in Olten, Starrkirch, Trimbach, Schönenwerd und Nieder Gösgen eigene Kirchgemeinden gegründet haben. Bemerkenswert ist die grosse Zahl der Reformierten, besonders mit Rücksicht darauf, dass sich die ersten Reformierten erst vor wenig mehr als 50 Jahren in Olten angesiedelt haben. Reform. Kirchgemeinden bestehen in Olten und Schönenwerd, wohin auch die zerstreuten Reformierten pfarrgenössig sind. Mit wenigen Ausnahmen bestehen in allen politischen Gemeinden eigene römisch-katholische Kirchgemeinden (im ganzen 20). Olten hat ein Kapuzinerkloster.
Oeffentliche Schulen bestehen 80; konfessionelle Erziehungsanstalten (für verwahrloste Kinder) in Däniken und Rickenbach.
Die Muttersprache ist die deutsche und zwar ein alemannischer Dialekt, der sich unterhalb Olten ziemlich stark dem Aargauer Dialekt nähert. Von alten Volkssitten und Gebräuchen ist heute so gut wie nichts übrig geblieben. Auch die alte kleidsame Oltener Tracht ist gänzlich verschwunden. Bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts bildete die Landwirtschaft nebst den gewöhnlichen kleinen Gewerben fast die einzige Beschäftigung der wenig zahlreichen Landbevölkerung, während sie heute trotz ziemlich intensivem Betrieb kaum für einen Drittel der Bevölkerung die alleinige Erwerbsquelle ist.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 6657 | 7054 | 7040 |
Pferde | 341 | 489 | 522 |
Schweine | 1495 | 1871 | 2007 |
Ziegen | 2065 | 2176 | 2093 |
Schafe | 185 | 129 | 106 |
Bienenstöcke | 2263 | 1836 | 2490 |
Das Hauptgepräge modernen Erwerbslebens gibt der Gegend die Industrie, die etwa ⅔ der Bevölkerung lohnenden Verdienst bietet. Schon vor 60 Jahren galt die Amtei als die gewerbreichste im Kanton, da die Stadt Olten in Strumpffabrikation etwa 1000 Arbeitskräfte beschäftigte, daneben noch Kappen, Halbleinen, Kattun, Eisendraht etc. fabrizierte und in Schönenwerd die Seidenindustrie aufzublühen begann. Seit 50 Jahren jedoch hat die Bearbeitung von Seide, Leder, Eisen und anderen Rohstoffen völlig den Charakter der Grossindustrie angenommen.
Hauptsitze derselben sind Olten und Schœnenwerd (s. diese Art.). Etwas eigenartige Verhältnisse liegen aber hier deshalb vor, weil die Grosszahl der Arbeiter nicht am Fabrikort selbst, sondern mehr in den umliegenden Ortschaften angesiedelt ist. So wohnen z. B. von etwa 2800 Arbeitern, die in Schönenwerd in den Schuhfabriken der Trikot-, Seidenband- und Chemischen Fabrik beschäftigt sind, nur etwa 550 im Ort selbst, während die übrigen aus den Dörfern der untern Amtei oder aus dem benachbarten Kanton Aargau herkommen. Aehnlich, wenn auch weniger ausgeprägt, liegen die Verhältnisse in den Grossbetrieben Oltens, wie der Reparaturwerkstätte der Bundesbahn, der Giesserei, der Schuhfabrik, Filzfabrik etc.
Nach der politischen Einteilung gehören zum Wahlkreis Olten 16, zu Gösgen 12 Gemeinden. Hauptort ist als Sitz der Amtsbehörden die Stadt Olten. Sitzungen des Amtsgerichtes finden abwechselnd auch in Ober Gösgen statt.
Der Bezirk Olten umfasst folgende politische Gemeinden: Bonigen, Däniken, Dulliken, Eppenberg-Wöschnau, Fulenbach, Gretzenbach, Grod, Gunzgen, Hägendorf, Kappel, Olten, Rickenbach, Schönenwerd, Starrkirch-Wil, Walterswil und Wangen. Er setzt sich aus zwei durch die Aare und einschneidende Grenzen getrennten Gebietsteilen zusammen. Der linksufrige Teil oberhalb Olten trägt noch den Namen der einstigen ausgedehnten Landgrafschaft Buchsgau, zu deren Gebiet er gehörte. Ebenso ist die Bezeichnung Niederamt für das von Olten bis Aarau reichende Gebiet der einstigen «niedern Aemter» geblieben.
Im Buchsgau liegen die Dörfer Wangen, Rickenbach- und Hägendorf am Fuss des Jura, Kappel und Gunzgen in der Ebene der Dünnern, Bonigen und Fulenbach an der Aare. Die Häusergruppe Allmend gehört zu Gunzgen; Bonigen gehört zur Kirchgemeinde Kappel. Von den niederämtischen Gemeinden liegen Starrkirch mit Wil, Dulliken mit Engelberg, Däniken mit Eich, Gretzenbach, Weid, Schönenwerd, Eppenberg-Wöschnau im Aarethal oder auf anstossenden Erhebungen. Südl. vom Engelberg liegt Walterswil-Rotacker mit Hennenbühl. Die kleine Gemeinde Grod hat keine eigene Schule; die Kinder wandern nach Gretzenbach, das mit Weid eine Schulgemeinde, mit Däniken und Weid eine Kirchgemeinde bildet.
