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und stossweise, sodass der Schiffer vom Auftreten des Joran oft überrascht wird.
2. Das rauhere Klima der Hochthäler. In diesen ist der Sommer nur mässig warm, der Winter ziemlich kalt und lang. In den hochgelegenen Thalsohlen von Les Verrières, La Brévine, La Sagne und La Chaux de Fonds tritt der Nebel weit seltener auf, als über dem Seegelände; die Luft ist trocken und der Himmel im Winter viel häufiger heiter, als über der Niederung. Dadurch wird aber auch die Ausstrahlung und damit die Erkaltung der Luft sehr gefördert. Durch besonders tiefe Temperaturen zeichnet sich die Gegend von La Brévine aus, wo die muldenförmige Gestaltung des Terrains bei ruhigem Wetter häufig eine Stagnation der Luft bedingt, während welcher sie immer mehr erkaltet. An diesem Ort sind Temperaturminima von bis zu -26,0° beobachtet worden, die sehr an diejenigen des viel höher gelegenen Engadin erinnern. Verhältnismässig wenig ausgeprägt ist dieses Hochthalklima im Val de Ruz, das allerdings weniger hoch liegt, als die meisten übrigen Thäler. Dementsprechend ist hier auch die Temperatur etwas höher. Dagegen tritt in diesem Thal die Nebelbildung häufiger ein.
3. Das Klima der Bergkämme. Obwohl diese in höhere Niveaux hinaufragen, sind hier die mittleren Wintertemperaturen weniger tief als in den Sohlen der Hochthäler, weil eine Stagnation der Luft hier nicht eintreten kann, dagegen die relativ warmen SW.- und W.-Winde einen weit ungehindertern Zutritt haben. Die Luftbewegung ist hier überhaupt viel bedeutender. Eigentliche Nebel sind selten, die Wintertage oft sonnig und mild. Als Repräsentant dieser Regionen haben wir freilich nur die Station auf dem Chaumont, die aber seit mehr als 40 Jahren ununterbrochen funktioniert.
Das nachstehende Tableau enthält die auf die einheitliche Periode 1864-1900 reduzierten Monats- und Jahresmittel der Lufttemperatur an den fünf vollständigen meteorologischen Stationen des Kantons:
Neuenburg 488 m. | Cernier 800 m. | La Chaux de Fonds 990 m. | La Brévine 1080 m. | Chaumont 1128 m. | |
---|---|---|---|---|---|
Januar | -1,0 °C. | -2,1 °C. | -2,8 °C. | -3,9 °C. | -2,3 °C. |
Februar | 1.1 | 0.2 | -0,7 | -2,3 | -0,9 |
März | 4.1 | 2.3 | 0.9 | -0,7 | 0.4 |
April | 9.0 | 7.1 | 5.4 | 4.1 | 4.9 |
Mai | 12.8 | 10.7 | 9.1 | 7.9 | 8.5 |
Juni | 16.6 | 14.6 | 13.1 | 11.4 | 12.1 |
Juli | 18.8 | 16.5 | 15.4 | 13.4 | 14.4 |
August | 17.8 | 15.4 | 14.4 | 12.5 | 13.7 |
September | 14.7 | 13.0 | 11.7 | 10.0 | 11.3 |
Oktober | 8.7 | 6.9 | 6.1 | 4.5 | 5.7 |
November | 4.1 | 2.1 | 1.5 | 0.1 | 1.5 |
Dezember | 0.0 | -1,5 | -2,1 | -3,2 | -1,7 |
Jahr: | 8.9 | 7.1 | 6.0 | 4.5 | 5.6 |
Den Unterschied in der Helligkeit des Himmels in den Niederungen des Seegeländes und den Hochthälern zeigen am besten die Registrierungen der Heliographen auf den Stationen Neuenburg und La Chaux de Fonds, welche für das Jahr 1902 folgende Monatssummen von Stunden des Sonnenscheins ergeben haben:
Neuenburg | La Chaux de Fonds | |
---|---|---|
Januar | 48 | 90 |
Februar | 35 | 65 |
März | 125 | 129 |
April | 143 | 124 |
Mai | 107 | 93 |
Juni | 213 | 204 |
Juli | 274 | 270 |
August | 187 | 179 |
September | 148 | 161 |
Oktober | 42 | 76 |
November | 20 | 98 |
Dezember | 8 | 55 |
Jahr: | 1350 | 1544 |
Der Unterschied zu Gunsten des Hochthals ist in den Herbst- und Wintermonaten beträchtlich.
