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steht mit unter den ersten solcher Museen in der Schweiz und besitzt Kollektionen von äusserst seltenen Gegenständen (z. B. aus Ozeanien). Der Afrikasaal bereichert sich fortwährend mit Stücken von hervorragender Bedeutung und birgt namentlich in den dem Basutoland, Zambesien, Kongogebiet und Kamerun gewidmeten Schreinen wahre Reichtümer. Einige Gegenstände sind überhaupt Unika. Wertvolle Dienste leisten dem wissenschaftlichen Arbeiter auch die Bibliotheken, von denen in erster Linie die 1794 gegründete und mit ihren etwa 150000 Bänden alle Gebiete des Wissens umfassende Stadtbibliothek zu nennen ist.
Sie ist namentlich reich an Literatur über Kanton und Stadt Neuenburg und besitzt auch verschiedene Handschriften, wie u. a. eine umfangreiche Sammlung von Briefen von und an J. J. Rousseau. Die theologische Literatur sammelt die seit der Zeit der Reformation bestehende Bibliothek der Compagnie des Pasteurs, die eine wertvolle Sammlung von Briefen der bedeutendsten Reformatoren besitzt. Auch die freie evangelische Kirche hat eine von einem Pfarrer geschenkte kleine Büchersammlung.
Die seit 1885 bestehende Bibliothek der Geographischen Gesellschaft umfasst mehr als 15000 Schriften in 23 Sprachen, hält volle 550 Periodika und besitzt ausserdem noch eine Sammlung von über 4000 Karten und Atlanten sowie 1600 Photographien, unter denen die berühmtesten Geographen und Forschungsreisende vertreten sind. Die Akademie und Schulen haben wiederum ihre Spezialbibliotheken. Die Stadt verabfolgt der Stadtbibliothek eine jährliche Subvention von 3000 Fr., dem ethnographischen Museum eine solche von 1000 Fr. und jedem der drei andern Museen eine solche von 1500 Fr. Alle diese Sammlungen verdanken ihre Reichhaltigkeit in erster Linie der unablässigen Opferwilligkeit der Stadtbewohner und der im Ausland lebenden Neuenburger.
Gemeinnützigkeit und wohltätige Bestrebungen.
Die nie versagende Freigebigkeit der Bürger Neuenburgs äussert sich auch in zahlreichen wohltätigen und gemeinnützigen Werken. Nachdem die Gemeinden des Kantons von jeher zur Unterstützung ihrer bedürftigen Bürger verpflichtet gewesen waren, hat ihnen das Gemeindegesetz von 1888 mit dem Prinzip der Gegenseitigkeit auch die Unterstützung aller auf ihrem Boden ansässigen bedürftigen Neuenburger ohne Unterschied der Heimatsgemeinde und ihrer ausserhalb des Kantons wohnenden Gemeindeangehörigen vorgeschrieben.
Die Stadt Neuenburg hat zwei Waisenhäuser, eines für Mädchen in der Stadt selbst und eines für Knaben in Belmont bei Boudry, wo die Zöglinge auch mit Landarbeiten beschäftigt werden. Der ebenfalls der Gemeinde gehörende städtische Spital ist in erster Linie für Stadtbürger bestimmt. Daneben sind noch zu nennen der Spital Pourtalès, der Frauenspital, der Spital de la Providence (von katholischen Schwestern geleitet), der Spital Jeanjaquet für Kinder, der Spital von Chantemerle für ansteckende Krankheiten, das Waisenhaus von Prébarreau, das kantonale Altersasyl Beauregard, das Erholungshaus für Frauen.
Die Katholiken besitzen im Faubourg du Crêt ein besonderes Waisenhaus. Zur Linderung der in so verschiedenen Gestalten auftretenden Not tragen zahlreiche, aus Geschenken und Legaten unterhaltene Fonds bei; wir nennen die für Erholungsbedürftige bestimmten Stiftungen Perrot, Petitpierre und Marval, den der verschämten Armut beispringenden Fonds Rougemont, den Fonds Sandol-Roy für unheilbare Kranke, den Fonds Montmollin für Greise, den Fonds Nagel für Studierende der Theologie und den Fonds Desor für kränkliche und verkrüppelte Personen.
