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Baugeschäfte in Langenthal, Herzogenbuchsee und Wangen, Zigarrenfabrikation in Langenthal, Bleicherei in Langenthal, Lotzwil und Herzogenbuchsee. 1898 waren 49 Betriebe dem eidgenössischen Fabrikgesetz unterstellt. Dem Geldverkehr dienen 9 Banken und Leihkassen.
Den Verkehr vermitteln die Bahnlinien Olten-Bern und Olten-Solothurn, die Verbindungsbahn Solothurn-Herzogenbuchsee und die Linie Langenthal-Huttwil-Wolhusen. Die Wasserfallenbahn, die kürzeste Linie über Balsthal und Reigoldswil nach Basel, ist bis jetzt noch blosses Projekt geblieben. Parallel zu den zwei Hauptbahnen ziehen zwei grosse Strassenzüge: die alte Poststrasse Zürich-Bern über Kirchberg-Herzogenbuchsee-Langenthal-Murgenthal und die Strasse durch das Gäu (Olten-Solothurn);
Verbindungsstrassen zwischen beiden gehen von Langenthal nach Niederbipp und von Herzogenbuchsee nach Wangen.
In militärischer Beziehung ist der Oberaargau der vierten Armeedivision zugeteilt, deren Pontonnierdepot sich in Wangen befindet. Bei den Rekrutenprüfungen der letzten fünf Jahre nahmen die Aemter Wangen und Aarwangen unter den 30 Amtsbezirken des Kantons den 10. und 11. Rang ein. Der Oberaargau bildet mit den Aemtern Burgdorf und Fraubrunnen den 8. eidgenöss. Nationalratswahlkreis, der gegenwärtig 4 Vertreter nach Bern sendet. Im Dettenbühl bei Wiedlisbach hat der Oberaargau seine Armenanstalt mit 350 Pfleglingen.
Der Oberaargau gehört zu den ältesten besiedelten Landschaften der Schweiz. Die Pfahlbauten im Inkwiler- und Burgäschisee stammen aus der Steinzeit, das Gräberfeld bei Wangen aus der Bronzezeit. In die Stein- und Bronzezeit des 5. oder 6. vorchristlichen Jahrhunderts weisen zurück die Grabhügel von Bannwil, Bützberg und Aarwangen, in die Eisenzeit diejenigen von Langenthal und Wiedlisbach. Der grosse erratische Block auf dem Steinhof bei Seeberg diente als keltische Kultstätte.
Zahlreiche römische Münzfunde in Bollodingen bei Herzogenbuchsee, in Langenthal, Aarwangen, Roggwil, Rohrbach etc. Reste von Römerbauten, teilweise mit Mosaiken, sind in Herzogenbuchsee (ein Kastell zum Schutz der Strasse), Langenthal, Niederbipp, Attiswil aufgedeckt worden. Vielfache Reste sind auch noch von den einstigen Römerstrassen von Bern über Krauchthal, Burgdorf, Winigen, Bleienbach, Langenthal und Roggwil gegen Vindonissa einerseits und von Solothurn durch das Gäu (mit Abzweigung von Niederbipp über den Obern Hauenstein nach Augusta Rauracorum) andererseits, sowie von den Verbindungsstrassen Solothurn-Herzogenbuchsee-Langenthal und Niederbipp-Aarwangen-Langenthal vorhanden.
Ueber die ersten Jahrhunderte des Mittelalters fehlen für den Oberaargau urkundliche Nachrichten; wir wissen aus dieser Zeit nur, dass das Kloster St. Gallen vom Anfang des 9. bis ins 14. Jahrhundert hinein Besitzungen in Rohrbach, Madiswil und Roggwil hatte. Später gehörte diese Gegend zur Landgrafschaft Klein Burgund; die Landgrafenwürde stand bei den Herzogen von Zähringen, später bei den Grafen von Buchegg und ging dann an die Kiburger und 1406 an die Stadt Bern über.
