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höherm Niveau schon zur Römerzeit bestand und seither immer näher an das Seeufer herangerückt ist. Sie zieht von
Yverdon
über Neuenburg
und die
Zihlbrücke nach Bern.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat man an sie die längs dem
Bielersee nach
Biel führende Strasse
angeschlossen, so dass jetzt auch der Strassenzug
Basel-Genf über Neuenburg
geht. Nach Pontarlier und der Freigrafschaft
zieht die grosse historische Völker- und Heerstrasse des
Val de Travers, von der in
Corcelles die Strasse über die
Tourne
nach
Les Ponts,
Le Locle, Le Morteau und der Freigrafschaft abzweigt.
Die sog.
Route des
Montagnes geht durch das
Val de Ruz
(Valangin,
Les Hauts Geneveys) und über den
Pass
«La Vue des Alpes»
nach
La Chaux de Fonds; von ihr zweigt in
Valangin die über Dornbresson ziehende
Route du
Bugnenet nach
St. Immer ab. Noch bedeutender
ist Neuenburg
als Eisenbahnknotenpunkt geworden, über den die grossen Linien
Genf-Olten (und weiter nach Basel
oder Zürich)
und
Genf-Delsberg (und weiter nach Basel
oder Delle-Paris) führen und von dem der dem Staat gehörende
Jura
Neuchâtelois (nach dem Bergland
und Besançon-Paris), die Linie nach Pontarlier-Paris und die Direkte nach Bern
ausstrahlen. Die Strecke
Pontarlier-Neuenburg-Bern
ist ein Glied der kürzesten
Route von
London über Paris nach der Zentralschweiz und dem
Gotthard. Auch
die projektierte Durchstechung des Lötschberges oder
Wildstrubel wird für Neuenburg
von nicht zu unterschätzendem Vorteil sein.
Der auf einer Terrasse am Hang des
Chaumont 46 m hoch über dem
See stehende Bahnhof ist mit der untern Stadt durch eine elektrische
Strassenbahn (seit 1893) verbunden. Eine Drahtseilbahn geht bis zum obersten Stadtteil,
Le Plan, hinauf.
Elektrische Strassenbahnen führen von Neuenburg
nach
Boudry,
Cortaillod,
Serrières,
Saint Blaise,
Valangin und
Corcelles. Zum Gipfel des
Chaumont hinauf ist ein Automobilwagenkurs eingerichtet worden.
Der See hat seit den ältesten bekannten Zeiten als bequemer
Verkehrsweg gedient.
Die Pfahlbaur befuhren ihn mit ihren Einbäumen, und die
Römer transportierten über seine glatte Fläche
ihre bei
Hauterive gebrochenen Bausteine nach Aventicum
(Avenches). Bis in verhältnismässig rezente Zeit pflegten auch schwere
Waren ihren Weg von Basel
nach
Yverdon und weiterhin über die Jurarandseen zu nehmen. Und noch heute spielt sich zwischen dem
Neuenburg
erufer einerseits und dem Waadtländer- und Freiburgerufer andererseits ein lebhafter Barkenverkehr mit Baumaterialien,
Gemüse etc. ab. Der weitaus bedeutendste Anteil am Personen- und Warentransport fällt aber jetzt natürlich der
Dampfschifffahrt
zu, die nach einem 1826 unternommenen Versuch 1834 endgiltig eingeführt worden ist.
Jetzt verkehren regelmässige Dampferkurse von Neuenburg
nach
Cudrefin und durch die
Broye nach
Murten und andererseits
längs dem linken Seeufer von Neuenburg
nach
Serrières,
Auvernier,
Cortaillod und
Chez le Bart, von wo aus die Schiffe den
See kreuzen
und am rechten Ufer noch
Estavayer,
Chevroux und
Portalban bedienen. Diese Kurse bieten dem Naturfreund vielen Genuss; sie sind
aber besonders wichtig für die Versorgung der Stadt Neuenburg
mit frischen Lebensmitteln (Gemüse etc.),
die in dieser Beziehung fast ganz auf ihre Nachbarn am gegenüber liegenden Seeufer angewiesen ist. Es wird denn auch die den
Betrieb leitende Gesellschaft von der Stadt und dem Staat Neuenburg
sowie von den Kantonen Waadt
und Freiburg
subventioniert. Im Sommer
werden oft Lustfahrten durch den
Zihlkanal nach der
St. Petersinsel im
Bielersee veranstaltet.
