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(bes. der Rossegel oder Haemopis vorax), sowie eine auf Fischen schmarotzende Piscicola. Die Fische beherbergen überhaupt zahlreiche Schmarotzer, so namentlich oft die Larve des Bandwurms (Bothriocephalus latus). Nennenswert sind ferner verschiedene Formen von Rädertierchen oder Rotatorien, wie Rotifer, Asplanchna priodonta, Synchaeta pectinata, Polyarthra platyptera, Triarthra longiseta, Anurea aculeata und A. cochlearis, Notholca longispina, Gastropus stylifer.
Unter den Moostierchen oder Bryozoen ist die mit ihren vielverzweigten Kolonien die Steine überziehende Fridericella sultana zu nennen. Coelenteraten oder Pflanzentiere: Armpolypen (Hydra viridis und H. fusca) auf Wasserpflanzen, H. rosea unter Steinen in einer Tiefe von einigen Metern und der an Steinen oder am Fuss von Binsen und Schilfrohr angeheftete Kieselschwamm Spongilla fluviatilis. Zahllos sind die Protozoen, von denen der im 28. Band des Bull. de la soc. neuch. des sc. nat. veröffentlichte Katalog 160 Arten namhaft macht, wozu zu bemerken ist, dass der See zweifellos noch deren viel mehr beherbergt. Es sind meist pelagische Tiere der Klasse der Flagellaten, so Dinobryon (4 Arten) und namentlich das sehr häufige und formenreiche Ceratium macroceros.
[Prof. Paul Godet.]
Flora.
Da wir der auf dem trockenen und überschwemmbaren Strand wachsenden Pflanzen schon bei der Besprechung der Flora des Kantons Neuenburg Erwähnung getan, beschränken wir uns hier auf eine kurze Charakteristik der eigentlichen Wasserpflanzen. Davon gehören nur wenige den Phanerogamen an, nämlich Phragmites communis, Schoenoplectus lacustris, Scirpus maritimus; Potamogeton natans, P. lucens, P. perfoliatus, P. crispus, P. pectinatus und P. densus, Ceratophyllum demersum, Myriophyllum verticillatum und M. spicatum, Ranunculus aquatilis und R. divaricatus.
Alle diese Arten leben mehr oder weniger tief unter Wasser, entfalten ihre Blüten aber oberhalb der Wasserfläche. An geschützten Stellen findet man hie und da auch noch Nymphæa alba und Nuphar luteum. Zwischen Préfargier und La Tène haben sich als letzte Reste einer im Grossen Moos und am rechten Ufer der Zihl vor der Juragewässerkorrektion üppig gedeihenden Wasserflora noch Sagina nodosa und Schoenoplectus pungens erhalten. Im Hafen von Estavayer einige Exemplare der einst ebenfalls weiter verbreiteten Hydrocharis Morsus ranæ.
Ein reicheres Pflanzenleben bieten uns die Algen. Conjugaten und Confervaceen überziehen mit ihrem grünen Fadengewirr die Kalkgerölle, während Bakteriaceen und Diatomeen auf dem Sohlenschlamm in Masse vorkommen und zugleich den grössern Teil des Phytoplankton zusammensetzen. Prof. O. Fuhrmann an der Akademie Neuenburg hat ziemlich viele dieser Algen herauf gefischt und sie von Prof. Chodat in Genf bestimmen lassen (verg. darüber Bull. de la Soc. neuch. des sc. nat. Band 28, S. 92 f.).
An der schlammigen Seesohle leben auch die Characeen, die grössten unserer Grünalgen, von denen im Neuenburgersee folgende Arten konstatiert worden sind: Chara foetida, Ch. hispida, Ch. ceratophylla, Ch. aspera und Ch. fragilis, Nitella syncarpa und N. opaca. Bis jetzt kennt man jedoch die Verteilung dieser Pflanzengruppe im Neuenburgersee nur ungenügend, da die von Alexander Braun vor etwa 60 Jahren darüber unternommenen Studien seither nicht mehr fortgesetzt worden sind.
Zum Schluss wollen wir noch erwähnen, dass im Hafen von Neuenburg auch die Wasserpest (Elodea canadensis) auftritt. Diese aus Nordamerika stammende, in England etc. stark verbreitete und in Neuenburg sehr wahrscheinlich 1869 von Prof. Charles Vouga eingeführte Monokotyle pflegt an neuen Standorten jeweilen während der ersten Jahre derart stark zu wuchern, dass sie Kanäle, Teiche etc. in kurzer Zeit völlig überdeckt und der Schiffahrt sehr hinderlich werden kann. Nach einigen Jahren mässigt sich dann diese üppige vegetative Kraft und schränkt sich in nicht mehr lästige Grenzen ein. Die an Arten und Individuen reichsten Standorte der Wasserflora des Neuenburgersees sind vor der Pointe de Marin, zwischen Auvernier u. Colombier, vor Cortaillod, Bevaix, Yverdon, Estavayer u. Cudrefin.