Ueber die Niederschlagsverhältnisse des Kantons ist man erst seit den letzten Jahren etwas genauer unterrichtet. Es ist das Verdienst des Ingenieurs Sam. de Perrot, Ende der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts eine Anzahl von speziellen Regenmessstationen etabliert zu haben, wofür das Haus Russ-Suchard, das schon so viel Gemeinnütziges gestiftet hat, die finanziellen Mittel bot. Da die Beobachtungsreihe dieser neuen Stationen bis jetzt nur eine kurze ist, so teilen wir nur für die beiden langjährigen Stationen Neuenburg und Chaumont die Monatsmittel mit, für alle übrigen aber, soweit mehrjährige regelmässige Messungen vorliegen, nur die Jahresmittel.
Aus diesen geht hervor, dass die Niederschlagsmenge mit der Höhe beträchtlich zunimmt, eine übrigens allgemein bekannte Tatsache. Hiebei ist jedoch die topographische Lage der einzelnen Stationen mitbestimmend. Auffallend ist die geringe Zunahme der Regenmenge von Neuenburg bis zum Chaumont, die wohl damit zusammenhängt, dass dem Chaumont im W. und SW. andere und sogar höhere Bergzüge vorgelagert sind, welche die Kondensation der aus diesen Regionen zugeführten Wasserdampfmassen bewirken.
Niederschlagsmenge in Millimetern, Mittel 1864-1900. | ||
---|---|---|
Neuenburg | Chaumont | |
Januar | 51 | 52 |
Februar | 52 | 50 |
März | 62 | 62 |
April | 70 | 72 |
Mai | 82 | 88 |
Juni | 101 | 110 |
Juli | 93 | 102 |
August | 98 | 106 |
September | 84 | 90 |
Oktober | 103 | 109 |
November | 74 | 75 |
Dezember | 68 | 66 |
Jahr: | 938 | 982 |
Jahresmengen (Mittel aus mehrjährigen Beobachtungen).
Meereshöhe | Niederschlagsmenge | |
---|---|---|
Boudry | 450 | 979 |
Chambrelien | 643 | 1078 |
La Brévine | 1080 | 1287 |
Les Ponts | 1020 | 1271 |
Tête de Rang | 1425 | 1299 |
Dombresson | 740 | 1102 |
Cernier | 800 | 1161 |
Valangin | 655 | 992 |
Couvet | 750 | 1144 |
La Chaux de F. | 990 | 1429 |
Les Brenets | 850 | 1331 |
Saint Sulpice | 760 | 1461 |
[Dr. R. Billwiller.]
Flora.
Auch mit Bezug auf seine floristischen Verhältnisse kann der ganz dem Juragebirge angehörende Kanton Neuenburg in die drei Abschnitte des Seegeländes (Vignoble), der Thäler (Vallées) und der Berge (Montagnes) eingeteilt werden, deren Höhenlage sich zwischen 430 m (Neuenburgersee) und 1555 m (neuenburgischer Anteil an der Chasseralkette) hält.
Der für den Botaniker interessanteste Abschnitt ist der Vignoble, der auch die grösste Anzahl von Pflanzenarten zählt. Dieser schmale Landstrich zwischen dem See und der ersten Jurakette erfreut sich eines milden Klimas (Jahresmittel 8,9 °C.) und nimmt Anteil an der starken sommerlichen Erwärmung des Sees und der nahen Kalkgehänge, sodass er eine ziemliche Anzahl von mediterranen oder überhaupt südlichen Pflanzen aufweist, die längs dem Rhonethal eingewandert sind und sich am Jurafuss bis über Biel hinaus angesiedelt haben.
Von solchen Arten sind besonders zu nennen: Helianthemum fumana, Glaucium flavum (La Tène), Saponaria ocymoides, Acer italum (auf den ersten Vorhöhen des Jura und auch in den Schluchten der Areuse), Trifolium striatum und T. scabrum, Colutea arborescens (sehr selten), Prunus mahaleb, Bupleurum falcatum, Lactuca perennis und L. virosa, Buxus sempervirens, Lilium bulbiferum subsp. croceum (Roche de Châtollion und bei Frochaux), Aceras anthropophora, Himantoglossum hircinum, Limodorum abortivum, Koeleria valesiaca (über Neuenburg); Asplenum ceterach (Cressier) und A. fontanum, Adiantum nigrum und endlich auch Adiantum capillus Veneris, das zierlichste aller schweizerischen Farnkräuter, dessen Wedel die Wände einer nahe bei Saint Aubin gelegenen Höhle bekleiden und das anderwärts in der Schweiz nur noch im Kanton Tessin und bei La Sarraz sich wiederfindet.
