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Neuenburg, Neuenstadt, Freiburg, Yverdon, Bern, Zürich.
Fischfang.
Der Neuenburgersee gilt mit Recht als fischreich und beherbergt 28 verschiedene Fischarten, die im Abschnitt Fauna dieses Artikels einzeln namhaft gemacht worden sind. Die Fischzucht wird begünstigt durch die meist breite Uferbank, die zahlreichen (etwa 50) Zuflüsse des Sees, die nicht übertriebenen Tiefenverhältnisse, die Kies-, Sand- oder Schlammdecke des Seebodens, die reiche Wasserflora und die ungeheuren Schilfbestände an den Ufern (besonders im S.).
Einen wichtigen Faktor für die Entwicklung des Fischreichtums bildet auch das überall reichlich vorhandene Plankton. (S. Dr. Fuhrmann im Bull. suisse de pêche. 1902). Es scheint der Fischfang bei den Seeanwohnern von jeher eine bedeutende Rolle gespielt zu haben. Die Untersuchung der Pfahlbauten hat zahlreiche Pfeile und Lanzenspitzen aus Feuerstein, Angeln und Harpunen aus Bronze und Eisen und andere Gegenstände aus Knochen, Horn, Bronze, Eisen etc. zu Tage gefördert, die alle dem Fischfang gedient haben.
Vom 13.-15. Jahrhundert werden in Schenkungsurkunden und Verträgen zwischen den Grafen von Neuenburg und ihren Nachbarn häufig die Fischereirechte erwähnt. Unter Graf Rudolf von Hochberg entstand in Neuenburg die Zunft der Schiffleute und Fischer (Compagnie des bâteliers, pêcheurs et cossons), die von 34 dem Fischergewerbe angehörenden Stadtbürgern am St. Niklaustage 1482 feierlich gestiftet wurde «pour avoir la Police de la Pêche et la Vente du Poisson pour eux et leurs successeurs à perpétuité».
Ein Schriftstück dieser Zunft hebt 1735 die Bedeutung des Fischfanges ausdrücklich hervor und zählt den an ausgezeichneten Fischen so reichen See zu den «Richesses et Commodités» des Landes. Von dieser Zeit an finden wir in der Literatur zahlreiche Angaben über diesen Gegenstand, der stets als eine schätzenswerte Quelle für die Hebung des allgemeinen Wohlstandes angesprochen worden ist. Heute leben am Neuenburgersee mehr als 200 Familien vom Fischfang, wie denn auch die Gasthöfe und Pensionen hier die Fischspeisen als Spezialität pflegen.
In den Handel kommen vorzüglich - in der Reihenfolge ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung aufgezählt - die Palée (Felchen), Bondelle (Pfärrit), die Seeforelle, der Hecht, Barsch und Saibling. Die für den Fischer lohnendste Art scheint der Felchen (Palée) zu sein, dessen Fang nach einer 1903 veröffentlichten Statistik jährlich allein 150000-200000 Fr. abwirft. Das Fischrecht im Neuenburgersee gehört den Kantonen Freiburg, Waadt und Neuenburg, die zur Wahrung ihrer Interessen eine interkantonale Kommission bestellt und ein vom datiertes Konkordat geschlossen haben.
Die ausgegebenen Fischereipatente gelten je für ein Jahr, sind persönlich und zerfallen in drei Klassen. Ein Patent erster Klasse (Taxe 100 Fr.) gibt das Recht zum Fischfang mit allen Geräten exkl. des Schleikapparates, ein solches zweiter Klasse (20 Fr.) schliesst neben dem Schleikapparat auch noch die grossen Zugnetze aus und ein solches der dritten Klasse (30 Fr.) erlaubt blos die Angelfischerei mit dem Schleikapparat. Der Fischfang mit der von Hand gehaltenen Angelrute ist zu jeder Jahreszeit ohne Patent erlaubt. Es sind folgende Fanggeräte gestattet: von Schleppgeräten, das grosse Zugnetz;
von Grundgeräten die einfachen Netze, Spiegelnetze, Köderfischnetze, Reusen und Bären;
von schwebenden Geräten die Schwebenetze, Angeln und Tötzli und endlich auch der Schleikapparat.
Der Fischfang mit Zugnetzen, Schwebnetzen und Grundnetzen wird beinahe ausschliesslich nur von Berufsfischern betrieben, während die Liebhaber im Frühjahr für den Forellenfang und im Sommer und Herbst für den Fang von Hechten und Barschen mit Vorliebe sich des Schleikapparates bedienen, aber auch mit Erfolg Angel setzen. Für den Fischfang günstig gelegene Orte sind Neuenburg, Auvernier, Saint Aubin, Yverdon, Yvonand, Estavayer, La Sauge und Marin. Der Angler erbeutet schöne Forellen in der Orbe, Mentue, dem Arnon, der Areuse und dem Seyon.
Fischzucht.
Die Konkordatskantone lassen sich die Neubevölkerung des Sees auf dem Wege der künstlichen Fischzucht mit löblichem Eifer angelegen sein und besitzen eigene Fischzuchtanstalten, deren sorgfältige Einrichtung von der interkantonalen Kommission bestimmt wird. Solche Anstalten bestehen im Kanton Neuenburg an der untern Areuse (Le Pervou bei Chanélaz), an der obern Areuse (in Môtiers) und am Seyon (in Cernier). Diese drei Anstalten haben im Zeitranm 18994904 an Jungfischen ausgesetzt: 1310000 Forellen, 45000 Saiblinge, 10476000 Bondelles und 169900 Palées.
