oder Mithen(Grosser und Kleiner) (Kt. und Bez.
Schwyz). 1903 und 1815 m. Zwei stolze Felspyramiden über dem
anmutigen Gelände von Schwyz;
bilden den wirksamen und machtvollen Abschluss des prachtvollen Landschaftsbildes, das sich dem von
ArthGoldau her nach
Brunnen fahrenden Reisenden bietet. Ebenso imposant zeigen sie sich dem Blick von
Einsiedeln
her. Der mächtige
Stock des Grossen Mythen ragt auch von Zürich
aus gesehen bei günstiger Beleuchtung (d. h. wenn die hinter ihm
den Horizont abschliessenden
Eisgipfel in Nebel oder Dunst gehüllt sind) dunkel und drohend über die
Vorberge auf, zeigt
dann aber gewöhnlich schlechtes Wetter an. Beide Mythen bilden einen auffallenden Gegensatz zu den benachbarten
Höhen, die sanft gerundete Formen zeigen und mit saftig grünen
Wiesen und
Weiden oder dunkeln Waldungen bestanden sind.
Der Grosse Mythen (1903 m) erhebt sich in einem Schwung bis nahezu 1500 m hoch direkt über Schwyz.
Sanft geneigte
Wiesen- und Waldhänge mit zahlreichen
Häusern und
Hütten steigen langsam gegen den Fuss seiner Felswände an, die bei Sonnenuntergang
in feurigem
Rot prangen, bei bedecktem Himmel aber als finstere und düstere
Mauer in die
Höhe streben. Nördl. der beiden
Mythen führt die
Haggenegg, südl. von ihnen die
Holzegg und zwischen ihnen die
Scharte des sog.
Zwischenmythen
von Schwyz
hinüber ins
Alpthal und nach
Einsiedeln.
Der Grosse Mythen ist von drei
Seiten her unzugänglich, kann aber über den von der
Holzegg (1407 m) aus die O.-Flanke erklimmenden
guten Weg, der meist direkt in den Fels gehauen ist, bequem erreicht werden und wird sehr häufig besucht
(3 Stunden von Schwyz
aus). Der von der
Scharte des
Zwischenmythen her besteigbare, zweigipflige Kleine Mythen (1815 m) wird weit
weniger gewürdigt; kühne Kletterer leisten sich etwa das Vergnügen, von der
Haggenegg aus über den
NW.-Grat nacheinander
seine N.- und seine
S.-Spitze (1765 und 1815 m) zu erklimmen und dann nach dem
Zwischenmythen abzusteigen.
Auf dem Gipfel des Grossen Mythen steht das 1886 erbaute und von Juni bis
¶
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Oktober bewirtschaftete Mythenhaus, Eigentum der Mythen-Unternehmung und unter Aufsicht der Sektion Mythen des S. A. C. 6 Betten
und Heulager für 30 Personen. Ueber die prachtvolle Aussicht vergl. das von Alb. Heim gezeichnete und gestochene Panorama.
Beide Mythen gehören zu der langen Reihe der sog. Klippen und bestehen aus Trias- und Juraschichten,
die ohne Wurzel nach unten dem Flysch aufsitzen und daher gleichsam auf und in ihm schwimmen. Diese Schichten weisen aber
nicht helvetische, sondern mediterrane und südostalpine Fazies auf.
Der Grosse Mythen bildet eine leicht nach S. geneigte normale Mulde von Dogger und Malm (rote Kalke mit Aptychen),
unter der das Eocän ungestört durchstreicht und die auf den in verkehrter Reihenfolge liegenden Malm und Lias des Kleinen
Mythen hinaufgeschoben erscheint. Auf der Holzegg sind die Verhältnisse ziemlich verwickelt. Die Klippen werden als letzte
Ueberreste einer einst zusammenhängenden mächtigen Deckscholle betrachtet, die im Laufe der Zeit durch Erosion und
Verwitterung zum grössten Teil wieder abgetragen worden ist. Ob sie von N. oder von S. her überschoben wurde, kann zur Zeit
noch nicht mit völliger Sicherheit entschieden werden.
Vergl. darüber Carl Schmidt im Livret-Guide Géologique dans leJuraet lesAlpesSuisses. (Lausanne 1894. S. 121 ff., 145 und
146); dann namentlich auch Tobler, A. Geologische Beschreibung der Klippenregion amVierwaldstättersee.
(Beiträge zur geolog. Karte derSchweiz. NF. 12; gegenwärtig im Druck). Der Name Mythen ist bis jetzt noch nicht befriedigend
erklärt. Das Volk der Kantone Schwyz,
Zürich
und Zug
nennt die beiden Gipfel meist «Haggen» und die zwischen ihnen gelegene Alpweide
und Scharte «Mitten».