Der von der Gemeinde verwaltete Fonds des Consistoire de Charité erleichtert den Waisen und andern unbemittelten Gemeindeangehörigen eine Berufslehre. Eine Kinderkrippe, ein Arbeiterlesesaal, eine Arbeitsvermittlung für Hausfrauen, eine Stellenvermittlung für Mädchen, eine Leihkasse, ein Verein für arme Wöchnerinnen, eine Hilfsgesellschaft für Durchreisende, sowie eine solche für Witwen und Waisen der reformierten deutschen Kirchgemeinde. Eine Gesellschaft zum Bau von Arbeiterhäusern vermietet gesunde Wohnungen zu billigen Preisen.
Der Schutzaufsichtsverein sucht entlassenen Sträflingen einen ehrlichen Erwerb zu verschaffen. In Neuenburg bestehen Sektionen des Vereines von Freundinnen junger Mädchen, des Jünglingsvereins, des Roten Kreuzes und des Tierschutzvereins. Endlich besteht auch noch die von James de Purry reichlich bedachte Ferienkolonie, die jeden Sommer ganze Scharen von Kindern für einige Wochen in das rings von Wald umgebene Gut Bellevue bei Bevaix sendet, während skrophulösen Kindern ein Aufenthalt am Meer ermöglicht wird. Die Gemeinde hat für wohltätige Zwecke 1903 eine Summe von 132384 Fr. ausgegeben.
Steuern.
Die Gemeinde erhebt eine Steuer von 3‰ auf das Vermögen und von 2,4% auf das Einkommen, während die Staatssteuer für das Vermögen 2‰ und das Einkommen 1,2% beträgt. 1903 hat die Stadt von einem steuerbaren Gesamtvermögen von 171340595 Fr. und einem gesamten Einkommen von 7324622 Fr. im ganzen für 711432 Fr. Steuern erhoben. Die Zahl der Steuerpflichtigen betrug im selben Jahr 9444.
Kultus.
Die Landeskirche unterhält in Neuenburg 4 Pfarrer. Ihr dienen die Kollegiale, der Temple du Bas, die Chapelle des Terreaux, die Kirche zu Serrières und die Kapelle am Chaumont. Die ebenfalls mit 4 Geistlichen vertretene freie evangelische Kirche hält ihren Gottesdienst im Temple du Bas, in der Chapelle de l'Ermitage, im Vortragssaal und in der Chaumontkapelle. Der auch mit der Leitung des Kirchengesanges betraute Vorsänger der französischen Kirche pflegte von 1679 an einem deutschen Gottesdienst vorzustehen, bis 1770 ein eigener deutscher Pfarrer angestellt wurde. Dieser deutsche ¶
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Gottesdienst wird im Temple du Bas, in der Chapelle des Terreaux und in der Chaumontkapelle gehalten. Aus 1806, d. h. der Zeit der französischen Okkupation, datiert die Wiedereinführung des katholischen Kultus, für den 1828 die Kirche zu Gibraltar erbaut worden ist und dem auch eine Kapelle im Spital de la Providence dient. Gegenwärtig erstellen sich die Katholiken nahe dem Crêt eine neue Kirche. Seit 1864 hatte Neuenburg einen von der Colonial and Continental Church Society in London eingerichteten und im Sommer von einem Kaplan versehenen englischen Gottesdienst, der dann von 1887 an über das ganze Jahr ausgedehnt wurde und seit 1897 über eine eigene Kapelle verfügt, zu welcher ein Nebengebäude des Hôtel Du Peyrou umgestaltet worden ist.
Eigene Kapellen und Bethäuser haben auch die ursprünglich vom Kanton Waadt ausgegangene freikirchliche Gemeinschaft und die Baptistengemeinde (an der Place d'Armes), die deutsche bischöfliche Methodistenkirche (an der Rue des Beaux Arts), die Heilsarmee (in der Écluse). Religiöse Bestrebungen pflegen die Bibelgesellschaft;
die Missionsgesellschaft, die die Missionsanstalten in Paris und Basel sowie die Mission romande reichlich unterstützt;
die Pastoralgesellschaft, die die Geistlichen der freien und der Staatskirche sich näher bringt und über einen Pensionsfonds für Pfarrerswitwen verfügt;
die Société d'études théologiques, der Hilfsverein für die reformierte Diaspora, die christlichen Vereine junger Männer und Jungfrauen beider Sprachen, katechetische Vereinigungen, Vereine zur Sonntagsheiligung, Vereine zur Verbreitung und Unterstützung der Reformation in Frankreich und Spanien, Schutzaufsichtsvereine für junge Neuenburger in der Fremde, Gesellschaft zur Bekämpfung der unsittlichen Literatur.
Mehrere Abstinenzvereine, eine Guttemplerloge, eine deutsche Stadtmission, Sektionen der evangelischen Allianz und der Fédération Britannique Continentale etc.
