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verschwand dieser Verkehr mit der Einführung der Eisenbahnen und Dampfschiffe sehr rasch. Der am vom Stapel gelassenen Union, dem ersten - aus Holz erbauten - Dampfschiff auf dem Neuenburgersee, folgte 1834 der Industriel, dessen Kapitän der Erbauer selbst, Ph. Suchard, 14 Jahre lang war. Diese Schiffe besorgten den Verkehr zwischen Neuenburg und Yverdon. 1852 bis 1864 befuhren 14 Dampfer - die damals grösste schweizerische Flottille - den Neuenburger-, Bieler- und Murtensee. 1851 bildete sich die Société Neuchâteloise de Navigation und 1856 eine zweite, vom Grafen von Pourtalès-Gorgier gegründete Schiffahrtsgesellschaft.
Jene löste sich 1863 auf und wurde durch die Société Fribourgeoise de Navigation mit Sitz in Estavayer ersetzt, die sich 1872 mit der 1869 gegründeten Société de Navigation à vapeur in Murten zu der jetzigen Société de Navigation à vapeur des Lacs de Neuchâtel et Morat vereinigte, deren Verwaltungssitz Neuenburg ist. Sie verfügt jetzt über 4 Rad- und 2 Schraubendampfer mit einem Gehalt von 110 Tonnen, einer Gesamtkraft von 810 PS und 1400 Personenplätzen. Es machen ihr aber die dem See folgenden Eisenbahn- und Strassenbahnlinien bedeutende Konkurrenz, wie sie auch unter den Schwankungen des Wasserstandes zu leiden hat.
Die Tieferlegung des Sees und die oft eintretenden Niedrigwasser erforderten und erfordern noch die Verlängerung oder Versetzung der Landungstege und Hafendämme, sowie auch die öftere Vornahme von Baggerarbeiten. Sowie der Seespiegel bis auf oder unter 432,31 m sinkt, wird die Dampfschiffahrt derart erschwert, dass sie unter Umständen zeitweise ganz eingestellt werden muss. Neben den Personendampfern verfügt die Gesellschaft noch über eine ganze Flottille von Hilfsfahrzeugen (Baggerschiffe, Lastschiffe, Pontons, Flösse, Ruderkähne, Waidlinge etc.).
Ausser den Dampfschiffen vermitteln aber den Warenverkehr immer noch grosse Lastbarken, die meist 20-26 m lang sind, 1-1,4 m Tiefgang und einen Gehalt von 60-80 Tonnen haben. Sie besitzen je zwei übereinander angebrachte, viereckige Segel oder einen 20pferdigen Benzinmotor, welch' letzteres System allmählig der reinen Segelschiffahrt den Rang abläuft. Die Besatzung eines solchen Lastschiffes besteht aus 8 Mann. Die der Fischerei dienenden Fahrzeuge sind durch drei Schiffstypen vertreten: den für das grosse Zugnetz eingerichteten geräumigen Kahn (bateau de grande pêche) mit flachem Boden, Fischbehälter und 4 Mann Besatzung, das einzig für den Felchen- u. Bondellesfang bestimmte vierrudrige Fischerboot (canot de pêche) mit lateinischem Segel und zwei Mann und endlich durch das von einem einzigen Mann besetzte Stehruderboot (loquette), das zum treiben verwendet wird. Der an erster Stelle genannte flachbodige Kahn macht in neuerer Zeit immer mehr dem vierrudrigen Fischerboot Platz.
Die Gelegenheit, mit Ruder-, Segel- oder Motorschiffen Lustfahrten zu unternehmen, wird stark benutzt, besonders in Yverdon, Grandson und namentlich auch in Neuenburg selbst, wo dem Liebhaber zahlreiche Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Die Segelschiffahrt ist aber der zahlreichen Untiefen und der oft unvermutet vom Jura herabbrausenden Windstösse des Joran wegen etwa schwierig und oft auch geradezu gefährlich. Dem Rudersport huldigen drei nautische Vereine. Deren ältester ist die 1885 gegründete Société nautique de Neuchâtel, die jetzt etwa 350 Mitglieder zählt und deren w. der Stadt Neuenburg stehendes Bootshaus oft alle möglichen Arten von Sportfahrzeugen birgt. Yverdon hat einen 1900 gegründeten Club de l'Aviron und die seit 1901 bestehende Union Nautique.
[Savoie-Petitpierre.]