Leider haben sich seit der Tieferlegung der Jurarandseen die Existenzbedingungen für diese seltene Pflanze stark verschlechtert. Die Mehrzahl der eben genannten Arten findet sich zwischen Le Landeron und Neuenburg und besonders über dieser Stadt an den trockenen Hängen des Chaumont. Wir erwähnen ferner: Pulsatilla vulgaris, Alsine fasciculata, Linum tenuifolium, Geranium lucidum, Spiraea filipendula, Sedum maximum und S. reflexuni, Achillea nobilis (bei Neuenburg), Aster linosyris und A. amellus, Primula acaulis, Cyclaminus europaea, Allium pulchellum, Scilla bifolia; Ophrys muscifera, O. arachnites, O. api- ¶
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fera und O. aranifera (Cressier und Le Landeron). Einige dieser Arten sind an anderen Stellen im Jura und sogar in der ganzen Schweiz nicht wieder vertreten. Vor der Juragewässerkorrektion erfreute sich das Ufer des Neuenburgersees einer reicheren Flora als heute; verschiedene Arten sind entweder ganz verschwunden oder im Verschwinden begriffen, so Ranunculus lingua, Hottonia palustris, Utricularia vulgaris, Hydrocharis morsus ranae, Sagittaria sagittaefolia, Leucojum aestivum (einst zwischen Le Landeron und dem Bielersee häufig vorkommend).
Seitdem die Aare teilweise in das System der Jurarandseen abgelenkt ist, staut sich ihr Wasser zeitweise in den Neuenburgersee zurück, wodurch an dessen Ufer Pflanzen aus dem Mittelland gebracht worden sind: Myricaria germanica, Hippophaë rhamnoides, Inula Vaillantii (besonders am Fuss der Steilufer von Marin und auf der Landzunge von Préfargier). Besonders weit vorgedrungen ist die genannte Myricaria, deren mit einem Haarschopf versehene Samen am Strand unter Bevaix massenhaft Wurzel gefasst haben.
Interessante und seltene Pflanzen sind am Seeufer namentlich die bereits erwähnten Glaucium flavum und Adiantum capillus Veneris, dann Ranunculus flammula var. reptans, der westeuropäische Echinodorus ranunculoides (noch ziemlich häufig zwischen Auvernier und Colombier, sowie in der Umgebung von Chez le Bart und Saint Aubin; erreicht seine O.-Grenze der Verbreitung am Murtensee), Schoenoplectus pungens (Préfargier) und Scirpus maritimus, eine grosse Auswahl von Seggen (Carex) und massenhaft Ophrys arachnites, deren ausserordentlich leichte Samen vom Joran an den Strand von Marin und Cortaillod herabgeweht werden. In dem das Seeufer begleitenden Gebüsch unterhalb der Abbaye de Bevaix blüht Blackstonia perfoliata, und an mehreren Stellen haben sich zwei unserer Flora fremde Arten, die aus Nordamerika stammenden Oenothera biennis und Mimulus luteus angesiedelt.
Sumpfland findet sich im Gelände des Vignoble nur in beschränktem Umfang. Zu erwähnen sind die Moore zwischen Boudry und Bevaix mit zahlreichen Orchis palustris und mehreren Standorten von Orchis coriophora; das Moor um Le Loclat bei Saint Blaise mit Galium boreale, Crepis succisaefolia (vom Chaumont herabgestiegen), Schoenus nigricans, mehreren Seggen (Carex), Aspidium thelipteris und der aus dem N. stammenden und im ganzen Jura nur hier vorkommenden Lysimachia thyrsiflora.
Hier im Moor von Le Loclat kann man auch die in diesem Gebiet sonst selten blühenden beiden Seerosen, Nuphar luteum und Nymphaea alba, sehen. Die Wiesen- und Waldflora unterscheidet sich wenig von der der zentraleuropäischen Ebenen, so dass wir davon blos folgende Typen zu erwähnen brauchen: Primula acaulis und P. officinalis, verschiedene Veilchen (Viola), Hepatica triloba, Orobus vernus und O. niger, Platanthera bifolia und P. chlorantha, Luzula und zahlreiche Gräser.