[Prof. Fritz Tripet.]
Prähistorische Siedelungen.
Von allen schweizerischen Seen hat der Neuenburgersee die grösste Anzahl von Fundgegenständen aus der prähistorischen Zeit geliefert. Man zählt in ihm etwa 70 Pfahlbauten, von denen 45 der Steinzeit und 25 der Bronzezeit angehören. Die wichtigsten Stationen der Steinzeit liegen vor Auvernier, Bevaix, Concise, Chevroux und Estavayer, die bedeutendsten der Bronzezeit vor Corcelettes, Cortaillod, Chevroux und Estavayer. Den Uebergang zwischen beiden Perioden vermitteln die Pfahlbauten von Bevaix und Forel.
Die als Typus einer der Unterabteilungen der ersten Eisenzeit geltende Station von La Tène (nahe dem Ausfluss der Zihl) reicht schon in die historische Zeit hinein (2. und 3. Jahrh. v. Chr.). Die urgeschichtlichen Nachforschungen am Neuenburgersee begannen 1855 und zeitigten namentlich während der Senkung des Seespiegels 1887-1889 reiche Resultate. Schöne Sammlungen der gefundenen Objekte haben Troyon, Morel-Fatio, Desor, Gross, Vouga, Dardel-Thorens angelegt, denen man auch interessante Veröffentlichungen darüber verdankt. Heute befindet sich der grösste Teil der gefundenen Objekte in den Museen von Lausanne, ¶
Neuenburger See
Lf. 131.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 4° 30’ O; 47° 0’ N; 1:150000]
Superfice moyenne | 215.9 | Flächeninhalt der Mittelwasser |
Niveau moyen avant 1888 | 432.4 | Mittelwasserstand von 1888 |
Niveau moyen après 1888 | 429.6 | Mittelwasserstand nach 1888 |
Plus grande profondeur | 153 | Grösste Tiefe |
St.ons lacustres (Âge de la pierre) | • | Pfahlbauten (Steinzeit) |
St.ons lacustres (Âge du bronze) | △ | Pfahlbauten (Bronzezeit) |
Équidistance: | . | Aequidistanz: |
Des courbes bathymètriques | 20 m. | der Tiefenkurven |
Des courbes de niveau | 40 m. | der Höhenkurven |
Längenprofil durch den östlichen Graben
Längenprofil über la Motte le Plateau
MCE. BOREL & CIE.
V. ATTINGER. SC.
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Neuenburg, Neuenstadt, Freiburg, Yverdon, Bern, Zürich.
Fischfang.
Der Neuenburgersee gilt mit Recht als fischreich und beherbergt 28 verschiedene Fischarten, die im Abschnitt Fauna dieses Artikels einzeln namhaft gemacht worden sind. Die Fischzucht wird begünstigt durch die meist breite Uferbank, die zahlreichen (etwa 50) Zuflüsse des Sees, die nicht übertriebenen Tiefenverhältnisse, die Kies-, Sand- oder Schlammdecke des Seebodens, die reiche Wasserflora und die ungeheuren Schilfbestände an den Ufern (besonders im S.).
Einen wichtigen Faktor für die Entwicklung des Fischreichtums bildet auch das überall reichlich vorhandene Plankton. (S. Dr. Fuhrmann im Bull. suisse de pêche. 1902). Es scheint der Fischfang bei den Seeanwohnern von jeher eine bedeutende Rolle gespielt zu haben. Die Untersuchung der Pfahlbauten hat zahlreiche Pfeile und Lanzenspitzen aus Feuerstein, Angeln und Harpunen aus Bronze und Eisen und andere Gegenstände aus Knochen, Horn, Bronze, Eisen etc. zu Tage gefördert, die alle dem Fischfang gedient haben.
Vom 13.-15. Jahrhundert werden in Schenkungsurkunden und Verträgen zwischen den Grafen von Neuenburg und ihren Nachbarn häufig die Fischereirechte erwähnt. Unter Graf Rudolf von Hochberg entstand in Neuenburg die Zunft der Schiffleute und Fischer (Compagnie des bâteliers, pêcheurs et cossons), die von 34 dem Fischergewerbe angehörenden Stadtbürgern am St. Niklaustage 1482 feierlich gestiftet wurde «pour avoir la Police de la Pêche et la Vente du Poisson pour eux et leurs successeurs à perpétuité».