Die Stadt Neuenburg ist im Schutz ihres alten Feudalschlosses entstanden. Noch im 13. Jahrhundert reichte sie nicht über den Seyon hinaus, überschritt ihn dann aber im 14. Jahrhundert mit dem Quartier des sog. Neubourg. Damals reichte der See noch bis nahe an den Fuss des Schlosshügels hinan, so dass einer Ausdehnung der Siedelung nach S. bestimmte Grenzen gezogen waren. Im Laufe der Jahrhunderte baute sich dann der Seyon ein immer grösseres Delta in den See hinaus, dem der Mensch mit seinen Bauten ebenso stetig nachrückte.
Später hat man durch Auffüllungen und die Trockenlegung der sumpfigen Ufergelände (der sog. Grands Marais) dem See immer neues Land abgewonnen. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden die Quartiere der Rue Fleury, des Trésor und des Temple Neuf, und im 17. Jahrhundert war der See schon so weit zurückgedrängt, dass man auf der Aussenseite der Rue de Flandres eine neue Häuserreihe erstellen konnte. Zu Ende des 17. Jahrhunderts schlossen sich die Rue du Coq d'Inde, Rue des Épancheurs und die N.-Front der Rue de l'Évole an, während die Faubourgs und die Promenade aus dem 18. Jahrhundert stammen.
Die 1844 vollendete Ablenkung des Seyon liess über seinem einstigen Bett die Rue du Seyon und Place Purry entstehen. 1850-1860 kamen die Rue du Môle und Rue du Musée neu zum Stadtbild, und noch neueren Datums sind die Rue Purry, Rue de la Place d'Armes, Rue de l'Évole (an Stelle der ehemaligen Promenade Noire) und endlich die bis zum schönen Hügel Le Crêt ziehende Avenue du Premier Mars und der Quai des Alpes, der auf aufgefülltem Seeboden steht. Die Materialien zu dieser Auffüllung lieferte die 1879-1882 ¶
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durchgeführte Abtragung des Crêt Taconnet, die für die immer grösser werdenden Bedürfnisse des Bahnhofes Raum schuf. Seit dem Bau der ersten Bahnlinie (Ouest Suisse) 1859 hat sich die Stadt vorzüglich gegen die Höhen zu entwickelt.
Oeffentliche Bauten und Denkmäler.
Das im Stadtbild von Neuenburg am auffallendsten hervortretende Bauwerk ist der mächtige Komplex des Schlosses mit seinen zahlreichen Türmen. Ehemals Residenz der Grafen und Fürsten von Neuenburg oder ihrer Gouverneure, ist es heute der Sitz der kantonalen Behörden. Der im romanischen Stil gehaltene Vorderbau stammt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts und wurde ohne Zweifel schon von Ulrich II., dem ersten der in Neuenburg ihre Residenz nehmenden Grafen, und seinen nächsten Nachfolgern bewohnt, die den ursprünglichen Bau vielfach erweiterten.
Graf Ludwig fügte dann das den Schlosshof im N. abschliessende Gebäude und einen Teil des W.- und O.-Flügels hinzu. Rudolf und Philipp von Hochberg vollendeten das 1450 teilweise durch Feuer zerstörte Viereck, während die eidgenössischen Vögte eine nach S. gegen die Stadt schauende offene Gallerie durch eine mit den Wappen der 12 alten Orte geschmückte massive Konstruktion ersetzten. Seither hat sich das Schloss nach Aussen nicht mehr verändert, wohl aber nach Innen, da das stets zunehmende Bedürfnis für Schaffung neuer Amtsräume zahlreiche Umwandlungen notwendig machte.