Zum Vignoble kann man auch noch das durchschnittlich 800 m hoch gelegene kleine Plateau von Lignières rechnen, das aber wieder einige seltene Arten für sich besitzt. So in der Combe am Fussweg nach Neuenstadt Gagea lutea, Scilla bifolia, Anemone ranunculoides, Pulmonaria tuberosa und Lathraea squamaria; in den Torfmooren ö. und n. vom Dorf Prunus palus, Lonicera coerulea, Senecio spathulaefolius, Gentiana vulgaris (vom Chaumont unverändert herabgewandert) und die schöne Primula farinosa; in einem kleinen Moor w. vom Dorf gegen Neuenburg hin ein Standort von Fritillaria meleagris und nahe dabei im Gebüsch einige Exemplare von Erythronium deus canis. Diese beiden letztgenannten Arten stammen wahrscheinlich von Kulturversuchen her, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgenommen worden sind.
Verhältnismässig arm an Pflanzenarten sind das Val de Ruz und Val de Travers, wo wie beinahe keine der für den Vignoble charakteristischen südlichen Typen mehr finden. Die Flora der Naturwiesen und Wälder stimmt mit derjenigen des Mittellandes überein. Von seltenen Arten im Val de Ruz sind blos zu nennen Pulmonaria officinalis (zwischen Boudevilliers und Les Geneveys sur Coffrane), Vicia dumetorum und besonders Digitalis intermedia (längs der Bahnlinie zwischen Les Geneveys sur Coffrane und Les Hauts Geneveys); Hieracium humile und Saxifraga aizoon, die beide vom Chasseral bis an den Fuss der Gorges du Seyon herabgestiegen sind.
Am Weg durch die Gorges de l'Areuse ins Val de Travers treten der Reihe nach auf: Acer italum (am Gehänge hinauf bis zum Château de Rochefort), Limodorum abortivum, Coronilla coronata, Lunaria rediviva, Polygala chamaebuxus und Corydalis lutea (alle zwischen Rochefort und Brot Dessous), dann Globularia cordifolio, Potentilla caulescens und Aster alpinus (von den benachbarten Höhen stammend), Hieracium bupleuroides, Carex dioica, Adenostyles albifrons und A. alpina;
auf kalkigem Sturzschutt bei Noiraigue Iberis decipiens, die aber auch bis zur Mündung der Areuse hinunterwandert;
bei Travers Hieracium lanatum (an den Felsen der Combe Lambercier);
bei Couvet Arabis arenosa, Salvia verticillata und Narcissus incomparabilis, ein Bastard von N. radiiflorus mit N. pseudonarcissus;
in den Sümpfen von Môtiers Utricularia vulgaris var. neglecta;
zwischen Fleurier und Buttes (auch in den Schluchten des Doubs und bei Les Verrières) Polemonium coeruleum;
heim Pont de la Roche nahe Saint Sulpice Cerinthe alpina und um Les Verrières endlich Saxifraga granulata und zahlreiche Kratzdisteln (Cirsium).
Auf den nassen Wiesen in der Thalsohle zwischen Fleurier und Môtiers stehen zahlreiche Cirsien mit einer ganzen Reihe von Bastarden.
Für die Hochthäler, besonders diejenigen von Les Ponts und La Brévine, sind die seinerzeit schon von Charles Martins auf ihre Florenzusammensetzung hin untersuchten grossen Torfmoore glazialen Ursprunges charakteristisch. Hier findet man u. a. Carex filiformis, C. heleonastes und C. chordorrhiza, mehrere Vaccinien, Drosera rotundifolia und D. longifolia, dann auch die merkwürdige Betula nana aus dem N. Europas, die aber mit zunehmendem Abbau des Torfes allmählig verschwindet, wie dies auch für Alsine stricta und Saxifraga hirculus der Fall ist.
Durch eine grosse Anzahl von seltenen Typen zeichnet sich die Umgebung von La Brévine aus: Genista germanica, Cytisus decumbens, Hypericum Richeri, Ribes petraeum, Asperula tinctoria, Knautia longifolia, Serratula Vulpii (eine alpine Varietät der S. tinctoria), Daphne cneorum, Veronica austriaca und Lathyrus ensifolius (einziger schweizerischer Standort für diese beiden Arten). Auch der Lac des Taillières hat eine ihm eigene Florula mit Cicuta virosa; Potamogeton praelongus, P. zosterifolius und P. Friesii etc. Im Torfmoor von Bémont stehen einige Stämme der Betula nana × pubescens. Da das Klima von La Brévine für Klee und Esparsette zu rauh ist, sät man hier die weisse Winterblume (Chrysanthemum leucanthemum) und ein ¶