Mittelland und
Alpen bezeichnenden Zone der dislozierten Molasse, in der die Schichten bereits an der Alpenfaltung teilgenommen
haben, aufgerichtet und oben durch Verwitterung und Erosion wieder abgetragen sind. An der S.-Flanke der Napfgruppe zeigt
uns eine leichte Aufrichtung der Schichten alpeneinwärts die Nähe dieser Dislokationszone an. Die ganze Bildung dieser
mit wenig mächtigen Mergelschichten wechsellagernden Nagelfluhbänke gehört dem obern Miocän an. Der Berg trägt
Wald und
Weiden und hat in Bezug auf seine Flora schon einen ausgesprochenen alpinen Charakter. Seine
Bäche führen etwas Waschgold.
Panoramen von Paul Christen und J. Hürzeler. Vergl.
Strasser, Gottfr. Der Napf, derRigidesEmmenthals.
Langnau 1883. S. auch die Art.
Emmengruppe und
Emmenthal.
(Lagodi) (Kt. Tessin,
Bez. Valle Maggia).
2240 m. 500 m langer und 400 m breiter
See, auf der
Alpe Campo la Torba im
obersten Lavizzarathal und 10 km oberhalb
Fusio. Kann als Quellsee der
Maggia angesehen werden. Umgebung grossartig und wild.
Magere Alpweiden ohne jeglichen Baumwuchs. Rundhöcker und Gletscherschliffe auf anstehendem Gneis.
1880 m. Ausläufer der
Wanklifluh (2022 m), in der Gruppe der
Mähre und
Scheibe,
s. über dem hoch gelegenen Morgetenthal, dessen
Wasser in den Büntschibach fliessen.
(Kt. Bern,
Amtsbez.
Interlaken und Thun).
550 m. So heisst der nach SW. in den
Thunersee vorspringende, bewaldete
Felssporn des
Beatenbergs. Er fällt ausserordentlich steil in den
See ab und wird von der neuen Strasse
Merligen-Interlaken
umzogen, die an diesem
Ort prachtvolle Ausblicke bietet. Die wenigen
Stellen, an denen hier die
Schiffer bei
drohendem Sturm
Schutz suchen können, tragen bezeichnende Namen wie z. B. Zum bösen
Rat oder
Kalte Kindbett. Die äusserste
Spitze der Nase, die früher jedenfalls eine politische Grenze bildete, hiess einst
Wideli von Oestrich und zwar wahrscheinlich
nach einem als Grenzmarche
der österreichischen
HerrschaftOberhofen dienenden Weidenbusch. Im Burgrechtsbrief von 1445 wird
die Nase als Grenzscheide zwischen dem
Oberland und dem
Mittelland bezeichnet, und nach einer Urkunde von 1478 begann oberhalb
dieses Vorsprunges die Gerichtshoheit des
KlostersInterlaken. Noch heute bildet sie die Grenze zwischen den beiden Amtsbezirken
Interlaken und
Thun. Bemerkenswert ist, dass hier die
Alpenrose bis zum Seeufer herabsteigt.
Völlig bewaldet. Die Durchfahrt zwischen den zwei Becken des
Sees voneinander trennenden zwei
Nasen
ist höchst romantisch.
Sie gehören beide einer und derselben, von der Erosion quer durchschnittenen Kette an und zeigen
deshalb die gleichen Urgon- und Neocomschichten in einander fast völlig entsprechender Lagerung.
Beide
Nasen brechen
mit Steilwänden schroff gegen den
See ab.
(Kt. Wallis,
Bez. Brig).
Gem. und grosses Pfarrdorf, 1 km n.
Brig am rechten Ufer der
Rhone in sonniger Lage; wird vor den das
Rhonethal durchstreichenden Luftströmungen geschützt durch den Sporn der
Massaeggen im O. (Glanzschiefer mit eingelagerten
Gips-, Dolomit- und Rauhwackebänken und einer dünnen Moränendecke; lehnt sich an Gneis an) und durch
einen im W. bis zum Fluss gegenüber dem Bahnhof
Brig vorspringenden Felskamm. Station der Simplonbahn Postbureau, Telegraph,
Telephon; Postwagen
Brig-Oberwald (und im Sommer weiter über die
Furka bis
Göschenen).
Gemeinde, mit
Hegdorn,
Moos,
Eggen,
Mehlbaum und
Biel: 297
Häuser, 3953 Ew. (1888: Gemeinde 1075 und Dorf 603 Ew.).
Die starke Bevölkerungszunahme beruht auf der Einwanderung der vielen am Bau des
Simplontunnels beschäftigten (meist italienischen)
Arbeiter, von denen ein grosser Teil sich hier niedergelassen hat. Die Werkplätze des Simplonunternehmens liegen am linken
Ufer der
Rhone gerade gegenüber Naters und sind mit diesem
Ort durch Holzstege verbunden.
