Lenzerheidesee, Solis und Zorten, Telegraph und Telephon in Lenzerheide, Solis und Zorten; Postwagen Chur-Lenzerheide-Tiefenkastel.
Die sehr ausgedehnte Gemeinde umfasst die Dörfer Lain, Muldain und Zorten (oder Obervaz im engeren Sinn), den Weiler Solis und
zahlreiche Häusergruppen auf der Lenzerheide. Zusammen 150 Häuser, 868 kathol. Ew. romanischer Zunge. Kirchgemeinde. Wiesenbau
und Viehzucht, Alpwirtschaft. Fremdenindustrie. Die Bewohner wählen mit Vorliebe die Berufe eines Kaminkehrers
und Lumpensammlers.
Zur Erziehung ihrer Kinder hat die Gemeinde am O.-Hang des Stätzerhorns eine besondere Anstalt erbaut. Auf der Lenzerheide
werden grosse Tufflager abgebaut, die ein vorzügliches Baumaterial liefern. Beträchtliche Ueberreste der Stammburg der
Freiherren von Vaz, die vom 12. bis 14. Jahrhundert das mächtigste Edelgeschlecht Bündens waren. Diese
volksfreundlichen Herren befreiten schon im 13. Jahrhundert die Bewohner von Belfort von der Hörigkeit, besiedelten die Hochthäler
im Davos, wo sie den Kolonen beträchtliche Freiheiten gewährten, und schützten die Rechte der Leute im Rheinwald vor Uebergriffen.
Nach dem Erlöschen des Geschlechtes kam Obervaz zuerst an die Grafen von Werdenberg und dann an den Bischof
von Chur, von dem sich die Bewohner 1537 gänzlich freikauften. Nahe der Solisbrücke hat man ein Grab mit Skelet und einem
Henkelkrug und bei Nivaigl ebenfalls ein Grab mit Skelet aufgedeckt.
(Kt. Wallis,
Bez. Goms.)
1371 m. Gem. und Pfarrdorf im östlichsten Abschnitt des Kantons Wallis,
am rechten Ufer der Rhone und an der Furkastrasse; 500 m
n. Unterwasser und 44 km nö. der Station Brig
der Simplonbahn. Postablage, Telegraph; Haltestellen Oberwald und Gletsch der Postwagen
über die Furka (Brig-Göschenen). Die Gemeinde umfasst das ganze 20 km lange Thalstück von der Passhöhe
bis zur Gemeinde Obergestelen, sowie das Gebiet um die obere Grimselstrasse und das Gerenthal, zählt aber doch (zusammen mit
Unterwasser) nur 37 Häuser und 240 kathol. Ew. Die einzigen Steinbauten des Dorfes sind die mit einer Spaltecke gegen Lawinengefahr
versehene, sehr einfache Pfarrkirche und ein schöner Gasthof.
Aus Holz besteht auch das zugleich als Schul- und als Gemeindehaus dienende Gebäude. Brücke über die Rhone nach Unterwasser.
Die Gemeinde wird von den zwei wichtigen Poststrassen über die Furka und über die Grimsel (Gletsch-Berner Oberland) durchzogen.
Das bei Oberwald von links auf das Rhonethal (Goms) sich öffnende Gerenthal steht mit dem Kanton Tessin
blos über
den schwierigen und wenig benutzten Gerenpass (2702 m) in Verbindung, der nach All' Acqua im Bedrettothal führt.
Schöne Waldungen. Die Bewohner beschäftigen sich
wie überall im Goms hauptsächlich mit Viehzucht. Die Bevölkerung muss
einst an Zahl beträchtlicher gewesen sein als heute, doch ist die Geschichte dieser abgelegenen Gegend
in mancher Beziehung in Dunkel gehüllt. Es ist sicher, dass das jetzt nahezu verödete Geren- und Gornerthal einst teilweise
besiedelt gewesen ist und je sein eigenes Gericht, seinen Ammann und seine Richtstätte besessen hat. Dies wird 1812 von
dem aus dem Goms gebürtigen Dr. Stephan Schinner in seiner Description du Départem. du Simplon ausdrücklich
bestätigt, obwohl z. B. der Abbé B. Rameau in seinem Werk über die Schlösser und Herrschaften des Wallis(Le Vallais historique.
Sion 1885) die beiden Thälchen gar nicht erwähnt. Schinner spricht ferner von einem grossen Aufstand, dessen
Anführer dann längs der Strasse an Bäumen gehängt worden seien. Doch ist Näheres darüber nicht zu erfahren. Heute sind
die beiden einstigen Dörfer Gerendorf und Elmi blosse Hüttengruppen mit je einer Kapelle und werden nicht mehr ständig bewohnt.
Eine alte Hütte in Gerendorf soll einst das Gemeindehaus gewesen sein.
im Heinimürler eine Römersiedelung, wo man eine jetzt im Landesmuseum
zu Zürich
aufbewahrte Mosaike gefunden hat (vergl. Anzeiger für schweizer. Altertumskunde. 1882, Nr. 2).
