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Eruptivgesteine fehlen. Im Gegensatz zu den Fächern des Aar- und Gotthardmassivs bildet das Adulamassiv ein breites, flaches Gewölbe mit etwas steiler abfallenden Rändern. (Vergl. auch den Art. Graubünden).
Das Klima
des Bündner Oberlandes zeigt natürlich die Züge, die man bei Hoch- und Längsthälern zu finden gewohnt ist, also vor allem leichte, reine und relativ trockene Luft, viel heitern Himmel und mässige Niederschläge, im Winter beträchtlichen Schneefall und langandauernde Schneedecke. Leider gibt es im Oberland nur eine einzige ständige meteorologische Station und diese in Platta-Medels, also in einem Seitenthal, so dass die klimatischen Elemente des Hauptthals nicht zahlenmässig dargestellt, sondern nur aus Nachbarstationen erschlossen werden können. Da Chur (610 m) eine mittlere Jahrestemperatur von 8,33°, Reichenau (597 m) eine solche von 7,86° hat, so wird man z. B. für Ilanz (720 m) auf ein Jahresmittel von etwas über 7°, für Disentis (1160 m) auf ein solches von etwas über 5°, für Sedrun (1400 m) auf etwa 4° u. für Tschamut (1618 m) auf etwa 3° schliessen dürfen.
Der Unterschied zwischen kältestem und wärmstem Monat wird wie in den meisten Thalstationen Graubündens 19-20° betragen. Eigentümlich sind die Verhältnisse in Platta-Medels (1379 m), wo nach den Angaben der meteorologischen Zentralstation in Zürich das Jahresmittel aus 37 jährigen Beobachtungen 4,56°, das Januarmittel -3,45° und das Julimittel 13,19° beträgt, das Jahresmittel also zu hoch, die mittlere Jahresschwankung mit nur 16,64° zu klein erscheint. Da an der Richtigkeit dieser Angaben kaum zu zweifeln ist, so müssen wohl lokale, hier nicht weiter zu erörternde Verhältnisse an diesen unerwarteten Ergebnissen schuld sein. Die Niederschläge nehmen im Rheinthal wie im Rhonethal mit der Entfernung vom Gotthard ab. Sie betrugen z. B. im Jahr 1903 am Gotthard 275 cm, bei Tschamut 150 cm, bei Sedrun 125 cm, bei Brigels 100 cm, bei Reichenau 80 cm und bei Chur 73 cm.
Das Rheinthal ist niederschlagsreicher als das Rhonethal und Engadin, gehört aber doch mit diesen zu den trockensten Gegenden der Schweiz. Bekanntlich ist das Rheinthal wie das Rhonethal eine bevorzugte Föhnrinne mit all' den Vorzügen und Nachteilen einer solchen. Der Föhn tritt nicht selten mit verheerender Gewalt auf und verursacht dann und wann einen Dorfbrand, umsomehr als Häuser und Ställe meist in dichten Haufen zusammengedrängt und grösstenteils aus Holz gebaut und mit Schindeln gedeckt sind.
Auch das Pflanzenleben
des Bündner Oberlandes zeigt manche Anklänge an dasjenige des Rhonethals von gleicher Höhenlage. Bereits machen sich die Wirkungen der allgemeinen Massenerhebung in einer etwelchen Steigerung der biologischen Höhengrenzen bemerkbar. Der Wald steigt bis etwa 1920 m, in einzelnen Seitenthälern wie Vals, Rusein und Somvix noch etwas höher (1930-1950 m), einzelne Bäume gehen bis 2100-2200 m. Der Wald nimmt übrigens im Oberland keine allzugrosse Fläche ein, nämlich nur 13,8% des gesamten Bodens. Im untern Teil des Vorderrheinthals gibt es Gegenden, wo der Wald 20-30% der Fläche umfasst.