Der Bezirk Gösgen umfasst folgende politische Gemeinden: Hauenstein-Ifenthal, Kienberg, Lostorf, Nieder Erlinsbach, Nieder Gösgen, Ober Erlinsbach, Ober Gösgen, Rohr, Stüsslingen, Trimbach, Winznau und Wisen. In der Aareebene liegen Winznau, Ober Gösgen, Nieder Gösgen mit Mühledörfli, in oder vor den Quereinschnitten in den Jura hinein Trimbach (das grösste Dorf), Lostorf mit Mahren und Bad, Stüsslingen, Rohr (in einem einsamen Thalkessel) und Erlinsbach. Auf dem Jura oder in nördl. Einschnitten finden sich Hauenstein-Ifenthal, Wisen (am Fuss des Wisenbergs) und Kienberg, das als fast völlige Exklave von Basel Land und dem Aargau eingeschlossen ist.
Die Amtei ist reich an vor- und frühgeschichtlichen Fundgegenständen. In jüngster Zeit (Herbst 1904) hat man eine neolithische Höhlenwohnung in Winznau systematisch untersucht, die eine reiche Menge der verschiedenartigsten Fundstücke aus dieser Zeit ergab. Steinwaffen fanden sich ferner in Ober Gösgen, Bonigen, Schönenwerd etc. Aus der Bronzezeit wurden Funde gemacht in Erlinsbach, Kienberg, Rickenbach, Trimbach Froburg. Grabhügel aus der Eisenzeit sind 1903 in Ober Gösgen aufgedeckt worden.
Solche fanden sich früher schon in Bonigen, Rickenbach und Gunzgen. Ein ausgedehntes keltisches Refugium, das grösste der Schweiz, mit 600 m langem Wall befindet sich auf der Höhe des Eppenberges, eine Erdburg beim Schloss Ober Gösgen. Sehr zahlreich sind römische Einzelfunde, wie Münzen etc. Römersiedelungen sind nachgewiesen in Bonigen, Hägendorf, Rickenbach, Wangen, Olten, Dulliken, Erlinsbach, Lostorf, Trimbach. Frühgermanische Grabstätten in Olten, Ober Gösgen, Kienberg, Wangen und Wisen.
Im frühern Mittelalter gehörte der grössere Teil der Amtei d. h. das Gebiet links der Aare, zur Landgrafschaft Buchsgau, der die mächtigen Grafen von Froburg vorstanden, während der rechtsufrige Teil, das Niederamt, dem Aargau sich angliederte. Edelsitze von Vasallengeschlechtern (Rittern, Edelknechten und Ministerialen) standen zu Hägendorf, Winznau und Ifenthal, Hagberg und Kienburg bei Olten, Fridau gegenüber Fulenbach. Bedeutender waren die Burgen Wartenfels bei Lostorf, Wartburg bei Olten, Kienberg und Heidegg bei Kienberg. Zu grosser Bedeutung gelangte das Freiherrengeschlecht von Gösskon, das im 13. Jahrhundert den grössern Teil des Gösgeramtes und Niederamtes, nebst der Kastvogtei des Stiftes Schönenwerd an sich brachte. Um 1400 ging die Herrschaft an die Grafen von Falkenstein über.
Die Stammburg Gösskon stand in Ober Gösgen. 1230 erbaute man die grosse und schöne Burg Nieder Gösgen, die 1441 zerstört, 1498 als Landvogtssitz wieder aufgebaut, 1798 neuerdings zerstört und 1903 zu einer Kirche umgebaut wurde. Von 1458 bis 1539 kaufte Solothurn nach und nach die ganze Amtei an und liess sie bis 1798 durch Landvögte verwalten. Die Vogtei Gösgen umfasste den jetzigen gleichnamigen Bezirk und bis 1623 auch das Niederamt, das dann dem Schultheissenamt Olten zugeteilt wurde. Der Buchsgau bildete das niedere Amt Bechburg (Landvogtssitz auf Neu Bechburg bei Oensingen), auch Fridaueramt geheissen.
Die kirchliche Gewalt (Kollaturrechte etc.) stand im Mittelalter in den meisten Gemeinden dem Chorherrenstift Schönenwerd zu, das urkundlich zuerst 778 erwähnt ist und 1874 aufgehoben wurde. Zur Reformationszeit waren mehrere Gemeinden für einige Zeit zur neuen Lehre übergetreten. Im Bauernkrieg stand Olten im Mittelpunkt der bäuerlichen Opposition. Beim Einfall der Franzosen 1798 und beim Durchmarsch der Alliierten 1813 wurde die Amtei durch Kontributionen etc. schwer geschädigt. Von 1830 an stand und steht sie zu den demokratischen, fortschrittlichen Bewegungen.
Die Hauptverkehrslinien folgten von jeher den Flussläufen. Zu den Bergstrassen sind zu zählen die Verbindung zwischen Hägendorf und Langenbruck, die Untere Hauensteinstrasse, die Strasse Erlinsbach-Kienberg über Saalhöhe; weniger begangen ist der Weg über die Schafmatt. Olten als Knotenpunkt mehrerer ¶
mehr
Haupteisenbahnlinien bedingt auch gute Eisenbahnverbindungen; die Stationen in der Amtei liegen an den Linien Olten-Solothurn und Olten-Aarau. Ausser den 2 Eisenbahnbrücken bei Olten existieren noch Uebergänge über die Aare in Fulenbach und Schönenwerd (gedeckte hölzerne Brücken), bei Aarburg (Drahtseilbrücke), in Olten (alte und neue Brücke) und die erst kürzlich vollendete Rankwagbrücke. Zwischen Schachen und Ober Gösgen eine Fähre.