Kirchlich gehörte das Land rechts der Aare zum Bistum Konstanz, das links der Aare zu den Bistümern Basel und Lausanne; die Grenze bildete die Siggern, ein Bach bei Attiswil. Unter den Landgrafen standen zahlreiche Edelgeschlechter und geistliche Stiftungen. Unter den Adeligen, deren Burgen mit Ausnahme derjenigen von Aarwangen und Wangen heute alle in Trümmern liegen oder vollständig verschwunden sind, nennen wir die Freiherren von Grünenberg und Langenstein, deren Burgen bei Melchnau standen, die Luternau von Langenthal, die Herren von Grimmenstein, Rohrbach, Gutenburg, Stein am Burgäschisee, Oenz, Kerrenried, Aarwangen, Balm, Utzigen.
Im Thal der Langeten hatte jedes Dorf seine Burg; andere standen an der Oenz, bei Stadönz an der Aare, im Inkwilersee, in Wangen. Geistliche Stiftungen waren das Zisterzienserkloster St. Urban, mit vielem Besitz in Roggwil, Langenthal und Winau, die Benediktinerpropsteien Herzogenbuchsee und Wangen und die Johanniterkomthurei Thunstetten. Im 15. Jahrhundert ging der ganze Oberaargau an Bern über, das den verschuldeten Kiburgern 1406 die landgräflichen Rechte und die Besitzungen Bipp, Wiedlisbach, Wangen und Herzogenbuchsee abkaufte.
Nach Eroberung des Aargaues 1415 erwarb dann Bern zur Verbindung des neuen und des alten Gebietes von dem Freiherrn Wilhelm von Grünenberg 1432 Aarwangen und Bannwil, während der Rest der Grünenbergschen Besitzungen in Madiswill Melchnau, Bleienbach und Rohrbach durch Rudolf von Luternau 1480 und 1504 an Bern verkauft wurde. Lotzwil, Rütschelen und Grasswil erwarb 1431 das unter Bern stehende Burgdorf. 1528 endlich wurden die geistlichen Stiftungen mit ihren sämtlichen Rechten und Besitzungen säkularisiert. Aus der Geschichte des Oberaargaues seien noch erwähnt der Einfall der Gugler, die 1375 von St. Urban aus Roggwil, Aarwangen und Langenthal verwüsteten, und die kräftige Teilnahme der Bevölkerung am Bauernkrieg von 1653 mit der blutigen Niederlage bei Herzogenbuchsee. Verwaltet wurde der Oberaargau durch die Vögte von Aarwangen, Bipp und Wangen. 1798 vereinigte man das Amt Bipp mit Wangen.
Bibliographie.
Oberaargau und Unteremmenthal. (Europ. Wanderbilder. 245-247). Zürich 1896; Glur, Joh. Roggwiler-Chronik. Zofingen 1835; Käser. Topograph., histor. und Statist. Darstellung des Dorfes und Gemeindebezirkes Melchnau. Langenthal 1855; Flückiger, Friedr. Aug. Geschichte des Amtes Aarwangen. Langenthal 1847 (auch in den Abhandlungen des histor. Vereins des Kant. Bern. 1, 1848); Mülinen, Wolfg. Friedr. v. Beiträge zur Heimatkunde des Kant. Bern deutschen Teils.
Heft 5. Bern 1890; Mülinen, Wolfg. Friedr. v. Wie der Oberaargau bernisch wurde. Herzogenbuchsee 1890; Plüss, Aug. Die Freiherren von Grünenberg in Kleinburgund. Diss. Bern 1900 (auch im Archiv des histor. Vereins des Kant. Bern. 16). Ueber die ältern Ausgrabungen berichtet Alb. Jahn in den Abhandlungen des histor. Ver. des Kant. Bern. (1, 1848), über die neuern Funde s. die Jahresberichte des historischen Museums in Bern 1899 und 1900. Ueber den Kaufvertrag zwischen Bern u. den Kiburgern 1406 siehe Karl Zollinger im Jahrbuch des bern. Juristenver. 1904.
[K. Zollinger.]