Dafür gibt es aber auch Thäler, die ganz waldlos sind, so Val Maigels, Val Cornera und Val Nalps (hier den untersten Abschnitt ausgenommen), dann Val Medels oberhalb Perdatsch, Val Frisai und verschiedene andere Gegenden. Der weitaus häufigste Waldbaum ist die Fichte oder Rottanne. Die Lärche, die z. B. im Engadin vorherrscht und grosse, reine Bestände bildet und auch sonst in Graubünden weit verbreitet ist, findet sich im Oberland relativ nicht häufig und merkwürdigerweise mehr in den tiefern als in den höhern Lagen. In der sog. Gruob (Becken von Ilanz) und auch sonst im Vorderrheinthal und Val Medels an manchen Orten zerstreut stehen kleine Wäldchen und Horste, besonders auf Hügeln und Gebirgsvorsprüngen. In Safien und im Tavetsch fehlt die Lärche ganz, und auch im Somvix und im Gebiet des Glenner ist sie sehr selten.
Noch viel seltener ist die Arve, die nur noch in Vals, Vrin, Medels und Val Cornera in wenigen Exemplaren vorhanden ist. Die Weisstanne geht in einzelnen Exemplaren bis etwas hinter Disentis, ebenso die Waldkiefer. Die Eibe kommt vereinzelt in den Wäldern von Flims, Ilanz und Truns vor. Von den Laubbäumen des Waldes ist die Buche nur im untersten Abschnitt des Vorderrheinthals bis Fidaz-Flims (1300 m), die Eiche an wenigen Orten bis Truns in einzelnen Exemplaren und kleinen, abgehenden Beständen vorhanden, die Birke dagegen sehr verbreitet, die Weisserle häufig an Flussufern und Bächen, die Grünerle an schattigen Abhängen der Alpenregion, der Bergahorn bis über Disentis hinauf (1260 m), die Esche bis Schlans, Somvix und Tersnaus (Lugnez), die Ulme bis an den Eingang ins Lugnez, die Linde bis Oberkastels und St. Martin (Glenner) zu finden.
Ein Verzeichnis der floristischen Seltenheiten gibt Dr. Tarnuzzer in seinem Ill. Bündner Oberland, S. 150 f. Die Obstbäume sind am zahlreichsten in der Gruob, gehen aber auch bis über Disentis hinauf und weit ins Lugnez hinein, der Kirschbaum z. B. im Tavetsch bis 1320 m, bei Morissen (Lugnez) bis 1340 m, bei Brigels bis über 1300 m, in Curaglia-Medels bis 1230 m und in Vals bis 1250 m, Birn- und Apfelbaum bei Disentis bis 1050 m und bei Waltensburg bis 1010 m, der Nussbaum bei Disentis bis 1050 m. Die Obstbaumzucht macht schöne Fortschritte und arbeitet namentlich auf feines Tafelobst hin.
Auch die Mostbereitung gewinnt mehr und mehr an Boden. Gerste, Roggen und Kartoffeln werden noch bei Tschamut bis 1500 m, in Soliva (Medels) bis 1470 m, in Vrin bis 1454 m, selbst Mais bei Truns bis fast 800 m angepflanzt. Freilich muss man dann in diesen hohen Lagen das Getreide nach der Ernte an hohe, breite Stangengerüste (romanisch Chischnè, deutsch Histen genannt) bündelweise befestigen und einige Zeit hängen lassen, damit es durch die Wirkung der Sonne und der durchstreichenden Luft völlig ausreifen und trocknen kann. Früher wurde in der Gruob auch Weinbau getrieben, und jetzt noch trifft man Rebenspaliere bis Truns (fast bis 800 m).
Die freilebende Tierwelt
ist ungefähr dieselbe wie im übrigen Bünden. Die Gemsen sind noch zahlreich vorhanden, am meisten im Somvix, im Duvinertobel (Lugnez) und in den Thälern hinter Vals; Rehe finden sich in den Wäldern des untern Oberlandes (Flims, Sculms etc.), Murmeltiere überall in den ihnen zusagenden Höhen. Unter den Haustieren erregen das Oberländer Rind, das Tavetscher Schaf und das Oberländer Schwein ein besonderes Interesse, da sie vom Torfrind, Torfschaf und Torfschwein der Pfahlbautenzeit abstammen.
Das Oberländer Rind hat sich neben den übrigen Bündnerrassen als selbständiger Gebirgsschlag entwickelt und auf verschiedenen Ausstellungen grosse Erfolge errungen. Daneben hält man viel Grau- und Braunvieh, ersteres im ganzen mehr in den obern, letzteres mehr in den untern Teilen des Oberlandes. Das Tavetscherschaf (auch Nalpserschaf genannt) ist klein, weiss, kurzwollig, mit zweikantigem, nach hinten gebogenem, ziegenartigem Gehörn, aber in reinerer Rasse nur noch selten zu finden, so in Tavetsch, Somvix und Vrin.