Sehenswert ist eigentlich nur noch der heute als Sitzungsraum für das Kantons- und Schwurgericht dienende Saal der ehemaligen «Etats généraux», dessen Wände mit den Wappen der Fürsten und Gouverneure von Neuenburg geziert sind. Der moderne Grossratssaal hat das ehemalige Konklave ersetzt und enthält ein Gemälde von Jules Girardet, das eine Episode aus den Burgunderkriegen (Verteidigung der Zihlbrücke durch den Pannerherrn Bellenot aus Le Landeron 1476) darstellt und anlässlich der 50 jährigen Feier des Bestandes der Republik 1898 von der Schweizerkolonie in Paris geschenkt worden ist.
Aus diesem Saal gelangt man durch den 1870 restaurierten Kreuzgang in die Kollegialkirche. Diese wurde im 12. Jahrhundert von Graf Ulrich II. und seiner Gemahlin Bertha gestiftet und ein Jahrhundert später vergrössert. Der eine der beiden Glockentürme ist wie beide Spitztürmchen erst bei der Restauration von 1870 angebaut worden. Die in gemischt romanisch-gotischem Stil gehaltene Kirche zeigt als Sehenswürdigkeiten an einem der Ausgänge die Statuen von St. Peter und St. Paul, eine an einem der das Schiff tragenden Pfeiler angebrachte Inschrift zur Erinnerung an den an welchem Tag die Bürgergemeinde für die Einführung der Reformation entschied, und endlich das vom Grafen Ludwig 1372 errichtete prachtvolle Familiengrabmal mit 15 Standbildern, von denen zwei aus dem 13. Jahrhundert stammen und drei weitere (die Grafen von Freiburg und Hochberg darstellend) im 15. Jahrhundert hinzugefügt worden sind. Vor der Reformation war der Kollegialkirche ein reiches Chorherrenstift angegliedert.
Die ältesten Bauwerke Neuenburgs sind zwei aus der Burgunderzeit stammende feste Türme, die Tour de Diesse am Fuss des Schlosshügels und die höher stehende Tour des Prisons. Diese letztere scheint der ursprüngliche Kern der Schlossanlage, d. h. die regalissima sedes der Burgunderkönige gewesen zu sein. Die einstigen Stadtmauern sind samt ihren Türmen und Toren verschwunden; die Porte de l'Hôpital, Porte de Saint Maurice und Tour aux Chiens sind 1784-1790, die an den Diesseturm sich anlehnende Maleporte und die Porte des Moulins im 17. Jahrhundert, die Tour de l'Oriette 1823, die Porte du Château 1854 und die Tour des Chavannes endlich 1867 abgetragen worden.
Oeffentliche Bauwerke aus der Zeit vor dem 16. Jahrhundert sind ausser den schon genannten keine mehr vorhanden. Aus dem 16. Jahrhundert stammt eines der Schmuckstücke von Neuenburg, die mit Renaissancetürmchen gekrönte und über den Portalen die prachtvoll gehauenen Wappenschilde des Hauses Orléans-Longueville tragende, elegante Markthalle (Les Halles). In dem 1695 erbauten Temple du Bas oder Temple Neuf befindet sich das Grab von J. Fr. Osterwald, des bekannten Bibelübersetzers und Verfassers eines für die religiöse Entwicklung des Neuenburger Volkscharakters bedeutsamen Katechismus. 1768 wurde das von schönen Gartenanlagen umgebene Hôtel du Peyrou, der Herrensitz dieses reichen und gebildeten Kaufherrn und Freundes von J. J. Rousseau, erbaut, das später vom Marschall Berthier angekauft und zu seiner - allerdings von ihm nie bewohnten und nicht einmal gesehenen - Residenz bestimmt ward, dann an das Geschlecht de Rougemont überging und endlich an die Stadtgemeinde kam.
Das Erdgeschoss ist jetzt für die Bedürfnisse einer politischen und geselligen Vereinigung (eines sog. Cercle) eingerichtet, während man in den schönen Sälen im ersten Stock festliche Anlässe zu feiern pflegt. 1784-1790 liess David de Purry das etwas schwerfällige, aber vornehme Rathaus erbauen, das eine schöne Säulenfassade aufweist und einen bemerkenswerten getäfelten Saal besitzt, in dem der Grosse Stadtrat und das Bezirksgericht ihre Sitzungen halten. Das ¶