Ein Schriftstück dieser Zunft hebt 1735 die Bedeutung des Fischfanges ausdrücklich hervor und zählt den an ausgezeichneten Fischen so reichen See zu den «Richesses et Commodités» des Landes. Von dieser Zeit an finden wir in der Literatur zahlreiche Angaben über diesen Gegenstand, der stets als eine schätzenswerte Quelle für die Hebung des allgemeinen Wohlstandes angesprochen worden ist. Heute leben am Neuenburgersee mehr als 200 Familien vom Fischfang, wie denn auch die Gasthöfe und Pensionen hier die Fischspeisen als Spezialität pflegen.
In den Handel kommen vorzüglich - in der Reihenfolge ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung aufgezählt - die Palée (Felchen), Bondelle (Pfärrit), die Seeforelle, der Hecht, Barsch und Saibling. Die für den Fischer lohnendste Art scheint der Felchen (Palée) zu sein, dessen Fang nach einer 1903 veröffentlichten Statistik jährlich allein 150000-200000 Fr. abwirft. Das Fischrecht im Neuenburgersee gehört den Kantonen Freiburg, Waadt und Neuenburg, die zur Wahrung ihrer Interessen eine interkantonale Kommission bestellt und ein vom datiertes Konkordat geschlossen haben.
Die ausgegebenen Fischereipatente gelten je für ein Jahr, sind persönlich und zerfallen in drei Klassen. Ein Patent erster Klasse (Taxe 100 Fr.) gibt das Recht zum Fischfang mit allen Geräten exkl. des Schleikapparates, ein solches zweiter Klasse (20 Fr.) schliesst neben dem Schleikapparat auch noch die grossen Zugnetze aus und ein solches der dritten Klasse (30 Fr.) erlaubt blos die Angelfischerei mit dem Schleikapparat. Der Fischfang mit der von Hand gehaltenen Angelrute ist zu jeder Jahreszeit ohne Patent erlaubt. Es sind folgende Fanggeräte gestattet: von Schleppgeräten, das grosse Zugnetz;
von Grundgeräten die einfachen Netze, Spiegelnetze, Köderfischnetze, Reusen und Bären;
von schwebenden Geräten die Schwebenetze, Angeln und Tötzli und endlich auch der Schleikapparat.
Der Fischfang mit Zugnetzen, Schwebnetzen und Grundnetzen wird beinahe ausschliesslich nur von Berufsfischern betrieben, während die Liebhaber im Frühjahr für den Forellenfang und im Sommer und Herbst für den Fang von Hechten und Barschen mit Vorliebe sich des Schleikapparates bedienen, aber auch mit Erfolg Angel setzen. Für den Fischfang günstig gelegene Orte sind Neuenburg, Auvernier, Saint Aubin, Yverdon, Yvonand, Estavayer, La Sauge und Marin. Der Angler erbeutet schöne Forellen in der Orbe, Mentue, dem Arnon, der Areuse und dem Seyon.
Fischzucht.
Die Konkordatskantone lassen sich die Neubevölkerung des Sees auf dem Wege der künstlichen Fischzucht mit löblichem Eifer angelegen sein und besitzen eigene Fischzuchtanstalten, deren sorgfältige Einrichtung von der interkantonalen Kommission bestimmt wird. Solche Anstalten bestehen im Kanton Neuenburg an der untern Areuse (Le Pervou bei Chanélaz), an der obern Areuse (in Môtiers) und am Seyon (in Cernier). Diese drei Anstalten haben im Zeitranm 18994904 an Jungfischen ausgesetzt: 1310000 Forellen, 45000 Saiblinge, 10476000 Bondelles und 169900 Palées.
Schiffahrt.
Die grosse Zahl der in den verschiedenen Pfahlbauten zu Tage geförderten Einbäume lässt den Schluss zu, dass der Neuenburgersee schon zur Stein- und Bronzezeit lebhaft befahren worden ist. Nachher wurde dann besonders der Warenverkehr zwischen Yverdon, Murten, Neuenburg, Biel und Solothurn von sehr grosser Bedeutung, sodass man den See durch den 1640 von Turretin aus Genf im Bau begonnenen Kanal von Entreroche, der bis 1829 befahren worden ist, mit dem Becken des Genfersees verband. Auf Lastschiffen, Barken und Nachen transportierte man besonders Wein, Holz, Getreide, Baumaterialien, Torf und Kolonialwaren durch die Aare und den Bielersee nach den Uferorten am Neuenburger- und Murtensee und weiterhin. Doch ¶