Bei den Waldhäusern-Flims ist eine Kolonie desselben angelegt. Viel reichlicher vorhanden ist das Valserschaf, ein Kreuzungsprodukt aus dem Tavetscher- und Bergamaskerschaf. Beide Schläge liefern ein feinschmeckendes Fleisch und gute Wolle, aus welcher die bekannte graue Nationalkleidung der Oberländer hergestellt wird (Wollspinnerei- und -weberei in Truns). Das Oberländer Schwein ist von hoher Mastfähigkeit und liefert sehr feine Schinken. Eine Kreuzung mit eingeführten Schweinerassen ist grösser, ergibt aber ein weniger feines Fleisch.
Die Pferdezucht wird nur noch in Obersaxen und im Lugnez betrieben. Sie ist infolge der Eisenbahnbauten, besonders seit Eröffnung der Gotthardbahn, stark zurückgegangen. Das Oberländer Pferd ist klein, aber zähe und ausdauernd. Die Viehzählung von 1901 ergab für das Bündner Oberland 700 Pferde, 22100 Rinder, 32000 Schafe, 13200 Ziegen und 7000 Schweine im Gesamtwert von etwa 5½ Millionen Fr. Der Totalmilchertrag beziffert sich auf rund 4,4 Mill. Liter, der Gesamtertrag für Molkereiprodukte auf gut 1½ Mill. Fr. Von Butter gelangen höchstens 8%, von Käse 5% in den Handel. An Spezialitäten sind hervorzuheben Safier Alpenkäse, halbfette Cavreiner Käse (Disentis), Tavetscher Ziegenkäse, Valser- und Trinserbutter. Die früher berühmten Cristallina- und Tavetscherkäse werden leider nicht mehr fabriziert. An Fleischwaren werden namentlich sog. Bündnerfleisch (an ¶
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der Luft gedörrt), Oberländer Schinken und Schafschinken von vorzüglichen Qualitäten hergestellt und auch ausgeführt. Unübertroffen ist der Alpenhonig, besonders von Tavetsch, Medels und Panix. Die Bienenzucht ist seit den 80er Jahren in erfreulichem Fortschritt begriffen.
Bevölkerung.
Das Bündner Oberland ist begreiflicherweise nicht stark bevölkert. Es hat bis hinunter nach Tamins und Reichenau auf 1514 km2 nur 19403 Ew., also 12,8 per km2, wird aber wohl infolge des Eisenbahnbaus und des steigenden Verkehrs überhaupt (Vermehrung und Vergrösserung der schon jetzt ziemlich zahlreichen Kurorte) in den nächsten Zeiten etwas zunehmen. Natürlich ist der weitaus grösste Teil des Landes überhaupt gar nicht bewohnt. Die Bevölkerung drängt sich auf meist schmale Kulturstreifen in den Thalsohlen und auf den untern Gehängeterrassen zusammen und beträgt hier bis 120 Ew. per km2. Im Hauptthal selber sind es 14530, in den Seitenthälern zusammen 4873 (im Val Medels 536, im Lugnez mit Vrin und Vals 3752, im Safienthal 585). Politisch verteilt sich diese Bevölkerung auf die Bezirke Vorderrhein (7 Gemeinden in einem Kreis) mit 5917, Glenner, der auch auf die N.-Seite des Rhein hinübergreift (39 Gemeinden in 3 Kreisen) mit 10494 und Teile der Bezirke Heinzenberg (Safienthal mit Safien und Tenna, 585) und Im Boden (Flims, Trins und Tamins mit 2407 Ew.). Sprachlich und konfessionell ist diese Bevölkerung bunt gemischt und durcheinander gewürfelt.