Schiffahrt.
Die grosse Zahl der in den verschiedenen Pfahlbauten zu Tage geförderten Einbäume lässt den Schluss zu, dass der Neuenburgersee schon zur Stein- und Bronzezeit lebhaft befahren worden ist. Nachher wurde dann besonders der Warenverkehr zwischen Yverdon, Murten, Neuenburg, Biel und Solothurn von sehr grosser Bedeutung, sodass man den See durch den 1640 von Turretin aus Genf im Bau begonnenen Kanal von Entreroche, der bis 1829 befahren worden ist, mit dem Becken des Genfersees verband. Auf Lastschiffen, Barken und Nachen transportierte man besonders Wein, Holz, Getreide, Baumaterialien, Torf und Kolonialwaren durch die Aare und den Bielersee nach den Uferorten am Neuenburger- und Murtensee und weiterhin. Doch ¶
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verschwand dieser Verkehr mit der Einführung der Eisenbahnen und Dampfschiffe sehr rasch. Der am vom Stapel gelassenen Union, dem ersten - aus Holz erbauten - Dampfschiff auf dem Neuenburgersee, folgte 1834 der Industriel, dessen Kapitän der Erbauer selbst, Ph. Suchard, 14 Jahre lang war. Diese Schiffe besorgten den Verkehr zwischen Neuenburg und Yverdon. 1852 bis 1864 befuhren 14 Dampfer - die damals grösste schweizerische Flottille - den Neuenburger-, Bieler- und Murtensee. 1851 bildete sich die Société Neuchâteloise de Navigation und 1856 eine zweite, vom Grafen von Pourtalès-Gorgier gegründete Schiffahrtsgesellschaft.
Jene löste sich 1863 auf und wurde durch die Société Fribourgeoise de Navigation mit Sitz in Estavayer ersetzt, die sich 1872 mit der 1869 gegründeten Société de Navigation à vapeur in Murten zu der jetzigen Société de Navigation à vapeur des Lacs de Neuchâtel et Morat vereinigte, deren Verwaltungssitz Neuenburg ist. Sie verfügt jetzt über 4 Rad- und 2 Schraubendampfer mit einem Gehalt von 110 Tonnen, einer Gesamtkraft von 810 PS und 1400 Personenplätzen. Es machen ihr aber die dem See folgenden Eisenbahn- und Strassenbahnlinien bedeutende Konkurrenz, wie sie auch unter den Schwankungen des Wasserstandes zu leiden hat.
Die Tieferlegung des Sees und die oft eintretenden Niedrigwasser erforderten und erfordern noch die Verlängerung oder Versetzung der Landungstege und Hafendämme, sowie auch die öftere Vornahme von Baggerarbeiten. Sowie der Seespiegel bis auf oder unter 432,31 m sinkt, wird die Dampfschiffahrt derart erschwert, dass sie unter Umständen zeitweise ganz eingestellt werden muss. Neben den Personendampfern verfügt die Gesellschaft noch über eine ganze Flottille von Hilfsfahrzeugen (Baggerschiffe, Lastschiffe, Pontons, Flösse, Ruderkähne, Waidlinge etc.).
Ausser den Dampfschiffen vermitteln aber den Warenverkehr immer noch grosse Lastbarken, die meist 20-26 m lang sind, 1-1,4 m Tiefgang und einen Gehalt von 60-80 Tonnen haben. Sie besitzen je zwei übereinander angebrachte, viereckige Segel oder einen 20pferdigen Benzinmotor, welch' letzteres System allmählig der reinen Segelschiffahrt den Rang abläuft. Die Besatzung eines solchen Lastschiffes besteht aus 8 Mann. Die der Fischerei dienenden Fahrzeuge sind durch drei Schiffstypen vertreten: den für das grosse Zugnetz eingerichteten geräumigen Kahn (bateau de grande pêche) mit flachem Boden, Fischbehälter und 4 Mann Besatzung, das einzig für den Felchen- u. Bondellesfang bestimmte vierrudrige Fischerboot (canot de pêche) mit lateinischem Segel und zwei Mann und endlich durch das von einem einzigen Mann besetzte Stehruderboot (loquette), das zum treiben verwendet wird. Der an erster Stelle genannte flachbodige Kahn macht in neuerer Zeit immer mehr dem vierrudrigen Fischerboot Platz.
Die Gelegenheit, mit Ruder-, Segel- oder Motorschiffen Lustfahrten zu unternehmen, wird stark benutzt, besonders in Yverdon, Grandson und namentlich auch in Neuenburg selbst, wo dem Liebhaber zahlreiche Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Die Segelschiffahrt ist aber der zahlreichen Untiefen und der oft unvermutet vom Jura herabbrausenden Windstösse des Joran wegen etwa schwierig und oft auch geradezu gefährlich. Dem Rudersport huldigen drei nautische Vereine. Deren ältester ist die 1885 gegründete Société nautique de Neuchâtel, die jetzt etwa 350 Mitglieder zählt und deren w. der Stadt Neuenburg stehendes Bootshaus oft alle möglichen Arten von Sportfahrzeugen birgt. Yverdon hat einen 1900 gegründeten Club de l'Aviron und die seit 1901 bestehende Union Nautique.
[Savoie-Petitpierre.]