Verwaltung und städtische Unternehmungen.
Gesetzgebende Behörde ist der vom Volk gewählte und aus 40 Mitgliedern bestehende Grosse Stadtrat (Conseil Général) und Verwaltungsbehörde der 5 Mitglieder zählende Gemeinderat (Armen- und Polizeiwesen, Bauwesen, städtische Werke, Schul- und Finanzwesen, Wald- und Domänenverwaltung). Der Gemeinderat hat alle Anträge dem Grossen Stadtrat zur Genehmigung vorzulegen, der auch die nötigen Kredite bewilligt, das Budget bereinigt, den Gemeinderat und die verschiedenen ständigen oder zeitweiligen Kommissionen bestellt.
Die bedeutendsten städtischen Unternehmungen sind das Wasser-, das Gas- und das Elektrizitätswerk. Trinkwasser liefern der Stadt die in der Areuseschlucht über dem Champ du Moulin in 630 m Höhe gefassten Quellen, deren an der Fassungsstelle 7-8° C. betragende Temperatur in der etwa 16 km entfernten Stadt nicht über 9-10° C. steigt. 1903 haben die Quellen bei Niedrigwasser 9930 Minutenliter, d. h. 650 Liter pro Tag und pro Kopf der Bevölkerung geliefert. Das Gaswerk hat 1903 im Ganzen 1149376 m3 Gas geliefert; die öffentliche Gasbeleuchtung hat im selben Jahr für 1324 Flammen und 755100 Brennstunden 14800 Fr. gekostet.
Das ebenfalls in der Areuseschlucht stehende städtische Elektrizitätswerk von Les Clées sendet der Stadt einen hoch gespannten Strom, der dann für Beleuchtungs- und Kraftzwecke in Transformatoren zu Strömen niederer Spannung umgewandelt wird. Die Spannung beträgt im Werk selbst 4000 und bei der Ankunft in der Stadt noch 3800 Volt. Einphasiger Wechselstrom für die Beleuchtung und dreiphasiger Wechselstrom für Kraftzwecke. Am wurden für die öffentliche elektrische Beleuchtung 874 Lampen unterhalten, wozu noch etwa 15370 Privatlampen von 728 Abonnenten kamen. Kraftstrom von zusammen 1344,48 PS bezogen 66 Abonnenten, deren bedeutendste die Schokoladenfabrik Suchard mit 250 PS und die Strassenbahngesellschaft mit 775 PS sind. Der Strom kann für Licht und Kraft zusammen bis auf 115 Ampère gebracht werden. Die Einnahmen und Ausgaben der drei Unternehmungen stellten sich 1903 folgender massen:
Einnahmen Fr. | Ausgaben Fr. | Einnahmenüberschuss Fr. | |
---|---|---|---|
Wasserwerk | 204533 | 31238 | 173295 |
Gaswerk | 83825 | 1129 | 82696 |
Elektrizitätswerk | 329803 | 94588 | 235215 |
Am beliefen sich die städtische konsolidierte Schuld auf 14092200 Fr. und die laufenden Schulden auf 1460506 Fr. Das Budget sah 2165263 Fr. Einnahmen und 2160225 Fr. Ausgaben vor. Das Bürgergut mit 473983 Fr. wird besonders verwaltet und darf seiner ursprünglichen Bestimmung nicht entzogen werden, während ein allfälliger Ueberschuss der zu wohltätigen Zwecken verwendeten Zinsen in die allgemeine Stadtkasse fällt. Der Fonds des Consistoire de Charité beträgt 190463 Fr., das Kapital des Waisenhauses 1279333 Fr. und die Stiftung David de Purry, von der blos die Zinsen zu Gunsten städtischer Unternehmungen verwendet werden dürfen, 5046428 Fr.
Geschichte.
Da vor beinahe jedem Dorf am Ufer des Neuenburgersees eine Pfalbaustation sich gefunden hat, darf man wohl annehmen, dass eine solche auch gegenüber Neuenburg vorhanden gewesen war. Doch hat man nur w. und ö. der Stadt vereinzelte Reste einer solchen Ansiedelung entdeckt, da der geschiebereiche Seyon wohl längst schon alle andern Ueberreste unter seinem Delta vergraben hat. Ohne Zweifel bestand in der Gegend von Neuenburg auch eine Niederlassung der Helvetier, doch beginnt eine eigentliche Geschichte erst seit der Zeit der Römer, die hier einzelne zerstreute Siedelungen und am ¶