573 m. Gruppe von 8 Häusern, an der Strasse Flawil-Unterrindal-Bazenheid
und 900 m ö. der Station Bazenheid der Toggenburgerbahn. 33 kathol. Ew. Kirchgemeinde Lütisburg.
(Kt. Aargau,
Bez. Bremgarten).
555 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechtsseitigen Gehänge des Reussthales und 5 km sö. der Station
Bremgarten der Linie Brugg-Wohlen-Bremgarten. Postablage, Telegraph,
mehr
Telephon. 65 Häuser, 468 kathol. Ew. Acker- und Obstbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Strohflechterei. Geburtsort des im
Alter von 96 Jahren 1738 in Paris gestorbenen Generales in französischen Diensten Jakob Brändli, den man den «Suisse sans
peur» nannte.
Reste einer Römersiedelung mit Fund einer Mosaike.
Landwirtschaft. Je eine Parketterie,
Branntweinbrennerei und Dampfziegelei.
Gehörte bis 1793 zur Vogtei Birseck des Bistums Basel.
Nachdem die Bewohner während 48 Jahren
dem reformierten Glauben angehangen hatten, kehrten sie 1595 wieder zur katholischen Konfession zurück.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Büren).
490 m. Gem. und Pfarrdorf, in einem Thälchen am Bucheggberg und 3,4 km sö. der Station Büren der
Linie Lyss-Solothurn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Büren. 126 Häuser, 631 reform. Ew. Gemeinsame Pfarrei
mit den Solothurner Gemeinden Schnottwil, Bibern, Biezwil, Grossliwil und Lüterswil. Löste sich zu nicht
sicher bekannter Zeit von der Kirchgemeinde Büren-Diessbach ab. Schöne Pfarrkirche mit zahlreichen Glasgemälden. Eine Holzwarenfabrik
und eine Früchtekonfiserie. Säge, vier Getreidemühlen, eine Knochenmühle. Landwirtschaft. 2 Käsereien. Schöne Bauernhöfe.
Korbflechterei als althergebrachte Hausindustrie. Fund eines Steinbeiles und einer Lanzenspitze aus Bronze;
im Kirchenholz römische Ueberreste, auf Hofackern römische Münzen. Interessante römische Wasserleitung. 1148: Obrenwilare;
1236: Oberwile; 1318: Obernwile.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nieder Simmenthal). 864 m. Gem. und Pfarrweiler im Simmenthal, 9 km w. Erlenbach. Station der Simmenthalbahn.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde reicht von der Ausmündung der Bunscherschlucht bis zur
Thalenge zwischen dem Eichstalden und der Simmenegg und umfasst zahlreiche Weiler, von denen Bunschen, Bühl, Oberwil, Zeig, Waldried
und Wüstenbach auf Gehängeterrassen links über der Simme und Pfaffenried, Hintereggen, Breiti und Silberbühl auf solchen rechts
über der Simme liegen.
Schöne Aussicht ins Thal besonders von Breiti und Silberbühl aus. Zusammen 215 Häuser, 1225 Ew. (wovon
etwa 100 Katholiken); Weiler Oberwil: 10 Häuser, 61 Ew. Ackerbau und Viehzucht. Fremdenindustrie. Oberwil ist eine der schönst
gelegenen Ortschaften im Unter Simmenthal, hat saubere und behäbige Holzhäuser und bietet eine prachtvolle Aussicht auf Thal
und Berge. Schöne Pfarrkirche mit sehr altem Glockenturm; die Decke von Schiff und Chor mit gotischen
Holzschnitzereien, reich verzierter Taufstein im selben Stil; eine Glasmalerei und ein Schnitzwerk mit dem Wappen der Herren
von Weissenburg.
Nach Urkunden aus dem 13. Jahrhundert soll die erste Pfarrkirche bei Berschwil (dem heutigen Weiler Zelg) gestanden haben.
Der Kirchensatz kam durch Schenkung der Edeln von Weissenburg 1326 an die Propstei Därstetten, dann nach
deren Verschwinden 1486 an das St. Vinzenzstift zu Bern
und nach der Reformation 1528 an den Staat Bern.
Nahe der Bahnstation beträchtliche
Mauerreste, Heidenmauer oder Rosenstein genannt, deren Bestimmung und Schicksale nicht bekannt sind.
431 m. Gruppe von 4 Bauernhöfen an der Strasse Knonau-Cham, 2 km ssw. Knonau und 3 km n. der Station
Cham der Linie Zürich-Zug-Luzern. 27 kathol. Ew. Kirchgemeinde Cham. Fruchtbare Gegend.
(Kt. und Gem. Zug).
418 m. Dorf am rechten Ufer des Zugersees, an der Strasse Zug-Walchwil und 2 km
s. vom Bahnhof Zug.
Postablage, Telephon. 55 Häuser, 367 kathol. Ew. Kirchgemeinde Zug.
Acker- und Gartenbau, Viehzucht. Zündhölzchenfabrik,
zwei Sägen, eine mechanische Schreinerei. Kapelle aus 1467, die zu verschiedenen Malen und erst neuerdings wieder
restauriert worden ist und ein schönes Gemälde von Paul Deschwanden enthält.