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durch ein eigenes Verfahren reproduziert worden sind. Zum letzten Mal sind diese Algen 1893-1896 aufgetreten und zwar jeweilen vom Sommer an bis in den Winter hinein. Am intensivsten trat die Erscheinung 1895 auf. Solche Algen kommen auch in andern Schweizerseen vor, aber in keinem so zahlreich und vielgestaltig wie hier.
[Ing. A. Gremaud.]
Flora.
Der Murtensee und seine sumpfigen Ufer sind reich an Wasserpflanzen. Auskunft darüber findet man in dem von den Chorherren Cottet und Castella verfassten und von der Freiburger Naturforschenden Gesellschaft 1901 veröffentlichten Guide du botaniste dans le Canton de Fribourg und ferner in späteren botanischen Publikationen dieser Gesellschaft. Wir beschränken uns hier auf das wichtigste. An den Ufern trifft man: Ranunculus flammula var. reptans, Senecio paludosus und Verbascum mixtum (bei Faoug);
auf dem überschwemmbaren Strand Litorella uniflora;
an sumpfigen Stellen Polygonum amphibium var. terrestre, Polygonum minus var. majus, Echinodorus ranunculoides;
auf Kiesboden Potamogeton perfoliatus, Heleocharis uniglumis und H. acicularis;
ferner Scirpus triqueter, Carex Oederi, Chara aspera, Equisetum variegatum etc. In den benachbarten Sümpfen und Gräben: Ranunculus lingua und R. heterophyllus;
Nymphaea alba, Nuphar luteum, Nasturtium palustre (am Ufer der Broye bei Murten) und N. amphibium, Viola persicifolia var. stagnina, Ceratophyllurn demersum und C. submersum, Sium angustifolium, Oenanthe fistulosa, Hydrocharis morsus ranae, Potamogeton gramineus und P. heterophyllus, Caulinia fragilis, Lemna gibba, Spirodela polyrrhiza, A corus calamus, Heleocharis palustris etc. Unter den niedern und noch wenig auf ihre Verbreitung untersuchten Pflanzen ist Oscillatoria rubescens anzuführen.
Fauna.
Die Fische des Murtensees unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der andern subjurassischen Seen. Percoideen: Flussbarsch (Perca fluviatilis); Cyprinoideen: Gemeiner Karpfen (Cyprinus carpio), Schleie (Tinta vulgaris), Flussbarbe (Barbus fluviatilis), Grundel (Gobio fluviatilis), Brachsen (Abramis brama; im Kanton Neuenburg Cormontant geheissen), Güster (Blicca Björkna; schwarze Varietät in Murten Platton noir geheissen), Spirling oder Bambeli (Spirlinus bipunctatus), Laugeli (Alburnus lucidus), Rotten (Scardinius erythrophthalmus), Schwal (Leuciscus rutilus; hier Vengeron genannt), Alet (Squalius cephalus), Hasel (Squalius leuciscus; in Neuenburg und Murten Ronzon und Poissonnet genannt), Rissling oder Strömer (Squalius Agassizii; in Freiburg Zizer, in Neuenburg Blavin genannt), Ellritze (Phoxinus laevis), Nase (Chondrostoma nasus), Salmonoideen: Coregonus Wartmanni confusus (Felchen), in Murten Pfärrit oder Petite Féra genannt und nicht zu verwechseln mit der Féra oder dem Weissfelchen (Coregonus Schinzii Fera) des Genfersees;
C. exiguus (Ferit oder Kropfer), der hier die Bondelle des Neuenburgersees vertritt und sich gewöhnlich in der Tiefe aufhält.
Wenn er an die Oberfläche gebracht wird, verursacht die Druckdifferenz eine Blähung des Vorderleibes, woher sein Name. Diese Erscheinung tritt in geringerem Grade auch beim vorherigen und einigen andern Fischen auf, was schon oft zu Verwechslungen Anlass gegeben hat. Der Coregonus Schinzii Palea (ebenfalls Pfärrit geheissen) gehört eigentlich dem Neuenburgersee an, aus dem er im Herbst zum Laichen in den Murtensee kommt. Ehemals selten, soll er seit der Tieferlegung der Aare und der Kanalisierung der Broye, die das Seewasser klarer gemacht haben, ziemlich gemein geworden sein.
Die Laichzeit dieser Coregonen dauert vom Dezember bis zum Beginn des Januar. Die beiden erstern legen ihre Eier auf den sandigen Seeboden, der letztgenannte auf die sandige und überwachsene Halde. Ferner sind von der Familie der Lachse oder Salmonoideen zu nennen: die Aesche (Thymallus vexillifer), die sich in den Seen mit Vorliebe nahe der Ausmündung der Flüsse aufhält;
die Seeforelle (Salmo lacustris), die sich von der Flussforelle nur durch ihr stattlicheres Aeussere unterscheidet;
der in der Tiefe lebende Saibling (oder Röteli; Salvelinus umbla).
Es kommt im Murtensee ferner vor der Hecht (Esox lucius), der trotz erschwerter Fortpflanzung noch sehr häufig ist und seine Eier am Strand und oft auch an zeitweise über Wasser liegenden Stellen ablegt, so dass sie vielfach trocken zu liegen kommen und vom Wind mit Sand überdeckt werden. Die Familie der Welse oder Silurodei ist durch den Wels (Silurus glanis) vertreten, der aber hier nicht die Grösse erreicht wie im Bodensee; immerhin werden hie und da Exemplare von nahezu 2 m Länge und 50 kg Gewicht gefangen. Er findet sich meist an der Ausmündung der Broye und geht gelegentlich auch in den Neuenburgersee hinüber. Die Muranoideen haben in der Schweiz als einzigen ¶
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Vertreter den Aal (Anguilla vulgaris), der im Murtensee ebenfalls vorkommt. Die Gedoideen oder Schellfische endlich sind durch die Trüsche (Lota vulgaris) vertreten.
In Bezug auf die Reptilien verweisen wir auf unsere Bemerkungen im Art. Freiburg (s. diesen). Im Murtensee leben auch zahllose Mollusken, deren Studium zusammen mit dem der übrigen Wirbellosen seit einigen Jahren von Prof. Yung in Genf an Hand genommen worden ist. Endlich werden die sumpfigen Ufer des Murtensees wie diejenigen des Neuenburger- und Bielersees im Herbst und während eines Teiles des Winters auch von zahlreichen Sumpf- und einigen Strandvögeln belebt, die von den Jägern eifrig angepirscht werden.
[Prof. M. Musy.]
Der Murtensee zählt etwa 20 Pfahlbaustationen. Der Steinzeit gehören an diejenigen von Guévaux, Môtier, Montilier, Murten, Meyriez, Greng und Faoug; solche aus der Bronzezeit finden sich vor Vallamand, Montilier und Greng. Die Pfahlreihen vor der Mündung des Chandon datieren wahrscheinlich aus der Römerzeit und sind Ueberreste des einstigen Hafens von Aventicum.