(Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio).
346 m. Gem. und Pfarrdorf an der Grenze gegen Italien, 6 km s. der Station
Mendrisio der Linie
Bellinzona-LuganoChiasso der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Mendrisio. Gemeinde, mit
Boscarina,
Brusata und
Castel di Sotto: 129
Häuser, 1254 kathol.
Ew.; Dorf: 36
Hauser, 319 Ew. Acker- und Weinbau, Zucht der Seidenraupe. Eine Zigarrenfabrik, in
Boscarina
eine grosse Ziegelei und Backsteinfabrik. Schöne Aussicht auf das
Mendrisiotto. Die Pfarrkirche hat einen alten romanischen
Glockenturm mit 6 Stockwerken. Heimat der berühmten Architekten Carlo und Francesco
Fontana (Vater und Sohn), die im 17. Jahrhundert
in
Rom wirkten.
(Valléede) (Kt. Wallis,
Bez. Monthey).
Schmales und tiefeingeschnittenes Thälchen zwischen der Gruppe des
Grammont und der Kette
von Borée. Es gehört nur mit seiner untern Hälfte zur
Schweiz und wird von der an der
Dent d'Oche entspringenden
und 6 km langen
Morge durchflossen, die auf eine Strecke von 3 km die Landesgrenze gegen Frankreich bildet. Wenn bei Trockenzeit
(besonders im Winter) die Quelladern der
Morge kein
Wasser führen, wird dieser
Wildbach einzig durch eine auf französischem
Boden gegen das Dorf Novel hin entspringende grosse Quelle und durch die auf Schweizerseite im Bachbett
selbst sprudelnde Quellengruppe von
Clarivue (= klares
Wasser) gespiesen.
1728-2450 m. Alpweide mitten im
Val de Nendaz, am linken Ufer der
Printze und am
linken Gehänge bis zum
Bec de la Montau (zwischen dem
Nendaz- und Hérémencethal) hinaufziehend.
Ehemaliger Name für einen Berg in der O.-Gruppe der
Dent du Midi, der
durch eine Reihe von aufeinander folgenden
Bergstürzen abgetragen worden ist.
Der
Walliser Chronist Kaspar Bérodi erzählt
von einem solchen im Oktober 1635 niedergebrochenen Sturz, der die Hälfte der
Dent deNovidoroz unter furchtbarem
Krachen
mit sich riss, die ganze Gegend von
Saint Maurice bis
Vevey mit einer ungeheuren dunkeln Staubwolke bedeckte
und mit seiner aus Fels- und Eisblöcken bestehenden und sechs Toisen hohen Schuttmasse den Engpass des
Rhonethales zwischen
der
Dent du Midi und
Dent de Morcles derart verbarrikadierte, dass die eben am Jahrmarkt zu
Martinach befindlichen Waadtländer
und
Genfer Handelsleute nur über einen hoch oben am rechten Ufer der
Rhone an den Orten
Crottaz und Elei
vorbeiführenden, gefährlichen Fussweg heimkehren konnten.
Ein weiterer
Sturz erfolgte im Mai 1636, worauf der Berg stetsfort
langsam abbröckelte, bis er 1818 völlig zusammenbrach und mit seinen ungeheuren Schlamm-, Fels- und Eismassen Wälder,
Wiesen und
Reben vernichtete.
Vergl. Javelle, E. Souvenirsd'un alpiniste. 2. éd.
(Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
381 m. Gem. und Pfarrdorf, am rechten Ufer der
Rhone und an der Strasse
Villeneuve-Vouvry; 3,3 km sw.
der Station
Villeneuve der Simplonbahn und 1,6 km s. vom
Genfersee. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Villeneuve-Vouvry.
Gemeinde, mit dem
WeilerCrébelley: 79
Häuser, 415 reform. Ew.; Dorf: 48
Häuser, 219 Ew. Landwirtschaft.
Das Dorf steht auf einem die Rhoneebene überragenden Hügelrücken, der vom mächtigen
Bergsturz von
Tauretunum (im Jahr 563)
herstammen soll.
Diese Vermutung wird durch die zu wiederholten Malen hier gefundenen menschlichen Knochenreste gestützt. Das Dorf hiess
früher Novavilla. Die Gegend von Noville ist schon von den Römern besiedelt worden, von denen auch
die mächtigen, aus dem Juragebirge stammenden und vielleicht als letzte Reste eines Apollotempels zu deutenden Kalkblöcke
hierhergebracht worden sind, die man später zum Bau der Pfarrkirche verwendet hat. Im 12. Jahrhundert standen hier zwei
Kirchen: eine in Noville selbst und eine im benachbarten
WeilerCor (an der «Longeraye» geheissenen Stelle).
Papst Alexander III. verlieh dem
Hospiz auf dem Grossen
St. Bernhard 1177 u. a. auch das Patronat über diese beiden Gotteshäuser,
das 1206 und 1286 von den Päpsten Innozenz III. und Honorius IV. erneuert wurde. An der Stelle des jetzigen
Pfarrhauses stand einst eine feste Burg, deren Hauptturm seinerseits wieder auf den Fundamenten eines noch ältern Bauwerkes
ruht und nachher zum Glockenturm der Pfarrkirche umgebaut worden ist. 1217 besass ein Gillabert de
Corb ein
Lehen in Noville,
und ein Edelgeschlecht von Noville erscheint in Urkunden des 13. Jahrhunderts.
