Bedeutend ist auch der Obstbau; man zählt 31183 Apfel-, 10752 Birn-, 23196 Kirsch-, 22333 Zwetschgen- und Pflaumenbäume, 3901
Nussbäume
und 2496 Spaliere. Die Viehstatistik hat folgende Ziffern ergeben:
Bis 1798 bildete nun Nidau eine bernische Landvogtei, der zusammen 84 Vögte vorgestanden haben. Während der Helvetik gehörte
Nidau zum Distrikt Büren,
wurde 1803 wieder hergestellt und dann nach dem Wiener Kongress 1815 mit Biel
vereinigt, um 1832 endgiltig
zum eigenen Amtsbezirk umgestaltet zu werden. Vergl.Wattenwil, Alex. v. Historische Nachrichten von derGrafschaftNidau.Bern
4°. Manuskript von 108
Seiten; Pagan, Abr. Versuch einer ökonom. Beschreibung der Landvogtei Nidau.Bern
1760;
Mülinen, Wolfg. Friedr. v. Heimatkunde desKant. Bern.
Bern
1894.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Nidau). 438 m. Gem. und kleine Stadt, Hauptort des Amtsbezirkes Nidau; nahe dem
Anfang des
Nidau-Bürenkanales auf einer vom
Bielersee, der
AltenZihl und dem Kanal
umflossenen kleinen
Insel. 1 km s.
Biel und
mit dieser Stadt durch eine Strassenbahn verbunden. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
Bern-Aarberg und
Biel-Täuffelen. 146
Häuser, 1578 zur
grossen Mehrzahl reform. Ew.; 154 Ew. französischer Zunge. Landwirtschaft. Uhrenindustrie.
Grosse Konstruktionswerkstätten, Ofenfabrik und Calciumkarbidfabrik, Giesserei,
Säge,
Fabrik chemischer Produkte. Bezug von
elektrischer Kraft aus dem Hagneckwerk. Stolzes
Schloss, das schon 1196 stand, aber wahrscheinlich zur Zeit der Gründung
der Stadt durch den in der Schlacht bei
Laupen 1339 gefallenen Rudolf von Nidau 1338 neu aufgebaut worden ist.
Der letzte Spross des Geschlechtes derer von Nidau fand im Krieg gegen die
Gugler 1375 den Tod. Dann kam das
Schloss an die
Kiburger und zusammen mit der Stadt 1388 an Bern,
dessen Landvögte es von nun an bewohnten. Es hat wie die Stadt zahlreiche
Umformungen erfahren, so besonders zur Zeit der Tieferlegung des
Bielersees und der Kanalisation der
Zihl.
Das Kornhaus, ein Teil der Ringmauer und die die Stadt einst durchziehenden Kanäle vom
Bielersee zur
Zihl sind verschwunden,
ebenso die alte Holzbrücke, die durch eine eiserne
Brücke ersetzt worden ist. Im Laubengang sieht man noch die die Namen
der einstigen Landvögte tragenden Tafeln. Der quadratische
Turm hat eine Mauerdicke von 3 m und gewährt
eine sehr schöne Aussicht. Einer der Rundtürme steht schon lange Zeit schief, da der Pfahlrost, auf dem das ganze
Schloss
steht, allmählig seinem hohen
Alter nachzugeben neigt.
Die wahrscheinlich zugleich mit der Gründung der Stadt erbaute Pfarrkirche
St. Erhard hat 9 Glasgemälde
(wovon 2 restauriert worden sind), mehrere Grabmäler und eine originell geschnitzte
Kanzel. Der Glockenturm enthält 3 Glocken
und steht ebenfalls etwas schief. Schönes Schulhaus. 1 km s. der Stadt an der Strasse nach
Belmund liegt der Friedhof mit
einer schönen
Kapelle mit Spitzbogenfenstern. Im
See nahe dem
Schloss eine Pfahlbaustation aus der Bronzezeit.
Am zerstörte eine mächtige Feuersbrunst einen grossen Teil der Stadt, die mit
Bern's tatkräftiger Beihilfe bald
wieder neu erstand. Am fiel das Stadthaus einem Schadenfeuer zum Opfer. In Nidau wohnten s. Z. mehrere bekannte
Staatsmänner (Ochsenbein, Funk, Dr. Schneider). 1225: Nidauwe; 1237-1300: Nidowa. Von nid = unterhalb und owa =
Wiese am
Wasser.
(Kt. Bern).
So heisst heute der kanalisierte Ausfluss des
Bielersees, der dessen
Wasser von
Nidau über
Brügg,
Gottstatt und
Meienried nach
Büren in die ebenfalls kanalisierte
Aare leitet. Dieser Kanal gehört zu den
grossen Arbeiten der Trockenlegung des Grossen
Mooses und
Seelandes und der ganzen Juragewässerkorrektion überhaupt. Seine
Erstellung bildete den ersten Abschnitt dieses Unternehmens und musste vollendet sein, bevor man an die Einführung des Aarewassers
durch den
Hagneckkanal in den
Bielersee schreiten konnte. Von seinem sachgemässen Bau und seinem tadellosen Funktionieren
hing das Gelingen des ganzen Werkes ab. Seine durchschnittliche Wasserführung bei Hochwasser ist auf 810 m3 in der Sekunde
berechnet
¶
mehr
worden, während der Bielersee zu gleicher Zeit durch den Hagneckkanal, die Zihl und seine anderen Zuflüsse bis zu 1440 m3Wasser pro Sekunde erhalten kann. Da das von La Nicca ausgearbeitete Projekt die drei Jurarandseen in ihrer Gesamtheit
als Mittel zum Ausgleichen der Wasserstände vorsah, musste der Abfluss so eingerichtet werden, dass
er bei Hochwasser der Zuflüsse weniger und bei Niedrigwasser mehr Wasser ableitet, als diese den Seen zutragen. Massverhältnisse
des Kanales: Sohlenbreite 66 m, Breite des Wasserspiegels im Sommer 86 m, Abstand der beidseitigen Dammkronen 96 m, Wassertiefe
in der Mitte 8 m, benetzter Querschnitt 509 m2.
Diese Grössenverhältnisse gestatten dem 12 km langen Kanal, ein Maximum von 854 m3Wasser pro Sekunde
abzuführen. Durchschnittliche Stromgeschwindigkeit 1,5 m. Trotz seines grösseren Querschnittes leitet der Nidau-Bürenkanal
weniger Wasser ab als der Hagneckkanal, da sein Gefälle mit 0,02‰ bedeutend geringer ist als dasjenige dieses letztern mit
1,3‰. Mit dem Bau des Kanales wurde am angefangen. Dank der günstigen Beschaffenheit des
wenig wasserhaltigen Bodens konnte das Material zuerst durch Handarbeit ausgehoben werden, worauf von 1869 an Dampfbaggermaschinen
zur Verwendung kamen. Die Hilfsarbeiten (Maschinen, Installationen, Transporte etc.) allein kosteten eine Summe von 800000
Fr. Die ausgehobene Erde lagerte man zum grössten Teil wieder im Bielersee ab. Die auf 4900000 Fr. berechneten
Ausgaben für den Bau des Kanales sind wie das Budget des gesamten Unternehmens überhaupt um etwa 20% überschritten worden.