¶
mehr
So ist neben dem alten Dorf eine innerlich und äusserlich von ihm völlig verschiedene, neue Siedelung entstanden, deren
leicht gebaute Holzhütten sich längs der Strasse ins Goms aufreihen und einen seltsamen Gegensatz zu den von Alter und Sonne
gebräunten Häusern des alten Naters bilden. Dieses neue Italienerviertel, vom Volkswitz «Negerdorf»
getauft, ist mit seinen zahlreichen Osterien, Ristoranti, Tingeltangeln und den mit malerischen und naiven Aushängeschilden
«gezierten» Verkaufsbuden aller Art ausserordentlich sehenswert und zwar
um so mehr, als es mit der Vollendung des Simplontunnels ohne Zweifel zum grösstenteil wieder vom Erdboden verschwinden wird.
Einen ganz andern Charakter weist das in seine sonnige Nische geschmiegte, von Feldern, Rehbergen, Nuss-
und Kastanienbäumen umgebene alte Dorf auf, das sein altertümliches Aeussere noch reiner bewahrt hat als die übrigen Burgschaften
der Gegend. Die vom Kelchbach in zwei Gruppen geschiedenen gebräunten, oft auch zum Teil zerfallenen und mit flaschenhalsähnlichen
Fensteröffnungen versehenen Holzhäuser sind zu drei gegeneinander laufenden Hauptgassen angeordnet.
In der Mitte steht die schöne, geräumige und reich ausgestattete Pfarrkirche mit ihrem hohen romanischen Glockenturm. Es
ist die Mutterkirche des ganzen Zehntens, von der sich selbst Brig-Glis erst 1642 als eigene Pfarrei loslöste. Die Kapelle
neben der Kirche befindet sich über einer offenen Gruft, die eines der schönsten und am besten unterhaltenen
Beinhäuser in diesem Teil des Kantons darstellt. Die grosse Anzahl der hier aufgehäuften Schädel und übrigen Skeletteile
lässt den Schluss zu, dass Naters einst einem grossen Teil des Ober Wallis
als Nekropole gedient haben muss.
Naters wird zwar in der Gründungsurkunde von Agaunum oder Saint Maurice (515) nicht genannt, gehörte
aber dennoch wie Leuk bis ins 11. Jahrhundert zum Grundbesitz dieser Abtei. 1079 wurde es von Kaiser Heinrich IV. dem damaligen
Bischof von Sitten zugesprochen, aber bald nachher von den Grafen von Savoyen mit Beschlag belegt und erst gegen 1140 dem Bistum
wieder zurückgegeben. Als Beamte des Bischofes sassen in Naters ein Vitztum und ein Meier, welch' letzterer
in der Burg «Auf der Fluh» (Château duRoc) residierte. 1300 ging das Meieramt an die Edeln von Blandrate über.
Die 1360 verwitwete Gräfin Isabella von Blandrate wurde mit ihrem Sohn Anton auf der Rhonebrücke zwischen
Brig und Naters 1365 von den Soldaten des Bischofs Tavelli ermordet, die dann die beiden Leichen in den Fluss warfen. Hierauf
erhielt Franz von Compey das Meieramt über Naters. Von dieser Zeit an pflegten die Bischöfe öfters «Auf der Fluh» ihren
Sommeraufenthalt zu nehmen. Dieser war aber nicht immer blos mit Annehmlichkeiten verbunden, da das trotzige
und über seine Freiheit eifersüchtig wachende Volk des Ober Wallis
hier zu verschiedenen Malen seine Landesherren belagerte und
zu mancherlei Zugeständnissen zwang. So geschah es z. B. 1446 dem Bischof Wilhelm VI. von Raron und einmal auch dem Bischof
Jost von Silinen.
Sitz der
Vitztume war die Burg Ornavasso oder Urnafas, deren hochragender, 4 stöckiger und quadratischer
Turm 1899 restauriert worden ist und nun als Schul- und Gemeindehaus dient. Nachdem Mathilde von Naters 1249 den Wilhelm
von Aosta geheiratet hatte, bezog dieser die Burg Ornavasso (italienische Form für Ernenwasser), auf der seine Nachkommen
noch sassen, als das Amt eines Vitztums schon längst in andere Hände übergegangen war. Eine dritte,
auf einer Anhöhe über der Massabrücke stehende Burg gehörte den Herren von Weingarten oder Vineïs, deren bekanntester Laurent
de Vineïs, Burgherr von Sitten (1704), war.
Von ihr stand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein einzelner Turm. Die alte Rhonebrücke zwischen
Naters und Brig wird schon 1331 erwähnt und dann zwei Jahrhunderte später von Josias Simler als eine gemauerte Brücke mit
zwei Bogen beschrieben. Zu Ende des 18. Jahrhunderts trat an ihre Stelle eine Holzbrücke, die dann später ihrerseits wieder
durch eine Eisenkonstruktion ersetzt worden ist. Seit 1901 geht etwas weiter oben eine direkt zum neuen
Bahnhof führende zweite eiserne Brücke über den Fluss, die vom Kanton Wallis
und der Simplonbahn gemeinsam erbaut worden ist, dieser 55000 Fr.
und jenem 24000 Fr. gekostet hat. 1018: Nares; 1100 und 1253: villa Natrensis; 1138: Natria. Das heutige
Wappen der Burgschaft Brig und des ganzen Bezirkes, ein geflügelter Drache, gehörte einst Naters als dem damals bedeutendsten
Ort im Zehnten an. Auf Belalp und beim Dorf je ein Menhir.