Später ging die
Herrschaft Noville an die Edeln von
Blonay,
Herren von
Bex, und dann an die Edeln von
Duin
über, deren Burg 1465 zerstört wurde. Die jetzige Pfarrkirche stammt in ihren einzelnen Teilen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert
und ist 1897-1899 verständnisvoll restauriert worden. Der in
Aigle als Schulmeister wirkende Farel predigte 1527 in
Noville die Reformation, die dann im ganzen Mandament
Aigle eingeführt wurde. Die Gegend von Noville ist von dem eine zeitlang
in Le
Grand Clos wohnenden deutschen Dichter Friedrich von Matthisson besungen und von
Rud. Toepffer in seinen Voyages en Zigzag
beschrieben worden.
(Le) (Kt. Waadt,
Bez.
Orbe und Cossonay).
Kleiner Fluss; entspringt im Juragebirge in einem Thälchen zwischen der
Dent de Vaulion
und dem
Rücken der
Côte deMont la Ville (in 990 m und 1,5 km s.
Vaulion), geht sö. an
Vaulion und s. an
Romainmôtier und
Croy
vorbei, tritt dann ins
Mittelland ein und biegt zugleich aus der bisherigen O.-Richtung nach S. und nachher
nach SO. um. Er bildet unterhalb
Croy in einem engen und tiefen
Tobel einen
Wasserfall, durchfliesst
Pompaples und
Orny (470 m),
wendet sich nun nach N., zieht dem W.-Rand der Orbesümpfe entlang, nimmt mehrere der diese entwässernden
Kanäle auf und mündet 2,5 km nö.
Orbe mitten in der
Ebene in 440 m von links in den
Talent, der sich in einer weitern Entfernung
von 800 m seinerseits von rechts mit der
Orbe vereinigt. Das Thal des Nozon ist besonders in seinem obern Abschnitt bis
¶
mehr
Orny sehr malerisch. 22 km lang, wovon 14,5 km bis Orny und 7,5 km von da bis zur Mündung; Gefälle bis Orny 36‰ und weiterhin
bis zur Mündung 4‰, mittleres Gefälle 25‰. Die Nebenadern des Nozon sind alle nur unbedeutend. Zu erwähnen ist eine
ihm bei Romainmôtier zufliessende grosse Quelle. Oberhalb Pompaples zweigen vom Fluss zwei schon seit 1481 bestehende
und den Moulin Bornu treibende Kanäle ab, die ihm einen grossen Teil seines Wassers entziehen. Der Lauf des Nozon ist in geologischer
Vorzeit, besonders während der Glazialepoche, vielfachen Veränderungen unterworfen gewesen. So muss z. B. einst der Flussabschnitt
oberhalb Romainmôtier durch das heute mit Moränenschutt angefüllte Trockenthälchen Fontannaz-Vivaz-Ruz
de Gras (seitlich von Bretonnières) direkt zur Orbe gegangen sein, während zu gleicher Zeit der untere Nozon von La Foule
an einen selbständigen Wasserlauf gebildet hat.
Ebenso interessant sind die Bettverschiebungen in der Umgebung von Pompaples, wo der Fluss einst durch den (heute
noch von einer Verzweigung des Mühlekanales durchflossenen) Engpass zwischen dem Moulin Bornu und La Sarraz zog, um sich mit
der Venoge zu vereinigen. Im 16. Jahrhundert lenkten dann die an Wasser Mangel leidenden Bewohner von Orny diesen Nebenarm der
Venoge künstlich zum heutigen Unterlauf des Nozon ab. Da der Herr von La Sarraz sich als Eigentümer der
auf seinem Gebiet fliessenden Wasser ansah und deshalb 1551 die Wiederzudeckung dieses Abzugskanals verlangte, entstand eine
langwierige Rechtsstreitigkeit, die erst 1854 zu Gunsten der Gemeinde Orny endgiltig beigelegt worden ist.
Der dem Einzugsgebiet des Rhein angehörende Lauf des Nozon steht durch den künstlich von ihm abgezweigten
Kanal des Moulin Bornu mit der Venoge und daher auch mit dem Flussgebiet der Rhone in Verbindung, was den Dichter Juste Olivier
veranlasst hat, ihn zum Symbol des Waadtländers als eines Mannes, der sich nicht bestimmt für eine Seite zu entscheiden
weiss, zu stempeln. Im Unterlauf ist der Nozon (gleich der Orbe und den andern Wasserläufen der Sumpfgegend)
auf eine Strecke von 3 km kanalisiert worden. Er treibt zahlreiche industrielle Etablissemente, so z. B. in Romainmôtier
mechanische Werkstätten und Uhrenfabriken, in Vaulion eine Gerberei, bei Croy und Pompaples verschiedene Mühlen, eine Reihe
von Sägen (bei Vaulion, Nidau, Romainmôtier, Croy) etc. Der Kanal zur Venoge treibt den Moulin Bornu und in
La Sarraz zwei Gerbereien, eine mechanische Werkstätte und andere Anlagen. Um 650: Novisonum; 1049: Noisonem fluvium.