Doch herrscht das romanische und katholische Element entschieden vor. Auf die Romanischen kommen 75%, auf die Deutschen 22% und auf Anderssprachige (hauptsächlich italienische Eisenbahn- und Strassenarbeiter) etwa 3%, auf die Katholiken 71% und auf die Reformierten 29% der Bevölkerung. Der Bezirk Vorderrhein mit Disentis als Hauptort ist sozusagen rein romanisch und katholisch (wenig über 100 Deutsche und kaum 20 Reformierte), der Kreis Safien umgekehrt fast rein deutsch und reformiert. Im Bezirk Glenner mit dem Hauptort Ilanz machen die Romanischen 71, die Deutschen 26%, die Katholiken 72 und die Reformierten 28% der Bevölkerung aus, im Kreis Trins (ohne Felsberg) die Romanischen etwa 60, die Deutschen 32 und die Italiener (und andere) 8%, die Katholiken 16 und die Reformierten 84%. Es ergibt sich hieraus, dass es im Oberland auch katholische Deutsche und reformierte Romanen hat, obwohl in der Regel die Deutschen reformiert, die Romanen katholisch sind. Vorherrschend romanisch-reformierte Gemeinden sind Trins, Flims, Kästris, Riein, Pitasch, Duvin, Luvis und Waltensburg, deutsch-katholisch Vals und Obersaxen, deutsch-reformiert Tamins, Safien-Tenna, Versam und Valendas. In Ilanz mit jetzt etwa 1000 Ew. halten sich Deutsche und Romanen einerseits, Reformierte und Katholiken andererseits annähernd das Gleichgewicht.
Dass bei dem Reichtum an herrlichen Alpweiden die Viehzucht, verbunden mit Alpwirtschaft, den Haupterwerbszweig des Oberlandes ausmacht, ergibt sich aus dem früher gesagten. Der Landbau ist nur in den tiefsten und mildesten Lagen, wie z. B. in der Gruob, von nennenswerter Bedeutung (Getreide-, Gemüse-, Kartoffel- und Obstbau). Dagegen entwickelt sich immer mehr der Fremdenverkehr. Flims und vor allem Flims-Waldhäuser (Kur- und Seebadanstalt, gross und modern eingerichtet und auch den höchsten Ansprüchen genügend), Ilanz, Peiden Bad (gipshaltige Eisensäuerlinge), Vals Platz (eisenhaltige Gipstherme), Brigels, Teniger Bad (Val Somvix; bittersalzhaltige Gipsquelle) und Disentis (salinischer Eisensäuerling) erfreuen sich schon seit längerer Zeit eines guten Rufes und immer wachsenden Zuspruchs.
Dazu haben sich in neuerer Zeit zahlreiche kleinere Luftkurorte und Sommerfrischen aufgetan, so Laax bei Flims, Versam, Safien-Neukirch, Seewis, Cumbels, Morissen, Villa, Vrin, Furth, Obersaxen, Truns, Medels-Curaglia, Sedrun und Tschamut. Die Ausnutzung der Wasserkräfte wird vielleicht auch einige Industrie ins Land führen. Der Bergbau hat im Oberland nie eine grössere Rolle gespielt. Es fehlt an nutzbaren Metallerzen. Dagegen sind manche Thäler und Striche reich an schönen Mineralien der mannigfaltigsten Art, so besonders das obere Rheinthal vom Tavetsch bis Truns, Rusein und Puntaiglas, Val Cornera, Nalps, Medels mit Val Cristallina und Scopi, Somvix-La Greina, Vrin und Vals. (Vergl. Tarnuzzer a. a. O., S. 152 f.).
Werfen wir noch einen Blick auf die Siedelungen. Die Zahl der politischen Gemeinden ist mit 51 (inkl. Tamins) eine ganz stattliche. Viele derselben zerfallen in mehrere Dörfer und Weiler, so dass, wenn man diese zählen wollte, eine noch viel grössere Zahl von Ortschaften herauskäme (etwa 120). Ilanz, die «erste Stadt am Rhein», zählt als Gemeinde kaum 1000 Ew. (bei der letzten Zählung 931), das Städtchen allein nur 540. Die grösste Gemeinde ist Disentis mit 1359 (das Dorf allein 400), die kleinste Strada bei Schnaus mit nur 50 Ew. Ueber 1000 hat nur noch die Gemeinde Somvix (1202). 12 Gemeinden haben 500-1000 Ew., 8 weniger als 100 Ew. Ganze Thalschaften und Gegenden mit zahlreichen kleinen Ortschaften, von denen die meisten ihre eigene Kirche oder Kapelle und Schule haben, bilden je eine einzige Gemeinde, so z. B. das ganze Tavetsch, das ganze Val Medels, Dorf und Thal Somvix, ganz Obersaxen, das ganze Vals etc. Andererseits sind oft nahe beieinander liegende Orte in ebenso viele Gemeinden geteilt, so in der Gruob und im Lugnez. Es spiegeln sich in diesen Zusammenziehungen und Teilungen geographische und historische Momente, wie Lage, Wegsamkeit, Abstammung, Sprache, Konfession, frühere Herrschafts- und Untertanenverhältnisse etc. Dies ist auch der Fall bei manchen Eigentümlichkeiten der jetzigen politischen Zuteilung. So ist das nach seiner Lage zu Obersaxen (deutsch) gehörige Neukirch (romanisch) dem Kreis Lugnez zugeteilt.
Brigels und Waltensburg, obwohl nach Lage (auf einer und derselben Terrasse) und Sprache (beide romanisch) zusammengehörig, sind verschiedenen Kreisen zugeteilt, das katholische Brigels dem Kreis Disentis, das reformierte Waltensburg dem Kreis Ruis, obwohl letzterer ohne Waltensburg auch rein katholisch wäre. In frühern Zeiten reichten eben die Territorial- und Herrschaftsrechte des Klosters Disentis bis nach Brigels hinunter, während Waltensburg einer weltlichen Edelherrschaft, längere Zeit mit Andest, Seth, Ruis und andern Orten der Herrschaft Jörgenberg, angehörte.
In den ausgedehnten Gemeinden Obersaxen, Vals und Safien zeigt sich das Bestreben einer in zerstreuten Höfen angesiedelten Bevölkerung, diese jeweilen möglichst in einer Gemeinde zu vereinigen, um sich gegenseitig zu stützen und seine Eigenart in fremdem Land zu bewahren. Diese Leute waren die «freien Walser», aus dem Oberwallis herüber gekommene Kolonisten (13. und 14. Jahrhundert). Von ihnen stammt ein beträchtlicher Teil der deutschen Bevölkerung des Oberlandes.
Ihre zerstreuten Hofsiedelungen und kleinen Weiler unterscheiden sich deutlich von den dichtgedrängten Haufen- und Gassendörfern der romanischen Bevölkerung. Beachten wird man auch, wie in den Walsergemeinden die Reste ehemaliger Herrschaftssitze fast gänzlich fehlen. Doch gilt dies auch von allen Seitenthälern überhaupt, selbst von so grossen wie das Lugnez. Im Rheinthal dagegen wimmelt es fast von gebrochenen oder sonst zerfallenen Burgen. Von Trins bis Waltensburg und Rinkenberg finden sich deren etwa 20, weiter oben nur noch 2 (Hohenbalken an der Mündung des Val Rusein und Pontaningen bei Sedrun-Ruèras). Die alten Gebietsherren (Grafen, Freiherren, Ritter) bevorzugten also für ihre Sitze das Hauptthal, besonders dessen untere Stufen, auch wenn ihr Besitz bis in die Seitenthäler hineinreichte.
Wie meistens in den Alpen sind die Dörfer in der Regel reihenweise an der Sonnenseite der Thäler gelegen. So ist es der Fall im Rheinthal von Sedrun über Disentis, Somvix, Truns, Schlans, Brigels, Waltensburg, Seth, Ruschein, Ladir, Fellers, Laax, Flims und Trins nebst zahlreichen kleinern Orten, im Lugnez mit Vrin, Lumbrein, Vigens, Igels, Villa, Cumbels und Morissen, in Safien mit Thal, Platz, Neukirch und Tenna. Hie und da sind es zwei Reihen übereinander, so im Thalbecken von Ilanz mit der unteren Reihe Ruis, Schnaus, St. Nikolaus (Ilanz), Schleuis und Sagens und der oberen Reihe Seth, Ruschein, Ladir, Fellers und Laax. Schattenseite der Thäler und Thalgrund sind viel weniger besiedelt, und dann finden sich die Thalorte meist auf flachen Schuttkegeln an den Mündungen von Seitenthälern. Im Rheinthal z. B. Surrhein unter Somvix, Rinkenberg östl. ¶